Wandern bei Düsseldorf – Unterwegs in Volmerswerth

Volmerswerth und der Südfriedhof
Zwischen zwei Brücken musst du geh’n …

Pkw/Parken: Parkplatz am Haupteingang vom Südfriedhof, Düsseldorf
ÖPNV: Ab Düsseldorf-Hbf. mit einer der beiden Straßenbahnlinien 704 oder 709 bis zur Haltestelle Südfriedhof
Rundweg: Ca. 8 Kilometer/2 Stunden
Streckenprofil: Überwiegend asphaltierte Wege, für Kinderwagen geeignet. Auf dem Südfriedhof sind Hunde nicht erlaubt und Fahrräder müssen geschoben werden
Einkehr: Restaurantschiff Bootshaus Bottke, Volmerswerther Deich 163, 40221 Düsseldorf, Tel. (02 11) 15 23 98, www.bootshaus-bottke.de (Do geschl.); Restaurant Mayflower, Volmerswerther Deich 151–155, 40221 Düsseldorf, Tel. (02 11) 15 68 12, www.may-flower.de
Am Wegesrand: Südfriedhof; Tierfriedhof; Fleher Rheinbrücke; Düsseldorfer Stadtteile Flehe und Volmerswerth; St. Dionysiuskirche; Josef-Kardinal-Frings-Brücke; Faustball

Breite Wege auf dem Rheindeich laden zu einem ausgedehnten Spaziergang ein. Dabei beobachten wir den regen Verkehr der Berufsschiffe auf dem Rhein und schauen dem Treiben zwischen den Volmerswerther Gewächshäusern zu, in denen zahlreiche wohlduftende Blumen sprießen und darauf warten, am Ende der Tour von Wanderern gekauft zu werden. Zwischendurch erfahren wir eine Menge Interessantes über die Düsseldorfer Brückenbaukunst. Nicht zu übersehen ist das Portal des Südfriedhofes, an dem wir unsere Wanderung beginnen.

Der Südfriedhof wurde im April 1904 mit einer Größe von rund 28 Hektar eröffnet, heute ist die Größe auf 46 Hektar angewachsen. Damit ist er aber immer noch deutlich kleiner als der Düsseldorfer Nordfriedhof (siehe Tour 20, S. XX). Einige bekannte Politiker und Schauspieler haben in dem mit Eichen, Linden und Ulmen bestandenen Friedhof ihre letzte Ruhestätte gefunden. Wir finden auf ihm mehrere hundert Kriegsgräber, einige muslimische Grabfelder sowie ein anonymes Urnenfeld. Auffällig ist die große Friedhofskapelle, die 1908 fertig gestellt wurde. Architekt war Johannes Radke, der auch für weitere öffentliche Gebäude in Düsseldorf verantwortlich zeichnet. Seit Mitte der 1990er-Jahre steht der Friedhof unter Denkmalschutz.

Die Hauptachse des Friedhofs breitet sich vor uns aus, und wir nutzen einen der beiden parallel verlaufenden Wege. Auf dem leicht abwärts führenden Weg sehen wir linker Hand die ansehnliche Friedhofskapelle. Die stattlichen Gräber rechts und links des Weges wirken trotz ihres teilweise hohen Alters sehr gepflegt. Nach mehreren hundert Metern gelangen wir zu einem Rondell, an dem eine Stele in den Himmel ragt. Dort halten wir uns halblinks und erreichen nach einer langgezogenen Linkskurve die Grabfelder mit den muslimischen Gräbern, die nach Mekka ausgerichtet sind. Der Friedhofszaun zu unserer Rechten hilft uns, uns auf dem verwinkelten Friedhof zu orientieren, denn wir bleiben immer in seiner Nähe. An den beiden folgenden Gabelungen halten wir uns jeweils an den rechten Weg, bis wir vor einer hölzernen Wand stehen. Wir schwenken vor ihr nach rechts und verlassen auf dem Schotterweg durch ein kleines Tor den Südfriedhof. Unter einer Hochspannungsleitung wenden wir uns nach links und passieren einen kleinen Parkplatz. Wer will, kann hier einen kurzen Abstecher zum Tierfriedhof Düsseldorf machen.

Obwohl Tierbestattungen schon seit rund 12.000 Jahren bekannt sind, wird die Tatsache, dass jemand sein verstorbenes Haustier begraben möchte, oftmals belächelt. Dabei ist dies für viele Menschen, gerade für Kinder und alleinstehende ältere Personen, eine Möglichkeit ihre Trauer zu bewältigen. Ausgrabungen ergaben, dass die Tierbestattung besonders im östlichen Mittelmeerraum weit verbreitet war. Auf Zypern wurden lange vor unserer Zeitrechnung bereits Katzen als Haustiere gehalten und nach ihrem Tod beerdigt. Bekannt sind auch Bestattungen im alten Ägypten, bei der die Tiere zudem einbalsamiert wurden.

Unsere Route führt uns aber auf dem Aderräuscherweg an dem kleinen Friedhof vorbei bis zur nahe gelegenen Hauptstraße. Diese überqueren wir und wandern geradeaus auf dem Krahkampweg durch den Stadtteil Flehe.

Flehe ist ein sehr kleiner Stadtteil mit gerade einmal 2500 Einwohnern. Er gehört zu den älteren Stadtteilen und wurde bereits bei der ersten größeren Stadterweiterung Ende des 14. Jahrhunderts eingemeindet. Trotz der Nähe zur Innenstadt besitzt Flehe noch einen dörflichen Charakter, was daran liegen kann, dass fast die Hälfte des Viertels von der Forst- und Landwirtschaft genutzt wird.

Es dauert nicht lange, bis zwischen den Häusern ein ungewöhnliches Bauwerk unseren Blick auf sich lenkt: die Fleher Rheinbrücke.

Die Fleher Rheinbrücke wurde im November 1979 dem Verkehr übergeben. Ihr Brückenpylon ist mit seinen 146 Metern Höhe der höchste Deutschlands. Die Spannweite der Brücke beträgt 368 Meter, auch ein deutscher Rekord. Lediglich bei der Gesamtlänge von 1166 Metern muss sie sich längeren Schrägseilbrücken wie zum Beispiel der Hamburger Köhlbrandbrücke oder der nur wenige Kilometer weiter nördlich gelegenen Flughafenbrücke unterordnen.

An der Kreuzung biegen wir nach rechts auf die Straße Auf dem Rheindamm ein und folgen ihrem Verlauf, bis wir nach kurzer Zeit am Volmerswerther Deich am Rhein stehen und die Fleher Rheinbrücke zu unserer Linken nun in ihrer vollen Breite sehen. Wir halten uns jedoch nach rechts, wandern am Rheinufer entlang, womit wir den ebenfalls sehr kleinen und einwohnerarmen Stadtteil Volmerswerth erreichen. Auch er gehört zu den älteren Teilen der Stadt, kam jedoch erst rund einhundert Jahre nach Flehe zu Düsseldorf.

Am gegenüberliegenden Ufer erkennen wir, dass wir uns an Rheinkilometer 733 befinden, während sich wenige Meter später zu unserer Rechten Seite die St. Dionysiuskirche erhebt.

Die St. Dionysiuskirche wurde in der Mitte des 19. Jahrhunderts vom Kölner Architekten Vincenz Statz geplant und errichtet. Sein Name steht für viele sakrale Bauten in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz. Doch die neogotische Kirche war schon nach gut einem Jahrhundert in so schlechtem Zustand, dass ein Neubau geplant wurde. Die Abrissgenehmigung lag schon vor, als man sich im letzten Moment entschloss, das Gotteshaus zu retten und aufwändig zu sanieren. Heute steht die Kirche unter Denkmalschutz.

Wir bleiben auf dem Deich, genießen den Ausblick auf den breiten, gemächlich dahinziehenden Rhein und folgen einer weiten Rechtskurve. Kurz bevor die Volmerswerther Bebauung endet, erreichen wir zu unserer Rechten nicht nur ein Wegekreuz, sondern auch eine Rastmöglichkeit, die rund um eine Stele angeordnet ist. Der in die Stele gravierte Text erzählt die Geschichte von Volmerswerth. Alternativ zu den Sitzbänken im Freien laden linker Hand auch das Bootshaus Bottke und das Restaurant Mayflower zu einer Einkehr ein.

Auf dem nun asphaltierten Rheindeich wandern wir zwischen Vater Rhein mit seinen Auen und einem riesigen Areal einer Gärtnerei mit ihren Gewächshäusern für längere Zeit auf dem Rheindeich weiter. Die von Weitem sichtbaren Faultürme künden das Düsseldorfer Klärwerk-Süd an. Vom Klärwerk aus erblicken wir vor uns auch schon die nächste Rheinbrücke, die Josef-Kardinal-Frings-Brücke.

Gerne wird die Josef-Kardinal-Frings-Brücke auch heute noch Südbrücke genannt, obwohl sie seit der Eröffnung der Fleher Brücke nicht mehr die südlichste Brücke Düsseldorfs ist. Aber wem will man das schon übel nehmen, bei dieser langen offiziellen Bezeichnung? Die einzigartige, sehr flache Bauweise, die nicht so recht zu den anderen Flussüberquerungen auf Düsseldorfer Stadtgebiet passen will, stammt aus dem Jahre 1951. Sie ersetzte damals eine 1929 errichtete Brücke, die jedoch kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs gesprengt wurde. Über dieses Bauwerk verbindet die Bundesstraße 1 die beiden Städte Neuss und Düsseldorf.

Wir aber machen vor der Brücke einen Schwenk nach rechts in den Batterieweg. Die folgende Vorfahrtstraße überqueren wir noch, gehen dann aber halbrechts in die Straße Aderdamm. Wir wandern an Pferdekoppeln, weiteren Gewächshäusern und am Trainingsgeländedes Vereins Sparta Bilk, auf dem Faustball gespielt wird, vorbei.

Das Spiel Faustball erinnert zunächst stark an das berühmtere Volleyballspiel. Der größte Unterschied zwischen diesen Ballsportarten besteht jedoch darin, dass beim Faustball der Ball nach der Überquerung des Netzes einmal den Boden berühren darf, bevor einer der fünf Spieler den Ball zurückschlagen muss. Faustball wird überwiegend in Europa und Südamerika gespielt. Rekordweltmeister sowohl der Männer als auch der Frauen ist Deutschland, gefolgt von Brasilien. Die letzte Weltmeisterschaft fand im August 2011 in Österreich statt.

Mit Blick auf den tieferliegenden Sportplatz gehen wir auf dem asphaltierten Weg geradeaus weiter. Hinter einer Kleingartenanlage zu unserer Linken, der zum Kleingartenverein Kriegsgeschädigter Unterbilk gehört, biegen wir links ab. Zwischen der relativ jungen Kleingartenanlage zur Linken und dem Südfriedhof zur Rechten wandern wir geradewegs auf unserem Ausgangspunkt am Friedhof zu.

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


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