Wandern bei Düsseldorf – Entlang der Erft

Entlang der Erft bei Selikum
Die zahmen Tiere des Bauernhofs warten auf neugierige Wanderer

Pkw/Parken: Parkstreifen im Hubertusweg, Neuss
ÖPNV: Ab der S-Bahnhaltestelle Neuss-Süd mit einer der Buslinien 843, 844, 869 oder 873 bis zur Haltestelle Südpark
Rundweg: Ca. 9 Kilometer/2–2,5 Stunden
Streckenprofil: Schotterige Pfade wechseln sich mit asphaltierten Spazierwegen ab
Einkehr: leider keine Einkehrmöglichkeit
Am Wegesrand: Obererft; Neuss-Selikum; Kinderbauernhof Neuss, Nixhütter Weg 141, 41466 Neuss-Selikum, Tel. (0 21 31) 90 85 21, www.kinderbauernhof-neuss.de; Wasserwehr Empellement; Erft; Schloss Reuschenberg; Gut Gnadental

Meckernde Ziegen, zahme Ponys und grunzende Schweine machen besonders den Kleinsten auf dieser Wanderung große Freude. Nach aufregenden Besuchen in einem Kinderbauernhof und im Wildgehege begleiten wir die Erft ein Stück auf ihrem Weg zur Mündung in den Rhein. Wenn sich diese von uns verabschiedet, wandern wir auf einsamen und ruhigen Wegen durch den Süden von Neuss und genießen spürbare Stille.

Von der Haltestelle Südpark gehen wir in den von der Hauptstraße abzweigenden Hubertusweg, wo die Pkw-Nutzer zahlreiche Parkmöglichkeiten finden. Wir durchwandern den Hubertusweg, die vier Hochhäuser zur Linken und die deutlich kleineren Bungalows zur Rechten. Hinter einem Kinderspielplatz macht der Hubertusweg einen Bogen nach rechts, wir aber wandern geradeaus in den Rad- und Fußweg hinein und folgen der Beschilderung des Wanderwegs A 9. Linker Hand sehen wir einen kleinen Weiher und dahinter fließt die Obererft, die jedoch von dieser Stelle aus nur zu erahnen ist.

Am Ende des Weges queren wir eine Hauptstraße und wenden uns dann nach links. Schon nach wenigen Metern stehen wir direkt vor der Obererft, überqueren sie und betreten damit den Neusser Stadtteil Selikum.

Ein kurfürstliches Dekret billigte im Spätmittelalter der Stadt Neuss das Recht zu, Wasser von der Erft für den eigenen Bedarf in die Innenstadt zu leiten. Das Privileg gilt noch heute, und das abgeleitete Wasser bildet seither die Obererft. Selikum ist ein kleiner Stadtteil am Südrand des Neusser Zentrums. Man könnte meinen, der Name stammt noch aus römischer Zeit, insbesondere da Neuss eine der ältesten Städte Deutschlands ist und von den Römern geprägt wurde. Doch die Herkunft des erstmals zu Beginn des 17. Jahrhunderts schriftlich festgehaltenen Selikum sind wohl Bezeichnungen wie Sigenlinkheim und Schleichhin.

Gleich hinter der Brücke biegen wir rechts ab und betreten durch ein Tor den Selikumer Park. Linker Hand sehen wir bereits mehrere Schafe und Ponys weiden, und nach einer kleinen Rechtskurve entlang der Obererft erblicken wir schon den dazugehörenden Kinderbauernhof Neuss. Nur wenige Schritte nach links sind’s bis zum Zugang.

Der Kinderbauernhof wurde 1978 von der Stadt Neuss eingerichtet, um vor allem Kindern ein Gefühl für die Natur zu vermitteln. Wer hierher kommt, wird von meckernden Ziegen und krähenden Hähnen begrüßt. Natürlich dürfen Schafe, Pferde und Schweine nicht fehlen, denen sich sowohl Kinder als auch Erwachsene nähern dürfen und die sich über streichelnde Kinderhände freuen und umgekehrt ein Gefühl vermitteln, wie sich ihr weiches Fell anfühlt. Zudem gibt es noch eine Obstwiese, die natürlich besonders zur Erntezeit viel Freude bereitet. Das in der Nähe liegende und zum Bauernhof gehörende Arboretum erklärt die unterschiedlichsten Baumarten.

Nach einer kleinen Rast unter dem überdachten Picknickplatz am Bauernhof geht unsere Wanderung entlang der Obererft weiter, und schon kurz hinter dem Hofeingang stehen wir am Wehr Empellement.

Das Wasserwehr Empellement, bereits der Name verrät den französischen Ursprung, wurde in der napoleonischen Zeit errichtet. Es dient einerseits dazu, den Wasserlauf der Erft in die Obererft zu regulieren, wurde jedoch auch gebaut, um den Wasserbedarf des damals geplanten Nordkanals sicherzustellen.

Wir wandern am Wehr vorbei und folgen dem geschotterten Weg durch den grün leuchtenden Selikumer Park, der sich entlang der Erft erstreckt und sowohl Kinderbauernhof als auch Arboretum umfasst. Nach einer Linkskurve überqueren wir die Obererft und geraten automatisch zu einem Wildgehege, in dem einige Damhirsche neugierig an den Zaun kommen und uns zweibeinige Wanderer vorsichtig beschnuppern. Weiter geht es durch die Parkanlage bis zum nächsten überdachten Picknickplatz, an dem wir links abbiegen. Wenig später wenden wir uns nach rechts, nutzen beim Verlassen des Parks die kleine Brücke über den Fluss. Zu unserer Linken fließt nun sanft das Wasser der Erft entlang.

Die Quelle der Erft liegt im Kreis Euskirchen, genauer gesagt im Ahrgebirge, welches bereits zur Eifel gehört. Von dort fließt der Fluss durch Bad Münstereifel, Euskirchen, Weilerswist und nimmt wenig später das Wasser des längsten Bachs Europas, der Swist, auf. Weitere Stationen sind Kerpen, Bergheim, Bedburg und Grevenbroich, bevor das Wasser Neuss erreicht und nach insgesamt 107 Kilometern in den Rhein mündet. Der Fluss hat im Vergleich zu anderen Fließgewässern eine überdurchschnittlich hohe Temperatur, was auf die Warmwassereinleitung der Braunkohleindustrie zurückzuführen ist. So kann die Erft im Sommer bis zu 28 °C und im Winter bis zu 15 °C warm sein. Das führt wiederum dazu, dass sich eingeschleppte Pflanzenarten aus Südamerika ansiedeln konnten. Auch Guppys und Rotwangenschildkröten, die zu ihrem und dem Leidwesen einheimischer Tierarten ausgesetzt wurden, haben gute Überlebenschancen.

Ein Schotterweg führt uns dann nach links dem andern der Erftufer entlang zurück. Wir folgen dem dahinziehenden Fluss auf seinem Weg in den Rhein, wobei sich unser Weg wenige Meter vom Flussufer entfernt. Eine Skulptur des Düsseldorfer Kunstwegs lassen wir links liegen und erreichen einen Asphaltweg, auf dem wir geradeaus weiterwandern. An der nächsten Möglichkeit biegen wir links ab und steuern geradewegs auf die Erft zu. Ein Abstecher über die Brücke würde uns nach kurzer Zeit zum Schloss Reuschenberg, einem Backsteinbau aus dem Jahre 1870 bringen. Es befindet sich in privater Hand, eine Innenbesichtigung ist leider nicht möglich.

Wir aber wenden uns vor der Brücke nach rechts und wandern auf dem leicht kurvigen Weg neben dem Flussbett entlang. Dabei beachten wir die Eichen und Buchen, welche schon vor vielen Jahren vom Neusser Eifelverein gepflanzt wurden, sehen, wie ein kleiner von rechts kommender Bach in der Erft verschwindet und machen zwischendurch eine kleine Pause auf einer der vielen Sitzbänke. Auch nach einer Eisenbahnunterführung bleiben wir auf dem Uferweg, bis wir vor einem alten Backsteingebäude stehen. Dort wenden wir uns nach links und überqueren an der dort eingerichteten Slalomstrecke für Kanuten, die durch ihre Tore auffällt, die Erft. Mit der Passage verlassen wir den Fluss und sehen linker Hand, wie sich die mächtigen Mauern von Gut Gnadental erheben.

Auf dem Areal von Gut Gnadental wurden Fundamente eines Eckturmes eines römischen Kastells entdeckt. Was mit dem Kastell geschah, konnte bisher noch nicht eindeutig geklärt werden. Fest steht jedoch, dass viele Jahrhunderte nach den Römern der ansässige Ritter Hermann von Forst das Gelände dem Zisterzienserorden schenkte, der daraufhin ein Kloster errichtete. Die Nonnen im Kloster hatten jahrhundertelang gegen Krankheiten, Hochwasser und Plünderungen anzukämpfen. Das endgültige Aus kam durch die Säkularisation während der napoleonischen Besetzung des Rheinlands. Nach Enteignung wurde das Gut Gnadental landwirtschaftlich genutzt. Heute beherbergt die sorgfältig nach historischen Vorgaben sanierte Anlage Büro- und Seminarräume.

Wir aber wandern geradeaus weiter, bis zum Nixhütter Weg, überqueren ihn und gehen halblinks in Richtung Tennisplätze. Vor der Sportanlage folgen wir dem Weg, der nach einer Rechtskurve neben der Gleisanlage verläuft. Am Parkplatz bei den Tennisplätzen bleiben wir geradeaus und stehen wenig später vor einem Wall an einer T-Kreuzung. Damit befinden wir uns am Autobahnabzweig Neuss-Hafen, der einem Autobahndreieck gleicht. Zunächst müssen wir eine Autobahnausfahrt unterqueren, in dem wir nach links gehen und nur wenig später geht es durch einen Tunnel unter der Autobahn 57 durch. Hinter dem Tunnel biegen wir nach links ab und folgen weiterhin den Gleisen. Nach dieser einsamen Strecke mit viel Ruhe, die nur gelegentlich von vorbeifahrenden Zügen unterbrochen wird, passieren wir die große, hinter hohen Hecken versteckte Kleingartenkolonie Römerlager und unterqueren eine Fußgängerbrücke. Kurz darauf blicken wir von einer Holzbrücke auf die Obererft, spazieren wenige Minuten auf dem schmalen, gepflasterten Weg und betrachten das gemütliche Leben in der benachbarten Wohnanlage. An einer Hauptstraße wenden wir uns nach links, unterqueren die Bahngleise und wandern neben der Straße an einer Schule und einem Sportplatz vorbei, bis zu einer Ampelkreuzung. Wir biegen nach links in einen Fußweg, der durch einen kleinen Erdwall von der Bergheimer Straße abgetrennt ist und uns für kurze Zeit Ruhe verspricht. Wenig später schauen wir von einer Brücke nicht nur auf die Autobahn 57, sondern blicken auch auf unsere Wanderung zurück, denn am Horizont sehen wir das von uns unterquerte Autobahnkreuz.

Rund 100 Meter hinter der Brücke schwenken wir nach links auf einen Fußweg, halten uns dann aber rechts. Abseits des Autolärms wandern wir an der kleinen Straße entlang, links vor uns haben wir schon die Hochhäuser, vor denen wir unsere Wanderung begonnen haben, im Blick. Am Ende der Straße biegen wir nach links ab und steuern direkt auf unseren Startpunkt zu.

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


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