Von Schlössern und Klöstern bei Glehn

Eine Quarzitkuppe lenkt nicht nur unseren Blick auf sich, sondern präsentiert sich mit einem herrlichen Naturschutzgebiet, gleich in direkter Nachbarschaft zum sehenswerten Schloss Liedberg und einem alten Mühlenturm. Im Anschluss folgt Schloss Dyck, welches nicht nur mit seinem Gebäude Aufmerksamkeit erregt, sondern auch durch die umliegenden Gärten, die bis zum Nikolauskloster reichen – einem weiteren Etappenziel auf unserer Wanderung durch die Kulturgeschichte im Rhein-Kreis Neuss.

Pkw/Parken: Parkplatz an der St. Pankratiuskirche, Hauptstraße in Glehn.
ÖPNV: Ab Neuss Landestheater mit dem Bus 864 bis Glehn, Kirche.
Rundweg: Ca. 9,5 Kilometer/2–2,5 Stunden
Streckenprofil: Überwiegend auf landwirtschaftlichen Nutzwegen
Einkehr: Bistro Botanica im Schloss Dyck, Schloss Dyck 1, 41363 Jüchen, Tel. (0 21 82) 8 24 56 20, www.botanica-schloss-dyck.de (Okt.-März geschl. und sonst Mo geschl., es wird keine Eintrittskarte für das Schloss benötigt); Dycker Weinhaus, Klosterstraße 2, 41363 Jüchen-Damm; Café im Nikolauskloster, 41363 Jüchen, Tel. (0 21 82) 82 99 60, www.nikolauskloster.de
Am Wegesrand: Glehn; Schloss Liedberg; Schlosskapelle; Mühlenturm; Naturschutzgebiet Liedberg mit Quarzitkuppe; Schloss Dyck, Zentrum für Gartenkunst und Landschaftskultur, Schloss Dyck 1, 41363 Jüchen, Tel. (0 21 82) 82 40, www.stiftung-schloss-dyck.de; Nikolauskloster, 41363 Jüchen, Tel. (0 21 82) 82 99 60, www.nikolauskloster.de; Jüchener Bach

Auf der durch Glehn verlaufenden Hauptstraße wenden wir uns dem kleinen Kirchplatz zu und machen uns sowohl mit der Kirche St. Pankratius als auch mit der Ortschaft Glehn vertraut.

Der Jüchener Bach wurde vermutlich im Bereich des heutigen Glehns im frühen Mittelalter als Glene bezeichnet, wonach der Ortsname abstammen könnte. Die Kirche St. Pankratius taucht in den Annalen der Ortschaft bereits im Jahr 1276 auf. Seither hat Glehn eine ruhige und unspektakuläre Geschichte verbracht und wurde 1975 nach Korschenbroich eingemeindet.

Vor dem Gotteshaus gehen wir nach links und biegen auf der Kirchstraße ebenfalls nach links ab. Schon nach wenigen Augenblicken erreichen wir wieder die Hauptstraße, biegen rechts ab und folgen ihr durch eine sanfte Linkskurve. Während die Hauptstraße daraufhin nach rechts abknickt, gehen wir geradeaus in die kleine Straße Am Hagelkreuz. Wir wandern an den letzten Häusern von Glehn vorbei und erreichen farbenfrohe Felder, die bis an den Horizont zu reichen scheinen. An einer T-Kreuzung biegen wir rechts ab, gehen zwischen den Feldern bis zu einigen Gewächshäusern und wenden uns vor den gläsernen Bauten nach links. Auf dem Blankpfad streifen wir den Weiler Schlich und überqueren mit Blick auf die Quarzitkuppe Liedberg einen Feldweg. Auch an einem steinernen Bildstock wandern wir vorbei und erreichen den kleinen Ort Liedberg, in dem wir an einem Wegekreuz links abbiegen und dem aufwärts führenden Weg folgen. Dabei gehen wir zunächst die Straße Am Markt bis zu ihrem Ende und kommen nach einer Linkskurve ganz automatisch zum Schloss Liedberg.

Blick aufs Wasser
Blick aufs Wasser

An der westlichen Seite des Liedberges entstand im 14. Jahrhundert eine Höhenburg mit Vorburg und Hauptburg. Doch die Grundmauern des Schlosses, wie wir es heute sehen können, sind sogar auf das 11. Jahrhundert zurück zu datieren, was darauf schließen lässt, dass an dieser Stelle schon zuvor eine Befestigung errichtet wurde. Das barocke Äußere der Schlossanlage erhielt das Bauwerk gegen Ende des 17. Jahrhunderts, nachdem die Burg im siebenjährigen Holländischen Krieg fast vollständig zerstört wurde. Schwere Schäden erlitt die Burg auch durch einen Bombentreffer im Zweiten Weltkrieg, woraufhin es bis Ende der 1960er-Jahre dem Verfall preisgegeben war. Seit dem erlebte es einige Besitzerwechsel und wird laufend restauriert. Eine Besichtigung ist daher nur von außen möglich.

Wenn wir die Straße wieder ein kurzes Stück hinab gehen und uns nach links wenden stoßen wir nicht nur auf die Schlosskapelle, sondern auch auf den Mühlenturm.

Die Schlosskapelle wurde Anfang des 18. Jahrhunderts auf Weisung des damaligen Vogtes errichtet, der auch für den barocken Umbau Schloss Liedberg verantwortlich zeichnet. Der Mühlenturm entstand hingegen deutlich früher und war Teil der Befestigungsanlage. Das aus gebrannten Ziegeln und Sandsteinblöcken errichtete Bauwerk war ursprünglich ein Wohnturm, verlor aber schnell die Bedeutung als solcher und wurde zu einer Windmühle umfunktioniert. Rentabel war sie jedoch nie und ausgerechnet Wind beendete im Jahr 1836 bis heute die Tätigkeit der Mühle, als ein Sturm die Mühlenräder vom Dach blies.

Vor dem Turm halten wir uns links und lassen Liedberg hinter uns, in dem wir geradewegs in das gleichnamige Naturschutzgebiet hinein wandern.

Das Naturschutzgebiet Quarzitkuppe Liedberg wurde 1991 unter Schutz gestellt. In der Begründung werden die seltenen Tierarten und die bis zu 200 Jahre alten Buchen und Eichen genannt. Die Quarzitkuppe ist mit ihren 20 Metern Höhe eine auffällige Landmarke in der ansonsten überwiegend flachen Umgebung. Früher wurde die Kuppe auch als Steinbruch genutzt, heute ist sie – abgesehen vom gleichnamigen Schloss – beinahe vollständig unbebaut und komplett bewaldetet. Neben alten Buchen, Eichen und auch üblicherweise frei stehenden Linden können wir im Naturschutzgebiet auch Robinien finden. Bei der Wanderung durch das Gebiet ist das Klopfen eines Spechtes obligatorisch. Zahlreiche der alten Bäume besitzen Höhlen des Buntspechts.

Wir gehen über die Kuppe hinweg und leicht bergab bis zum Waldrand. Nach rechts wendend wandern wir ein kurzes Stück am Fuße der Kuppe entlang und biegen an der ersten Möglichkeit nach links ab. Zwischen Roggen, Weizen und Gerste führt unser Weg geradewegs auf das Dorf Steinforth zu. Dabei unterqueren wir eine Hochspannungsleitung und biegen gleich am ersten Hof links ab. An einer T-Kreuzung gehen wir nach rechts auf den Kommerweg und folgen diesem bis zu einem Wegekreuz, an dem wir uns auf einer Sitzbank ein wenig erholen können.

Am Wegekreuz biegen wir links ab, um schon nach 50 Metern rechts in den Klosterweg einzubiegen. Diesem schmalen Feldweg folgen wir bis zu seinem Ende, gehen dann rechts weiter und treffen auf eine Landstraße. An der Straße wenden wir uns nach links, wandern auf dem straßenbegleitenden Weg auf einer Allee entlang und erreichen schon nach kurzer Zeit gegenüber einer alten Kastanienalle auf der rechten Seite den Zugang zum Schloss Dyck.

Stolz präsentiert sich Schloss Dyck mit einer Hochburg und zwei Vorburgen, die sich im stillen Wasser des sie umgebenden Wassergrabens spiegeln. Ein Mann namens Hermannus de Dicco war vermutlich der erste Besitzer der Burg, die im ausgehenden 11. Jahrhundert zum ersten Mal erwähnt wurde. Das vierflügelige Schloss mit seinen Ecktürmen und einem beinahe quadratischen Innenhof besitzt darüber hinaus seit dem Ende des 18. Jahrhunderts noch einen Englischen Garten, der einen vorherigen Barockgarten ersetzte. Dieser war nicht nur Teil der Landesgartenschau 2002, sondern gehört auch zur Straße der Gartenkunst zwischen Rhein und Maas, die bei den Vorbereitungen zur Landesgartenschau als Touristikstraße geschaffen wurde und seither zahlreiche herrschaftliche Häuser und Parklandschaften miteinander verbindet. Schloss Dyck ist zudem bei vielen Menschen als Filmkulisse der Vorabendserie Verbotene Liebe bekannt, die Ende der 1990er-Jahre hier gedreht wurde.

Nach der Schlossbesichtigung gehen wir zurück zur Landstraße und wandern entlang der neuen Gärten mit Blick auf Rosen, Dahlien und Olivenbäume in einem weiten Bogen bis zum Nikolauskloster, welches auf der rechten Seite auf unseren Besuch wartet.

Schon im 12. Jahrhundert soll es an der Stelle des heutigen Klostergebäudes eine Kapelle gegeben haben. Erwähnt wurde sie zum ersten Mal im Jahr 1398 und nur kurze Zeit darauf vom Eremit Heinrich von der Blume in Beschlag genommen. Ihm schlossen sich weitere Personen an, aus denen die Gründung des Klosters hervorging. Bis zur Säkularisation wurde das Klostergebäude stetig erweitert und erhielt schon früh seine heutige Gestalt. Nachdem es zwischenzeitlich als Vorratskammer und als Ackerbauschule genutzt wurde, konnte im Jahr 1860 wieder der erste Gottesdienst abgehalten werden. Im hinteren Teil des Gartens befindet sich etwas versteckt unter hohen Bäumen eine prächtig angelegte Mariengrotte.

Gegenüber vom Kloster endet die Kastanienallee, die am Schloss Dyck begann. Wir gehen an ihr vorbei und noch ein kurzes Stück neben der Landstraße um eine Rechtskurve herum. Der Jüchener Bach ist uns Zeichen, links abzubiegen und ihn ein Stück des Wegs zu begleiten.

Der Jüchener Bach ist rund 18 Kilometer lang und führt durch fruchtbaren Lössboden. Schon zu napoleonischen Zeiten wurden weite Teile des Bachs begradigt, der schließlich auch in den von Napoleon initiierten Nordkanal mündet. Heute muss der Bach oft auf künstliche Weise mit Grundwasser gespeist werden, da durch den nahe gelegenen Tagebau das Grundwasser deutlich abgesenkt und das Quellgebiet trocken gefallen ist.

Auf dem schmalen Weg genießen wir die ruhige Wanderung an einem kleinen Wäldchen entlang und schauen dabei zu, wie sich der schmale Bach seinen Weg bahnt. Am Rande des Waldes erreichen wir die Schulstraße, an der wir links abbiegen und durch eine Rechtskurve herum wandern. Damit haben wir Glehn wieder erreicht und wandern auf der geschwungenen Straße an Wohnhäusern vorbei. Rund 500 Meter nachdem wir den Jüchener Bach verlassen haben, kommen wir schließlich wieder an unserem Ausgangspunkt in Glehn an.

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


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