Mit Genuss verlassen wir das Zentrum von Castrop-Rauxel und fahren durch kleine Wälder und weiter Felder bis zum Dortmund-Ems-Kanal, an dem wir entspannt bis zum Schiffshebewerk Henrichenburg gelangen und dort auf den Uferweg am Rhein-Herne-Kanal abbiegen.
Start und Ziel: Hauptbahnhof von Castrop-Rauxel, Berliner Platz in Castrop-Rauxel
Pkw: Auf der Autobahn 42 bis zur Ausfahrt 26 (Castrop-Rauxel) und auf der Bundesstraße 235 der Beschilderung zum Hauptbahnhof folgen.
ÖPNV: Mit dem Regionalexpress 3 oder der S-Bahnlinie 2 bis Castrop-Rauxel Hbf
Rundtour: Ca. 23 Kilometer/2,5 Stunden
Streckenprofil: Zu Beginn waldreiche Strecke und landwirtschaftliche Nutzwege. Ungefähr ab der Hälfte der Tour überwiegend flache Schotterwege entlang der Kanalufer.
Einkehr: Diverse Einkehrmöglichkeiten in Castrop-Rauxel; Papachristos Henrichenburg, Provinzialstraße 19 a, 45731 Waltrop, Tel. (0 23 63) 7 21 34; Riad Mediterrane Genusswelten, Wartburgstraße 281, 44577 Castrop-Rauxel, Tel. (0 23 67) 1 81 51 68, www.riad-gastronomie.de
Am Wegesrand: Castrop-Rauxel; Dortmund-Ems-Kanal; Schiffshebewerk Henrichenburg, Am Hebewerk 2, 45731 Waltrop, Tel. (0 23 63) 9 70 70, (Mo geschl.); Rhein-Herne-Kanal; Wasserburg Henrichenburg, Freiheitstraße/Wartburgstraße, 44581 Castrop-Rauxel, Tel. (0 23 67) 88 88
Wichtiger Hinweis: Der Inhalt dieses Artikels stammt aus meinem nicht mehr erhältlichen Reiseführer über Radtouren im Osten des Ruhrgebiets. Die meisten Informationen werden daher veraltet sein und dieser Artikel kann nur als grobe Richtschnur dienen.
Wir verlassen den Bahnhof von Castrop-Rauxel und radeln über den Vorplatz bis zur Einmündung der Victorstraße in die Bahnhofstraße. Dort nutzen wir den straßenbegleitenden Radweg der Bahnhofstraße und radeln rund 1000 Meter geradeaus, bis wir an einem Kreisverkehr das futuristisch anmutende Forum Europaplatz zu unserer Linken sehen. Wir radeln noch ein kleines Stück über den Kreisverkehr hinweg, biegen aber dann links auf die Rampe ein, die uns über die Freifläche zwischen dem Rathaus der der Europahalle hinweg führt, in der sich auch das Westfälische Landestheater von Castrop-Rauxel befindet.
Die Stadt Castrop-Rauxel liegt in Norden des Ruhrgebiets, im so genannten Emscherland. Das Gebiet wurde schon von Römern und Germanen besiedelt. Im 9. Jahrhundert wurde zum ersten Mal eine Villa Castrop erwähnt. Die neuere Geschichte der Stadt beginnt 1926, als Castrop zusammen mit weiteren Gemeinden zur Stadt Castrop-Rauxel zusammengelegt wurde. Das Wappen zeigt das Andreaskreuz im blauen Feld. Heute ist Castrop-Rauxel eine interessante postindustrielle Stadt. Die höchste Erhebung der Stadt und zugleich ein Symbol der postindustriellen Geschichte ist die 147 Meter hohe Halde Schwerin. Sie ist die Abraumhalde der ehemaligen Zeche Graf Schwerin, die 1967 stillgelegt wurde. Ihren Gipfel schmückt eine überdimensionale Sonnenuhr aus Stahl. Von hier aus erstreckt sich ein schönes Panorama auf die Umgebung. Das Wahrzeichen der Stadt hat ebenfalls eine industrielle Vergangenheit. Dabei handelt es sich um die ehemalige Zeche Erin, die 1867 von einem irischen Industriellen gegründet wurde und 1983 stillgelegt wurde. Seit der Stilllegung werden die Fördertürme – einer von ihnen ist ein sogenannter Hammerkopfturm – als Denkmal geschützt und künstlerisch illuminiert. Heute ist Castrop-Rauxel eine moderne Stadt im Grünen, in der man die Spuren der älteren und jüngeren Vergangenheit treffen kann.
1 Castrop-Rauxel; 0,0 km
Am Ende der Freifläche sehen wir einen Parkplatz, den wir links haltend überqueren und wieder hinab zur Straße gelangen. Wir wenden uns nach rechts, überqueren an einer Kreuzung die Habinghorster Straße und halten uns am Ende des Wegs halb rechts, womit wir Castrop-Rauxel verlassen haben und ein kurzes Stück zwischen den Feldern genießen. In einer kleinen Wohnsiedlung biegen wir zwei Mal scharf links ab und erreichen durch die Straße Am Wildgehege einen kleinen Wald. In diesem bleiben wir auf dem asphaltierten Hauptweg und folgen an einem Abzweig nach links der Beschilderung der Grünen Acht.
Die Grüne Acht ist ein etwa 40 Kilometer langer Rundradweg im Ruhrgebiet, der um die Stadt Castrop-Rauxel herumführt. Der Name geht auf den Verlauf der Strecke zurück, der in seiner Form an die Ziffer 8 erinnert. Der Rundkurs ist sehr gut ausgeschildert und verläuft auf gut befahrbaren Wegen, die meist durch das Grüne führen. In Norden ist der Weg eher flach, doch im südlichen Verlauf des Radweges ist die Landschaft etwas hügeliger, da der Radweg durch das Castroper Hügelland verläuft. Direkt auf dem Rundkurs oder auf kurzen Abstechern treffen wir auf Natur und Kultur, auch die postindustrielle Kultur, die sich im Ruhrgebiet sehr gut entwickelt hat. Viele interessante Orte und Sehenswürdigkeiten liegen am Wegesrand. Zu denen gehören beispielsweise das Industriemuseum Zollern, das Schloss Bladenhorst, der Landschaftspark Bladenhorst mit dem Kunstwald Teutoburgia und die Berghalde Schwerin. Die Grüne Acht eignet sich auch für Wanderungen ohne Fahrrad.
Mit leichten Kurven überqueren wir eine Kreuzung, folgen dem sanften Aufstieg und treffen wenig später auf eine T-Kreuzung, an der wir den Fahrradlenker nach rechts einschlagen. Hinter einem Wanderparkplatz auf der linken Seite überqueren wir den Deininghauser Bach und biegen gleich hinter der Brücke nach links ab. Während sich der kleine Bach zu unserer Linken leise durch die Landschaft schlängelt, bleiben wir auf dem gut ausgebauten Radweg. Nach der Unterquerung einer Eisenbahnbrücke halten wir uns rechts und radeln bis zu einer Straße. Wir biegen links ab, folgen dem Straßenverlauf durch eine Linkskurve und erreichen nach kurzer Zeit nicht nur eine zu Henrichenburg gehörende Wohnsiedlung, sondern auch die Recklinghauser Straße, an der wir uns nach links wenden.
Doch schon nach 400 Metern biegen wir hinter der Vinckestraße nach rechts ab und genießen die Fahrt auf dem schotterigen Weg. Es dauert gar nicht lange, bis wir die Emscher überqueren und nur wenige Meter darauf die Autobahn 2. Direkt hinter der Autobahn wartet ein kleiner Weg auf uns, der uns halbrechts entlang der Straße Am Rapensweg bringt. Zu unserer Linken werden wir von einer Grünanlage begleitet, der sogenannten Halde Am Rapensberg, in deren Zentrum wir sogar ein kleines Amphitheater besuchen können.
2 Halde Am Rapensberg; 5,5 km
Doch wir radeln weiter geradeaus, durchqueren eine Linkskurve und erreichen die Ickerner Straße, an der wir rechts abbiegen. Schon nach wenigen Metern wenden wir uns erneut nach rechts und radeln nun in den Wald hinein. Nach einer Linkskurve erreichen wir ein Feld, unterqueren Hochspannungsleitungen und erkennen auf dem hiesigen Kapellenweg ein Wegekreuz, an dem wir abermals rechts abbiegen. Mitten zwischen den Feldern taucht plötzlich auf unserer linken Seite die kleine Kapelle Leveringhausen auf, deren Ursprünge auf das 11. Jahrhundert zurück gehen. Wir bleiben an der im Jahr 2010 restaurierten Kapelle geradeaus und stoßen wenig später auf den Dortmund-Ems-Kanal.
Der Dortmund-Ems-Kanal ist eine Bundeswasserstraße, deren Länge etwa 224 Kilometer beträgt. Sie verläuft zwischen dem Stadthafen in Dortmund und Papenburg, bis sie in die Ems einmündet. Sieben Jahre dauerte der Bau des Kanals. Dieses Unternehmen war wichtig für die Wirtschaft, da die Eisenbahn zu sehr mit Transport der Rohrstoffe aus dem Ruhrgebiet belastet war. Die neue Wasserstraße wurde 1899 offiziell in Anwesenheit von Kaiser Wilhelm II. eröffnet. Im Laufe der Zeit wurde der Kanal mit Schleusen versehen und ausgebaut. Diese Maßnahmen waren nötig, um die Tragfähigkeit für die Schiffe zu vergrößern. Das wichtigste Bauwerk am Kanal ist das Schiffshebewerk Henrichenburg, dessen Aufgabe es ist den Unterschied zwischen den Wasserstufen für die Schiffe anzupassen. Entlang des Dortmund-Ems-Kanals führt die Dortmund-Ems-Kanal-Route. Es handelt sich dabei um einen gut ausgebauten Radfernweg, der das Ruhrgebiet sehr einfach mit der Nordsee verbindet.
4 Dortmund-Ems-Kanal; 10,5 km
Vor dem Kanal wenden wir uns nach links und radeln ganz entspannt auf dem schotterigen Untergrund des Kanalradwegs entlang. Zunächst passieren wir das Sicherheitstor Groppenbruch, unterqueren eine Straßenbrücke und folgen dem Kanal und seinem Radweg durch eine weite Linkskurve. Dabei genießen wir nicht nur die Aussicht über die Landschaft hinweg, sondern passieren einen kleinen Campingplatz zu unserer Linken, bevor wir zwei weitere Straßenbrücken unterqueren. Kurz darauf erkennen wir vor uns, wie sich der Kanal verbreitert und nun einen Schleusenpark bildet, der besonders durch das alte Schiffshebewerk bekannt ist.
Das alte Schiffshebewerk Henrichenburg in Waltrop wurde zusammen mit dem Dortmund-Ems-Kanal im Jahr 1899 eingeweiht und in Betrieb genommen. Es war das bedeutendste Bauwerk des Kanals. Seine Aufgaben glichen den Aufgaben eines Fahrstuhls. Es ermöglichte Schiffe zu heben und anschließend zu senken, um dadurch den Wasserunterschied zu bewältigen. Für die damalige Zeit war das Bauwerk eine interessante und moderne Konstruktion. Das ursprüngliche Schiffshebewerk war in Betrieb bis in die 60er Jahre des 20. Jahrhunderts, als seine Funktion von dem neueren und größeren Werk übernommen wurde. Der alten Konstruktion drohte zwar zunächst ein Abriss. Doch dazu kam es aber nicht und das Bauwerk wurde zu einem technischen Denkmal erklärt, in dem sich das heutige LWL- Industriemuseum befindet. Das Museum präsentiert alte Schiffe, Geräte für Schiffsreparaturen, historische Kräne und andere Exponate, die mit der Geschichte der Schifffahrt und des Schiffsverkehrs verbunden sind. Das alte Schiffshebewerk gehört zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Route der Industriekultur.
5 Schiffshebewerk Henrichenburg; 15 km
Wir bleiben auf dem Damm neben dem Kanal bis zu seinem Ende und radeln dann über die kleine Brücke. Durch den Schleusenpark lassen wir uns auch durch die Beschilderung der Grünen Acht leiten. Zwischen den beiden Türmen mit ihren Barockhauben verlieren auch wir etwas an Höhe und radeln durch die alte Schachtschleuse hinab bis zu einem Yachthafen. Wir halten uns halblinks, radeln an den weiß leuchtenden Yachten vorbei und erreichen den Rhein-Herne-Kanal, vor dem wir nach links abbiegen.
Der Rhein-Herne-Kanal wurde zwischen 1906 und 1914 erbaut und ist eine relativ kurze Wasserstraße, die durch das Ruhrgebiet verläuft. Ihre Länge beträgt etwa 45 Kilometer. Sie bildet trotz der Kürze eine wichtige Verbindung zwischen dem Rhein bei Duisburg und dem Dortmund-Ems-Kanal. Der Kanal diente und dient immer noch vor allem dem Transport. Doch auch der Tourismus setzt sich immer mehr durch. Im Sommer finden regelmäßig Linienfahrten auf dem Rhein-Herne-Kanal statt. Die Gäste können zwischen dem Gelsenkirchener Nordpark und dem Oberhausener Kaisergarten pendeln. Entlang des Kanals führt auch ein Radweg – als Teil des Emscher Park Radwegs.
6 Rhein-Herne-Kanal; 16,5 km
In einer weiten Kurve gelangen wir ganz automatisch zum alten Schiffshebewerk, welches sich neben uns erhebt und nun ein Museum beherbergt. Wir biegen nach rechts unter die Unterführung ab und noch vor dem Parkplatz erneut nach rechts. Durch die Straße Im Depot gelangen wir wieder zum Rhein-Herne-Kanal zurück, an dessen Ufer wir unsere weitere Radeltour genießen. Drei Straßenbrücken werden auf den nächsten 2.200 Metern von uns unterquert, bevor wir dem Kanal den Rücken kehren und eine Heckenlandschaft zu unserer Linken sehen. Diese markiert den Standort und den Grundriss der einstigen Henrichenburg.
7 Henrichenburg 19 km
Diese stand hier mindestens 500 Jahre, bevor sie Ende des 18. Jahrhunderts abgetragen wurde und in Vergessenheit geriet. Erst durch eine geplante Neubausiedlung in den 1990er-Jahren stieß man auf Überreste der Burg, die daraufhin archäologisch untersucht wurde. An der Brücke neben der einstigen Burg wenden wir uns nach links und radeln auf der Wartburgstraße geradeaus. Nur wenige Tritte in die Pedale sind es bis wir die schmale Emscher überqueren und uns wieder im innerstädtischen Bereich befinden. Den hohen Turm der evangelischen Petrikirche lassen wir zu unserer Rechten und radeln weiter geradeaus über zwei Kreisverkehre hinweg. Kurz darauf sehen wir bereits eine Eisenbahnbrücke, die wir noch schnell unterqueren und erkennen direkt dahinter den Vorplatz des Bahnhofs.
Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.
Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.
Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.
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