Fernweh mag nur im ersten Moment aufkommen, wenn wir sehen, wie die Flieger mit ihren Urlaubern abheben. Doch warum in der Ferne schweifen, wenn das Gute liegt so nah? Bei einer Umrundung der sogenannten Startbahn Ruhrgebiet genießen wir weite Ausblicke über die grün leuchtende Landschaft und erfreuen uns an einer Wanderung zwischen den Feldern und an einem Liebesbaum vorbei.
Pkw/Parken: Parkplatz am Flughafen Dortmund-Wickede, Flugplatz
ÖPNV: Ab Dortmund Hbf. mit dem Bus Airport Express bis Dortmund Airport/Terminal.
Rundweg: Ca. 8,9 Kilometer/2 Stunden
Streckenprofil: Straßen und gut ausgebaute Landwirtschaftswege.
Einkehr: Diverse Einkehrmöglichkeiten im Flughafengebäude
Am Wegesrand: Dortmunder Flughafen; Wickede; Jüdischer Friedhof Wickede, Drehfunkfeuer

Wichtiger Hinweis: Der Inhalt dieses Artikels stammt aus meinem nicht mehr erhältlichen Reiseführer über Wanderungen in und um Dortmund. Die meisten Informationen werden daher veraltet sein und dieser Artikel kann nur als grobe Richtschnur dienen.
Nach einem kurzen Blick in die Ankunftshalle des Flughafens gehen wir vor die Tür und beginnen mit unserer Wanderung rund um den Flughafen, die uns trotz der Flieger durch die Natur bringt. Wir halten uns zunächst nach links und überqueren den Flughafenring, um zur breiten Hauptstraße zu gelangen, die parallel zum Flughafen verläuft. Wir halten uns rechts, gehen auf dem Fuß- und Radweg an der Straße entlang und machen uns dabei mit der Geschichte des Flughafens vertraut.
Wer in sein Navigationsgerät die Flughafenstraße in Dortmund eingibt, wird nicht zum Dortmunder Flughafen geführt, sondern in den Stadtteil Brackel. Dort nämlich beginnt die Geschichte des Dortmunder Flughafens. 1925 wurde er feierlich eröffnet und der Vorgänger der heutigen Lufthansa hob 12 Mal täglich Richtung Kopenhagen und Zürich ab. Nur drei Jahre später wurden 8.000 Starts und Landungen gezählt und somit war der Flugplatz neben dem Kölner Flughafen der wichtigste im westlichen Deutschland. 120.000 Menschen kamen im Jahr 1930 zum Flughafen, als das Luftschiff Graf Zeppelin zur Landung ansetzte. Nach dem Zweiten Weltkrieg verlor der Standort in Brackel an Bedeutung und wurde im Laufe der Jahre eingeebnet. Eines der wenigen Überbleibsel ist die erwähnte Flughafenstraße. Der heutige Flughafen befindet sich weiter im Osten und wurde 1960 angelegt. Etappenweise wurde er im Laufe der Jahre ausgebaut und bezeichnet sich als Startbahn Ruhrgebiet. Mitte der ersten Dekade des 21. Jahrhunderts hatte der Flughafen sein höchstes Fluggastaufkommen, doch steht er mit weiteren Ausbauplänen heftig in der Kritik und musste in den letzten Jahren auch hinnehmen, dass einige sogenannte Billigfluglinien ihren Betrieb am Dortmunder Flughafen einstellten.
Zu unserer Linken blicken wir weit über Felder hinweg, während auf der rechten Seite eine Einmündung folgt. Wir biegen rechts ab, lassen ein Parkhaus rechts liegen und biegen gleich dahinter wieder nach links ab. Ein Parkhaus zur Linken wird hingegen umrundet und wir erreichen eine schmale Straße, die uns in der ursprünglichen Gehrichtung zunächst an einigen Büroräumen vorbei führt. Mit dem Erreichen eines großen Parkplatzes sind wir an den letzten Elementen des Flughafens angelangt und gehen zur Querstraße mit dem Namen Zur alten Windmühle. Eine Windmühle ist hier zwar nicht zu sehen, doch ein Landwirtschaftsweg lädt uns gleich gegenüber ein, zwischen den Feldern weiter zu gehen.

Dabei genießen wir die herrliche Aussicht vor uns, die uns in Richtung Norden über Brackel, Asseln und Wickede hinweg blicken lässt. Wir können aber nicht nur beinahe über den gesamten Dortmunder Norden schauen, sondern sehen zu unserer Rechten auch die Positionslampen, die die Landebahn des Dortmunder Flughafens ankündigen. Fotografen mit einem Teleobjektiv kommen hier nun auf ihre Kosten wenn eines der stählernen Vögel landet oder startet.
Wenig später erreichen wir den sogenannten Liebesbaum, unter dem in der Vergangenheit sicherlich schon viele Liebespaare saßen und die Aussicht genossen, weshalb der Baum zu seinem Namen gekommen ist. Nach einer kurzen Pause unter dem Liebesbaum biegen wir rechts, genießen die Idylle zwischen den Feldern und kommen nach einiger Zeit zu einem Querweg, an dem sich rechts ein Tor des Flughafens befindet. Daher gehen wir auf der breiten und unbefahrenen Straße nach links und wenden uns an der vor uns liegenden Landstraße nach rechts.
Auf einem gut ausgebauten Rad- und Fußweg wandern wir im leichten Auf und Ab durch die grüne Landschaft und nur ab und zu erinnert uns ein Zaun auf der rechten Seite daran, dass wir an einem Flughafengelände entlang spazieren, das wir aber wegen der hohen Hecke an dieser Stelle gar nicht zu Gesicht bekommen. Weite Blicke erwarten uns entlang der Straße, besonders zu unserer Linken, wo wir die Hausdächer von Wickede sehen können.
Der östlichste Stadtteil Dortmunds trägt den Namen Wickede und darf nicht mit der gleichnamigen Ortschaft an Ruhr verwechselt werden, der nur wenige Kilometer Luftlinie entfernt ist. Wie viele Vororte Dortmunds war auch Wickede bis in das frühe 19. Jahrhundert landwirtschaftlich geprägt und bestand zumeist aus Bauernhöfen und Kotten. Durch die Industrialisierung begann auch hier die Zunahme der Bevölkerung. Heute gehört Wickede trotz der weiterhin ländlichen Lage zu den sozial schlechter gestellten Wohnvierteln und ist durch den nahe gelegenen Flughafen und den damit angesiedelten Gewerbegebieten geprägt.
Wir erreichen nach einiger Zeit die Straße Fränkischer Friedhof, wo wir einen kleinen rund 500 Meter langen Abstecher einlegen können, um dort nicht nur den Friedhof von Wickede zu erreichen, sondern auch die dortige jüdische Gedenkstätte.
Schon im Jahr 1871 wurde der Jüdische Friedhof von Wickede genutzt. Erhalten geblieben ist lediglich ein einziger Grabstein. Sieben weitere Grabsteine sind Kopien. Der Gedenkstein wurde im Jahr 1946 errichtet und erinnert an das jüdische Leben in Wickede und an die einstige Begräbnisstätte, die der nationalsozialistischen Diktatur zum Opfer fielen.
Nach diesem Abstecher gehen wir auf dem Osterschleppweg weiter geradeaus und wandern bis zum Ende des Flughafenzauns. Gleich hinter dem Zaun biegen wir auf einen schmalen zweispurigen Pfad ab und ein kurzes Stück bergauf. Wir bleiben auf dem Weg, durchschreiten eine Linkskurve und passieren das Drehfunkfeuer des Flughafens. Es dient der Navigation der Flugzeuge, indem es ein spezielles Funksignal aussendet.
Wenig später erreichen wir eine Landstraße, biegen rechts ab und erkennen am Leuchtfeuer, dass wir uns nun wieder direkt in der Einflugschneise befinden. Wir wandern an der Straße entlang, durch zwei Kurven und passieren das Ortseingangsschild von Holzwickede. An der Straße Chaussee wenden wir uns nach rechts und wandern an ihr entlang, um nach einiger Zeit die Zufahrt zum Flughafen zu erreichen. Wir biegen rechts ab und nach einer interessanten Wanderung wieder an unserem Ausgangspunkt angekommen.

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.
Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.
Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.
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