Mit dem Wohnmobil ins Baltikum – Võru in Estland

Rīga – Võru
Entfernung: ca 264 km, ohne Abstecher.
Strecke: Straße A2/E77 über Sigulda bis Abzweig P20 – Straße P20 bis Valmiera – Straße A3 bis Valka – Straße 67 bis Kangsti – Nebenstraße über Haanja bis Võru.
Reisedauer: Mindestens zwei Tage.
Höhepunkte: Erholung im Gauja-Nationalpark**, Besteigung des Suur Munamägi*, Wanderung durch das Piusa-Tal**.

Route: Von Rīga geht die Brivības iela nordwärts und wird automatisch zur A2/E77, die uns geradewegs nach Sigulda führt. Doch bevor wir das Stadtgebiet von Rīga verlassen erreichen wir das ethnographische Freilichtmuseum Lettlands. An der ersten Ausfahrt, nachdem die Brivibās iela zur Autobahn geworden ist, fahren wir ab. Das Museum befindet sich in unmittelbarer Nähe der Autobahn.●

Besonders an einem Wochenende lohnt sich ein Besuch im Ethnographischen Museum (Latvijas Etnogrāfiskais Brīvdabas muzejs) in der Brivības iela 440, (geöffnet täglich 10 – 17.00 Uhr, E-Mail: info(at)brivdabas-muzejs.lv). Dann werden nämlich die Besucher mit Orgelmusik oder mit Volksliedern begrüßt. Doch sehenswert ist das Museum natürlich auch an Werktagen. Es zeigt typische Bauernhäuser, Windmühlen und Werkstätten, die aus den historischen Gebieten Lettlands hierher gebracht wurden. Auf dem 80 ha großen Gelände, das 1924 zu einem Museum umgebaut wurde, sieht man sogar mehrere Kirchen sowie eine Schule, wie es sie für Bauernkinder gab.

Das nächste Ziel, das Urstromtal des Flusses Gauja, entstand sehr viel früher, nämlich in der Eiszeit. Der Fluss hat sich hier ein bis zu 85 m tiefes Tal gegraben. Das Gebiet, das schon im 19. Jahrhundert von Touristen besucht wurde, wird auf Grund der sanften Hügel auch gerne als Livländische Schweiz bezeichnet. Doch erst im Jahr 1973 wurde das Tal zum Nationalpark erklärt, zum Schutz der Natur. Heute sind rund 4% des Parks als striktes Reservat gekennzeichnet und dürfen nicht betreten werden.

Der Großteil des Gauja-Nationalparks kann besucht und kennengelernt werden. So sind zahlreiche Wanderwege eingerichtet worden, die dem Besucher zahlreiche Informationen über die hiesige Natur geben. Auf Lehrpfaden erfährt man Wissenswertes über Fauna und Flora. Damit insbesondere für Kinder keine Langweiler aufkommt, hat man manche Wege mit Märchenfiguren verschönt.

Der interessanteste und zugleich größte Wanderweg liegt bei der kleinen Gemeinde Līgatne. Er präsentiert mehrere Freigehege, in denen Luchse, Wildschweine, Otter, Bären und Wisente leben. Ein Aussichtsturm wurde für bessere Ausblicke aufgestellt. Wem dieser nicht ausreicht, kann bei Sigulda den Fluss mit einer Seilbahn überqueren, die das Wasser seit 1969 in einer Höhe von 40 m überspannt. An Wochenendabenden wird die Seilbahn für ganz Wagemutige genutzt, die per Bungee in die Tiefe stürzen möchten. Wer es jedoch noch höher mag, der hat die Möglichkeit, einen Rundflug über den Gauja-Nationalpark zu buchen. Das Flugzeug 3 Passagieren Platz und fliegt in rund 300 m Höhe eine Strecke von 20 km. Der Flug dauert sechs bis acht Minuten und kostet 7,00 Ls. Gestartet wird in der Saison von April bis Oktober nur samstags, sonntags und an Feiertagen in Krimulda zwischen Turaida und Ragana. Weitere Informationen hält der lettische Aeroklub parat unter Tel.: 96-89 63 6, der auch die Möglichkeit zum Segelfliegen anbietet.

Im Norden von Sigulda sieht man schon aus der Ferne direkt auf einer Anhöhe oberhalb des Flusses die Burg Turaida. Zuvor befand sich an der Stelle eine Holzburg, die jedoch vom Kreuzritterorden zerstrört wurde. Im Jahr 1214 begann daraufhin der Wiederaufbau. Die Burg gilt als wichtige Festung im Erzbistum von Rīga. Doch auch diese wurde durch einen Brand im 18. Jahrhundert vernichtet. Das heutige Bauwerk ist daher gar nicht so alt, sondern stammt aus der Mitte des letzten Jahrhunderts. Ein Spaziergang hinauf ist wegen der grandiosen Aussicht auf die Gauja lohnenswert.

Die Adresse und die Öffnungszeiten der Direktion des Nationalparks sind wie folgt: Baznīcas iela 3, Tel.: 79-71 34 5, Fax: 79-71 34 4, E-Mail: ic(at)gnp.lv, Web: www.gnp.gov.lv. Mo 9.30 – 17 Uhr, Di – So 9.30 – 19Uhr.

Praktische Hinweise – Sigulda
Touristeninformation, Valdemāra iela 6, Tel.: 67-97 13 35, Fax: 67-97 13 72, Web: www.sigulda.lv, E-Mail: info(at)sigulda.lv. Geöffnet von 9 – 19.00 Uhr (Mai – Oktober), sonst  9 – 17.00 Uhr.
Feste und Folklore: Ende Mai wird das Stadtfest gefeiert und in der zweiten Julihälfte findet das Opernmusikfest statt.
Restaurant Līvkalns, Pēteralas iela 3, Tel.: 67-97 14 06, E-Mail: livkalns(at)livkalns.lv, Web: www.livkalns.lv. In der Nähe des Schlosses speist man unter anderem auf der Terrasse eines alten Landhauses.
Restaurant Aparjods, Ventas iela 1, Tel.: 77-05 24 2.
Hotel Santa, Kalnjāņi, Tel.: 77-05 27 1, Fax: 77-05 27 8, E-Mail: hotelsanta(at)vide.lv, Web: www.hotelsanta.lv. 14 Zimmer befinden sich in diesem zentral gelegenen Drei-Sterne-Hotel.
Hotel Senleja, Turaidas iela 10, Tel.: 29-72 16 2, Fax: 79-01 61 1. Das größte Hotel der Stadt hat nur zwei Sterne, bietet aber 55 komfortable Zimmer mit Telefon und TV.
Camping Gobas Sala, Viesu Nams, Tel.: 77-03 86 1, Web: www.gobassala.lv, E-Mail: info(at)gobassala.lv, ganzjährig geöffnet. Kleiner Campingplatz (1 ha) am Ende der Autobahnstrecke. Dort wo es einspurig wird, geht an der Tankstelle eine kleine Straße nach rechts und führt zu dem im Jahr 2004 eröffneten privaten Platz. Er bietet 8 Stellplätze für Wohnmobile. In zwei kleinen Gästehäusern findet sich Platz für 15 Personen. Etwas ungewöhnlich ist die Sanitäreinrichtung; In den beiden Häusern befindet sich jeweils eine Toilette mit Dusche, die von allen Campern genutzt werden können. Des Weiteren existieren vier Lagerfeuerplätze, eine Sauna und eine Entsorgungsmöglichkeit für Chemie-Toiletten, einfache Standardausstattung.
Siguldas Pludmale, Peldu iela 2, Tel.: 79-73 72 4, E-Mail: janis(at)makars.lv, Web: www.makars.lv, Mai – Sept.; Der kleine Platz (1 ha) bietet 20 Wohnmobil- und rund 50 Zeltplätze auf einer Wiese. Vor der Wiese kann man ebenfalls mit dem Fahrzeug stehen, so dass es eher einem Wohnmobilstellplatz gleicht. Die Sanitäreinrichtung ist einfach aber zu wenig und mit der Sauberkeit ist es nicht ums Beste bestellt. Die Rezeption befindet sich in dem Betonbau auf der linken Seite. Einfach die Treppe hoch und durch die Tür, auch wenn es aussieht, als wäre es ein Rohbau. Der Platz ist nicht der schönste, aber die Lage am See bietet in den frühen Morgen und späten Abendstunden einen schönen Blick auf Biber, die an der anderen Flussseite zahlreich vertreten sind, Mindestausstattung.

Route: Wir fahren am südlichen Rand des Gauja-Nationalpark auf der A2/E77 in Richtung Osten und erreichen nach rund 25 km die Abfahrt Richtung Cēsis. Dort verlassen wir die Schnellstraße und fahren auf der P20 bis nach Cēsis. ●

Venden war der Name einer Holzburg, die in der Zeit vom 11. bis zum 13. Jahrhundert hier stand. Davon leitet sich der deutsche Name Wenden ab, wie die Stadt Cēsis in der Vergangenheit hieß. Sie wurde im Jahre 1206 gegründet und erlebte im Jahr 2006 zahlreiche Feste und Feiern, als das 800jährige Bestehen gefeiert wurde.
Auch dieser Ort hatte eine rasante Entwicklung im Mittelalter und war ein wichtiges Handelszentrum. So dauerte es nicht lange, bis die Gemeinde dem Hansebund bei trat. Sie besaß in der Blütezeit im 15. Jahrhundert sogar Münzprägeanstalt, in der Gold- und Silberstücke hergestellt wurden.

In etwa demselben Zeitraum erweiterte man die Burg und befestigte sie. Ihre Funktion als militärische Anlage verlor die Burg zu Beginn des Nordischen Krieges in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Sie wurde geräumt und war für keine politische Seite von strategischem Interesse. Trotzdem hat sie im Nordischen Krieg zahlreiche Beschädigungen hinnehmen müssen. Aus dieser Zeit hauptsächlich stammt ihr heutiges Aussehen.
Vor der Festung sehen Sie einen schönen aber kostenpflichtigen Garten. Wenn Sie hindurchgehen, erreichen Sie an der Wand eine Holztruhe, in der eine Lenin-Statue aufbewahrt wird. Sie wurde nach dem Ende der Okkupation vom Platz der Einheit entfernt.

Vor der Besichtigung des Turmes auf der Westseite der Burg erhalten Sie einen Schutzhelm und eine Laterne, da die Treppen und Gänge in dem Gemäuer teils sehr eng sind. Zu sehen gibt es im Inneren auch Wohnräume, obwohl der Turm eigentlich zu Verteidigungszwecken errichtet wurde. Der Turm auf der Südseite ist leider nicht zu  besichtigen. Alternativ zum Besuch des Burggartens gibt es den eintrittsfreien Schlosspark. Neben einem See mit Springbrunnen ist dort der so genannte Nussberg (Riekstu kalns) zu sehen. Auf ihm befand sich eine hölzerne Burg aus dem 11. Jahrhundert. Bei einem Spaziergang an der Burg vorbei, kommen Sie zur „Schmiede für Alten Schmuck“. Dort stellt der Schmiedemeister Daumants Kalniņš schöne Schmuckstücke aus Bronze und Silber her und bietet sie natürlich auch zum Verkauf an.

Das Neue Schloss erhebt sich direkt hinter der Schmiedewerkstatt an einer Stelle, wo einst die Torbefestigungen der Burg standen. Eine davon kann man noch hinter dem Schloss sehen. Im 18. Jahrhundert erwarb ein Graf die Burg und ließ das Schloss als Wohngebäude errichten. Seit dem Zweiten Weltkrieg ist das Museum für Geschichte und Kunst im Schloss untergebracht und informiert hauptsächlich über die Geschichte der Stadt Cēsis, geöffnet Mo – Fr 10 – 19.00 Uhr, Sa und So 10 – 20.00 Uhr.

Ebenfalls hinter dem Schloss sind zwei weitere Gebäude zu sehen. Das rechte wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts erbaut und beherbergt heute die Touristeninformation. Einst war es das Wohnhaus des Kutschers. Das gegenüberliegende Gebäude wird zurzeit renoviert und wurde früher als Kornkammer genutzt. Dahinter sieht man noch Fassaden von einem älteren Bauwerk. Es handelt sich um die alte Brauerei, die die Bürger bereits im 16. Jahrhundert mit Bier versorgt haben soll. Als Gründungsdatum gilt jedoch erst das Jahr 1878, als die Industrialisierung auch vor Cēsis nicht Halt machte.

An der Touristeninformation überqueren wir nun die Lenču iela und erreichen den Maipark. Dieser ist gekennzeichnet durch die Skulptur „Kampf mit den Zentauren“, die in der Nähe des künstlichen Teichs steht. Rechter Hand beginnt der Weg durch die Altstadt, die im Zweiten Weltkrieg starke Zerstörungen erlitten hat. Quer durch die Altstadt verläuft die Rīga iela. Diese Straße war bereits vor 800 Jahren, direkt nach der Stadtgründung, die Hauptstraße der Stadt. Sie wird auch heute noch von interessanten und historischen Gebäuden gesäumt. Zwei davon sind das Rathaus und das Kaufmannshaus. Letzteres stammt aus dem 18. Jahrhundert und besitzt ein klassizistisches Portal. Dieser zweigeschossige Barockbau gilt als prächtigstes Gebäude der Stadt und ist eine Widerspiegelung der Wohnkultur des 18. Jahrhunderts.

Am oberen Ende der Rīga iela treffen wir am Platz der Einheit (Vienības laukums) auf das Raunas Vārti. Es ist dies das rekonstruierte Fragment eines der Stadttore. Der Platz der Einheit ist geprägt durch das Kopfsteinpflaster. Dieses wurde bereits im 17. Jahrhundert gelegt, konnte aber bei Ausgrabungsarbeiten vor kurzer Zeit wieder freigelegt werden. In der Mitte des Platzes sehen Sie das Siegesdenkmal aus dem Jahr 1998. Es ist der Nachbau eines 1924 errichteten Denkmals. Das Original wurde von den Sowjets in einer Nacht des Jahres 1951 klammheimlich zerstört. Der Sockel präsentiert in estnischer und lettischer Sprache den Satz: „Vom Schwerte ging die Sonne auf“, während die goldene Kugel auf dem Obelisken die Sonne eines freien Lettland symbolisiert.

Am anderen Ende der Hauptstraße passieren wir den Rosenplatz (Rožu laukums). Auf diesem zentralen Platz befindet sich ein kleines Geschäft, das im Volksmund Chinesenhäuschen genannt wird. Zu früheren Zeiten standen an der Stelle ein Brunnen sowie ein Pranger. Am Rosenplatz ist außerdem die etwas verfallene St. Johanniskirche zu sehen. Der einzige Schmuck dieses Gotteshauses aus dem 13. Jahrhundert ist die Sonnenuhr an der südwestlichen Ecke. Im Inneren sind die Grabstätten deutscher Ordensmeister zu sehen, so. z.B. von Wolter von Plettenberg.

Praktische Hinweise – Cēsis
Touristeninformation, Pils laukums 1, Tel.: 41-21 81 5, Fax: 41-07 77 7, Web: www.cesis.lv, E-Mail: info(at)cesis.lv. Geöffnet von Mitte Mai – Mitte September Mo – Fr 9 – 18.00 Uhr, sonst nur bis 17.00 Uhr.
Feste und Folklore: Mitte Mai finden die Museumstage im Museum für Geschichte und Kunst statt. Im August kann man das Musikfestival Cēsis erleben und im September am alljährlichen Marathon „Rund um Cēsis“ teilnehmen. Im Jahr 2006 werden auf Grund der 800-Jahrfeier zahlreiche weitere Festlichkeiten begangen.
Restaurant Makss un Morics, Rīgas iela 43, Tel.: 41-24 36 7. Neben leckeren Gerichten gibt es auch lettisches und tschechisches Bier. Geöffnet 10.30 – 24.00 Uhr.
Restaurant Laterna, Rīgas iela 25. Gemütliches und rustikales Lokal. Geöffnet von 10 – 24.00 Uhr, Fr und Sa bis 02.00 Uhr, So nur bis 21.00 Uhr.
Café Divas puses, Rīgas iela 4, Tel.: 41-07 17 3.
Internetcafé Freko, Uzvaras bulvāris 1a, Tel.: 41-07 09 1. Rund um die Uhr geöffnet.
Kolonna Hotel Cēsis, Vienības laukums 1, Tel.: 41-20 12 2, Web: www.hotelkolonna.lv. Eines der modernsten und komfortabelsten Hotels in der Stadt. Es liegt direkt am Platz der Einheit. Zum Hotel gehört das beste Restaurant in der Gegend, das Alexis. Seit kurzer Zeit gehört das Hotel zur Kolonna-Kette, die weitere Hotels in Lettland betreiben.
Hotel Katrīna, Mazā Katrīnas iela 8, Tel.: 40-07 70 0, E-Mail: hotelkatrina(at)apollo.lv, Web: www.hotelkatrina.lv. Mitten in der Altstadt gelegen bietet das Hotel auch ein Café und eine Sauna. Die Zimmer kosten zwischen 28,00 und 36,00 Ls.
Camping Vasaras Atpūtas Vieta (Cīrulīši), Mūrlejas iela 12, Tel.: 62-66 26 6, Web: www.zagarkalns.lv, E-Mail: zagarkalns(at)cesis.lv. Direkt neben der Gauja gelegen hat der Platz (1,5 ha) eine Zeltwiese sowie 30 Stellplätze. Es existiert ein Bootsverleih, ein Tennisplatz, ein Spielplatz. Hunde sind verboten. Die Sanitäreinrichtungen haben normalen Standard. Zu erreichen ist der gut ausgeschilderte Platz über die Straße nach Limbaži. Einfache Standardausstattung. Geöffnet von Mai bis Oktober.
Camping am Ungurs-See, Raiskuma pagasts, Tel.: 41-34 40 2. Der Platz (1 ha) befindet sich westlich von Cēsis und bietet 40 Plätze, die ihren Strom aus den Holzhütten beziehen. Die Übernachtung kostet zwischen 6,00 und 12,00 Ls je Hütte. Geöffnet ist der Platz von Juni – September. Mindestausstattung.
Wohnmobil-Stellplatz, im Osten von Cēsis befindet sich in 5 km Entfernung der Ort PriekuĮi. Dort befindet sich in der Veidenbauma Straße 2 auf der rechten Seite das Hotel Tigra. Es bietet einen großen Parkplatz und erlaubt die Übernachtung. Strom ist nicht vorhanden, jedoch dürfen die Sauna und die Duschen im Hotel gegen eine kleine Gebühr mitbenutzt werden, keine Entsorgungsmöglichkeit.

Route: In Cēsis nutzen wir weiter die P20. Sie bringt uns parallel zum Fluss Gauja nach Valmiera, wo wir den Fluss überqueren werden. ●

1323 wurde die Ortschaft Valmiera zum ersten Mal als Stadt erwähnt. Seitdem hatte sie schon mehrere Namen, sie wurde Wolmar, Wolmaria oder auch Woldemar genannt. Die größte Stadt in der Region wurde einst vom Orden der Schwertbrüder beherrscht. Diese ließen die St. Simonkirche sowie eine Burg errichten, die heute jedoch kaum der Rede wert ist. Die Blütezeit erlebte die Stadt, als in Valmiera einstmals die Hansetage stattfanden.

Praktische Hinweise – Valmiera
Touristeninformation, Rīgas iela 2, Tel.: 42-07 17 7, Web: www.valmiera.lv, E-Mail: tic(at)valmiera.lv. Geöffnet Juni – Aug. Mo – Fr 9 – 18.00 Uhr, Sa 10 – 17.00 Uhr, So 10 – 15.00 Uhr, sonst Mo – Fr  9 – 18.00 Uhr, Sa 10 – 15.00 Uhr.
Feste und Folklore: Stadtfest von Valmiera in der ersten Juliwoche.
Restaurant Veselības bastions, Bastiona iela 24, Tel.: 42-25 50 2.
Restaurant Suzanna, Rīgas iela 27, Tel.: 42-24 05 0.
Hotel Vidzeme, Ausekļa iela 31, Tel.: 42-29 60 6, Fax: 42-22 85 8, E-Mail: vidzeme.energoceltnieks(at)valm.lv. Das Hotel liegt zentral in der Stadt und bietet 11 gemütliche Zimmer mit TV und Telefon.
Camping Ezerpriedes, Burtnieku pagasts, Tel.: 26-38 74 23, E-Mail: info(at)ezerpriedes.lv, Web: www.ezerpriedes.lv. Einfacher Campingplatz im Norden von Valmiera am östlichen Ufer vom Burtnieks-See. Zu erreichen über die P16 oder auch P17 und dann der Beschilderung nach Burtnieki folgen. Zwischen Burtnieki und dem Weiler Turbes führt eine kleine Straße nordwärts. Günstiger und erholsamer Platz direkt am Ufer, Angelmöglichkeit.

Route: Am nördlichen Stadtrand von Valmiera führt die A3 vorbei, auf der wir durch waldreiche Landschaft zur lettisch-estnischen Grenze fahren. Ca. 47 km hinter Valmiera erreichen wir die Grenze in dem zweigeteilten Ort Valka. ●

Görlitz und das polnische Zgorzelec sind gute Beispiele, um unseren nächsten Reiseort zu beschreiben. Eine einstmals zusammengehörende Stadt, die heute durch die Grenze geteilt ist, in der aber wirtschaftlich zusammen gearbeitet wird. So stellt sich der Ort Valka (Lettland) bzw. Valga (Estland) dar. Ursprünglich wurde die Stadt Walco genannt, so besagt es ein Dokument aus dem Jahr 1286, und war bis zum 16. Jahrhundert sehr aufstrebend. Doch seit dem Mittelalter verläuft genau durch den Ort die Grenze zwischen den beiden Staaten und sie wurde dadurch geteilt. Erst mit der Okkupation durch die Sowjets vereinte sich die Stadtverwaltung. Bekanntermaßen entfiel die Staatsgrenze und man war verpflichtet eine gemeinsame Sprache zu sprechen und mit einer gemeinsamen Währung, dem Rubel zu bezahlen.

Nach der politischen Wende Ende des letzten Jahrhunderts feierten nicht nur beide Staaten, sondern auch beide Städte ihre Unabhängigkeit. Das ging so weit, dass sich Valga und Valka voneinander distanzierten, obwohl die Einwohner während der Sowjetzeit auch Traditionen und Teile der jeweils anderen Sprache voneinander lernten. Erst seit beide Länder seit Mai 2004 Mitglied in der Europäischen Union sind, kooperieren sie wieder gemeinsam, zumindest auf touristischer und wirtschaftlicher Ebene. Doch es wird in Zukunft weiterhin zwei Müllabfuhren und zwei Stadtverwaltungen geben, denn immerhin sind es nun zwei Städte in zwei verschiedenen Ländern mit unterschiedlicher Rechtsprechung.

In einer Sache sind sich die Einwohner beider Städte, erst Recht nach dem Beitritt zum Schengener Abkommen im Jahr 2007, allerdings einig: Sie freuen sich auf den Beitritt zur Euro-Währungszone wenn man nicht mit zwei Geldbörsen einkaufen gehen muss. Bis dahin wird es wahrscheinlich auch noch zwei Touristeninformationen geben, die der Besucher auch beide aufsuchen sollte, da sie in mancher Hinsicht unterschiedliches Informationsmaterial besitzen. Die schönere ist jedoch die auf estnischer Seite. Dies entspricht im Übrigen dem gesamten Stadtbild. Das lettische Valka hat keine architektonischen Schönheiten zu bieten, die interessantesten Gebäude befinden sich allesamt auf estnischem Staatsgebiet.

Da Valka/Valga in den letzten Jahrhunderten durch ein halbes Dutzend Großfeuer mehrfach fast komplett zerstört wurde, stammt das älteste Gebäude gerade einmal aus der Wende zum 19. Jahrhundert. Es handelt sich um die St. Johannkirche an einem kleinen Park in der Riia Straße. Sie wurde durch den Architekten Christian Haberlandt in fast 30jähriger Bauzeit im Jahr 1816 fertig gestellt und ist ein schönes Beispiel für den Übergang vom Barock zum Klassizismus. Die Orgel im Inneren stammt aus deutschen Landen und wurde von Ladergast hergestellt. Die Gedenktafel an der Fassade ist in Erinnerung an die Toten des Unabhängigkeitskrieges angebracht worden.

Etwas jünger, aber aus demselben Jahrhundert ist die kreuzförmige russisch-orthodoxe Issidor-Kirche des Architekten V.J. Lunski. Sie war das Maß für eine katholische Kirche, die in der Zarenzeit errichtet werden durfte. Denn diese wiederum durfte nicht höher sein, als die Issidor-Kirche, zu sehen in der Malevastraße. Zu guter Letzt sollte noch ein Blick auf das einzige Rathaus Estlands geworfen werden, dass aus Holz erbaut wurde. Es stammt aus dem Jahr 1865 wurde in der typischen Holzarchitektur des Landes errichtet. Ganz in der Nähe kann man an der Kreuzung ein Denkmal sehen, das ausnahmsweise keinem Politiker, Staatsmann oder Künstler gewidmet ist. Es handelt sich vielmehr um Alfred Neuland. Er war Gewichtheber und holte bei den Olympischen Spielen 1920 in Antwerpen die erste estnische Goldmedaille. Das Denkmal wurde ihm zu Ehren aufgestellt, weil er 1895 in Valga geboren wurde.

Praktische Hinweise – Valka/Valga
Touristeninformation Valka, Rīgas iela 3 (LV), Tel.: 47-25 52 2, E-Mail: tic(at)valka.lv. Geöffnet von Mo – Fr 8 – 12.00 und 13 – 17.00 Uhr.
Touristeninformation Valga, Kesk 11, 68203 Valga (EST), Tel.: 76-61 69 9, valga(at)visitestonia.com, Öffnungszeiten: Mo – Fr 9 – 18.00 Uhr, Sa und So 10 – 15.00 Uhr.
Feste und Folklore: Im September wird das grenzüberschreitende Valga-Valka-Rennen veranstaltet. Einen Monat später findet in Valka das Herbst-Festival statt. Im Juli organisiert man ein Radrennen zwischen beiden Städten und zudem wird am nahe gelegenen Zāģezers-See ein Beachfestival gefeiert.
Voorimehe pubi, Kuperjanovi 57, Valga (EST), Tel.: 76-61 31 1, Web: www.voorimehepubi.ee. Rustikale Einrichtung und abwechslungsreiches Programm mit Live-Musik.
Internetcafé in der Stadtbücherei, Rīgas iela 22, Valka (LV), Tel.: 47-22 96 5.
Metsis Hotell, Kuperjanovi 63, Valga (EST), Tel.: 76-66 05 0, Fax: 76-66 05 1, Web: www.hotellmetsis.com, E-Mail: info(at)hotellmetsis.com. Das Hotel ist in einem kleinen Haus aus dem Jahr 1912 mitten in der Stadt untergebracht. Im Jahr 2005 wurde es komplett renoviert. Es verfügt über 13 komfortable Doppel- und 5 Einzelzimmer. Sie sind modern und gemütlich eingerichtet und bieten Sat-TV. Zum Haus gehören eine Sauna und ein Restaurant mit Terrasse.

Mit Valga haben wir nun Estland, das nördlichste der drei baltischen Staaten, erreicht. Das Land, dessen Hauptstadt Tallinn ganz im Norden liegt, ist administrativ in 15 Landkreise aufgeteilt. Dabei handelt es sich um die beiden Insellandkreise Hiiumaa und Saaremaa im Nordwesten und um Läänemaa, Harjumaa, Lääne-Virumaa, Ida-Virumaa, Raplamaa, Järvamaa, Jõgevamaa, Pärnumaa, Viljandimaa, Tartumaa, Põlvamaa, Võrumaa und Valgamaa. Im letztgenannten befinden wir uns nun, dessen Hauptstadt zugleich der Ort Valga ist.

Die Landschaft in Süd-Estland lädt durch ihre verschiedenen Facetten zu einer ausgiebigen Reise ein und ist neben den estnischen Inseln eine der schönsten Landschaften des Landes. Hier befindet sich der größte See des Baltikums, der zugleich die Grenze zu Russland bildet und auch die höchste Erhebung aller drei baltischen Staaten ist hier vorzufinden. Zahlreiche Moore, Nationalparks das Haanja Hochland bieten beste Wandermöglichkeiten. In den Wintermonaten ist die Region sogar als Wintersportgebiet bekannt, und hier besonders die Ortschaft Otepää.

Route: Mitten in Valga stehen wir vor dem Abzweig nach Tartu über die A3 und der Straße 67 nach Võru. Wir entscheiden uns für letztere Möglichkeit und biegen nach rechts (südöstlich) ab. Die Straße verläuft die ersten 12 Kilometer direkt an der Grenze entlang. ●

Das Örtchen Varstu wurde 1561 gegründet und ist schnell durchquert. Hier befindet sich lediglich die orthodoxe Kirche von Johann dem Baptisten. Es ist eine schöne Holzkirche aus dem Jahr 1855.

Route: Hinter dem folgenden Ort Kangsti biegen wir rechts ab in Richtung Rõuge. Wir fahren durch den Ort und folgen der Beschilderung über die kurze Schotterpiste bis nach Haanja. Kurz vor Haanja treffen wir auf eine Asphaltstraße, biegen rechts ab und sehen kurz darauf auf der rechten Seite einen Parkplatz. Ihm gegenüber befindet sich der Treppenaufgang zum Suur Munamägi. ●

Der Bau der Kirche in Rõuge soll sehr mühsam gewesen sein, weil sie jedes Mal nach Fertigstellung im See untergegangen sein soll. Der Dorfälteste gab den Rat, eine Frau namens Maarja, mit einzumauern, um die Kirche zu retten. Noch heute sagt man, dass keine Frau mit dem Namen Maarja sich am Silvesterabend der Kirche nähern sollte. Denn der Geist des damaligen Opfers darf am letzten Tag des Jahres die Wand verlassen, um auf den nahe gelegenen Rõuge-See hinausrudern, um sich gegen ein anderes Opfer mit demselben Namen auszutauschen. Soweit die Sage, definitiv errichtet wurde das Gotteshaus Ende 1720, ihr heutiges Äußeres stammt aus dem Jahr 1860. Seinerzeit wurden an der Kirche die damals recht niedrigen Wände erhöht. Möglicherweise wird in der Sage aber auch von einer anderen Kirche berichtet, die zuvor an derselben Stelle stand. Zumindest würde die Kirche in den See passen, denn dieser ist mit 38 m der tiefste See des Landes. Er ist einer von sieben Seen, die gemeinsam das Urstromtal Rõuge bilden. Das Tal grenzt direkt an den nördlichen Rand des Burgbergs des Ortes und besitzt mehrere kleine Nebentäler, wie zum Beispiel das Nachtigallental. Dieses verläuft in nordwestliche Richtung bis nach Nursi und bildet den Hinni-Canyon. Dort bietet sich die Möglichkeit einer Wanderung auf einem 10 km langen Naturpfad. Der Canyon ist an manchen Stellen bis zu 8 m tief und verengt den Fluss auf 2 m Breite.

Der Burgberg von Rõuge hingegen war Heimat für eine Bauernburg aus der Zeit zwischen dem 6. und 11. Jahrhundert. Die Bauernburg wurde als erste ihrer Art archäologisch erforscht. Etwas außerhalb des Dorfes gelangt man zur Touristeninformation, die sich seit dem Jahr 2007 in einer Holzhütte neben der Landstraße befindet. Dort gibt es aber nicht nur Informationen, sondern auch schönes Kunsthandwerk aus Holz sowie gewebte Teppiche. Bereits hier merkt man einen deutlichen Unterschied zu den beiden anderen baltischen Staaten. In Estland versucht man alles direkt richtig zu machen, ist sehr skandinavisch orientiert und versucht, es allen gerecht zu machen während es in Litauen und Lettland doch noch etwas laxer, an manchen Stellen sogar noch ein wenig „sowjetisch“ zugeht. Dieser neu errichtete Infopunkt bei Rõuge strahlt nicht nur Ruhe aus und verbreitet Urlaubsstimmung, sondern hat auch auf dem an sich großen Besucherparkplatz auch Behindertenparkplätze, eine bisher auf dieser Reise eher seltene Erscheinung.

Hinter dem Gebäude geht es zu einem ebenfalls neu errichteten Holzturm (Aussichtspunkt Ööbikuorg), auf dessen Dach ein Windrad zur Stromerzeugung angebracht ist. Der Turm kann kostenlos bestiegen werden und bietet einen herrlichen Blick auf die Umgebung. Eine Infotafel informiert über die Windkraft und über den kleinen Rundwanderweg zu einer Quelle.

Praktische Hinweise – Rõuge
Touristeninformation, Tinid Küla, Tel.: 78-59 24 5, E-Mail: raugeinfo(at)hot.ee, Web: www.rauge.ee.
Feste und Folklore: Traditionell wird in den Sommermonaten das Bootsrennen veranstaltet. Dabei gilt es, alle sieben Seen in der Umgebung Rõuges der Reihe nach mit dem Ruderboot zu überqueren. Dazwischen muss es gelingen, schnellstmöglich von See zu See zu laufen.
Ala-Rõuge Külalistemaja, Tel.: 59-23 6, geöffnet Mo – So 11 – 17.00 Uhr. Rustikales Restaurant mit typisch regionalen Speisen.
Internetipunkt, Rõuge Huvikoda, Tel.: 59-38 4, Web: www.rauge.ee, E-Mail: raugeaip(at)hot.ee.
Wohnmobilstellplatz Gasthaus Suurjärve, Tel.: 52-43 02 8, Fax: 78-59 27 3, Web: www.hot.ee/maremajutus/index.html, E-Mail: maremajutus(at)hot.ee. Privates Gästehaus mit 13 Zimmern und großer Wiese auf der man sein Zelt aufschlagen oder sein Wohnmobil abstellen darf. Es existieren ein Grill, eine Sauna und ein Pferdeverleih, Versorgung möglich, Entsorgung nicht.
Camping Ööbikuoru, Te.: 50-90 37 2, E-Mail: info(at)visit.ee, Web: www.visit.ee, auf der Straße nach Haanja zunächst der Beschilderung folgen und dann die erste Straße links. Kleiner und einfacher Campingplatz mit Bungalows, sehr schön gelegen.

Wenn man es nicht wüsste, würde man durch den Ort Haanja fahren, ohne die größte Sehenswürdigkeit des Baltikums zu beachten. Denn der Ort selbst ist wenig spektakulär und in der hügeligen Umgebung fällt der höchste „Berg“ der baltischen Staaten auch nicht besonders auf. Doch laut Barometer befindet man sich am höchsten Punkt des „Suur Munamägi“ auf 318 Meter Höhe. Die Übersetzung aus dem Estnischen bedeutet so viel wie „Großer Eierberg“, was auf die Form des Berges zurückzuführen ist. Da wir uns am Fuße des Berges nicht auf Meereshöhe befinden, sondern schon etwas höher, müssen wir dementsprechend keine 318 Höhenmeter erklimmen. Zumal das Wort erklimmen eine kleine Übertreibung ist. Vom Parkplatz des Suur Munamägi kann man seine Spitze bequem über Treppen erreichen. Oben hat man die Möglichkeit, auf den 29 m hohen kostenpflichtigen Aussichtsturm zu steigen. Von oben hat man nicht nur einen herrlichen Blick auf den umliegenden und 20.000 ha großen Haanja Naturpark, sondern kann bei guter Fernsicht im Osten sogar die russische Stadt Petseri erkennen. Der Turm wurde zwar 1971 erbaut, ist aber nicht der erste, der hier stand. Bereits fünf Türme vorher gab es hier. Sie waren ursprünglich für die Landvermessung vorgesehen. Der erste nicht aus Holz bestehende Turm wurde 1939 gebaut.

Im Turm gibt es unten ein kleines Café. Öffnungszeiten Aussichtsturm: täglich von 10 – 20.00 Uhr (Mai – September), von Oktober bis November nur Sa und So 10 – 17.00 Uhr, sonst nur Sa und So 12 – 15.00 Uhr.

Übrigens wären die Esten keine Esten, wenn es nicht auch zum Eierberg mindestens eine Legende gäbe. Eine davon erzählt, dass Kalevipoeg, ein riesenhafter Held des Nationalepos, auf einer Reise durchs Land war und sich ein Kissen aus Gras zum Schlafen geformt habe. Dieses Kocfkissen soll der Suur Munämägi gewesen sein. Am Fuß des Bergs steht ein Denkmal, das seit 1932 an die Soldaten des Unabhängigkeitskrieges erinnert.

Wie bereits erwähnt, würde der Hügel in der Landschaft kaum auffallen. So kommt es, dass sich der zweitgrößte Berg des Baltikums nur wenige hundert Meter weiter nördlich erhebt. Der Vällämägi bringt es auf 304 m und liegt malerisch in der Nähe des Perajärv (Pera-See). Dort lohnt sich eine Wanderung auf den angelegten Wanderwegen durch die bewaldete Landschaft. Eine weitere estnische Legende besagt, dass die hiesigen Berge vom Teufel persönlich errichtet wurden. Er wollte damit erreichen, dass die Menschen hier in den südestnischen Hügeln laut fluchen und immer wieder seinen Namen rufen sollten. Wäre die Legende wahr, so hätte sich der Teufel sehr verrechnet, denn es gibt bei einer Wanderung durch die sanften und bewaldeten Hügel überhaupt keinen Grund zu fluchen. Ganz im Gegenteil, denn die Wege sind gut zu begehen, durchgehend markiert und verlaufen an zahlreichen interessanten Naturschönheiten vorbei.

Mein Tipp! Im Tourismusbüro von Võru (Adresse siehe unten) ist eine Wanderkarte der Region erhältlich, die sämtliche Wege und Sehenswürdigkeiten aufführt und auch Übernachtungsmöglichkeiten bei einer mehrtägigen Wandertour anzeigt.

Rund 12 km östlich des Suur Munämägis lohnt sich ein kleiner Abstecher in die Ortschaft Vana-Vastseliinna. Man sieht zwar nur noch vereinzelte Mauerreste einer alten Ruine und einen 19 m hohen Turm in der nordöstlichen Ecke der ehemaligen Ruine, doch ist die Burg sehr geschichtsträchtig. Angefangen hat es mit einem Wunder, das in der Kapelle der Burg statt gefunden haben soll und den Ort eine Zeit lang zu einem Pilgerziel machte. Noch mehr Aufsehen erregte die Festung aus dem 14. Jahrhundert durch die Belagerung von 80.000 Russen im Jahr 1588. Immerhin sechs Wochen lang konnten sich gerade mal 80 Reiter und ein paar Bauern unter dem Befehl von Jüri Uexküll gegen die massive Überzahl der Belagerer wehren. Ein Grund war jedoch auch die Lage der Burg. Sie war an drei Seiten natürlich geschützt. Im Norden und Osten war es vom Meeksi-Tal umschlossen, während die Westseite vom Fluss Piusa abgegrenzt war. Nach der Eroberung durch die Russen wechselte die Festung laufend den Besitzer. Erst war sie dänisch, dann polnisch und schließlich schwedisch. Zerstört wurde sie im 18. Jahrhundert wiederum von den Russen.

Nicht weit entfernt befindet sich Vastselinna. Von dort lohnt sich eine Wanderung auf dem Pfad durch das Tal des Flusses Piusa bis zum Dorf Lindora. Der 15 km lange Weg kann auch mit dem Fahrrad befahren werden. Zu sehen gibt es in diesem Tal hohe Sandsteinwände, die auf der rechten Flussseite bis zu 43 m hoch aufsteigen.

Mein Tipp! Halten Sie Ausschau nach kleinen Höhlen, die durch Wasserquellen ausgewaschen wurden. Sie reichen einige Meter in den Sandstein hinein und lassen kristallklares Wasser heraussprudeln. Probieren Sie ruhig einmal das Wasser.

Route: Über die Asphaltstraße fahren wir zurück durch Haanja und treffen nach 18 Kilometern in Võru ein. ●

Im Jahr 1784 gab Zarin Katharina den Befehl die Stadt Võru zu gründen. Gleichzeitig spendete sie 28.000 Silberrubel, damit eine evangelische Kirche erbaut werden konnte. Die Grundsteinlegung für dieses schlicht gehaltene Gotteshaus fand vier Jahre später statt. Es wird vermutet, dass der Architekt, Christoph Haberlandt aus der lettischen Hauptstadt Rīga stammt bzw. sich sehr von dem dortigen Baustil inspirieren ließ. Die vier Uhren der Katharinenkirche wurden im Jahr 1879 in Gang gesetzt. Gleichzeitig erhielt der Kirchturm einen neuen Helm, der 1887 vom Blitz getroffen wurde. Bereits 20 Jahre schon zuvor schlug der Blitz in die Kirche ein, doch dieses zweite Mal verursachte ein Feuer, bei dem ein Großteil der Inneneinrichtung beschädigt wurde. Auf dem Grün rund um das Gebäude sehen Sie einen Gedenkstein des Künstlers Mati Karmin. Er ist den Opfern aus Võru gewidmet, die im September 1994 bei dem Unglück der Ostseefähre Estonia ums Leben kamen.

In der 15.000-Einwohnerstadt existiert noch ein weiteres Gotteshaus mit dem Namen der Zarin. Die russisch-orthodoxe Kirche wurde 1806 im Barockstil erbaut und hat einen einfachen quadratischen Grundriss. Ebenfalls sehenswert sind die Museen in Võru. Zum einen gibt es das Kreutzwald-Museum in der gleichnamigen Straße (geöffnet April – Sept. Mi – So 11 – 18.00 Uhr, sonst bis 17.00 Uhr, www.hot.ee/muuseumvoru). Es zeigt das Leben und Wirken des Physikers und Schriftstellers, der über vier Jahrzehnte in der Stadt lebte und sich für das estnische Nationalepos Kalevipoeg verantwortlich zeigt. Die zweite Ausstellung befasst sich mit der geschichtlichen Entwicklung in der Region seit der Steinzeit und zeigt Interessantes über das Leben in und um Võru. Das Võrumaa-Museum ist im Haus Nummer 11 der Katariinastraße untergebracht, (geöffnet April – Sept. Mi – So 11 – 18.00 Uhr, sonst bis 17.00 Uhr, www.hot.ee/muuseumvoru).

Abschließend lohnt sich noch ein Spaziergang zum Ufer des Tamula-Sees. Dort erinnert eine Bronzefigur ebenfalls an den berühmtesten Einwohner der Stadt. Die in Italien hergestellte Kreutzwald-Statue wurde 1926 aufgestellt. In unmittelbarer Nähe befindet sich seit 1998 eine Fußgängerbrücke, die auf die Roseninsel (Roosisaar) führt. Auf der Insel kann man einige 5.000 Jahre alte Fundstücke aus der Steinzeit sehen.

Praktische Hinweise – Võru
Touristeninformation, Tartu tn.31, 65608 Võru, Tel.: 78-21 88 1, E-Mail: voru(at)visitestonia.com, Web: www.visitvoru.ee, Öffnungszeiten: Mo – Fr 9 – 18.00 Uhr, Sa und So 10 – 15.00 Uhr (Mitte Mai – Mitte September), sonst Mo – Fr 9 – 17.00 Uhr.
Feste und Folklore: Im Juli wird das internationale Folklorefestival veranstaltet
Restaurant  Bevega, Mäe 11, Tel.: 25-96 0, geöffnet von Mo – Mi 11 – 01.00 Uhr, Do – Sa 11 – 06.00 Uhr.
Restaurant Kubija, Männiku 43a, Tel.: 22-34 1, Web: www.kubija.ee, E-Mail: info(at)kubija.ee, geöffnet täglich von 11 – 22.00 Uhr. Gehört zum unten beschriebenen Hotel.
Café Katariina, Katariina 4, Tel.: 24-49 0, geöffnet Mo – Sa 10 – 19.00 Uhr.
Internetipunkt, Jüri 12, Tel.: 68-33 2, E-Mail: Web: www.vaip.werro.ee, elvar(at)vaip.werro.ee.
Hotel Tamula, Vee 4, Tel.: 78-30 43 0, Fax: 78-30 43 1, Web: www.tamula.ee, E-Mail: hotel(at)tamula.ee. 24 gemütlich eingerichtete Zimmer sowie Sauna, Tennisplätze, Billardraum und ein Kosmetiksalon werden in diesem kleinen, privat geführten Hotel angeboten. Die Zimmer kosten ab 500,00 EEK.
Hotel Kubija, Männiku 43a, Tel.: 78-22 34 1, Fax: 78-22 34 2, Web: www.kubija.ee, E-Mail: info(at)kubija.ee. Das Hotel beherbergt 55 Zimmer ab 650,00 EEK und befindet sich rund 5 km außerhalb des Stadtzentrums. Es verfügt ebenfalls über einen Kosmetiksalon und einen Saunakomplex mit Familiensauna, Dampfsauna und einem Schwimmbecken. Es gibt einen Grillplatz und die Möglichkeit sein Zelt aufzuschlagen. Ebenso kann man mit dem Wohnmobil oder -wagen auf einem der sechs hoteleigenen Stellplätze nächtigen. Diese Übernachtung kostet 150,00 EEK.

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


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