Mit dem Wohnmobil ins Baltikum – Über Trakai nach Vilnius

  • Druskininkai – Vilnius

Entfernung: ca. 101 km, ohne Abstecher.
Strecke: Straße Richtung Merkinė – A4 über Merkinė und Senoji Varėna bis Straße 128 – Schotterweg bis Rūdiškės – Straße 220 bis Trakai – A16/E28 bis A14 – A14 bis Vilnius.
Reisedauer: Mindestens ein Tag.
Höhepunkte: Denkmalpark Grūtas Parkas**, Wanderung durch den Dzukija-Nationalpark*, Besichtigung der Burg Trakai***, Stadtrundgang durch Vilnius***

Route: In Druskininkai benutzen wir die A4 in Richtung Vilnius. Nach einem Kilometer erreichen wir die Holzvilla Girios Aidas. ●

Bei Girios Aidas (geöffnet Mi – So 10 – 18.00 Uhr) handelt es sich um eine hübsche Holzvilla, in der eine Ausstellung über die Flora und Fauna innerhalb eines Waldes gezeigt wird. Daher auch der Name, denn Girios Aidas bedeutet „Waldecho“. Schon vor der Villa sieht man einige holzgeschnitzte Figuren, die sich lohnen, fotografiert zu werden.

Route: Weitere 5,5 km geht es auf der A4 ostwärts bis zum Ort Grūtas. Dort biegen wir rechts ab und folgen der Beschilderung Grūtas Parkas. ●

Als die baltischen Staaten ihre Unabhängigkeit wieder erlangten, bauten sie nicht nur viele Dinge auf, die durch den Sowjeteinfluss zerfielen, sondern sie bauten auch gewisse Dinge wieder ab. Denkmäler, die an den wichtigsten Plätzen der Stadt standen und nicht erwünscht waren, wurden rasch demontiert und entfernt. So verschwanden die Büsten und überdimensionierten Statuen von Marx, Lenin und Stalin in der Versenkung. Bis zu dem Tag, als ein findiger Geschäftsmann sie hervor holte, auf seinem Privatgelände aufstellte und dieses dann Grūtas Parkas nannte (geöffnet 9  20.00 Uhr, in der Nebensaison 9 – 17.00 Uhr, 15 Lt pro Person sowie 5 Lt für die Fotografier-Genehmigung, die man sich an die Brust heften muss und weitere 10 Lt für die Genehmigung, wenn man mit der Kamera filmen möchte). Die Eröffnung des Parks, in dem nun zahlreiche Denkmäler aus der Sowjetzeit ausgestellt sind, konnte jedoch erst im Frühjahr 2000 erfolgen. So musste erst das litauische Parlament beraten, ob dies eine so gute Idee sei, denn man befürchtete eine Art Wallfahrtsort der Kommunisten. Weltweit sorgte die geplante Ausstellung für Schlagzeilen. Für den Park eine willkommene Werbung, wie man vor dem Eingang sehen kann. Eine mehrere Meter lange Schautafel zeigt die Zeitungsausschnitte aus aller Herren Länder. Im Park bewegt man sich auf einem Holzrundweg und sieht neben den Statuen auch zahlreiche Fotodokumente, wo sich die einzelnen Figuren zuvor befanden. Daneben gibt es noch kleinere Ausstellungsräume, die dem Besucher die Sowjetzeit näher erläutert.

Route: Für die nächsten 18 Kilometer bleiben wir weiterhin auf der A4. Es erscheint der Abzweig auf die Straße 133. Nach links  führt sie nach wenigen hundert Metern in den Ort Merkinė. ●

Etwas unspektakulär erscheint Merkinė mit seinem Supermarkt, der kleinen Tourismusinformation und dem vernachlässigten Kirchenbauwerk. Bedeutsamer war die Stadt im 14. Jahrhundert, als sich dort eine Burg befand. Von ihr ist heute jedoch nichts mehr zu sehen.

Wohnmobil-Stellplatz, wer an der Kirche vorbei fährt und hinter der Linkskurve die Brücke überquert, der kann direkt dahinter links in den kleinen Feldweg abbiegen und zum Fluss runter fahren. Die Stelle bietet sich als idealer Ort zum freien Stehen mit dem Wohnmobil an, jedoch keine Ver- und Entsorgungsmöglichkeit.

Doch Merkinė ist der zentrale Mittelpunkt des Dzukija-Nationalparks (Dzūkijos nacionalinis parkas), in dem wir uns bereits befinden. Eine Fläche von fast 55.000 ha Größe reicht von der Grenze zu Belarus bis zum Fluss Nemunas. Vier Fünftel davon bestehen aus Kiefernwald, die um den 168 m hohen Berg Daligakalnis herum wachsen. Der Park ist kaum bewohnt und beherbergt drei Reservate und 28 verschiedenartige Schutzgebiete. Zahlreiche Pflanzen- und Tierarten, von denen einige vom Aussterben bedroht sind, leben in der Region. Von den erwähnten Schutzgebieten dienen vier dem Schutz der hiesigen Kultur. So kann man die traditionell angelegten Dörfer wie Dubinikas, Musteika oder Zervynai besichtigen, die mit altertümlichen Bauernhäusern aufwarten. Geprägt wird der Nationalpark durch den Fluss Ūla, der auf einer Länge von 84 km durch die Wälder fließt. Er entspringt in Weißrussland und erreicht die litauischen Wälder bei Dubičiai.

Auf seinem weiteren Weg passiert er den Ort Krokšlys. Dort hat man zwei Eichen zu Ehren der Flugpioniere Girėnas und Darius gepflanzt, die bei ihrer Atlantiküberquerung ums Leben kamen. Für eine Kanufahrt auf den Flüssen Ūla und Merkys muss man sich bei der Parkverwaltung anmelden. Trotzdem sollten sich Kanubegeisterte nicht davon abhalten lassen, hier eine Kanutour zu unternehmen. Daneben bestehen natürlich noch die Möglichkeiten einer Wanderung oder einer Radtour durch die Wälder. So beginnt beispielsweise in Marcinkonys der 14 km lange Zackagiris-Wanderweg. Auf ihm streift man Bienenstöcke, Bibersiedlungen und eine Wanderdüne, die noch heute junge Pflanzen unter sich begräbt. Das Informationszentrum hält ein Prospekt über den Wanderweg bereit. Die Parkverwaltung des Nationalparks ist wie folgt zu erreichen: Dzųkija NP, Miškininkų gatvė 61 in Marcinkonys, Tel.: 31-04 44 66, Fax. 31-04 44 71, E-Mail: info(at)dzukijosparkas.lt oder in der Vilniaus gatvė 2 in Merkinė, Tel.: 31-05 72 45.

Der Ort Marcinkonys, der als größtes Dorf Litauens gilt, verfügt über einen Bahnhof und ein Museum, das sich direkt daneben befindet. Die Sammlung in dem Ethnographischen Museum wurde 1991 eröffnet (geöffnet Mai – Sept. Di – Sa 9 – 16.00 Uhr, sonst ab 10.00 Uhr). Es zeigt die traditionelle Lebensweise der Dzuken, wie die Bewohner des Nationalparks heißen. So gibt es zum Beispiel Werkzeuge der Waldarbeiter oder Erklärungen über den Fischfang in den zahlreichen Seen der Umgebung zu sehen.

Praktische Hinweise – Merkinė
Touristeninformation, Vilniaus gatvė 2, Tel.: 31-05 72 45, E-Mail: merkine(at)dzukijosparkas.lt, Web: www.dzukijosparkas.lt. Geöffnet von Mo – Fr 8 – 17.30 und Sa 9 – 16.00 Uhr.

Route: Von Merkinė aus geht es über die Straße A4 nordostwärts. Dabei passieren wir nach 24 km den Abzweig nach Varėna, das sich 5 km abseits der Landstraße befindet. Nach weiteren 15 km verlassen wir die A4 und biegen links ab in Richtung Alytus und anschließend sofort wieder rechts nach Lieponys. Von hier geht es nun über eine Schotterpiste weiter Richtung Norden. Lieponys lassen wir links liegen, überqueren die Bahngleise, passieren die drei Wohnhäuser von Pagelužys und biegen in Žeronys links ab. Dort gibt es nur kurz Asphalt, danach geht es auf Schotter weiter bis  in das 1 km entfernte Rūdiškės. Hinter den Bahngleisen biegen wir rechts ab und fahren auf der Straße 220 bis nach Trakai. Dort am Ende geht es rechts in den Ort hinein. ●

Senuhų Trakų bedeutet so viel wie Alt-Trakai und liegt rund 5 km südlich vom eigentlichen Trakai. Dort soll Großfürst Gediminas in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts die Stadt gegründet haben. Während der Zeit, als sein Sohn und später sein Enkel regierten, wurden die Stadt und die Region von den Kämpfen gegen den Deutschen Orden geprägt. Gleichzeitig wurden in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts zwei Burgen auf dem heutigen Stadtgebiet erbaut. Die Steinburg von Alt-Trakai wurde aber bereits im Jahr 1391 wieder zerstört und bis heute nicht mehr aufgebaut. Die zweite Burg hingegen ist heute der eigentliche Anziehungspunkt im Ort. Sie befindet sich auf einer Insel im Norden des Galvė-Sees, dessen Ufer bis an das Stadtgebiet des neuen Trakais reicht.

Im Jahr 1409 erhielt Trakai die Magdeburger Stadtrechte und zahlreiche Kaufleute aus England und Deutschland ließen sich in dem Ort nieder. Damit verlor das alte Trakai endgültig an Bedeutung. Das neue Trakai wuchs in den folgenden Jahrhunderten stark an und wurde sehr bedeutend. Unter anderem auch, weil hier der litauische Obergerichtshof tagte und es sich bei Trakai um die Residenz des Großfürsten handelte.

Große Einwohnerverluste erlitt die Stadt, als erst die Pest wütete und schließlich im 17. und 18. Jahrhundert die Kriege große Zerstörungen mit sich brachten. Heute leben rund 7.000 Menschen in dem Ort, der von zahlreichen Seen umgeben ist und jedes Jahr von einigen Tausend Touristen besucht wird. Bereits seit dem Mittelalter geben sich Staatsoberhäupter die Klinke in die Hand und werden traditionell bis heute auf der so genannten Inselburg empfangen. Für Touristen ist die Burg ein beliebtes Fotomotiv, und man kann sie auch von innen besichtigen (geöffnet 10 – 18.00 Uhr, Hunde verboten).

Zu erreichen ist sie über eine schmale Holzbrücke. Am Ende durchschreitet man ein Tor und befindet sich erst einmal in der Vorburg. Diese ist durch einen tiefen Graben von der Hauptburg getrennt. Die Vorburg besitzt die Form eines unregelmäßigen Trapezes und ist von einer Mauer mit drei Türmen umgeben. Benutzt wurde die Vorburg als Zufluchtsort für die Bürger der Stadt, wenn diese angegriffen wurde. Das Innere der Vorburg wird von einem großen Hof dominiert. An diesem grenzen auf der Westseite die Kasematten an, in denen heute in einer kleinen Ausstellung Waffen, Porzellan und komplett eingerichtete Zimmer der einstigen Burgmannschaft zu sehen sind. In der Hauptburg, die früher nur über eine Zugbrücke zu erreichen war, ist der Große Saal untergebracht. Dieser ist mit einem schönen gotischen Sterngewölbe verziert. Es lohnt sich aber auch einfach nur der Spaziergang auf der Insel um die Burg herum. Besonders der Gang durch den Graben zwischen Vorburg und Hauptpalast lässt ahnen, wie sicher man sich innerhalb der Mauern fühlen konnte.

Das Fahrgastschiff Skaistis fährt mehrmals täglich zur vollen Stunde zwischen 11 – 17.00 Uhr über den Galvé-See. Die 45minütige Tour kostet 15,00 Lt. Informationen erhält man unter Tel.: 86-59 97 29 2. Als Alternative besteht  die Möglichkeit mit einer kleinen Segelyacht über den See zu schippern, die Kapitäne bieten etwas aufdringlich vor dem Schloss ihre Dienste an, mit Ihnen eine Rundfahrt zu machen. Die Fahrt kostet 60,00 Lt und dauert 40 Minuten. Am Festland gibt es auch einen Tretbootverleih.

Von der Holzbrücke aus sieht man in Richtung Osten am Ufer einige Ruinen. Sie gehören zur Halbinselburg, die sich im Norden des Ortes befand und von elf Türmen geschützt wurde. Beide Burgen wurden im Jahr 1655 zerstört, doch nur die Inselburg wurde wieder komplett aufgebaut. Von der Halbinselburg wurden bisher nur vier Türme wieder errichtet. Doch Trakai besteht nicht nur aus der Insel- und der Halbinselburg. Auf dem Festland befindet sich eine kleine Promenade, auf der man an zahlreichen Souvenirständen vorbei schlendern, oder in den umliegenden Cafés den Blick auf die Inselburg genießen kann.

Trakai ist auch bekannt für eine religiöse Minderheit, den Karäern. Diese heute mit 150 Menschen kleinste Volksgruppe Litauens wurde bereits in der Mitte des 16. Jahrhunderts in Trakai angesiedelt. Die Religion der Karäer ähnelt dem Islam, ging jedoch aus dem Judentum hervor. Ihre Sprache ist der türkischen Sprachfamilie zuzuordnen. Wenn Sie sich an der Promenade nach links halten, so gehen Sie über die Karäer Straße und erkennen die typischen Wohnhäuser der Gemeindemitglieder. Die der Straße zugewandte Hausseite zeigt immer den Giebel des Gebäudes sowie drei kleine Fenster. Im Haus Nummer 22 befindet sich ein Museum (Mai – Sept. 10 – 19.00 Uhr, März, April, Okt. 10 – 18.00 Uhr, sonst 10 – 17.00 Uhr), das über weitere Lebensweisen und Traditionen der Karäer informiert. Das Gebäude selbst ist das Gebetshaus der Karäer, die Kenessa, was soviel wie Tempel bedeutet.

Noch ein Stück weiter links befindet sich die Kirche der heiligen Mutter Maria. Sie wurde im Jahr 1409 von Großfürst Vytautas gestiftet und im gotischen Stil errichtet. Auch sie wurde im Schicksalsjahr 1655 zu großen Teilen zerstört, doch der Wiederaufbau begann 1788. Es wird vermutet, dass das Marienbildnis über dem Altar im Jahr 1123 im damaligen Konstantinopel gemalt wurde. Es wurde durch Papst Klemens XI. gekrönt und war nach der Schwarzen Madonna im polnischen Częstochowa das zweite gekrönte Bild im polnisch-litauischen Staat.

Hinter der Kirche treffen wir auf einen Kreisverkehr, an dem sich ein kleiner Turm erhebt. Es handelt sich um die Kapellensäule, die die Skulptur des Hl. Johannes Nepomuk beherbergt. Im 17. Jahrhundert soll sie auf dem Marktplatz gestanden haben. Der Hl. Nepomuk gilt als Schutzheiliger der Fischer und der Städte am Wasser. Unverständlich, warum sie im Jahr 1961 auf Veranlassung der sowjetischen Regierung entfernt wurde. Am 16. Mai 1990 hat man die Säule wieder feierlich enthüllt. In einem ehemaligen Dominikanerkloster ist heute, nahe der Kapellensäule, die Verwaltung des Historischen Museums von Trakai untergebracht. Das Kloster wurde in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts erbaut, doch nur rund 100 Jahre als geistliches Gebäude genutzt. Später zog die zaristische Geheimpolizei, dann die polnische Grenzpolizei und schließlich der sowjetische Geheimdienst KGB in das Bauwerk ein.

Gehen wir nun die Karaimų gatvė (Karäer Straße) wieder zurück, an den Karäerhäusern und der Promenade vorbei, so überqueren wir die kleine Brücke, die den Galvé-See vom Totoriškių-See trennt und gelangen in einen etwas moderneren Vorort Trakais. Ein kleiner Spaziergang lohnt an dieser Stelle über die beiden Friedhöfe der Karäer. Hinter diesen geht es links zum Vogelschutzgebiet Plomėnų. Es grenzt an den gleichnamigen See und beherbergt auf einer Fläche von 314 Hektar fast 90 Vogelarten, von denen zwei Drittel hier nisten und brüten. Das Vogelschutzgebiet, die Altstadt, die Inselburg und zahlreiche Seen in unmittelbarer Nähe ergeben den „Historischen Nationalpark von Trakai“ (Trakų istorinis nacionalinis parkas), der im Jahr 1991 gegründet wurde. Er dient dem Schutz der historischen und archäologischen Kultur- und Naturdenkmäler und ist der einzige seiner Art in ganz Litauen.

Die Verwaltung des Nationalparks Trakai ist unter folgender Adresse zu erreichen: Trakai NP, Karaimų gatvė 5, 4050 Trakai, Tel.: 52-85 57 76, Fax: 52-85 57 56, E-Mail: tinp(at)seniejitrakai.lt, Web: www.seniejitrakai.lt.

Praktische Hinweise – Trakai
Touristeninformation, Vytauto gatvė 69, Tel.: 52-85 19 34, E-Mail: trakaitic(at)is.lt, Web: www.trakai.lt.
Feste und Folklore: Ende Mai wird das traditionelle Volksfest mit zahlreichen Konzerten veranstaltet während einen Monat später das Rennen um den See Totoriskes absolviert wird. Am 15. Juli wird anlässlich der Schlacht von Tannenberg (in Polen hat man den Deutschen Orden geschlagen) das Pferderennen um den Pokal „Vytautas der Große“ ausgetragen und im Spätsommer arrangiert man das Volksmusikfestival. Und schließlich wird vor der Kulisse der Halbinselburg das Mittelalterfest veranstaltet. Dabei werden zahlreiche Handwerksmärkte aufgestellt und man führt Ritterkämpfe mit Schwertern, Keulen und Knüppeln vor. Mutige haben die Möglichkeit barfuß über heiße Glut zu gehen. Im Juni kann man der internationalen Regatta des akademischen Ruderklubs auf dem Galvé-See zu sehen.
Restaurant Kybynlar, Karaimų gatvė 29, Tel.: 52-85 51 79, E-Mail: kybynlar(at)taks.lt, Web: www.kybynlar.lt. Bei einem Besuch in Trakai ein Muss, denn das Restaurant serviert Gerichte aus der Küche der Karäer. Angeboten werden in zwei großen Sälen Fleisch- und Geflügelgerichte sowie geräucherter Fisch. Mit Außenterrasse direkt am Galvé-See. Geöffnet von 11 – 23 .00 Uhr, in den Sommermonaten Fr und So bis 24.00 Uhr.
Apvalaus Stalo Klubas, Karaimų gatvė 53a, Tel.: 52-85 55 95, Web: www.asklubas.lt. Gediegenes Restaurant mit angeschlossener Pizzeria in angenehmer Atmosphäre, ebenfalls mit Terrasse und Blick auf die Inselburg.
Café-Bar Turistas, Karaimų gatvė 66a, Tel.: 52-85 91 64. In der Nähe des Seeufers im westlichen Teil der Stadt. Moderne Bar mit Kinderspielplatz und Terrasse inklusive Blick auf die Burg.
Hotel Academia Remigum, Karaimų g. 93A, Tel.: 52 82 20 70, Fax: 52 82 22 98, E-Mail: info(at)academia.lt, Web: www.academia.lt. Einfaches Gästehaus mit schöner Zimmerausstattung, Restaurant und direktem Blick auf die Burg.

Camping Slėnyje, Slėnio 1 (Užutrakis), Tel.: 528-53 880, E-Mail: kempinggasslenyje(at)one.lt, Web: www.camptrakai.lt. Rund 100 Stellplätze für Zelte und Wohnmobile auf Rasen. Der Platz (3 ha) liegt auf einer Halbinsel im Norden des Galvė-Sees und wurde 1992 gegründet. Des Weiteren existieren 7 Bungalows mit je 4 Zimmern. Restaurant und saubere Sanitäreinrichtung. Die Entsorgung für chemische Toiletten befindet sich hinter dem Sanitärgebäude. Eine Wasserrutsche führt in den See. Ansonsten keine Bademöglichkeit, da am Ufer viel Schilf wächst. Angeln ist erlaubt. Die Anreise erfolgt über die westliche Uferstraße des Galvé-Sees. Der Platz ist gut ausgeschildert und bietet 90 Wohnmobilen und Caravans Platz. Leider ist der Platz mittlerweile einer der teuersten im gesamten Baltikum. Vor dem Campingplatz hält ein Bus, mit dem man bequem in die Altstadt von Trakai fahren kann, Komfortausstattung.
Wohnmobil-Stellplatz, westlich von Trakai befindet sich das kleine Dorf Jovariškės. Es liegt inmitten des Nationalparks Trakai. Der Besitzer eines dortigen Bauernhofes, Antanas Gedvilas, bietet Stellplatzmöglichkeiten auf seinem Gelände. Man kann ihn vorher telefonisch (Tel.: 52-87 44 94) oder per E-Mail (g.antanas(at)is.lt) erreichen, Frischwasser.

Route: In Trakai fahren wir über die Hauptstraße an der Polizeistation und dem Kreisverkehr vorbei auf die A16/E28. Sie führt uns nach 26 km ostwärts geradewegs in die litauische Hauptstadt. Im Stadtgebiet von Vilnius wird die Straße teilweise dreispurig. Halten Sie sich bitte rechts, da das Zentrum (Centras) sehr spät nach rechts ausgeschildert ist. Achtung, auf der Straße befinden sich mehrere so genannte Starenkästen, die teure Fotos machen, wenn man zu schnell unterwegs ist. ●

Der Sage nach begann in Vilnius alles mit einem Traum. Fürst Gediminas, der in Trakai lebte, kam von einer Jagd in den Wäldern nicht mehr vor Dunkelheit zurück und schlug sein Nachtlager an der Mündung der Vilna in die Neris auf. Dort träumt er von einem eisernen Wolf, der laut jaulend auf einem Hügel steht und unbezwingbar ist. Nach seiner Rückkehr in Trakai ließ Gediminas den Traum deuten. Man sagte ihm, dass er an der Stelle, wo sich der Wolf befand, eine Burg zu errichten hätte. Diese wäre genauso unbezwingbar. Diesem Ratschlag folgt der Fürst und es entstand an der Stelle die Stadt Vilnius. Legende hin oder her, Tatsache ist, dass der Fürst im Jahr 1323 die Stadt zum ersten Mal schriftlich erwähnte und in einem Schreiben an die Hansestädte, den Papst und an zahlreiche Kaufleute von seiner neu gegründeten Hauptstadt berichtete. Um Kaufleuten und Handwerkern die Stadt schmackhaft zu machen, lockte er mit zahlreichen Angeboten, wie Steuerermäßigung und Landschenkungen. Die neue Hauptstadt entwickelte sich rasant und die natürliche Befestigung durch die zwei Flüsse reichte nicht mehr aus. Anfang des 16. Jahrhunderts baute man daher eine knapp 3 Kilometer lange Mauer um die Stadt, in der sich neun Tore befanden. Das Jesuitenkolleg wurde im Jahr 1570 gegründet und war Vorreiter für die erste baltische Universität. Doch die Blütezeit nahm ein abruptes Ende als sich Litauen mit Polen durch die Union von Lublin vereinte. Vilnius wurde unbedeutend.

Nach einem verheerenden Brand im Jahr 1610 kamen die Russen und besetzten die Stadt. Damit begann ein Wechselspiel von Machthabern. Die Russen wurden von den Schweden verdrängt, diese wieder von den Russen, es folgten Polen und schließlich Napoleon, der auf seinem Weg nach Russland auch nicht vor Vilnius Halt machte. Am Ende des 19. Jahrhunderts erhielt die Stadt den Beinamen „Jerusalem des Nordens“, denn rund die Hälfte der damaligen 150.000 Einwohner war jüdischen Glaubens. Der Einfluss fremder Mächte war auch im 20. Jahrhundert nicht beendet. Nach der Besetzung durch die deutsche Wehrmacht kamen die Sowjets zum Zug und hielten über vier Jahrzehnte die Stellung. Doch das änderte sich 1991 als Litauen endlich die Unabhängigkeit erlangte. Leider starben dabei am 13. Januar 1991 14 Menschen im Fernsehturm, als dieser von sowjetischen Fallschirmspringern gestürmt wurde. Heute ist Vilnius mit rund 550.000 Einwohnern das, was es einst sein sollte. Die Hauptstadt eines unabhängigen Litauens und im Jahr 2009 gemeinsam mit Linz an der Donau sogar Europäische Kulturhauptstadt.

Die beste Parkmöglichkeit in Vilnius hat man im Norden der Altstadt. Am südlichen Ufer des Flusses Neris verläuft die breite Straße T. Kosciuškos. Genau an der Mündung des kleinen Wasserlaufs Vilnia befindet sich ein bewachter Parkplatz (1), auf dem man mit einem Wohnmobil auch nächtigen kann und darf. Dies ist ein idealer Ausgangspunkt, um die Stadt zu erkunden, da es im Stadtgebiet keinen Campingplatz gibt. Man kann vermuten, dass an dieser Stelle vor rund 700 Jahren das besagte Nachtlager von Fürst Gediminas sich befunden haben muss. Die Übernachtung auf dem Parkplatz kostet 13 Lt. je Person. Dennoch sollte an dieser Stelle der Hinweis eines Lesers nicht fehlen, dessen Wohnmobil auf eben diesem Parkplatz trotz Überwachung aufgebrochen wurde.

Bevor wir nun den Fluss Vilnia überqueren und in die Altstadt gehen, verschaffen wir uns von dem Hügel des Kalnų Park einen Überblick über die Stadt. Der Fluss war im Übrigen der Namensgeber der Stadt, es bedeutet so viel wie Welle. Diese findet man jedoch eher auf dem größeren Fluss Neris.

Wenn wir den Parkplatz für unseren Stadtrundgang verlassen, gehen wir sofort rechts den Weg hinauf und am Freilichttheater vorbei, bis wir die drei aus Beton gefertigten Kreuze erreichen. Sie stehen in Erinnerung an sieben Franziskanermönchen, die im 17. Jahrhundert ermordet wurden. Vier der Toten warf man in den Fluss, während drei Mönche erhängt wurden. Die heutigen Kreuze sind bereits die dritten, die an dieser Stelle aufgestellt wurden. Die Originalholzkreuze wurden 1916 zerstört. Die neu errichteten Kreuze wurden von der Sowjetführung im Jahr 1950 gesprengt. Erst 1989 ließ man die heutigen Betonkreuze neu aufstellen. Von dem Hügel aus bietet sich ein schöner Blick auf die Stadt mit ihren zahlreichen Kirchtürmen.

Vor rund 100 Jahren behauptete man, es sei egal, aus welcher Richtung man sich der Stadt nähert, man sehe immer mindestens vier Kirchen. Heute kommt ein weiteres Gebäude hinzu, denn am anderen Neris-Ufer sieht man den Fernsehturm (Paukščių Takas, 3, übrigens das litauische Wort für Milchstraße). Er ist mit seinen 326 m Höhe das höchste Gebäude des Landes und beherbergt in 165 m Höhe eine Aussichtsplattform sowie ein Restaurant, von dem man ebenfalls einen wunderbaren Blick über die Stadt hat. Der 1980 errichtete Turm machte 1991 weltweit Schlagzeilen als die Sowjets ihn, wie oben beschrieben, stürmten. Gedenksteine befinden sich heute an den Stellen, wo damals die Toten lagen. Heute kann man eine Ausstellung über die Geschehnisse von damals verfolgen. Die Straße am Turm wurde nach dem 13. Januar benannt: Sausio 13-osios gatvė. Geöffnet 10 – 21.00 Uhr.

Um nun aber die Kirchen, die Altstadt und den Gediminas Prospekt zu besichtigen, verlassen wir die Drei Kreuze und gehen den Hügel hinab, bis wir das Neris-Ufer erreicht haben. Wir überqueren die kleine Brücke der Vilnia und haben auf der linken Seite das Museum für Angewandte Kunst – Lietuvos Dailės Muziėjus (4), geöffnet Di – Sa 12 – 18.00 Uhr, So 11 – 16.00 Uhr. In diesem sind nicht nur Kunstwerke aus Litauen und dem Ausland wie zum Beispiel Porzellan, Keramik oder Möbel sondern auch Mauerreste des Alten Arsenals zu sehen. Es handelt sich dabei um ein Zeughaus aus dem 16. Jahrhundert. Ebenso kann man Teile der einstigen Stadtbefestigung betrachten. Direkt im Anschluss liegt das Gebäude des Nationalmuseums – Lietuvos Nacionalinis Muziėjus (5), geöffnet Mai – Sept. Di – Sa 10 – 17.00 Uhr, So 10 – 15.00 Uhr, sonst Mi – So 10 – 17.00 Uhr. Hier ist eine ständige Ausstellung über die Landesgeschichte von der Steinzeit bis in die Moderne untergebracht ist.

Wenn wir uns nun links halten, so sehen wir den frei stehenden Glockenturm (6) der Kathedrale von Vilnius. Hier an dem Kathedralenplatz befand sich einst die so genannte Untere Burg, die jedoch Mitte des 17. Jahrhundert zerstört wurde. Sie war mit Mauern und Gängen mit der Oberen Burg verbunden, zu der wir später kommen werden. Der 57 m hohe Glockenturm war einstmals ein Teil der Befestigungsanlagen, beherbergt 16 Glocken und ist vermutlich eines der ältesten Bauwerke der Stadt. Es wird angenommen, dass der untere Bauabschnitt aus dem 14. Jahrhundert stammt. Die oberen Etagen wurden später ergänzt. Das Blechdach mit der vergoldeten Kugel auf den Turm wurde erst im Jahr 1893 aufgesetzt.

Unmittelbar neben dem Glockenturm ist das Wahrzeichen der Stadt, die Kathedrale (Arkikatedra bazilika, 7) zu sehen. Die sechs dorischen Säulen sind rund 20 m hoch und hinterlassen einen mediterranen Eindruck. Dabei erinnern sie an einen griechischen Tempel. Die vier Statuen zwischen den Säulen stellen die vier Evangelisten sowie Moses und Abraham dar. Weiter oben erkennt man die Figuren der drei Heiligen sowie Noah mit seiner Familie, wie sie sich für die Rettung vor der Flut bedanken. Die Seitenflanken sind ebenfalls mit jeweils sechs Säulen versehen. Auf der Südseite, zur Altstadt hin gerichtet, sind dazwischen litauische Fürsten dargestellt. Auf der anderen Seite stehen Statuen von Heiligen und Aposteln.

Die Kathedrale wurde im 15. Jahrhundert gebaut, nachdem ein Vorgängerbau durch ein Feuer vernichtet wurde. Doch auch diese fiel dem Großfeuer von 1610 zum Opfer. Das danach erbaute barocke Gotteshaus erhielt sein heutiges Gesicht schließlich im 18. Jahrhundert. Doch im letzten Jahrhundert wurde die Kathedrale auf Befehl der Sowjets als Konzertsaal zweckentfremdet. Im Inneren findet man in drei Kirchenschiffen insgesamt 11 Kapellen, fünf auf der Nordseite und eine mehr auf der Südseite. In der hinteren rechten Ecke ist die wertvollste Kapelle. Diese Kasimir-Kapelle stammt aus dem 17. Jahrhundert.

Passieren Sie außerhalb der Kirche die Statuen der litauischen Fürsten, damit Sie zu einem kleinen Weg gelangen, der im Jahr 2008 restauriert wurde. Dieser führt Sie hinauf zum Gediminas-Turm (8) auf dem Burgberg. Der Turm, auf dem ständig die litauische Flagge weht, wurde in den letzten 30er Jahren restauriert und ist der übrig gebliebene Westturm einer ehemaligen Festung. Diese war zunächst aus Holz, wurde jedoch nach einem zerstörerischen Brand im Jahr 1419 durch einen Backsteinbau neu errichtet. Die gotische Wehranlage mit der Kapelle des Hl. Martin ist heute jedoch nur noch zu erahnen. Der von einem Zaun umgebene Hügel kann nur in der Zeit von 10 – 19.00 Uhr besichtigt werden. In den Wintermonaten lediglich bis 17.00 Uhr. Im Turm befindet sich ein kleines Museum, das überwiegend über die Architektur der Burg informiert.

Gegenüber der Kathedrale befindet sich, wie bereits erwähnt, der Gedimino Prospektas. Bei dieser rund 1,5 km langen Straße handelt es sich um die Haupteinkaufsstraße des so genannten neuen Zentrums. Der Weg verläuft von der Kathedrale an den größten Plätzen der Stadt vorbei bis zum Ufer der Neris. Zahlreiche Cafés, Restaurants und Geschäfte säumen die breite Straße genauso wie einige staatliche Gebäude. Das Justiz-, das Landwirtschafts- und das Verkehrsministerium sind ebenso zu sehen, wie das Parlamentsgebäude am Ende der Straße.

Zum Glück nicht mehr staatlich ist die Einrichtung in Haus Nummer 40. Das ehemalige Gerichtsgebäude mit dem Eingang auf der rechten Seite beherbergte zuletzt den KGB, zuvor richtete sich in der Nazi-Zeit die Gestapo dort ein. Heute informiert im Haus das Museum der Genozid-Opfer (geöffnet Di – Sa 10 – 17.00 Uhr, So 10 – 15 Uhr) über die dunkle Geschichte der damaligen Zeit. Zu sehen gibt es unter anderem die Zellen der dort Inhaftierten, die original belassen wurden, an der Außenwand kann man schon die verschiedenen Steintafeln sehen, die an manche der hier umgekommen Opfer namentlich erinnern.

Zurück zum Kathedralenplatz begeben Sie sich nun in den Altstadtbereich von Vilnius. Südlich der Kathedrale beginnt die Pilies gatvė. Sie ist eine der ältesten Straßen der Stadt und war im Mittelalter die wichtigste Straße. Das ist sie für einen gemütlichen Stadtbummel durch die Altstadt heute noch. Sie verläuft zum Rotušės Platz (9), trägt hier den Namen Didžioji gatvė und zweigt vor der Konzerthalle nach links ab und verläuft als Aušros Vartų bis zum Tor der Morgenröte (Medininkų aušros). Dieses ist das einzig erhalten gebliebene Tor der alten Stadtmauer. Auf dem Weg dorthin passieren Sie als Erstes das Gebäude der Universität (10). Sie ist die älteste Hochschule des Baltikums und wurde im Jahr 1579 gegründet und war der direkte Nachfolger des Jesuitenkollegs. Die nächsten 200 Jahre unterstand sie auch weiterhin dem Jesuitenorden. Betreten werden kann sie jedoch am Besten über die parallel führende Universiteto gatvė. Dort befindet man sich gleich im Hof der Bibliothek, in der fast 5 Mio. Bücher untergebracht sind (geöffnet Mo – Sa 9 – 21.00 Uhr).

Das Areal der Universität beherbergt zahlreiche Höfe. An den größten und auch wichtigsten Hof grenzt neben dem Hauptgebäude der Hochschule auch die gotische Johanniskirche. Sie wurde 1387 erbaut aber nach einem Brand in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts erhielt sie starke barocke Züge. Gegenüber der Universität beginnt die Mykolo gatvė. In ihr ist das Bernsteinmuseum – Gintaro muziejus (11) zu finden (geöffnet täglich 10 – 19.00 Uhr). Es zeigt nicht nur zahlreiche Schmuckstücke sondern erklärt auch die Entstehung und die Verarbeitungsweise des baltischen Goldes. Direkt im Anschluss kann man das Mickevičius-Museum (12) in der Bernardinų gatvė 11 besichtigen (geöffnet Di – Fr 10 -17.00 Uhr, am Wochenende 10 – 14.00 Uhr). Der polnische Schriftsteller Adam Mickiewicz studierte und lebte lange Zeit in Vilnius. Über diese Schaffenszeit informiert das Museum in seiner ehemaligen Wohnung.

Auf dem weiteren Weg Richtung Tor der Morgenröte, gelangen Sie zur Piatnickaya Kirche (13). Die Kirche wurde ursprünglich für den heidnischen Gott, Ragutis im Jahr 1345 errichtet. Nachdem sie niederbrannte hat man an derselben Stelle gegen Ende des 16. Jahrhunderts ein orthodoxes Gotteshaus errichtet. In den Jahren 1705 und 1708 besuchte daraufhin sogar Zar Peter I. die neu gebaute Kirche. Eine weitere orthodoxe Kirche folgt kurz darauf zwischen den beiden Botschaftsgebäuden von Österreich und Schweden. Es ist die St. Nikolai-Kirche (14) im typisch gotisch-byzantinischen Stil. Das heutige Aussehen erhielt sie jedoch erst im Jahr 1865 als sie während der Russifizierung umgebaut wurde. Nun sind es nur noch wenige Meter bis zum dreieckigen Rathausplatz, an dessen südlicher Seite sich der Künstlerpalast innerhalb des ehemaligen Rathauses erstreckt, in dem sich die Touristeninformation befindet.

Auf der linken Seite vor dem Rathaus befindet sich eine Häuserreihe. Direkt dahinter erkennt man eine Kuppel in 40 m Höhe. Sie gehört zur St. Kasimirkirche (15), die im rosafarbenen Ton erstrahlt (geöffnet Mo – Sa 10 – 18.30 Uhr, So 8 – 18.30 Uhr) und zu Beginn des 17. Jahrhunderts von den Jesuiten gebaut wurde. Drei Jahrzehnte später waren die Bauarbeiten beendet und die Kirche konnte geweiht werden. Es dauerte allerdings nur 20 Jahre, bis sie beim Einmarsch der russischen Armee völlig nieder brannte. Nichtsdestotrotz baute man sie wieder auf. Doch nicht nur einmal. Das Gotteshaus brannte auch 1704 und 1749 völlig aus. Um die Wende des 18. Jahrhunderts wurde der Jesuitenorden kurzzeitig aufgelöst und die Kirche wurde von den Augustinern übernommen. Die Arbeiten im Innern der Kirche wurden durch die französische Armee zerstört, als diese das Gebäude zur Getreideaufbewahrung nutzte. Nachdem die Franzosen abzogen, richteten Missionare alles wieder her und ergänzten 11 Altäre, dennoch blieb das Gotteshaus bis 1839 ungenutzt. Von da an war sie in den Händen der Russen, die sie schlicht und einfach in eine orthodoxe Kirche mit dem Namen St. Michael umbauten. Nachdem Anfang des 20. Jahrhunderts die Deutschen im Besitz des Gebäudes waren, gab man sie 1919 wieder an die Jesuiten zurück.

Die letzte Schließung fand schließlich 1949 statt, als die Sowjets das Gebäude als Getreidelager nutzten. Hierfür wurden wieder die Glocken und die Orgel zerstört. Im Jahr 1963 kam die sowjetische Führung sogar auf die Idee, in dem Haus ein Museum des Atheismus zu eröffnen. Doch seit 1991 arbeiten wieder Jesuiten in der Kasimir-Kirche. Sie gilt als eine der schönsten Barockkirchen in der Hauptstadt mit einigen Elementen der Gotik und der Renaissance. Ihr Vorbild war die Il Gesù-Kirche in Rom. Danach war sie wiederum Vorbild für die meisten Barock-Kirchen in Litauen. Die Kuppel hat einen Durchmesser von rund 17 m. Auf ihr ist die Krone der Großherzöge von Litauen zu sehen. An der Tourismus-Information (16) halten Sie sich halb links, passieren das Basilius-Tor des gleichnamigen Klosters sowie die Philharmonie und sehen vor sich die breite Fassade der St. Theresienkirche (Šv. Teresės bažnyčia, 17). Sie stammt aus dem 17. Jahrhundert und wurde im frühbarocken Stil erbaut. Dazu gehört ein Kloster, das berühmt ist für das Bier, das die Karmeliter-Mönche in früheren Zeiten brauten. Das Innere der Kirche wurde erst durch eine Renovierung in den heutigen imposanten Zustand gebracht.

Kurz vor der Theresienkirche ist noch ein kleines Tor zu sehen. Schreitet man hindurch, so geht man auf die orthodoxe Heiliggeistkirche (18) hinzu. Auch sie stammt aus dem 17. Jahrhundert und beherbergt die sterblichen Überreste der Märtyrer Antonius, Iwan und Eustachius. Zu sehen gibt es, mit schönen Reliefs und Ikonen verziert, auch eine große Ikonostase, die von frei stehenden Säulen gestützt wird. Um die Kirche herum wurden kleinere Gebäude errichtet, die zu einem Kloster gehören. Auf der anderen Seite der Theresienkirche, endet schließlich die Fußgängerzone. Dort befindet sich das Tor der Morgenröte (Aušros-Tor, 19) aus der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Es wurde 300 Jahre später erweitert und beherbergt die wichtigsten Heiligtümer katholischen Kirche Litauens. So ist das Tor ein wichtiger Pilgerort für katholische Polen, Weißrussen und Ukrainer.

Auf der anderen Seite des Tores geht es nun etwas hektischer und lauter zu. Zweigen Sie nach rechts ab und 300 m später ein weiteres Mal. Auf der linken Seite befindet sich die letzte von über 100 Synagogen (20) und jüdischen Tempeln, die sich einstmals auf dem Stadtgebiet befanden. Dieses gestreifte Gebäude wurde während der Naziherrschaft als Lagerhaus benutzt. Heute hat es wieder den Zweck eines Gotteshauses. An der Fassade kann man den hebräischen Schriftzug lesen: „Ein Haus des Gebetes ist ein heiliger Platz für alle Menschen“.

Wie schon weiter oben erwähnt, wurde die Stadt auf Grund ihres hohen Juden-Anteils als „Jerusalem des Nordens“ bezeichnet. Jeder zweite war ein Jude, sechs jiddische Zeitungen in der Stadt und dann kam der Holocaust. Am Ende überlebten gerade einmal 800 Juden. Doch nachdem der Zweite Weltkrieg beendet war, wurde es nicht zwangsläufig wieder besser. Bis auf eben diese eine Synagoge wurden die letzten jüdischen Einrichtungen durch die Sowjets vernichtet. Bis heute wuchs die Zahl der Juden zwar wieder auf 4.000 an, doch bei einer Gesamteinwohnerzahl von über einer halben Million Menschen kann von einem Jerusalem des Nordens keine Rede mehr sein.

Wenn wir ein Stück zurückgehen und rechts in die Rudninkų gatvė einbiegen, passieren wir den auf der rechten Seite liegenden Gedenkstein in Erinnerung an das jüdische Ghetto. Das Zentrum des Ghettos erreichen wir nach wenigen Metern. Es handelt sich um die Vokiečių gatvė, die links vom Rathausplatz abzweigt. Heute ist, wie gesagt nichts mehr davon zu sehen. Zurück zum Rathausplatz und wieder die Straße ein Stück hinab, biegen Sie rechts hinter der Piatnickaya-Kirche in die latako gatvė ab. Diese führt Sie automatisch zur Maironio gatvė, wo sich auf der rechten Seite die orthodoxe Kirche der Heiligen Mutter Gottes (21) erhebt. Dieses Bauwerk ist die erste orthodoxe Kirche und auch das größte seiner Art in der Stadt. Die Fassade ist im georgischen Stil erbaut und gleicht durch die schneeweißen Wände und den fehlenden Zwiebeltürmen nicht den anderen orthodoxen Bauten. In ihrem Innern ruhen die Gebeine von Zar Alexanders Ehefrau.

Etwas weiter nördlich auf der Straße, also wieder in Richtung Gedeminas-Hügel, ist ein weiteres interessantes Baudenkmal zu sehen. Das so genannte gotische Ensemble besteht aus der St. Annakirche und dem dreistöckigen Gebäude des ehemaligen Bernhardinerklosters, das sich gleich dahinter anschließt und erhebt sich prachtvoll auf der rechten Seite. Die kleine St. Annakirche stammt aus dem 15. Jahrhundert und reicht bis fast an die Straße heran, während sich das Kloster ein wenig im Hintergrund befindet. Das Innere der Kirche musste nach einem Großfeuer komplett renoviert werden und präsentiert sich heute im Barockstil. Mehr als zwei Dutzend verschiedene Backsteine wurden extra für die Westfassade angefertigt. Der Kirchenturm befindet sich rechter Hand vom Gotteshaus und wurde 1874 im neugotischen Stil errichtet. Direkt dahinter verbirgt sich die Christustreppe aus dem 17. Jahrhundert.

Ein Torbogen scheint den Glockenturm mit der Kirche zu verbinden und ist Zugang zum Kirchhof der wesentlich größeren Bernhardinerkirche. Diese wurde im 16. Jahrhundert mit in die Stadtmauer integriert und diente somit auch dem Schutz der Stadt. Im Innenraum ist ein Holzaltar aus dem Jahr 1614 zu sehen. Auf der linken Seite der Bernhardinerkirche, dafür muss man einmal um die St. Annakirche gehen, steht das Bernhardinerkloster, in dem sich heute die Kunstakademie von Vilnius befindet. Die St. Michaelskirche (23) befindet sich auf der anderen Straßenseite, direkt gegenüber der Anna-Kirche. Doch in diesem befindet sich heute lediglich ein Architekturmuseum. Doch auch das Interieur dieses Gotteshauses ist reich mit Verzierungen geschmückt. Der freistehende Glockenturm ist Anfang des 18. Jahrhunderts gebaut worden und wird gekrönt von einer eisernen Wetterfahne, die den Erzengel Michael darstellt.

Wenn wir nun die Straße weiter hinab gehen erreichen wir nach der Linkskurve wieder den Kathedralenplatz. Von dort bis zum Parkplatz ist es nicht mehr weit und wer Lust hat, ein weiteres Gotteshaus zu besichtigen, der geht am Parkplatz einfach geradeaus vorbei und gelangt nach rund 1 km zur St. Peter-und-Paul-Kirche (24). Unscheinbar und schlicht ist die Kirche von außen. Doch im Inneren präsentiert das barocke Bauwerk an den Wänden über 2.000 Skulpturen mit verschiedensten Ornamenten. Zahlreiche historische Geschehnisse und biblische Momente werden nachgestellt. Über dem Altar hängt ein Gemälde, auf dem Petrus und Paulus zu sehen sind.

Praktische Hinweise – Vilnius
Touristeninformation, Didžioji gatvė 31, Tel.: 52-62 64 70, Fax: 52-62 07 62, E-Mail: turizm.info(at)vilnius.lt, Web: www.vilnius.lt. Öffnungszeiten: Mo – Fr 9 – 18.00 Uhr, am Wochenende 10 – 16.00 Uhr.
Touristeninformation, Vilniaus gatvė 22, Tel.: 52-62 96 60, Fax: 52- 62 81 69.
„Visit Lithuania“, Liejyklos gatvė 8/26, Tel.: 52-62 52 41, Fax: 52-62 52 42, E-Mail: info(at)visitlithuania.net, Web: www.visitlithuania.net.
Litauischer Fonds für Tourismus, Rotundo gatvė 5, Tel.: 52-49 60 58, Fax: 52-72 65 54, E-Mail: info(at)travel.lt, Web: www.travel.lt, www.tourism.lt.
Feste und Folklore: Am 16. Februar findet jedes Jahr ein großes Feuerwerk anlässlich des Unabhängigkeitstages statt. Anfang März wird bereits das Ende des Winters gefeiert: Eine Tradition aus der Heidenzeit, in der karnevalsähnlich die Menschen durch die Straßen und die Puppe „More“ verbrannt wird. Ende des Monats findet das Filmfestival statt. Im Mai wird regelmäßig das Kinder-Folklore-Fest gefeiert und das Gedichtfestival zelebriert. Es ist das populärste Schreibfest inklusive Wettbewerb in Litauen und wird von der Schriftstellervereinigung initiiert. Ende des Monats wird zu Jazz getanzt und im Juni wird am Neris-Fluss das Mittsommerfest gefeiert, das erst am Morgen endet, wenn die Sonne aufgeht. Im September finden 15 verschiedene Festivals in Vilnius statt, die alle zu den so genannten Vilnius-Tagen zusammen geschlossen sind. Am Ende des Monats wird ein pittoresker Maskenball veranstaltet. Ebenfalls im September kann man das Festival der Instrumentalfolklore besuchen. Es ist das einzige seiner Art in Litauen und das älteste im Baltikum. Es findet nur in den ungeraden Jahren statt und zeigt unter dem Namen „Griežynė“ Sitten und Tänze sowie die Instrumentenherstellung.
Restaurant Amatininkų Užeiga, Didžioji gatvė 19/2, Tel.: 26-17 96 8. Typisch litauische Küche. Geöffnet von 8 – 05.00 Uhr, Sa und So 11 – 05.00 Uhr.
Restaurant El gaucho sano, Pilies gatvė 10, Tel.: 52-10 77 73, Fax: 52-10 77 70, E-Mail: hotel(at)atrium.lt, Web: www.atrium.lt. Das einzige argentinische Restaurant in Vilnius Vor den Augen der Gäste wird das Essen im rustikalen Stil zubereitet. Geöffnet täglich von 12 – 02.00 Uhr.
Forto Dvaras, Pilies gatvė 16, Tel.: 52-61 10 70, E-Mail: pilies(at)fortopica.lt, Web: www.fortas.eu. Typische litauische Gerichte in rustikaler Umgebung direkt in der Altstadt. Für Kinder gibt es Holzspielzeug, für die Eltern wird Honigbier angeboten. Geöffnet hat es täglich von 12- 24.00 Uhr.
Ida Basar, Subaciaus gatvė 1, Tel.: 26-28 48 4. Europäische Küche. Geöffnet von 11 – 23.00 Uhr, So 11 – 22.00 Uhr.
Restaurant Achtamar, S. Konarskio gatvė 1-2, Tel.: 23-31 34 4. Geöffnet von 11 – 23.00 Uhr. Leckere Gerichte aus Armenien.
Restaurant Balti Drambliai, Vilniaus gatvė 41, Tel.: 26-20 87 5. Für den Vegetarier. Geöffnet von 10 – 24.00 Uhr, am Wochenende ab 11.00 Uhr.
Café Keisti Ženklai, Trakų gatvė 13, Web: keistizenklai.meniu.lt. Modern eingerichtetes Café im Westen der Altstadt. Geöffnet von 11 – 24.00 Uhr. Dazu gehört auch das „Šokolado namai“. Es bietet Schokolade in allen erdenklichen Formen wie zum Beispiel als Pinguin oder Jakobsmuschel an. Einige der über 150 handgemachten Schokoladenspezialitäten sind mit Likör oder Früchten gefüllt. Für Schokoladenliebhaber ein Muss.
Internetcafé Collegium, Pilies gatvė 22-1, Tel.: 52-61 83 34, E-Mail: info(at)dora.lt, Web: www.dora.lt. Geöffnet von 8 – 24.00 Uhr.
Hotel Stikliai, Gaono gatvė 7, Tel.: 52-62 79 71, Fax. 52-12 38 70, E-Mail: stikliai(at)mail.iti.lt, Web: www.stikliaihotel.lt, Journalisten kürten vor einiger Zeit dieses Hotel zum Besten der gesamten Region. Es wurde 1996 eröffnet und bietet luxuriöse Zimmer mit Sat-TV, Minibar, Internetanschlussmöglichkeit und Telefon. Zum Haus gehören ein Schwimmbad, ein abgeschlossener Parkplatz sowie ein Fitnessraum, ein Restaurant und eine Bar. Die Zimmer in den oberen Etagen bieten einen schönen Blick auf die Stadt.
Reval Hotel Lietuva, Konstitucijos Avenue 20, Tel.: 52-72 62 00, E-Mail: lietuva(at)revalhotels.com, Web: www.revalhotels.com. Das größte, höchste und modernste Hotel der Stadt hat im Mai 2003 seine Pforten geöffnet. In der Ausstattung der Zimmer und des Services ist dem Hotel Stikliai vergleichbar.
Europa Imperiale, Aušros vartų gatvė 6, Tel.: 52-66 07 79, Fax: 52-61 20 00, E-Mail: reservation(at)hoteleuopa.lt, Web: www.hoteleuropa.lt. Elegantes und luxuriöses Hotel im italienischen Stil. Die Zimmer verfügen über Sat- TV, Mini-Bar, 24-Stunden-Zimmerservice, und bieten einen schönen Blick auf die Altstadt. Zum Haus gehören ein Restaurant, eine Bar und ein bewachter Parkplatz.
Latako Gästehaus, Latako gatvė 1-2, Tel.: 52-61 63 64, Web: www.latako.ten. Das Gästehaus befindet sich mitten in der Altstadt und bietet fünf Appartements mit Küche, Sat-TV, Dusche. Buchungen müssen rechtzeitig vorgenommen werden.
Jugendherberge, , Tel.: 52-61 35 76, Fax: 52-62 77 42, E-Mail: vjtc(at)delfi.lt. Ein altes dreistöckiges Gebäude mit Duschen auf dem Flur und einem bewachten Parkplatz.

Wohnmobil-Stellplatz, wie im Text beschrieben unterhalb des Berges der Drei Kreuze, keine Ver- und Entsorgungsmöglichkeit.
Camping Vilnius City, Laisvės pr. 5, Tel.: 68-03 24 52, E-Mail: vilnius(at)camping.lt, Web: www.camping.lt/vilniuscity. Folgen Sie ab dem Zentrum der Beschilderung zum Campingplatz bzw. zum Fernsehturm. Am großen Kreisverkehr überquert man den Fluss Neris und fährt ein Stück bergauf. Der Campingplatz erscheint noch vor dem Fernsehturm auf der rechten Seite. Allerdings wird man hier, ähnlich wie in Kaunas, ein wenig enttäuscht sein, da der Platz lediglich von Baustellenzäunen umgeben ist und eher als Wohnmobilstellplatz bezeichnet werden müsste. Er verfügt jedoch über einen kleinen Kiosk, eine Küche, Waschmaschine und Trockner. V & E für Wohnmobile.

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


Die Weltenbummler – ältester deutschsprachiger Reiseblog (seit 2000)

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kleine Rechenaufgabe Die Zeit für die Eingabe ist abgelaufen. Bitte aktivieren Sie das Captcha erneut.