Mit dem Wohnmobil ins Baltikum – Nach Tartu in Estland

Võru – Tartu
Entfernung: ca. 107 km, ohne Abstecher.
Strecke: Straßen 2 und 64 bis Põlva – Straße 69 bis zur Straße 2 bei Saverna – Nebenstraße bis Otepää – Straßen 46 und 2 bis Tartu.
Abstecher: 29 km über Straße 62 bis Räpina.
Reisedauer: Mindestens ein Tag.
Höhepunkte: Landschaft bei Otepää*, Stadtbesichtigung von Tartu**

Route: In Võru fahren wir ein kurzes Stück auf der A2 in Richtung Tartu, biegen jedoch an der ersten großen Kreuzung ab auf die Straße 64, die uns auf den nächsten 26 Kilometern nach Põlva bringt. ●

Der nächste Landkreis Estlands, auf den wir nun treffen, ist nach seiner Hauptstadt benannt, Põlvamaa. Põlva mit seinen rund 6.500 Einwohnern wurde Mitte des 15. Jahrhunderts gegründet. Doch sie musste bis zum Jahr 1993 warten um den Status einer Stadt zu erhalten. In der kleinen Stadt gibt es eine alte Maarja-Kirche, die beachtenswert ist. Sie stammt aus dem Jahr 1240 und hat ihren Namen auf Grund einer Legende bekommen. Laut dieser wurde eine junge Frau, so wie in Rõuge, beim Bau des Gotteshauses mit eingemauert. Damit sollte der Teufel besänftigt werden, dem es nicht gefiel, dass die Bürger eine Kirche errichteten. Die Legende besagt, dass er sich darüber ärgerte und in der Nacht den Kirchenrohbau mit Steinen bewarf und somit das Tagewerk der  Bauarbeiter immer wieder zerstörte. Doch in der Nacht, als das junge Mädchen geopfert wurde, riss seine Hose und er verlor alle Steine, die noch heute auf dem Grundstück des Forstwartes Kadaja liegen sollen. Übrigens sollte die Frau knieend geopfert werden, põlv ist das estnische Wort für Knie.

Das Kircheninnere wurde vor allem im spätklassizistischen Stil gestaltet. Viele verschiedene Künstler haben hier bei der Einrichtung ihre Spuren hinterlassen. Müllverstedt hat im Jahr 1883 die Orgel erschaffen, das Altarbild ist das Werk vom Künstler Maydell, die Glocke dagegen, die im 36 m hohen Turm hängt, wurde 1868 in einer Gießerei in Bochum gefertigt.

In der Umgebung der Kirche befinden sich zwei Denkmäler. Direkt am Eingang des Gotteshauses steht ein Mahnmal, das 1928 eingeweiht wurde. Es erinnert an den Unabhängigkeitskrieg. An der Tafel, die daran angebracht ist, wurden die Namen von Gefallenen aus Ersten und Zweiten Weltkrieg verewigt. Ein paar Monate nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde das Denkmal zerstört und erst 1989 wieder neu errichtet. Das zweite Mahnmal befindet sich etwas weiter abseits. Dieses wurde in Erinnerung an den Zweiten Weltkrieg aufgestellt. Auf der linken Seite der Strasse befindet sich im Park ein Gemeinschaftsgrab von 137 Soldaten, die während des Zweiten Weltkrieges ums Leben kamen. Dafür steht auch die Skulptur namens „Mutter mit ihrem verwundeten Sohn“ mitten in der Grünfläche. Sie wurde nach einem Entwurf von Kalju Reitel errichtet.

Hinter der Maarja-Kirche erstreckt sich auf 33 Hektar Fläche ein großer Stausee im Norden Põlvas. Seit dem Jahr 1960 staut der 80 m lange Damm den Ora-Fluss. Ein schöner Sandstrand befindet sich an der westlichen Seeseite. Wassersportmöglichkeiten sowie andere Gelegenheiten zur Erholung machen aus dem See einen interessanten Platz in der Stadt.

Praktische Hinweise – Põlva
Touristeninformation, Kesk 42, 63308 Põlva, Tel.: 79-95 00 1, Fax: 79-94 08 9, E-Mail : polva(at)visitestonia.com, Öffnungszeiten: Mo – Fr 9 – 18.00 Uhr, Sa und So 10 – 15.00 Uhr.
Restaurant Põlva, Kesk 10, Tel.: 79-94 10 1.
Hotel Pesa, Uus 5, Tel.: 79-98 53 0, Fax: 79-98 53 1, Web: www.kagureis.ee, E-Mail: kagureis(at)kagureis.ee. Parallel zur Hauptstraße liegt die kleine Nebenstraße, in der sich dieses privat geführte Hotel befindet. Es beherbergt 30 einfache, aber zweckmäßige Zimmer mit TV. Zum Haus gehört eine Bar, ein Parkplatz, ein Solarium und eine Sauna. An Freizeitaktivitäten bietet es einen Pferde- und Angelverleih und Tennisplätze.
Tamme Trahter, Mammaste, Tel.: 79-93 27 5, Fax: 51-55 21 4, Web: www.tammekanuu.ee, E-Mail: info(at)tammekanuu.ee. Nördlich von Põlva gelegen, bietet dieses kleine Privat-Hotel 10 sehr einfache Zimmer. Interessant ist es auch für Wohnmobilisten, da es dort sechs Stellplatzmöglichkeiten gibt (inklusive Strom 100,00 EEK). Auch eine Zeltwiese und eine Stelle für ein Lagerfeuer bietet das Hotel.
Wohnmobil-Stellplatz, das oben erwähnte Hotel Tamme Trahter bietet auf dem Parkplatz Stellmöglichkeiten inkl. Strom für 100,00 EEK, jedoch keine Ver- und Entsorgungsmöglichkeit.

ABSTECHER NACH RÄPINA

Route: Nordwärts geht es in Põlva über die Bahngleise auf die Straße 62. An der Tankstelle biegen wir rechts ab und treffen nach 29 km auf Räpina.

Der Name Räpina geht auf eine Sage zurück, als die Russen sich nicht auf einen Namen für das Dorf einigen konnten. Nach einer Auseinandersetzung sollen sie einen Bullen zum Schiedsrichter gemacht haben. Man beschloss den Bullen laufen zu lassen und dem Dorf den Namen des Baumes zu geben, an dem das Tier stehen bleiben wird. Der Bulle marschierte geradewegs auf eine Eberesche zu, was im Russischen Rjabina heißt. Im Estnischen klang dieser Name dann letztendlich Räpina.

Die erste namentliche Erwähnung des Ortes stammt aus der Mitte des 16. Jahrhunderts. Doch die Sehenswürdigkeit ist das Schloss aus dem 19. Jahrhundert, das sich im Süden Räpinas im Stadtteil Sillapää erhebt. Es wurde im klassizistischen Stil gebaut und geschmückt. Heute sind die Touristeninformation sowie eine Gartenschule hier untergebracht und einen Besuch wert. Sehenswert ist auch der Stadtpark. 300 verschiedene Arten von Sträuchern und Bäumen befinden sich im Garten, an dem viele Landschaftsarchitekten gearbeitet haben, um ihn in seinen heutigen Zustand zu bringen. Dafür ist Räpina heute auch als Gartenstadt bekannt. 

Praktische Hinweise – Räpina
Touristeninformation, Kooli 1, 64504 Räpina, Tel.: 79-64 81 0, E-Mail: rapina(at)visitestonia.com, Öffnungszeiten: Mo – Fr 9 – 18.00 Uhr, Sa und So 10 – 15.00 Uhr.
Puuriida Pubi, Kooli 16, Tel.: 79-64 66 5.

HAUPTROUTE

Route: Auf der Straße 89 geht es westwärts in Richtung Saverna. Am Ende der hügeligen Strecke biegen wir links ab und halten uns sofort wieder rechts nach Pikajärve. Auf der Schotterstraße fahren wir bis nach Otepää.

Otepää ist die am höchsten gelegene estnische Stadt. Ihre 150 m über dem Meeresspiegel hohe Lage machte den Ort zum Zentrum des Wintersports. In den 70er Jahren des letzten Jahrhunderts gab es hier bereiets eine Skischule, doch auch heute ist es möglich, verschiedene Wintersportarten zu betreiben. An den Bergen Väike Munamägi und Kuutsemägi wurden Skilifte gebaut und Abfahrtspisten eingerichtet. Aber nicht nur Wintersport ist hier beliebt. Auch im Sommer bietet die Region Möglichkeiten zur Entspannung. Vor allem Wassersport, weil es im Hochland von Otepää im Schnitt alle 9 km² einen See gibt. Von diesen ist Pühajärve der größte und bekannteste See. Am Poslovitsa-Strand dieses Sees befindet sich die so genannte Blut-Quelle. Ihr Wasser soll der Legende nach magische Kräfte haben. Man sagt: Wer sie am Mittsommertag besucht, wird einer starken und ewigen Liebe begegnen. Der See wurde auch schon vom Dalai Lama besucht und auch gesegnet. Ausgezeichnet wurde das Gewässer auch auf Grund der hervorragenden Wasserqualität mit der Blauen Flagge.

Der Herrenhof Pühajärve, der im 14. Jahrhundert den Rittern Hermann und Otto von Uexküll gehörte, befindet sich im Süden von Otepää. Zu der damaligen Zeit trug er den Namen Gut Wollust. 1836 wurde der Hof durch die neue Besitzerin, der Gräfin von Stackelberg, zum Heiligensee (Pühajärve) umbenannt. 1920 wurde er offiziell zur Erholungsstätte ernannt. Er sollte den Künstlern und Schriftstellern dienen. Das dortige Erholungsheim wurde in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in den Gebäuden des Herrenhofes untergebracht.

Ansonsten ist Otepää in Estland berühmt geworden durch die Aufbewahrung der Nationalflagge. Als das Hissen der blau-schwarz-weißen Nationalfahne im Jahr 1884 verboten wurde, brachten Studenten aus Tartu die Flagge in die Kirche von Otepää und versteckten sie dort.

Praktische Hinweise – Otepää
Touristeninformation, Tartu mnt. 1, 67404 Otepää, Tel.: 76-61 20 0, Fax: 76-61 24 6, E-Mail: otepaa(at)visitestonia.com, Öffnungszeiten: Mo – Fr 9 – 18.00 Uhr, Sa und So 10 – 15.00 Uhr.
Feste und Folklore: Der Eisfischen-Angelwettbewerb wird im Februar auf dem nahe gelegenen und zugefrorenen Pühajärv-See ausgetragen. In der ersten Juniwoche findet das Pühajärve Beach Party Festival statt. Auf dem alljährlichen Musikfestival treten Estlands bekannteste Musiker auf.
Restaurant Kikka külalistemaja, Tamme pst. 9, Tel.: 76-55 98 2, E-Mail: maie.kikkas(at)mail.ee. Leckere Barbecue-Bar mit Grill und Terrasse.
Edgari Trahter, Lipuväljak 3, Tel.: 76-54 22 8.
Hotel Pühajärve, Tel.: 076-65 50 0, Web: www.pyhajarve.com, E-Mail: pjpk(at)pjpk.ee. 80 Doppelzimmer (€ 54,00) auf 4 Etagen und 12 Suiten bietet das Hotel an der Straße nach Sangaste. Des Weiteren gibt es Zimmer für Behinderte und für Allergiker. Die Zimmer in der ersten Etage sind für Nichtraucher. Alle Zimmer haben Farb-TV und Telefon, die Badezimmer sind mit Fußbodenheizung ausgestattet. Weiter gibt es eine Bar, einen bewachten Parkplatz, ein Pub mit Live-Musik, einen Bowlingsaal und eine Terrasse mit Blick auf den See Pühajärv. Im selben Gebäude ist auch ein Schwimmzentrum untergebracht.
Lille Hotell, Lille 6b, Tel.: 76-63 99 9, Fax: 76-61 60 1, Web: www.karupesa.ee, E-Mail: karupesa(at)karupesa.ee. Kleines komfortables und modern eingerichtetes Hotel mit Sauna. Die Zimmer haben Farb-TV und sind zweckmäßig eingerichtet.
Camping Inni Järve Karavani Kämping, Tel.: 55-40 49 0. Von Otepää aus geht es 10 km auf der Straße 46 südwärts. Er befindet sich am Inni-See bei Raudsepa, südlich von Otepää. Sehr ruhig gelegen und 200 m vom See entfernt, bietet der Platz (1 ha) ca. 30 Plätze für Wohnmobile oder Zelte. Es existiert eine kleine Hütte für 4 Personen (13 €). Die Übernachtung im Wohnmobil kostet 6 €, die Dusche sowie die Sauna weitere 2 € (für Kinder unter 10 Jahren kostenlos). Es existiert nur eine moderne Toilette. Die beiden Duschen stehen sich ohne Vorhang direkt gegenüber. Der See bietet Schwimm- oder Angelmöglichkeit. Der Platz ist von Mai bis Oktober geöffnet, Mindestausstattung.
Camping Annimatsi, Pühajärve, Tel.: 51-10 31 7, Web: www.hot.ee/annimatsi, E-Mail: annimatsi.camp(at)mail.ee. Der ganzjährig geöffnete Platz (2 ha) bietet neben einem Restaurant einen Kinderspielplatz und kleine Chalets. Am Eingang des Platzes befinden sich 8 abgetrennte Wohnmobilstellplätze. Hinter dem Restaurant ist die Zeltwiese, auf der Camper, die keinen Strom benötigen, ebenfalls nächtigen können. Die Sanitäranlagen sind jedoch äußerst einfach. Man erreicht den Platz von Otepää aus in Richtung Sangaste. Der Abzweig nach rechts erscheint kurz hinter dem Hotel Pühajärve, einfache Standardaustattung.
Camping Puhkemaja, Tel.: 50-97 91 8. Gegenüber vom Hotel Pühajärve befindet sich ein ganz einfacher Campingplatz, direkt am See Neitsijärve. Zu erreichen ist er über ein kurzes Stück Schotterstraße und bietet fünf Stellplätze auf Schotter, teilweise aber sehr uneben.
Camping Pühajärve, auf dem Weg zum Campingplatz Annimatsi erscheint 200 m vor der Einfahrt ein kleines Hinweisschild, dass nach links zeigt. Dort bietet ein älteres deutschsprachiges Ehepaar ihr Grundstück zur Übernachtung an. Allerdings verfügt es lediglich über ein Plumpsklo und ist etwas teurer als Annimatsi.
Wohnmobil-Stellplatz, das oben erwähnte Hotel Pühajärve bietet auf dem Parkplatz Stellmöglichkeiten inkl. Strom für rund € 10, keine Ver- und Entsorgungsmöglichkeit.

Route: Bis zur ersten größeren Stadt in Estland, Tartu begeben wir uns nun auf die Straße 46 und fahren 26 km bis wir an einer Tankstelle wieder auf die A2 treffen. Dort kurz nach links und wir passieren nach weiteren 5 km  den kleinen Flughafen der Universitätsstadt und folgen nun der Beschilderung ins Zentrum.

Wohnmobilstellplatz, Waide Motell, Käo Küla, 61510 Elva, Tel.: 73-03 60 6, Fax: 73-03 60 5, E-Mail: info(at)waide.ee, Web: www.waide.ee. Das Motel Waide bietet direkt an der Hauptstraße zwischen Valga und Tartu, 2 km westlich von Elva, welches von der Straße 46 aus schnell zu erreichen ist, Stellplätze für 28 Wohnmobile auf Rasen. Die Rezeption hat 24 Stunden geöffnet, Schnellrestaurant, Wifi, Sauna, V & E für Wohnmobile.

Tartus erste namentliche Erwähnung fand im Jahr 1030 statt. Heute leben hier rund 100.000 Menschen, auf die 16 Hochschulen und 5 Theater kommen. Das macht Tartu zur zweitgrößten Stadt des Landes und gleichzeitig zur wichtigsten von Süd-Estland. Doch nicht nur das. Tartu als Hansestadt hat einen besonderen Flair, vor allem dann, wenn das Hansetage-Festival hier alljährlich stattfindet. Zahlreiche Bürger der Stadt, die im Handel tätig sind, nehmen selbstverständlich daran teil. Es lohnt sich, das Festival, das noch viel von der mittelalterlichen Atmosphäre bewahrt hat, zu besuchen. Auch wegen eines anderen Festes ist Tartu bekannt, denn hier hat das Estnische Sängerfest seine Wurzeln, das mittlerweile immer in Tallinn stattfindet. Auch das Estnische Nationaltheater wurde in der Stadt gebaut.

Tartu ist eine lebendige Stadt, was daran liegt, dass es sich um eine Universitätsstadt handelt. Ein Fünftel der Einwohner studiert an den verschiedenen Hochschulen und an der Universität. Diese wiederum, die vom schwedischen König Gustav II. im 17. Jahrhundert gegründet wurde, befindet sich mitten in der Innenstadt, in der Nähe vom Domberg. Der Domberg, auf Estnisch Toomemägi, ist nicht nur eine Grünfläche, sondern auch ein Platz, wo man zahlreiche Denkmäler zu sehen bekommt.

Für einen Stadtrundgang durch Tartu kann man sein Fahrzeug hinter dem Einkaufszentrum an der Soola Straße gleich gegenüber von McDonalds bzw. des Busbahnhofes (1) abstellen. Von dort überqueren wir die Vanemuise und gelangen auf die Haupteinkaufsstraße Küüni, wo sich hinter dem neuen EInkaufszentrum rechts ein kleiner Park befindet. Ihm gegenüber liegen auf der anderen Straßenseite einige wenige Einkaufsgeschäfte. Im Park sehen wir die Skulptur „Vater und Sohn“ des Bildhauers Ulo Õun, der von 1940 bis 1988 lebte. Gefertigt wurde die Skulptur zwar bereits 1977, wurde aber erst im Jahr 2004 aufgestellt. Es handelt sich dabei um ein Selbstbildnis des Künstlers mit seinem anderthalbjährigen Sohn. Allerdings ist der Sohn genauso groß dargestellt wie der Vater selbst. Schräg gegenüber steht in einer kleinen Grünanlage die Bronzefigur von Generalfeldmarschall Barclay de Tolly. Berühmt wurde er durch die napoleonischen Kriege, bei denen er auf russischer Seite kämpfte. Die Skulptur wurde 1859 aufgestellt, nachdem sie durch Spenden seiner Offiziere finanziert wurde.

Dahinter liegt das Barclay-Hotel, neben dem sich links eine Buchhandlung und das irische Lokal „Wilde“ (2) befindet. Die zwei Bronzefiguren vor dem Pub stellen zwei Schriftsteller dar, die viele gemeinsame Charaktereigenschaften hatten. Einer der beiden ist der irisch-englische Literat Oscar Wilde. Bei der zweiten Figur handelt es um den estnischen Schriftsteller, der fast den gleichen Nachnamen trug, nämlich: Eduard Vilde. Man weiß nicht genau, ob dieses Irish Pub wirklich wegen der zwei Literaten den Namen „Wilde“ bekommen hat, fest steht allerdings, der Besitzer heißt zufälligerweise auch Wilde. Bei den beiden Bronzefiguren vor dem Haus wird gesagt, dass dieses Treffen der beiden Schriftsteller im Jahr 1892 wirklich hätte stattfinden können. Doch ob es wirklich so war, ist nicht belegt, auch wenn die beiden ebenfalls in der politischen Auffassung Ähnlichkeiten hatten.

Das Innere des Lokals wurde im viktorianischen Stil eingerichtet. An den Wänden befinden sich Bilder, die von Künstlern aus Tartu geschaffen wurden und stellen Literaten dar, die eine irische oder estnische Herkunft haben. Im Pub befindet sich auch ein Kamin, vor dem traditionell der Platz freigehalten wird, damit das Feuer den gesamten Raum erwärmen kann. Achten Sie bitte darauf und lassen Sie den Platz vor dem Feuer frei.

Gehen sie weiter die Küüni Strasse entlang. Der Weg führt gerade zum trapezförmigen Rathausplatz (Raekoja plats, 3). Die Gebäude, die ihn umgeben, wurden klassizistisch eingerichtet. Zum großen Teil wurde der Rathausplatz im Jahr 2005 restauriert. Seit dem Umbau ist die Touristeninformation (4)  mit kleinen Ausstellungsräumen im Rathaus untergebracht.

Das Rathaus, das aus dem 18. Jahrhundert stammt, ist das auffälligste Gebäude am Platz. Es ist nicht das erste Rathaus an dieser Stelle. Zuvor befanden sich hier schon zwei Rathäuser, die jedoch beide einem Brand zum Opfer fielen. In dem jetzigen Gebäude befand sich im Erdgeschoss ursprünglich ein Gefängnis. Dagegen dienten die oberen Stockwerke dem Rat.Heute ist das gesamte Gebäude für die Stadtverwaltung vorgesehen. Im Rathausturm befinden sich die Glocken, die dreimal pro Tag (um 12, 18 und 21.00 Uhr) ein Glockenspiel erklingen lassen. Die Glocken wurden in Karlsruhe in der dortigen Gießerei hergestellt.

Seit 1998 steht vor dem Rathauseingang ein schöner Brunnen mit einer interessanten Skulptur. Sie stellt ein sich küssendes Pärchen dar. Laut der tragischen Legende soll das Studentenpärchen beim Küssen unterm Regenschirm zu einer Steinfigur verwandelt worden sein, als ein Blitz in den Schirm einschlug. Diese Geschichte ist ein Beispiel der modernen Mythen und Sagen, die zeigen, dass die Esten auch heute noch einen Sinn für Legenden behalten haben.

Gehen wir links am Rathaus vorbei, treffen wir dann auf den östlichen Teil des Dombergs (5), der steil aufsteigt. Die Sternwarte, die aus dem Anfang des 19. Jahrhundertes stammt, ist die erste Sehenswürdigkeit auf unserem Weg. Entworfen wurde sie vom Universitätsarchitekten Johann Wilhelm Krause. In der Sternwarte war der Astronom Struwe in den 20er und 30er Jahren des letzten Jahrhunderts tätig. Er sorgte dafür, dass die Warte mit dem größten Fraunhofer-Fernrohr der damaligen Zeit ausgestattet wurde und vermaß die Länge des Meridians im Baltikum.

Danach gehen wir am Denkmal von Robert Faehlmann vorbei. Er war ein estnischer Schriftsteller und Arzt und hauptsächlich am estnischen Nationalepos „Kalevipoeg“ beteiligt. Robert Faehlmann hat sich auch mit den Legenden, die sich um die estnischen Götter drehen, befasst. Die Bronzebüste wurde 1930 errichtet. Hinter der Skulptur weiter im Park befindet sich ein Gebäude – das Anatonikum, das ebenfalls von Krause entworfen wurde und der Universität angehört.

Über der Lossi Strasse befinden sich zwei Brücken, die beide Teile des Domberges miteinander verbinden. Die südliche von ihnen heißt Teufelsbrücke und wurde 1913 dem Zaren Alexander I. gewidmet. Es war der 300. Jahrestag der Romanov-Dynastie. Die nördlich gelegene ältere Brücke, die wir nun überqueren, heißt Engelsbrücke und stammt aus dem Jahr 1838. Allerdings wird vermutet, dass der Name der Brücke nichts mit Engeln zu tun hat, sondern die Bezeichnung vom estnischen Wort für „englisch“ abgeleitet wird, da der Park im englischen Stil angelegt wurde.

Auf der rechten Seite vor der Brücke gibt es den Schießpulverkeller, den man heute nicht mehr als solchen erkennen kann, weil sich darin ein Biergarten befindet. Früher trennte er die Bischofsresidenz von der Vorburg. 

Weiter auf der Ostseite des Dombergs steht die höchste richterliche Instanz Estlands, das Staatsgericht. Es befand sich zwar schon von 1920 bis 1935 in Tartu, doch erst seit 1993 ist es wieder in Estlands zweitgrößter Stadt zu finden. Zuvor war in dem Gebäude das Universitätskrankenhaus eingerichtet.Das im Jahre 1763 erbaute Gebäude diente ursprünglich als Kaserne.

Der Dom (Toomkirik, 6), der dem Berg seinen Namen gab, ist hier der wichtigste Bau. Die Bauzeit dauerte vom 13. bis zum 15. Jahrhundert. In den Reformationszeiten und während des Livländischen Krieges hat das dreischiffige Gebäude viele Schäden hinnehmen müssen. 1624 kam es zu einem Brand, der den Dom endgültig zerstörte. Die Ruinen mussten fast 200 Jahre auf die teilweise Renovierung warten. Am Anfang des 19. Jahrhunderts hat man den Chor wieder errichtet, um als Universitätsbibliothek zu dienen. Diese musste im Jahr 1982 das Gebäude zu Gunsten des Geschichtsmuseum verlassen. Das wohl Wertvollste ist ein islamischer Globus aus dem 13. Jahrhundert, einer der letzten, der bis heute erhalten werden konnte. (Öffnungszeiten Mi – So 11 – 17,00 Uhr, E-Mail: ajaloomuuseum(at)hot.ee, Web: www.ut.ee/ream/museum.htm)

War das Betreten noch vor wenigen Jahren verboten, so können mittlerweile die beiden Türme des Domes besichtigt werden. Gegen eine kleine Gebühr (geöffnet Mo – So 10 – 19.00 Uhr) besteht die Möglichkeit in den engen Gängen auf die beiden Dächer zu gelangen und von oben in den Dom hineinzuschauen. Dabei sieht man nicht nur die Restaurierungsarbeiten, sondern auch eine Zuschauertribüne, da in den Sommermonaten innerhalb der Ruine Theateraufführungen statt finden.

Um den Aussichtspunkt des Domberges, nördlich der Basilika, sind einige Denkmäler aufgereiht. Es beginnt mit dem 1983 eingeweihten Denkmal des Dichters Kristjan Jaak Peterson, der nur 21 Jahre alt wurde und 1822 verstarb. Kurz vor seinem Tod wanderte er per Pedes von Tartu in seine Geburtsstadt Rīga. Dahinter steht das Denkmal des Historikers und Pfarrers Villem Reiman. Es ist relativ neu aus dem Jahre 2004. Das ursprüngliche, erste Denkmal wurde bereits 1931 ihm zu Ehren eingeweiht, aber durch die Sowjets im Jahr 1950 zerstört. Direkt daneben steht einer von 400 Opfersteinen in Estland. Die naturverbundenen Esten glaubten in früheren Zeiten an die magische Heilkraft, wenn man diesen Steinen Opfern brachte. Ein Jahr vor seinem Tod wurde im Jahr 1851 das Denkmal für den Professor Johann Carl Simon Morgenstern errichtet. Er galt als der Gründer der Universitätsbibliothek und war zugleich ihr erster Direktor. Innerhalb der Bibliothek wird auch seine eigene Privatsammlung mit über 11.000 Bänden aufbewahrt.

Zu guter Letzt treffen wir auf das Denkmal von Karl Ernst von Baer, der die hiesige Universität absolvierte. Der deutschbaltische Naturwissenschaftler arbeitete in Königsberg und St. Petersburg und gilt als Entdecker der Eizelle bei Säugetieren. Das Denkmal aus dem Jahr 1886 wird alljährlich in der Walpurgisnacht von Studenten missbraucht, um eine Flasche Sekt über dem Kopf auszugießen. Verlassen wir langsam den Domberg und gehen den Weg entlang, der uns hinab zur Jacobistrasse führt. Auf dieser Straße steht ein Denkmal des schwedischen Königs Gustav II. Adolf. Dank ihm hat die Stadt Tartu die Universität, die früher Academia Dorpatensis hieß, bekommen. Im Jahr 1632 wurde von ihm die Gründungsurkunde der Akademie unterzeichnet. Das Denkmal stand seit 1928 im Hof der Universität errichtet, wurde dann, wie das Reiman-Denkmal, 1950 von den Sowjets zerstört. 1992 hat man es an der heutigen Stelle mit schwedischer Unterstützung wieder aufgebaut. Bei beiden Einweihungen war der schwedische König präsent.

Wenn wir die Gildi-Straße entlang gehen und an der nächsten Kreuzung abbiegen, dann treffen wir auf ein Gebäude, um das sich die meisten Geschehnisse der Stadt drehen – die Tartuer Universität (7). Die Akademie hat eine interessante Geschichte. 67 Jahre nach Gründung musste sie wegen eines Krieges nach Pärnu umziehen. Im Jahr 1802 wurde sie wiedereröffnet und sollte dem russischen Imperium als ein wissenschaftliches deutschsprachiges Zentrum dienen. Bekannte Persönlichkeiten brachte die Universität hervor, so zum Beispiel Karl Ernst von Baer oder auch Wilhelm Ostwald. Für letzteren, dem Chemienobelpreisträger von 1909 wurde hinter der Universität, beim Denkmal für den schwedischen König eine Gedenktafel an der Wand angebracht. Im 19. Jahrhundert wurde an der Universität eine Studentenvereinigung gegründet, mit der Bezeichnung Estnische Studentenverbindung. Die Gründung war damals schon möglich und gesetzlich geregelt. Die Vereinigung entwarf eine dreifarbige Flagge – blau, schwarz und weiß. Diese Flagge wurde später vom unabhängigen Estland zur Nationalflagge erklärt. Gegen Ende des 19. Jahrhundert ist die Universität russischsprachig geworden. Zu erwähnen sei an dieser Stelle, dass Frauen erst seit dem Jahr 1915 zum Studium zugelassen sind. Die klassizistische Aula, die sich im Gebäude befindet, ist beachtenswert und gilt als der ehrwürdigste Raum in ganz Estland. Hier finden regelmäßig Konzerte und Aufführungen statt.

Schräg gegenüber sieht man das das Denkmal zu Ehren des Staatsmannes Jaan Tõnisson, der 1940 verhaftet und verschleppt wurde. Wo, wann und woran er starb ist nie geklärt worden. Die Gitterwand hinter dem Denkmal soll die Medienwelt symbolisieren, da Tõnisson auch Chefredakteur der Zeitung Postimees war. Nehmen wir die Jaanistraße und gehen wir kurz in Richtung Norden. Dort treffen wir auf die Johanniskirche (Jaani kirik, 8), die aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts stammt und im gotischen Stil erbaut wurde. Während des Zweiten Weltkrieges hat das Gotteshaus zahlreiche Zerstörungen erleiden müssen. Mit der Renovierung begann man erst 2005. Sehenswert an der Kirche sind die Terrakotta-Figuren.

Gegenüber dem Gotteshaus steht das Tampere-Haus (9), das seinen Namen auf Grund der Städtepartnerschaft mit der südfinnischen Stadt Tampere hat. Im Inneren ist auch das Museum des Bürgers von Tartu, das aus dem 19. Jahrhundert stammt, beherbergt. Es wird hier das Leben der damaligen Stadtbürger gezeigt, geöffnet April – Sept. 11 – 18.00 Uhr, sonst 10 – 15.00 Uhr, Web: www.tartu.ee/linnamuuseum.

Gehen wir weiter und biegen wir links in die Lutsustraße ein. Auf der rechten Seite befindet sich ein kleines Spielzeugmuseum (10), das es zu besuchen lohnt, geöffnet Mi – So 11 – 18.00 Uhr, Web: www.mm.ee. Gegenüber treffen wir auf ein kleines Kunsthandwerkeratelier  – dem Antoniushof. Hier kann man die Künstler bei der Arbeit beobachten, wie auch ihre Werke kaufen. Dadurch unterstützt man das Atelier.

Auf der Laistraße, die parallel zur Lutsustraße verläuft und zum Botanischen Garten führt, können wir einige spätklassizistischen Gebäude betrachten. Wir halten uns auf der linken Seite der Straße, da wir den Botanischen Garten (11), der zur Universität gehört, dort hinter einer hohen Mauer finden, geöffnet tägl. 10 – 17.00 Uhr, Web: www.ut.ee/botaed. Der Botanische Garten wurde im Jahr 1803 gegründet, also ein Jahr nach der Neueröffnung des Universitätsgebäudes. Auf der knapp 3 ha großen Fläche befinden sich ein kostenpflichtiges Palmenhaus, ein Rosarium und eine großzügig angelegte Kakteensammlung. Auf der Vabadusestraße, die Hauptstraße der Stadt, gegenüber dem Haupteingang des Botanischen Gartens, sehen wir Überreste der Stadtmauer. Die Mauer war im Mittelalter fast 2 Kilometer lang und beherbergte neun Tore und 18 Türme. Die Vabadusestraße führt weiter am Emajõgi entlang. Auf Estnisch bedeutet Emajõgi Mutterfluss (Ema=Mutter, Jõgi=Fluss).

Auf dem kleinen Grünstreifen, der zwischen dem Fluss und der Straße verläuft, befinden sich drei interessante Denkmäler. Eines davon stellt den heroischen Held Kalevipoeg dar, von dem das estnische Nationalepos handelt. Im Jahr 1950 wurde sein Denkmal zerstört, doch 2003 neu erschaffen. Dahinter können wir den Schöpfer von Kalevipoeg, Friedrich Reinhold Kreutzwald sehen. Interessant ist, dass sein Denkmal 1952 an der Stelle des entfernten Kalevipoeg errichtet wurde. Doch als 2003 dieses wieder aufgestellt werden sollte, hat man Kreutzwald einfach ein Stück verrückt. Der Schriftsteller Oskar Luts wurde mit einem dritten Denkmal, das seit 1987 hier steht, verewigt.

Auf der linken Seite, gegenüber dem Rathausplatz, sehen wir die Bogenbrücke, die den Fluss Emajõgi überspannt. Am Brückenkopf steht ein kleines Modell der ehemaligen Brücke, die bis zum Zweiten Weltkrieg dort stand. Sie wurde auf Befehl von Zarin Katharina II. erbaut. Die heutige Brücke wird nach einer festen Tradition von Studienabsolventen anstatt auf dem gewöhnlichen Weg über den weit in die Höhe steigenden Brückenbogen überquert, was die örtliche Polizei natürlich nicht gerne sieht. Doch auf Grund der Gefährlichkeit dieses Unterfangens und auch weil es schlicht verboten ist, geschieht dies natürlich nur nachts im Schutze der Dunkelheit.

Die Gemäldegalerie, die am östlichen Rande des Rathausplatzes steht, ist uns zum Abschluss unseres Spazierganges geblieben, geöffnet von Mi – So 11 – 18.00 Uhr, jeden Freitag Eintritt frei, Web: www.tartmus.ee. Sie ist gut zu erkennen wegen der schrägen Stellung. Sie wurde im Jahr 1793 auf Teilen der alten Stadtmauer erbaut. Eine Seite des Gebäudes wurde auf Holzpfählen aufgebaut, die im Laufe der Zeit abgesunken sind. Das ist die Ursache der Schieflage des Hauses. In der Gemäldegalerie wurde eine Dauerausstellung über estnische Kunst untergebracht

Gegenüber, am Ufer des Flusses finden wir an der Hauptkreuzung noch ein flaches Gebäude, vor dem eine Schweineskulptur steht. Das Schwein ist ein Zeichen für den Fleischmarkt, der täglich in dem Bau abgehalten wird. Nichts anderes als Fleisch und Wurst in allen erdenklichen Formen stehen zum Verkauf.

Nicht nur in der Stadtmitte befinden sich interessante Museen. So finden wir auch außerhalb weitere Museen. Beispielsweise befinden sich auf der Vanemuisestraße im Gebäude mit der Hausnummer 46 das Zoologie- und das Geologiemuseum der Universität, daneben wurde das Estnische Literaturmuseum untergebracht. Das Literaturmuseum (Web: www.kirmus.ee) hat Mo – Fr 9 – 17.00 Uhr und Sa 9 – 16.30 Uhr geöffnet, während Zoologie- und Geologiemuseum Mi – So 10 – 16.00 Uhr ihre Tore öffnen.

Gehen Sie auf der Riia über die Straße Pepleri, bis zu den ehemaligen Zellen des KGB (12), geöffnet Di – Sa 11 – 16.00 Uhr, Web: http://linnamuuseum.tartu.ee. Diese geben einen Einblick in die Zeit der Okkupation und können einen nur annähernd erahnen lassen, wie Gefangene behandelt wurden.

Auf der gegenüber liegenden Straßenseite treffen wir auf das Militärmuseum (13). Es wurde im Haus Nummer 12 untergebracht und ist direkt der estnischen Armee unterstellt. Daher ist für eine Besichtigung eine Voranmeldung erforderlich: Tel. 71-76 16 1 oder per E-Mail: muuseum(at)ksk.edu.ee. Ein weiteres Museum befindet sich in der kleinen Villa mit der Nummer 38; das Oskar Lutsu-Museum (14), geöffnet Mi – Sa 11 – 17.00 Uhr, So 13 – 17.00 Uhr, Web: http://linnamuuseum.tartu.ee. Oskar Luts, der von 1887 – 1953 lebte, war ein estnischer Schriftsteller. Wegen seines Schreibstils wurde er auch Charles Dickens von Estland genannt.  Die Ausstellung handelt über sein Leben und seine Werke, von deren es 69 verschiedene gibt. Sein Erstlingswerk wurde 1912 veröffentlicht.

Der Bahnhof (15) befindet sich im südwestlichen Teil des Stadtzentrums. Das Estnische Nationalmuseum (16), geöffnet Mi – So 11 – 18.00 Uhr, Web: www.erm.ee, wurde in Haus Nummer 9 der Kuperjanovistraße, die am Bahnhof vorbei zum Domberg führt, untergebracht. Allerdings kann es hier durch einen geplanen Neubau in naher Zukunft zu Änderungen kommen.

Praktische Hinweise – Tartu
Touristeninformation, Raekoda, 51004 Tartu, Tel.: 74-42 11 1, E-Mail: info(at)visittartu.com, Web: www.visittartu.com, Öffnungszeiten: Mitte Mai – Mitte Sept. Mo – Fr 9 – 18.00 Uhr, Sa und So 10 – 15.00 Uhr, sonst Mo – Fr 9 – 17.00 Uhr, Sa 10 – 15.00 Uhr.
Feste und Folklore:  Im Februar findet der populäre Tartu-Ski-Marathon statt. Ende Mai wird immer eine beliebte Fahrrad-Rallye organisiert. Von Juni bis August feiert die Stadt das Sommer-Musik-Festival und es werden in der Zeit immer wieder Open-Air-Konzerte durchgeführt. In der letzten Juniwoche findet dann schließlich das Hansetage-Festival statt. Die Ühispank organisiert regelmäßig im September einen Fahrradmarathon. Während des gesamten Jahres finden immer wieder kleine Theateraufführungen, Konzerte und Festivals statt, die im Zusammenhang mit dem studentischen Leben der Stadt stehen.
Restaurant Itaalia Köök, Gildi 7, Tel.: 74-23 74 7. Italienisches Restaurant im Herzen der Altstadt. Geöffnet täglich von 12 – 23.00 Uhr, Fr und Sa bis 24.00 Uhr.
Café Wilde, Wilde Irish Pub, Ülikoolistraße, Tel.: 73-09 76 2 oder 73-09 76 4, Web: www.wilde.ee.
Hotell Draakon, Raekoja Plats 2, Tel.: 74-42 04 5, Fax: 74-34 54 0, E-Mail: draakon(at)draakon.ee. Direkt am Rathaus befindet sich dieses luxuriöse Hotel. Besonders schön ist das im Barockstil gehaltene Restaurant im Erdgeschoss. Die modern eingerichteten Zimmer verfügen über Farb-TV und Telefon.
Oru Villa, Oru 1, Tel.: 27-42 29 98, Fax: 27-42 28 94. Sechs komfortable Gästezimmer, Sauna, Tennisplatz und abschließbarer Parkplatz bietet diese altehrwürdige Villa mit langer Geschichte. Das Haus wurde 1929 im Jugendstil erbaut und war lange Zeit Wohnsitz von Ants Piip. Er war einer der Unterzeichner des Tartuer Friedensvertrags mit der Sowjetunion, der für die erste unabhängige estnische Republik notwendig war. Später war er estnischer Botschafter in London und Washington. Seine Familie flüchtete während der sowjetischen Okkupation in den Westen und die Villa wurde zur Minister-Residenz. Erst im Jahre 1994 konnte das Haus der Familie Piip wieder zurückgegeben werden.
Rehe Hotell, Võru 235, Tel.: 73-07 28 7, Fax: 73-07 28 8, Web: www.rehehotell.ee, E-Mail: rehehotell(at)rehehotell.ee. 5 km außerhalb des Stadtzentrums Richtung Võru liegt dieses dreigeschossige Gebäude. Es bietet günstige und komfortable Zimmer, allesamt mit Sat-TV und Telefon. Die luxuriöseren Zimmer verfügen über Privatsauna und Kamin. Zum Hotel gehören eine Sauna, eine Bar, ein Restaurant und ein bewachter Parkplatz.
Hotell Tartu, Soola 3, Tel.: 73-14 30 0, Fax: 73-14 30 1, Web: www.tartuhotell.ee, E-Mail: info(at)tartuhitell.ee. In 56 Einzel- und Doppelzimmern kann man hier direkt neben dem Busbahnhof mit Blick auf den Emajõgi nächtigen. Die Zimmer verfügen über SAT-TV, Telefon und optional über einen Internetanschluss. Im Erdgeschoss befinden sich ein Restaurant, eine Sauna und ein Wellness-Center.
Wohnmobil-Stellplatz, das Bed & Breakfast Herne bietet einen Stellplatz vor dem Haus an. Zusätzlich gibt es eine kleine Zeltwiese, einen Grillplatz und Duschen für die Gäste. Das Grundstück liegt rund 15 Gehminuten nördlich vom Zentrum entfernt in der Herne Straße 59, Frischwasser ist möglich, Entsorgung jedoch nicht.
Wohnmobil-Stellplatz, auf dem Parkplatz des Hotels Rehe. Es erlaubt das Übernachten im Wohnmobil vor dem Haus, keine Ver- und Entsorgungsmöglichkeit.

ABSTECHER NACH PIIRISSAAR

Route: Verlassen Sie Tartu über die Straße 45 südöstwärts bis nach Issaku. Dort biegen Sie links ab und folgen der Beschilderung nach Võnnu. Über Lääniste und Ahunapalu geht es yur Anlegestelle für das Schiff nach Piirissaar.

Mit dem Auto ist die kleine Insel Piirissaar nicht zu erreichen, doch soll sie deswegen nicht unerwähnt bleiben. Sie befindet sich rund 65 km östlich von Tartu mitten im Peipus-See, dem größten See des Baltikums. Genauer gesagt liegt sie auf der Grenze zwischen dem nördlichen Peipus-See und dem südlicheren Abschnitt, dem Lämmijärv. Auf russischer Seite heißt das Gewässer weiter im Süden Pskovskoe Ozero (est.: Pihkva Järv). Wer Ruhe sucht, der wird sie auf der kleinen Insel Piirissaar finden. Das Eiland, das dem estnischen Volksepos nach durch den Helden Kalevipoeg entstanden ist, beherbergt heute drei Dörfer, in denen insgesamt mittlerweile weniger als 100 Menschen leben. Und selbst bei diesen minimalen Einwohnerverhältnissen wird das Dorf Tooni noch als Zentrum der Insel bezeichnet. Die anderen beiden Siedlungen heißen Piiri und Saare. Zu erreichen ist die Insel entweder mit dem Schiff oder mit einem kleinen Sportflugzeug, das allerdings nur auf einer Wiese landen kann, wenn diese nicht durch Hochwasser geflutet ist.  Auch mit dem Auto ist die Insel erreichbar, jedoch nur im Winter, wenn der Peipus-See zugefroren ist.

Doch so rührselig sich das anhört, die Insel war in den letzten Jahrhunderten auf Grund ihrer strategisch wichtigen Lage mehrfach Ort von Feindseligkeiten. Mitte des 13. Jahrhunderts kämpften Ritter des Deutschen Ordens auf dem Eis des Sees. Bei dieser Schlacht sollen 400 Deutschordensritter umgekommen sein. Geplant war die Missionierung Russlands, doch die russische Armee unter Führung des Fürsten Alexander Newski schlug die Angreifer und wurde dadurch zum Nationalhelden Russlands. Zahlreiche russisch-orthodoxe Kirchen sind nach ihm benannt. Doch auch im letzten Jahrhundert waren Deutsche an Kämpfen auf der Insel beteiligt. Nachdem Soldaten der Roten Armee das Eiland besetzten, wurde sie von den Deutschen zwei Wochen lang bombardiert und vertrieben damit die Russen. Und auch heute trifft man auf militärische Einrichtungen. Nicht zu übersehen ist zum Beispiel der 38 m hohe Grenzbeobachtungsturm der Esten. Immerhin darf man nicht vergessen, dass nur wenige Meter von der Küste die EU-Außengrenze verläuft. Doch es soll hier die Möglichkeit geben, nach Absprache mit den Grenzbeamten den Turm auch zu besteigen.

Die Einwohner leben hauptsächlich vom Fischfang und Gemüseanbau, der Boden ist relativ fruchtbar, da der See oft über die Ufer steigt und den Boden mit Nahrung anreichert.

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


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