- Klaipėda – Kurische Nehrung
Entfernung: 234 km, ohne Abstecher.
Strecke: Straße 141 von Klaipėda über Šilutė und Jurbarkas bis Kaunas.
Reisedauer: Mindestens ein Tag.
Höhepunkte: Stadtbesichtigung von Kaunas**.
Wichtiger Hinweis: Der Inhalt dieses Artikels stammt aus meinem Wohnmobilreiseführer über das Baltikum, der schon lange nicht mehr im Handel erhältlich ist. Die meisten Informationen werden daher veraltet sein und dieser Artikel kann nur als grobe Richtschnur dienen.
Route: Im Osten von Klaipėda kreuzt die A1 die A13, die nach Norden führt. An derselben Stelle bringt uns die Straße 141 nach Süden in den Ort Šilutė. ●
In Šilutė selbst gibt es nicht viel zu sehen. Lediglich eine Kirche aus den 20er Jahren des letzten Jahrhunderts ist ein Blickfang. Vielmehr dient der Ort als Ausgangspunkt für eine Fahrt auf die Rusnė-Insel oder auf die Halbinsel Ventes Ragas, die in das Kurische Haff hineinragt.
Praktische Hinweise – Šilutė
Touristeninformation, Lietuvininkų gatvė 10/Parko gatvė 2, Tel.: 44-17 77 95, Fax: 44-17 77 85, E-Mail: a.tutlys(at)takas.lt, Web: www.siluteinfo.lt.
Camping Ventainė, Tel.: 44-16 85 25, Fax: 44-14 74 22, E-Mail: ventaine(at)takas.lt, Web: www.ventaine.lt. Auf der kleinen Halbinsel Ventes Ragas befindet sich ein ehemaliger Bauernhof direkt am Kurischen Haff im Regionalpark des Nemunas Delta mit kleinem Sandstrand, der mit tausenden von Muscheln übersät ist. Er verfügt über rund 30 Plätze für Wohnmobile und -wagen sowie 50 Zeltplätze auf einer großen Wiese (2 ha). Dazu gehört auch ein Hotel mit 27 Zimmern, römischen Bädern und Billardraum. Seit 2007 organisieren die Besitzer eine private Fähre über das Kurische Haff nach Nida, je nach Bedarf, gute Standardausstattung.
Route: Von Šilutė fahren wir die 141 weiter über die Ortschaften Pagėgiai und Viešvilė immer nördlich des Nemunas bis nach Jurbarkas, wo wir auf Litauens größten Fluss treffen. ●
Die Geschichte Jurbarkas beginnt Mitte des 13. Jahrhunderts als der Deutsche Orden an der Mündung des Flusses Mituva in den Nemunas eine Burg errichtete. Diese Georgenburg genannte Festung wurde aber nach der Niederlage gegen das polnisch-litauische Heer im Jahr 1410 aufgegeben. Später wurde die Stadt aufgrund der Grenzlage zu einem bedeutenden Handelsplatz mit Zollamt. Doch in der Sowjetära verlor der Ort an Charme und ist heute kaum sehenswert. Die zweitürmige Hl. Dreifaltigkeitskirche stammt aus dem Jahr 1907 und steht in unmittelbarer Nähe der längsten Nemunas-Brücke des Landes. Von der Festung ist leider nichts mehr zu sehen. Östlich der Stadt befinden sich am Fluss Nemunas zwei sehenswerte Burgen. Zuerst erreicht man über die Straße 141 die Burg bzw. das Schloss Panemunė bei Pilis. Es befand isch einstmals in der Hand der ungarischen Kaufmannsfamilie Eperjes und wurde zu Beginn des 17. Jahrhunderts erbaut. Nach jahrzehntelangem Verfall begann man in der Sowjetzeit mit der Restaurierung, heute präsentiert sich das Schloss mitten in einem kleinen Regionalpark.
Nur zehn Kilometer weiter erwartet den Besucher schließlich das Schloss Raudonė, das ebenfalls von einem Park umgeben ist und durch den Einfluss des Zweiten Weltkrieges stark zerstört wurde. Doch auch hier ist der Wiederaufbau abgeschlossen und das Schloss ragt mit seinem 33 m hohen Turm weit sichtbar über den Fluss Nemunas hinweg.
Praktische Hinweise – Jurbarkas
Touristeninformation, Dariaus ir Girėno gatvė 94, Tel.: 44-77 02 01, E-Mail: jurbarkas(at)jurbarkas.lt, Web: www.jurbarkas.lt
Feste und Folklore: Die Blüten von Panemunes heißt das traditionelle Fest, das auf der Burg Raudonė östlich von Jurbarkas im Mai stattfindet. Es finden neben Konzerten auch Handwerkermärkte statt.
Hotel Jurbarkas, Dariaus ir Girėno str. 98, Tel.: 44-75 16 46, E-Mail: hotel(at)hoteljurbarkas.com, Web: www.hoteljurbarkas.com. Mehrgeschossiger Betonbau mit Blick auf den Nemunas inkl. Supermarkt, Internetcafé und Sauna.
Route: Teilweise direkt am Nemunas-Ufer fahren wir weiterhin auf der 141 bis wir in der zweitgrößten Stadt des Landes ankommen. ●
Rund 360.000 Einwohner leben in Kaunas und machen die Stadt zur zweitgrößten des Landes. Am östlichen Stadtrand befindet sich das so genannte Kaunasser Meer. Dabei handelt es sich natürlich nicht um ein Meer, aber mit über 63 km² ist dieser Stausee recht beachtlich. Im Innenstadtbereich treffen die beiden Flüsse Nemunas und Neris aufeinander. Direkt an der Mündung des Flusses Neris in den Nemunas stand schon im 13. Jahrhundert eine kleine Ansiedlung innerhalb einer steinernen Burg. Zu Beginn des 15. Jahrhunderts durfte sich die Stadt nach den Magdeburgern Stadtrechten als solche bezeichnen. Die Entwicklung des Ortes ging schnell voran und neben einem Zollamt existierte am Nemunas ein Hafen.
Der Fluss Nemunas ist im Übrigen auch unter der Bezeichnung Memel bekannt, wie er genannt wurde, als das Deutsche Reich bis an das Ufer und noch weiter reichte. Als Memelland wird die Region zwischen dem Fluss der Stadt Klaipėda bezeichnet.
Wie in vielen baltischen Städten änderte sich das Stadtbild schlagartig, als erst die Schweden die Macht übernahmen, schließlich die Russen kamen und auch Napoleon kurzzeitig das Sagen hatte. Und zwischendurch gab es immer wieder Stadtbrände. Doch einen Titel hat die Stadt alleine in Litauen, sie ist Hansestadt, die einzige im südlichsten baltischen Land. Zusätzlich können die Einwohner auch behaupten, ihre Stadt sei mal Hauptstadt gewesen. Dies jedoch nur kurz, als die Rotarmisten Vilnius besetzt hielten und die Regierung nach Kaunas umziehen musste. Dies nützte der Stadt insofern, dass sie wirtschaftlich und kulturell für diese kurze Zeitspanne aufblühte, so entstand in dieser Periode der Botanische Garten und auch die Universität wurde gegründet.
Doch die Grausamkeiten des Zweiten Weltkrieges kamen als Vorbote des eigentlichen Krieges, denn noch bevor die deutsche Wehrmacht einmarschierte verübten die Litauer ein Pogrom gegen die in Kaunas lebenden Juden. Die Deutschen haben schließlich ein Ghetto errichtet, in dem mehrere zehntausend Juden umkamen. Mit dem Ende des Weltkrieges musste die Stadt ihren Titel als Hauptstadt wieder an Vilnius abgeben, die zur Hauptstadt der Sowjetrepublik wurde.
Wenn wir den Innenstadtbereich nach einer langen Fahrt durch die Vororte erreicht haben, biegen wir nach Überquerung des Neris rechts ab und fahren im Kreisverkehr am Supermarkt vorbei und dahinter geradeaus direkt auf die Altstadt zu. Parkplätze sind hier leider Mangelware und man ist gezwungen in einer der Seitenstraßen auf der linken Seite das Fahrzeug abzustellen. Die Straßen auf der rechten Seite sind relativ klein, eng und bieten nicht viele Parkplätze. Sinnvoll ist es den steilen Savanorių prospektas hinauf zu fahren, sich entweder dort einen Parkplatz zu suchen oder später rechts in die Žemaičių gatvė einzubiegen wo man mit der Standseilbahn (1) hinab fahren kann, wo man nur noch wenige Meter bis zur Altstadt zu Fuß zurück legen muss.
Die Bergstation der Standseilbahn befindet sich an der Auferstehungskirche (Kauno Kristaus prisikėlimo bažnyčia), die bis heute nicht fertig gestellt wurde und in der sich zwischenzeitlich eine Radiofabrik befand. Das Gotteshaus mit dem über 60 m hohen markanten Turm wurde mittlerweile restauriert und dient zwar überwiegend für kulturelle Veranstaltungen, gelegentlich werden jedoch auch Gottesdienste durchgeführt. Wenn Sie mit der Standseilbahn hinab fahren, beginnen Sie hier den Stadtrundgang und gehen direkt geradeaus in die nach dem polnischen Dichter Adam Mickiewicz benannte Straße A. Mickevičiaus gatvė. An der zweiten Querstraße befinden Sie sich auf der Hauptstraße, die die Altstadt mit der Neustadt verbindet. Sie befinden sich nun in der so genannten Neustadt und biegen auf der Laisvės Allee nach links ab, um zum Unabhängigkeitsplatz zu gelangen.
Dort erhebt sich das byzantinische Gebäude der Heiligen Michaels-Kirche (Sobor, 2). Errichtet wurde die Kirche von russischen Architekten für die Armee des Zaren. Das Gotteshaus ist mit den fünf Kuppeln weithin sichtbar und gehört heute der katholischen Gemeinde, jedoch wurde das Bauwerk 1962 geschlossen und drei Jahrzehnte als Museum benutzt. Doch heute finden hier wieder regelmäßig heilige Messen der katholischen Kirche statt. Von der Kirche geht es rechts die Straße hinab in Richtung Fluss-Ufer. Dort befindet sich rechter Hand die Kunstgalerie von Mykolas Žilinskas (Mykolo Žilinsko dailės galerija, 3), geöffnet Di – So 11 – 17.00 Uhr. Sie zeigt antike und ägyptische Malerkunst und erklärt die Geschichte der Porzellanmalerei im Europa der letzten 300 Jahre.
Wer sich für diese Art von Kunst nicht interessiert, geht direkt von der orthodoxen Kirche über die Laisvės Allee in die Altstadt. Auf fast 2 km befinden sich nun zahlreiche kleinere und größere Geschäfte, Restaurants und Sehenswürdigkeiten. Raucher aufgepasst! In dieser Fußgängerzone ist es nicht erlaubt, seine Zigarette anzuzünden. Seit 1990 nimmt die Stadt am internationalen Projekt der gesunden Stadt teil und verbietet das Rauchen auf der Laisvės Allee. Vor dem Kaufhaus Merkurijus (in 2008 geschlossen, evtl. ändert sich das in naher Zukunft wieder) auf der rechten Seite, befindet sich die Touristeninformation (4) in Haus Nummer 36.
Am Kaufhaus biegen Sie rechts ab und gelangen zum Vienybės Platz (5), der zu sowjetischen Zeiten Lenin-Platz hieß. 1928 errichtete man auf dem Platz zum ersten Mal eine Statue, die Litauens Unabhängigkeit symbolisieren soll. Kein Wunder, dass diese während der Okkupation entfernt wurde. Doch schon 1989 hat man es neu enthüllt. Zu sehen gibt es an dem Platz zudem den Garten des Kriegsmuseums (Vytauto Didžiojo karo muziejus, 6) in dem sich einige Büsten und Statuen für bedeutende Schriftsteller und Politiker des Landes befinden. Das Feuer brennt ständig und soll als ewige Flamme mit den Holzkreuzen an die Gefallenen erinnern, die für Litauens Unabhängigkeit gekämpft haben. Dazu zählt zum Beispiel auch der Student Romas Kalanta, der sich 1972 aus Protest gegen die Sowjetherrschaft selbst verbrannte.
Wer das Kriegsmuseum (April – Sept. Di – So 11 – 17.00 Uhr, sonst Mi – So 10 – 17.00 Uhr, jeden letzten Do im Monat geschlossen) auch von innen besichtigen möchte, der sieht dort zeitgenössische Dokumente, typische Waffen und auch Wrackteile des abgestürzten Flugzeuges, mit dem die beiden Piloten Darius und Stasys Girėnas den Atlantik überqueren wollten.
Als Alternative hat man nebenan die Möglichkeit das Nationale Čiurlionis-Museum (Nacionalinis M.K. Čiurlionio dailės muziejus), täglich 11 – 17.00 Uhr, für die bildende Kunst zu besichtigen. Es zeigt Werke der Malerei und Grafik des Künstlers M. K. Čiurlionis sowie eine Ausstellung über die alte litauische Malerei des 20. Jahrhunderts.
Gleich gegenüber muss es mit dem Teufel zugehen. Zumindest ist es dort höllisch interessant, denn zahlreiche Darstellungen des Teufels wurden vom Künstler A. Žmuidzinavičius geschaffen und werden in seiner ehemaligen Wohnung und seinem Atelier (Antano Žmuidzinavičiaus kūrinių ir rinknių muziejus „Velniukai“, 7), täglich 11 – 17.00 Uhr, präsentiert.
Zurück zur Fußgängerzone geht es direkt nach rechts. Linker Hand in Haus Nummer 87a ist der Teufel nicht zu sehen, aber viele andere Puppen werden im Puppenmuseum (8) ausgestellt. Die wunderschön gefertigten Handpuppen werden normalerweise im Puppentheater (Nykštukas) in der Adam Mickiewicz Straße vorgeführt.
Wenige Meter hinter dem Puppenmuseum Richtung Westen erscheint das Denkmal des Großfürsten Vytautas. Der aus Litauen stammende Bildhauer Grybas entwarf das Denkmal, das in Andenken an den 560. Todestag enthüllt wurde. Unter der Figur sind vier Soldaten zu erkennen, die seine Gegner symbolisieren; einen Teutonen, einen Tataren, einen Polen und einen Russen. An dieser Stelle muss nicht erwähnt werden, dass Litauen dieses Denkmal 1990 neu enthüllen musste, nachdem die Russen wieder aus dem Land verschwanden. Wer will hat hier die Möglichkeit nach rechts zu gehen und zum Pantomimentheater und zur Philharmonie zu gelangen.
Als nächstes folgt etwas versteckt die St. Gertrud-Kirche (Šv. Gertrūdos bažnyčia, 9). Das Backstein-Bauwerk wurde im 15. Jahrhundert im gotischen Stil erbaut. Auf der rechten Seite gegenüber sehen Sie den Eingang des Zoologischen Museums (Tado Ivanausko zoologijos muziejus, 10). 140.000 Exponate aus dem gesamten Spektrum des Tierreiches befinden sich in der 1919 gegründeten Ausstellung. Neben den zahlreichen Tier-Präparationen bietet das Museum auch einen kleinen Kinosaal, in dem interessante Naturdokumentationen gezeigt werden. Geöffnet Di – So 11 – 19.00 Uhr.
Hinter der St. Gertrud-Kirche kehren wir zunächst links in den Savanorių Prospektas und danach in die Vilniaus gatvė. Empfehlenswert ist, auch wenn es nicht besonders gut riecht, die Fußgängerunterführung zu nutzen, anstatt oberirdisch darauf zu warten, dass man irgendwann mal die Straße überqueren kann. Auf den ersten Metern handelt es sich schlicht um eine gewöhnliche Fußgängerzone mit zahlreichen Boutiquen, Cafés und Geschäften wie in anderen Städten auch. Nur die drei Statuen der drei Präsidenten Litauens auf der rechten Seite in einem kleinen Hof erinnern daran, in welcher Stadt man sich befindet. Denn diese drei Staatsoberhäupter (Smetona, Grinius und Stulgiskis) regierten das Land von Kaunas aus.
Interessanter wird die Straße jedoch kurz vor ihrem Ende an der westlichsten Stelle, wo sie in den Rathausplatz (Rotušės aikštė, 11) übergeht. Auf der rechten Seite passieren wir als erstes die St. Peter-und-Paul-Kathedrale (Šv. Petro ir Povilo arkikatedra, 12) mit ihrem 55 m hohen Kirchturm. Das gotische Gotteshaus wurde ursprünglich im ersten Viertel des 15. Jahrhunderts errichtet. Doch so wie es sich heute präsentiert hat es zu Beginn nicht ausgesehen. Am Besten denken Sie sich alle Anbauten weg, bis nur noch der Chor übrig bleibt. Dann haben Sie die Kirche, wie sie nach der ersten Fertigstellung ausgesehen hat. Der Rest ist im Laufe der Jahrhunderte hinzugekommen. Auf der südlichen Seite befindet sich die Grabstätte des Pfarrers und Dichters Mačiulis-Maironis. Das Innere der Kirche präsentiert sich mit neun reich verzierten Altären und einer Sakristei mit Kreuzgewölbe.
Eine weiteres sakrales Bauwerk steht schräg gegenüber der St. Peter-und-Paul-Kirche? Falsch geraten. Im Volksmund wird das Haus gerne als „weißer Schwan“ bezeichnet. Nahe liegend, denn das schneeweiße Gebäude mit dem Turm sieht aus wie ein Schwan – oder auch wie eine Kirche. Doch hierbei handelt es sich um das Rathaus (Rotušės, 13). Errichtet werden sollte es schon im 16. Jahrhundert, doch schwere Zerstörungen stoppten das Bauprojekt, so dass es erst Mitte des 17. Jahrhunderts fertig gestellt werden konnte. Gotische, barocke und frühklassizistische Elemente machen das Bauwerk, architektonisch betrachtet, interessanter als manch eine Kirche. Auch wenn man glauben möchte, dass in dem Rathaus einstmals Messen abgehalten wurden, ist dies nicht der Fall. Es gab lediglich eine Zeit, in der das Haus zweckentfremdet wurde. Damals diente es als Unterkunft für den Zaren, wenn er sich in der Stadt aufhielt. Seit dem letzten großen Umbau 1970 befinden sich heute zwei Institutionen im Rathaus. Einerseits das Standesamt und andererseits in den Kellergewölben eine Keramikausstellung (Keramikos muziejus). Sie zeigt litauische Keramik und die Geschichte des Porzellans. (geöffnet Di – So 11 – 17.00 Uhr)
Im Uhrzeigersinn einmal rund um das Rathaus kann man einige interessante Gebäude und Museen besichtigen. Es beginnt mit der Hausnummer 13. Vor dem Haus befindet sich eine Statue des bereits erwähnten Literaten und Pfarrers Mačius-Maironis. In dem Haus hat er lange Zeit gewohnt, daher wird es auch heute noch als Maironis-Haus (Maironio lietuvių literatūros muziejus (14), geöffnet Di – So 9 – 17.00 Uhr, am letzten Tag des Monats geschlossen) bezeichnet. Im Inneren kann man in seinen ehemaligen Wohnräumen eine Gedenkwohnung besichtigen. Zusätzlich gibt es in der ersten Etage eine Ausstellung mit Exponaten aus der Entwicklung der litauischen Literatur.
Im Haus Nummer 19 befindet sich das Museum der Post, Telekommunikation und Informatik (Ryšių istorijos muziejus, geöffnet Sa – Do 10 – 18.00 Uhr) und zeigt dementsprechend Informatives über die Post und Telekommunikation in Litauen. Auf der Rückseite des Rathauses sieht man die Georgenkirche (Šv. Jurgio bažnyčia ir Bernardinų vienuolynas, 15), in der heute die medizinische Fakultät der Universität von Kaunas untergebracht ist. Weiter geht es zum Masalski-Palast. Dieser wurde auf Befehl des gleichnamigen Fürsten errichtet. In dem Haus ist heute das Priesterseminar untergebracht. Nördlich davon findet man die restaurierte Burg (16). Man begann im 13. Jahrhundert damit, sie zu errichten und war das erste Gebäude der Siedlung, aus der die heutige Stadt geworden ist. Doch ihre strategisch günstige Lage am Zusammenfluss von Neris und Nemunas machte sie bei den Feinden zu einem begehrten Ziel und so wurde sie 1362 nicht nur erobert, sondern auch zerstört.
Das Pharmazie- und Medizingeschichtsmuseum (Lietuvos medicinos ir farmacijos istorijos muziejus, geöffnet Mi – So 11 – 17.00 Uhr), das letzte Museum am Rathausplatz befindet sich in Haus Nummer 28. Es zeigt eine schöne Ausstellung über die Geschichte der Medizinischen Universität Kaunas. Im Inneren ist eine Apotheke inklusive Laboratorium und Kellerräumen aus dem 19. Jahrhundert nachgebildet. Wer zum Ufer des Flusses Nemunas geht trifft auf das Sportmuseum (Lietuvos sporto muziejus, geöffnet Mi – So 10 – 17.00 Uhr). Neben der Entwicklung der Sportgeschichte von Litauen informiert es über die Teilnahme an internationalen Wettkämpfen und erinnert an litauische Sportler.
Zwei weitere wichtige Gebäude befinden sich auf der Südseite des Rathausplatzes. Schnell zu erkennen ist die St. Franziskuskirche (Šv. Pranciškaus Ksavero bažnyčia ir Jėzuitų vienuolynas, 17), für deren Bau man fast 100 Jahre benötigte. Sie wurde 1753 errichtet und diente erst dem Franziskanerorden, war zwischenzeitlich die Alexander-Nevskij-Kathedrale und in der Sowjetzeit eine Schule. Seit Anfang der 1990er Jahre hat sie ihre Funktion als Gotteshaus zurückbekommen.
Als zweites erhebt sich das Jesuitengymnasium im gotischen Perkūnas-Haus (18). Es stammt aus dem 15. Jahrhundert und wurde von Kaufleuten geplant und genutzt, da es als Handelshaus des Hansebundes diente. Bei Umbauarbeiten Anfang des 19. Jahrhunderts fand man in einer Mauer eine Bronzestatue, die den Donnergott (Perkūnas) darstellt. Nach dem Einzug des litauischen Theaters im Jahr 1844 hat man das Bauwerk im letzten Jahrhundert mehrfach umgebaut und restauriert, bis es sein heutiges Aussehen erhielt.
Die letzte Sehenswürdigkeit in der Altstadt ist schließlich die Vytautas-Kirche (Vytauto bažnyčia) aus dem 15. Jahrhundert. Sie ist eines der ältesten Kaunasser Gebäude im gotischen Stil und kann eine bewegte Geschichte vorweisen, denn ursprünglich gehörte sie den Franziskaner und nachdem die französische Armee unter Napoleon ein Waffenlager in dem Gotteshaus einrichtete, wurde sie eine Zeit lang als orthodoxe Kathedrale benutzt. In der Kirche befindet sich die Grabstätte des Schriftstellers Tumas-Vaižgantas. Von hier aus können wir nun die Altstadt verlassen und die Brücke über den Nemunas benutzen. Sie bringt uns zu einer weiteren Standseilbahn, die auf den Aleksotas-Hügel (19) fährt. Von dort oben besteht die Möglichkeit einen schönen Ausblick auf die Stadt zu genießen. Auf der rechten Seite kann man die kleine Insel im Fluss erkennen, die mit ihrer schönen Parkanlage zum Spazieren und Picknicken einlädt.
Damit schließen wir unseren Rundgang durch Kaunas. Eine wesentliche Sehenswürdigkeit bleibt jedoch noch. Hierfür müssen wir allerdings noch einmal mit dem Fahrzeug in Richtung Klaipėda fahren, diesmal jedoch über die Autobahn. Nach rund 6 km sehen wir schon eine Skulpturengruppe, die auf ein Fort (IX Fortas, 20) hinweist. Dieses Fort gehörte zu den Festungsanlagen der Stadt und man begann mit dem Bau zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Fertig gestellt wurde das Bauwerk am letzten Abend vor Beginn des Ersten Weltkrieges. Im Zweiten Weltkrieg wurde es von den Nationalsozialisten benutzt und erhielt den Decknamen Fabrik Nr. 1005-B. 80.000 Menschen wurden hier ermordet, etwas weniger als die Hälfte waren jüdischen Glaubens. Nach Ende des Zweiten Weltkrieges übernahmen andere Machthaber das Kommando, nutzten diese „Fabrik“ aber zu ähnlichen Zwecken, denn auch in der Zeit der Okkupation durch die Sowjetunion wurden hier Erschießungen durchgeführt. Heute können die Räumlichkeiten, teils nur mit einer Führung, besichtigt werden. Die genaue Adresse des IX. Forts lautet: Žemaičių gatvė 73, weitere Informationen erhält man unter Tel.: 37-77 50.
Öffnungszeiten IX. Fort: Mi – Mo 10 – 18.00 Uhr (April bis Oktober), sonst bis 16.00 Uhr. Der Eintritt kostet 5,00 Lt, Führungen durch das Museum 10,00 Lt, durch die Festung und das Gefängnis aus der Sowjetzeit 20,00 Lt und durch die Kellerräume 10,00 Lt.
Am östlichen Ende der Stadt geht es nicht so bedrückend zu. Dort befindet sich, wie bereits erwähnt, der Kaunasser Stausee (Kauno marios, 21). Er ist das größte künstliche Gewässer im Land und entstand 1959, als das Wasserkraftwerk gebaut wurde. Allein die gesamte Uferlänge beläuft sich auf rund 200 km und umfasst eine Wasseroberfläche von 63,5 km². Die tiefste Stelle im See liegt bei rund 22 Metern.
Um den See herum hat man 1992 einen Regionalpark eingerichtet, um die Natur und die Kulturdenkmäler zu schützen. Das gesamte Areal umfasst mehr als 10.000 ha. Man kann am Ufer durch zahlreiche Kiefernwälder spazieren gehen oder das Kloster bei Pažaislis besichtigen, bei dem es sich um ein prachtvolles Bauwerk der Barockkunst handelt.
In Rumšiškės, das sich gleich an der Autobahn nach Vilnius befindet, liegt ein Ethnographisches Museum oder auch Brauchtumsmuseum genannt (geöffnet Mai – Sept. Di – So 10 – 18.00 Uhr, Mo in der Zeit von 10 – 20.00 Uhr darf das Museum als „Park“ besucht werden, sonst Di – So 10 – 17.00 Uhr). Es informiert über die Architektur und Volkskunde der hier lebenden Litauer unter freiem Himmel. Zahlreiche Wohn- und Wirtschaftsgebäude aus den verschiedensten Regionen des Landes wurden hierher geschafft und entsprechend wieder aufgebaut, so dass man als Besucher durch vier verschiedene „Regionen“ wandelt, die nachgestellt wurden. Über 50 Häuser präsentieren Dauerausstellungen mit Möbeln, Textilien, Küchen- und Arbeitsgeräten. Neben den Wohn- und Handwerksbereichen wurde ein kleiner Teil des Geländes abgetrennt für einen Eisenbahnwaggon, der zur Deportation der litauischen Bevölkerung genutzt wurde und daran erinnern soll.
Und wer lieber mit dem Schiff den See überqueren will, hat die Möglichkeit dies mit einem der beiden Ausflugsboote zu machen. Sie heißen Algirdas und Nemunas und fahren sogar bis zu dem nächsten Ort auf unserer Reise durch Litauen, Birštonas. Alles in allem ist der Regionalpark ein beliebtes Ausflugsziel bei der Kaunasser Bevölkerung, doch auf Grund der Größe des Territoriums verläuft sich glücklicherweise der Besucherandrang auch am Wochenende. Die Direktion des Regionalparks ist wie folgt zu erreichen: Miškininkų gatvė 2, Vaišvydava, Tel.: 38-30 70, E-Mail: info(at)kaunomarios.lt, Web: www.kaunomarios.lt.
Praktische Hinweise – Kaunas
Touristeninformation, Laisvės al. 36, Tel.: 37-32 34 36, Fax: 37-42 36 78, E-Mail: turizmas(at)takas.lt, Web: http://visit.kaunas.lt.
Feste und Folklore: Im Mai wird regelmäßig in einem großen Fest der Geburtstag der Stadt gefeiert. Dabei werden Feuerwerke abgeschossen und die wichtigsten Punkte der Stadt verwandeln sich in bunte Festspielorte. Weitere Festivals sind im April der „Kaunas Jazz“ mit zahlreichen Freilichtkonzerten sowie das Musikfest von Pažaislis, das den Besuchern seit 1996 die klassische Musik näher bringt. Anfang Mai wird der Wettbewerb des Bernsteintanzpaares veranstaltet, bei denen die besten Tanzpaare aus Europa ihr Können demonstrieren.
Restaurant Bernelių užeiga, Donelaičio gatvė 11, Tel.: 20-77 00 oder in der Valančiaus gatvė 9, Tel.: 20-91 13 oder in der Baltų gatvė 81, Tel.: 36-53 97, Web: www.berneliuuzeiga.lt. Diese drei Restaurants gehören zusammen und bieten leckere typische Gerichte aus Litauen. Alle drei haben geöffnet von 10 – 01.00 Uhr und befinden sich jeweils in rustikal eingerichteten Räumlichkeiten.
Restaurant Čarlstonas, Kęstučio gatvė 93, Tel.: 37-20 29 93, fax. 37-22 57 69, E-Mail: carlstonas(at)one.lt, Web: www.carlstonas.lt. Französische Küche in einer einmaligen Atmosphäre. Geöffnet von 11 – 24.00 Uhr täglich.
Weinkeller Senamiesčio vyninė, M. Daukšos gatvė 23, Tel.: 22-76 56, Web: www.senamiesciovynine.lt. Über 100 Weinsorten aus aller Welt kann man hier bei europäischer Küche kosten. Geöffnet von 11 – 23.00 Uhr. Am Wochenende erst ab 12.00 Uhr.
Café und Bar Skliautas, Rotušės Platz 26, Web: www.skliautas.com. Eines der zahlreichen Cafés am Rathausplatz. Mit Terrasse und Live-Musik in den Abendstunden. Geöffnet von 10 – 24.00 Uhr.
Hotel Kaunas, Laisvės av. 79, Tel.: 75-08 50, Fax: 75-08 51, E-Mail: kaunas(at)kaunashotel.lt. Web: www.kaunashotel.lt. Dieses Vier-Sterne-Hotel liegt direkt in der Fußgängerzone der Neustadt und ist das beste Haus am Platze. Es bietet 57 modern eingerichtete Zimmer mit Telefon, Sat-TV und Mini-Bar sowie einen Fitnessraum, einen Swimmingpool, eine Sauna und ein Restaurant im Erdgeschoss.
Best Western Hotel Santakos, J. Gruodžio, gatvė 21, Tel.: 30-27 02, Fax: 30-27 00, E-Mail: office(at)santaka.lt, Web: www.santaka.lt. Auch dieses Hotel ist modern ausgestattet und wurde mit vier Sternen ausgezeichnet. Im Untergeschoss des rustikalen Backsteingebäudes befindet sich eine Sauna, ein Schwimmbad und der Nachtclub Europa.
Reval Hotel Neris, K. Donelaičio gatvė 27, Tel.: 30-61 00, E-Mail: lietuva.sales(at)revalhotels.com, Web: www.revalhotels.com. Das höchste Hotel der Stadt verfügt über 175 moderne Zimmer, von denen die meisten einen schönen Blick auf die Altstadt und den Fluss Neris geben. Das Hotel wurde in jüngster Vergangenheit von der Reval Hotel-Kette übernommen. Im Erdgeschoss befindet sich neben dem Restaurant, ein Café und eine Bar. Zum Haus gehört auch ein bewachter Parkplatz.
Kaunas City Camping, Jonavos gatvė 51a, Tel.: 61-80 94 07, E-Mail: asa(at)parkavimaskaune.lt. Web: www.parkavimaskaune.lt. gelesen Jul 2006Um ehrlich zu sein: Die offizielle Webseite des Platzes führt auf eine städtische Seite, die über verschiedene Parkzönen in Kaunas informiert. Und bei dem Campingplatz handelt es sich um nichts anderes als um einen Parkplatz. Auch der Flyer, der von der Touristeninformation ausgegeben wird, verspricht einen Campingplatz am Flussufer, der von einem Wald umgeben ist. Die Realität sieht jedoch anders aus: Der umzäunte Stellplatz liegt zwar nördlich der Altstadt am Ostufer des Flusses Neris, aber wird von der anderen Seite von der Hauptstraße abgetrennt. Im Norden grenzt der Platz direkt an die Autobahn 1. Zudem ist die Ausstattung in Form eines Containers als Sanitärgebäude als dürftig zu bezeichnen. An dieser Stelle auch der Hinweis, dass die Touristeninformation ebenfalls den Yachtclub am Kaunasser See als Wohnmobilstellplatz empfiehlt. Diese Aussage kann nicht bestätigt werden!
Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.
Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.
Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.
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