Mit dem Wohnmobil durch die Normandie – Von Rouen nach Giverny

  1. Rouen – Giverny

Länge der Tour: ca. 95 km, ohne Abstecher.
Strecke: N15 bis Pont-de-l’Arche – D71 bis Louvier – D155/N15 und D135 bis Les Andelys – D316 über Gaillon nach Évreux bis Pacy-sur-Eure – N13 über Pacy-sur-Eure bis Vernon – D5 bis Giverny.
Empfohlene Reisedauer: Mindestens ein Tag.
Reisehöhepunkte auf dieser Tour: Besichtigung des Gartens von Claude Monet*** – Fahrt durch das Tal der Eure (Vallée de l’Eure) **.

Route: Die Hauptstadt der Normandie verlässt man am einfachsten über die Uferstraße, die zur N15 wird und nach Südosten führt. Kurz hinter Igoville überquert man wieder die Seine auf einer nicht mehr ganz so spektakulären Brücke, wie man es bisher gewohnt war und befindet sich schließlich im kleinen Örtchen Pont-de-l’Arche.

Nach der Überquerung der Seine folgt sofort ein weiterer, etwas kleinerer Fluss. Es handelt sich um den Fluss Eure, der dem Département seinen Namen verlieh. Nach über 220 Kilometern fließt der Fluss bei Pont-de-l’Arche parallel zur Seine und mündet nur wenige Kilometer weiter westlich in die Seine, nachdem beide Flüsse eine Art Halbinsel bilden, die so eng ist, dass die beiden Flüsse nur wenige Meter getrennt voneinander entlang fließen. Schon hier bei Pont-de-l’Arche kann man aber sehen, dass ein Teil der Eure ihr Bett verlässt und in die Seine hinab strömt, der restliche Wasseranteil eben erst später.

Der Name der Stadt leitet sich von der einstigen mittelalterlichen Brücke ab, die Mitte des 19. Jahrhunderts tragischerweise einstürzte. Sie verfügte über 22 Bögen, was ausschlaggebend für den Städtenamen war, denn Arche bedeutet nichts anderes als Bogen. Wer sich die Eure-Mündung genauer anschauen möchte, wird gleichzeitig an der Abbaye de Bonport vorbeikommen, die nur 1,5 Kilometer weiter westlich von Pont-de-l’Arche steht. Errichtet wurde sie in den 80er Jahren des 12. Jahrhunderts unter Richard Löwenherz, doch leider ist seit der Französischen Revolution nicht mehr viel von der Abtei vorhanden. Die Inneneinrichtung konnte jedoch gerettet werden und ist heute in der Kirche Notre-Dame in Pont-de-l’Arche untergebracht.

Östlich der Ortschaft wiederum liegt der kleine Weiler Poses, der sich direkt neben einem Vogelschutzgebiet befindet. Dieses entstand durch die Stauung der Seine und durch die Seen, die sich in einer Flussschleife zwischen den beiden Läufen Seine und Eure erstrecken. Der Damm bei Poses ist begehbar und gibt einen Einblick über die Wassermassen der Seine, die hier bereits im 19. Jahrhundert aufgestaut wurde, um den Fluss bis Paris schiffbar zu machen und den Gezeiten gewissermaßen aus dem Weg zu gehen. Sehr schön anzuschauen ist es natürlich, wenn ein etwas größeres Schiff oder einer der Lastkähne mit zahlreichen Containern durch die Schleuse müssen, um den unterschiedlichen Wasserstand zu überwinden.

Im Süden von Pont-de-l’Arche befindet sich ein größeres Waldgebiet, das eigentlich zum Spazieren und Wandern einladen könnte. Doch leider ist es von der Autobahn und der Schnellstraße durchzogen, so dass man recht schnell an eine der beiden Verkehrsadern stößt und beinahe an jeder Stelle zumindest eine der beiden Straßen auch aus der Ferne hören kann.

Praktische Hinweise – Pont-de-l’Arche
Camping Les Terrasses, 2, Rue de Rouen, 27460 Igoville, Tel.: 02 35 23 08 15, Mitte Jan. – Mitte Dez.; kleiner Campingplatz auf dem Weg von Rouen nach Evreux kurz vor einer Linkskurve am Anfang des Ortes Igoville, nördlich von Pont-de-l’Arche. Mindestausstattung.
Camping de l’Ile Adeline, Rue des Masures, 27740 Poses, Tel.: 02 32 25 45 33, Web: www.camping-ile-adeline.com, Apr. – Okt.; abseits gelegener Platz an einem hübschen See kurz vor dem Staudamm und in der Nähe des Vogelschutzgebietes, rund 120 Stellplätze auf Wiese, Fahrradverleih, Standardausstattung. V & E für Wohnmobile.

Route: Hinter dem Forêt Domaniale de Bord-Louviers biegt man am ersten Kreisverkehr in Le Vaudreuil rechts ab auf die D71 und folgt dieser bis Louvier.

Die lang gestreckte Stadt Louviers ist einen kurzen Stopp wert. Zwar unterscheiden sich die zahlreichen Fachwerkhäuser der Ortschaft im Wesentlichen nicht von denen anderer normannischer Städte, aber sehenswert ist zum Einen die Kirche Notre Dame mit ihrem Seiteneingang oder besser gesagt, mit der Fassade am Seiteneingang mit zahlreichen filigranen Wasserspeiern und Giebeln und den wertvollen Arbeiten eines Steinmetzes am Eingang selber. In einer Ecke des fast quadratischen Innenraumes steht eine Figur des heiligen Jakob, was darauf hindeutet, dass auch Louviers im Mittelalter ein Durchgangsort für Pilger auf dem Weg in das spanische Santiago de Compostela war.

Neben der Kirche lohnt zudem ein Blick in den Kreuzgang des Franziskanerklosters (Couvent des Pénitents), welches in der Mitte des 17. Jahrhunderts erbaut wurde. Das Kloster steht direkt neben dem Fluss Eure und so ist es genau dieser Fluss, der durch den Kreuzgang fließt und ein herrliches Bild abgibt. Allerdings ist von dem Kreuzgang die Westseite leider zerstört, an ihrer Stelle befindet sich heute ein kleiner Park. In der Nähe des Klosters liegt das so genannte Textilviertel, welches noch an mancher Stelle auf die Vergangenheit der Tuchmanufakturen in Louviers aufmerksam macht. Sehr gut zu erkennen sind manche große Dachgeschosse, die zum Aufhängen und Trocknen der Stofftücher genutzt wurden.

Praktische Hinweise – Louviers
Office de Tourisme, 10, Rue du Maréchal Foch, 27400 Louviers, Tel.: 02 32 40 04 41, Fax: 02 32 61 28 85, E-Mail: info(at)tourisme-seine-eure.fr, Web: www.tourisme-seine-eure.fr. Öffnungszeiten Juli und August Mo-Sa 9-13 Uhr und 14-19 Uhr, So 10-13 Uhr und 14.30-18 Uhr, Juni und September Mo-Sa 10-12.30 Uhr und 14-18 Uhr, So 10-13 Uhr, April und Mai So geschlossen, sonst Mo-Sa 10-12.30 Uhr und 14-17.30 Uhr.
Camping Le Bel Air, Route de la haye Malherbe, 27400 Louviers, Tel.: 02 32 40 10 77, E-Mail: camping-lebelair(at)aol.com, Web: www.camping-lebelair.fr, März – Anfang Okt.; westlich der Stadt Louviers in Waldrandlage mit Swimmingpool und kreisförmig angelegten Stellplätzen rund um eine Zeltwiese unter Bäumen. Standardausstattung; Waschmaschine, Spielplatz. V & E für Wohnmobile.

Route: Am Südrand von Louviers bzw. am Kreisverkehr des Place Jean Jaurés zweigt nach links in Richtung Osten die Straße D155 ab und bringt uns zunächst am Krankenhaus vorbei, wo wir kurz darauf an zwei Kreisverkehren die Autobahn überqueren. Wenig später unterqueren wir die nächste Autobahn und erreichen das Ende der Straße. Dort biegen wir rechts ab und fahren auf der N15 in südlicher Richtung bis zum Abzweig auf die D135 nach Les Andelys, welches wir nach weiteren 17 Kilometern erreichen.

Les Andelys liegt am Rande einer sehr engen Schleife der Seine. Ein wenig erinnern die schroffen Felsen, die sich nördlich der Stadt am Ufer erheben, an die Donau oder sogar an das Rheintal an der Loreley. Umgeben ist das blanke Gestein von üppigem Bewuchs und vor dem Ufer befindet sich eine kleine, an Bäumen reiche Insel mitten in der Seine. Die Ortschaft Les Andelys besteht aus zwei Ortsteilen, die schlicht Klein und Groß Andely genannt werden (Petit Andely, Grand Andely). Letzeres ist weniger sehenswert und liegt etwas abseits der Seine, während Petit Andely ein hübsches, kleines Städtchen mit zahlreichen Fachwerkhäusern ist und von der Kirche Saint-Sauveur geprägt wird. Sie hat den Grundriss eines griechischen Kreuzes und beherbergt einen Vierungsturm. Das gotische Gotteshaus wurde bereits im 12. Jahrhundert erbaut und verfügt über eine hölzerne Vorhalle.

Doch schon bei Fahrt entlang der Seine sieht man von weitem die Burgruine, welche über Les Andelys, genauer gesagt, über Petit Andelys thront. Entstanden ist sie durch Richard Löwenherz, der Ende des 12. Jahrhunderts innerhalb weniger Monate eine mächtige Festung bauen ließ. In der nur noch kurzen Lebenszeit von Richard Löwenherz wagte der französische König es jedoch nicht, die massive Burg anzugreifen. Erst wenige Jahre nach dem Tod von Richard konnte die Festung eingenommen werden. Auch wenn heute nur noch Ruinen der wehrhaften Festung zu sehen sind, verdeutlichen sie aber die Größe der einstigen Burganlage. Dabei bestehen heute nur noch Überreste der Hauptfestung, die jedoch eigentlich noch von einer weiteren Mauer umgeben war. Auf einem Felsvorsprung, der durch einen tiefen Graben von der Burg abgetrennt war, erhebte sich zudem die Vorburg mit fünf kleineren Türmen, von denen heute der vorderste und zugleich höchste erhalten geblieben ist.

Von der Burgruine aus gibt es zwei sehr schöne Aussichtspunkte auf den Fluss und auf die Stadt Les Andelys. Man kann zwar bis zu einem nahe gelegenen Parkplatz fahren, doch der Aufstieg ist zu Fuß ist wesentlich schöner und verdeutlicht auch, welche Anstrengungen auf sich genommen wurden, um die Burg einerseits in kürzester Zeit zu bauen und andererseits anzugreifen und zu erobern.

Praktische Hinweise – Les Andelys
Office de Tourisme, Rue Philippe Auguste, 27702 Les Andelys, Tel.: 02 32 54 41 93, E-Mail: omt(at)ville-andelys.fr, Web: http://office-tourisme.ville-andelys.fr. Öffnungszeiten Juni-Sept. Mo-Sa 10-12 Uhr und 14-18 Uhr, So 10-12 Uhr und 14-17 Uhr.

Route: In Les Andelys nutzen wir die die gut befahrbare D316 auf der rechten Seineseite und erreichen nach fast zehn Kilometern die Ortschaft Gaillon.

Nach erneuter Überquerung der Seine liegt auf der rechten Seite die kleine Stadt Gaillon, welches von dem gleichnamigen Schloss dominiert wird, dass, wie schon in Les Andelys, auf einer Felsnase gebaut wurde. Auch diese Festung wurde im Hundertjährigen Krieg zerstört, aber stellenweise später wieder aufgebaut. Der Renaissancestil, in dem sich die Burg heute präsentiert, stammt vom Erzbischof Georges I. d’Amboise, der nach einer Italienreise das Schloss in diesem Stil umbauen ließ und damit mitverantwortlich war, dass sich der Baustil in der Normandie ausbreitete. Leider ist heute im Wesentlichen nur noch das schiefergedeckte Torhaus zu sehen.

Praktische Hinweise – Gaillon
Office de Tourisme, 4, Place Aristide Briand, 27600 Gaillon, Tel.: 02 32 53 08 25, E-Mail: gaillontourisme(at)freesurf.fr oder officetourisme(at)ville-gaillon.fr, Web: www.ville-gaillon.fr. Öffnungszeiten Di-Sa 10-12.30 Uhr und 14.30-18 Uhr.

Route: Weiter geht es über die D316 in südwestliche Richtung nach Évreux um nach der Hälfte der rund 20 km langen Fahrstrecke hinter Authouîllet den Fluss Eure zu überqueren. Hier besteht die Möglichkeit in nordwestliche Richtung wieder bis kurz vor die Tore der Stadt Louviers zu fahren, um einen schönen Abschnitt des Tal der Eure zu besichtigen. Wer weniger Zeit hat, fährt auf der D316 geradeaus weiter bis Évreux, alternativ biegt man noch vor dem Fluss rechts ab und fährt auf der D836 bis Acquigny um dort auf der anderen Flussseite die kostenlose Autobahn nach Évreux zu nutzen. Ein wenig schöner ist die Fahrt durch das Tal auf der anderen Flussseite auf der D71.

Mehrere Seen und kleinere Wälder liegen auf dem Weg durch das Tal der Eure, das zu Beginn auf der östlichen Seite aus landwirtschaftlichen Feldern besteht, später aber bei Acquigny in sanfte und bewaldete Hügel übergeht. Der erste Ort trägt den Namen La Croix-St-Leufroy und beherbergt eine 500 Jahre alte Kirche im Stile der Renaissance mit einer umfangreichen Innenausstattung zu der ein schönes Taufbecken und mehrere Gemälde gehören. Im weiteren Verlauf folgt Fontaine-Heudebourg, welches aber keinen Aufenthalt lohnt sowie Heudreville-sur-Eure auf dem anderen Ufer des Flusses.

Acquigny liegt schon wieder kurz vor Louviers und ist Standort eines Schlosses, welches in der Renaissance erbaut wurde. Der dortige Park beinhaltet eine Orangerie und mehrere Baumarten, die in der Region nicht typisch sind, sondern seinerseits von den Schlossherren aus dem Ausland herbei geschafft wurden. Gebaut wurde das Herrenhaus von einer Hofdame von Katharina von Medici.

Die Stadt Évreux hat sich auf Grund der Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg leider nicht viel von dem einstigen mittelalterlichen Zentrum bewahren können. Sehenswert ist jedoch die Kathedrale, die zwar auch stark unter den Bombardierungen litt, jedoch nach dem Krieg bis zum Jahr 1973 restauriert wurde. Das ursprüngliche Gotteshaus, welches an dieser Stelle errichtet wurde, hat im 12. Jahrhundert zweimal Feuer gefangen und musste im Jahr 1253 neu aufgebaut werden. Auf etwas über 100 m Länge bringt es das Kirchenschiff, welches auf Grund der verschiedenen Bauabschnitte in mehreren Stilen erscheint. Dominierend ist jedoch die Gotik.

Mit der Kathedrale über einen Kreuzgang verbunden ist der alte Bischofssitz von Evreux. Dieses Gebäude aus dem 15. Jahrhundert beherbergt archäologische Sammlungen der Stadt und in einem Flügel des Gebäudes einen Teil einer römischen Mauer, der in den 1980er Jahren freigelegt wurde. Zu sehen gibt es in der Ausstellung mehrere Exponate, die die Besiedlung der Region bereits in der merowingischen Zeit belegen und kostbare Bronzestatuen aus dem ersten Jahrhundert. Zudem gibt es aber auch eine schöne Gemäldesammlung mit Werken aus dem 17. Jahrhundert bis heute zu sehen.

Öffnungszeiten Musée d’Évreux: Di-So 10-12 und 14-18 Uhr.

Die Stadt, die an dem kleinen Fluss Iton liegt, einem Zufluss der Eure, beherbergt aber auch einen schönen und sehenswerten frei stehenden Glockenturm, der des Nachts interessant illuminiert wird.

Eine weitere Kirche ist dem ersten Bischof der Stadt gewidmet, Taurin Évreux. Ursprünglich gehörte das Gotteshaus Saint-Taurin zu einem ehemaligen Kloster der Benediktiner und hatte besonders in den Konflikten zwischen England und Frankreich eine belebte Zeit hinter sich. Der Chor ist im gotischen Stil gehalten, während das Kirchenschiff eine Mischung aus Gotik und Romanik des 12. Jahrhunderts bildet. In der Apsis befinden sich reich dekorierte Glasfenster, die das Leben des Bischofs erzählen. Gleichzeitig sieht man dort eine Statue, die den Bischof darstellt. Der hübsche Holzaltar stammt aus dem 16. Jahrhundert.

Praktische Hinweise – Evreux
Office de Tourisme, 1 ter, Place de Gaulle, 27000 Evreux, Tel.: 02 32 24 04 43, Fax: 02 32 31 28 45, E-Mail: information(at)ot-pays-evreux.fr, Web: www.ot-pays-evreux.fr. Öffnungszeiten ganzjährig Mo-Sa 9.30 – 18 15 Uhr, von Mitte Juni bis Mitte Sept. auch So 10 – 12.30 Uhr.
Restaurant La Croix d’Or, 3, Rue Joséphine, Tel.: 02 32 33 06 07. Helle Räumlichkeiten mit Meeresfrüchten als Spezialität.
La Gazette, 7, Rue Saint Sauveur, Tel.: 02 32 33 43 40. Traditionelle Speisen im Ambiente der Gegenwartskunst, Sa nachmittag geschlossen.
Le Chat Botté, 9, Rue Joséphine, Place Saint Taurin, Tel: 02 32 24 66 94. Spezialität: gebratene Wachtel im eigenen Saft und Ente in Ananassauce mit Kräutern.
Feste und Folklore: In der kürzesten Nacht des Jahres (21. Juni) findet regelmäßig ein Musikfestival statt. Im Übrigen ist Évreux stolz darauf, dass Jimi Hendrix sein erstes Konzert seiner Experience-Tour am 13. Oktober 1966 in dieser Stadt abhielt, wie eine Gedenktafel sogar festhält. Zudem gibt es in Évreux ein Apfelfest und das Fest der Buchhändler, welches regelmäßig am Ufer des Flusses Iton veranstaltet wird.

Route: Auf der N13 starten wir in Evreux die weitere Fahrt bis wir Pacy-sur-Eure erreichen.

Auf dem Weg nach Pacy-sur-Eure zweigt zuvor die bereits bekannte D71 nach links ab, um wieder in Richtung Eure-Tal zu führen. Ein kurzes Stück kann man dem Verlauf erneut folgen, um nach Cocherel zu gelangen. Dort liegt auf dem kleinen Friedhof der Kirche der französische Staatsmann Aristide Briand begraben, der 1932 in Cocherel starb und die letzten Jahre seines Lebens hier verbrachte, weil ihm die Landschaft so gut gefiel und sich deshalb mehrere Ländereien erwarb. Briand war in seiner politischen Laufbahn mehrmals Regierungschef und fast zwei Dutzend Mal Minister während der Zeit der Dritten Republik. Den Höhepunkt seiner Karriere hatte er mit der Mitarbeit an den Locarno-Verträgen, wofür er kurze Zeit später mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde.

Auch in Pacy-sur-Eure wird man auf den Staatsmann aufmerksam gemacht. Direkt am Ortseingang befindet sich ihm zu Ehren ein Denkmal. Die Ortschaft verfügt aber auch über eine sehenswerte Kirche aus dem 13. Jahrhundert mit mehreren Steinfiguren, unter anderem auch der Darstellung von Erzengel Michael im bekannten Kampf gegen den Drachen.

Route: Um Vernon zu erreichen, benutzen wir in Pacy-sur-Eure die D181 in nordöstliche Richtung, überqueren abermals die Autobahn und fahren in einer steilen Kurve mitten im Wald in die Stadt hinein.

Kurz vor den Toren der Stadt Vernon zeigt ein Wegweiser auf das Château de Bizy, das sich heute im Privatbesitz befindet. In der Zeit seiner Fertigstellung Mitte des 18. Jahrhunderts hat es verschiedenen Herzögen, Generälen sowie dem König Louis-Philippe gehört und wurde auf Befehl seines jeweiligen Besitzers immer wieder umgebaut. Zu dem Schloss gehört ein prächtiger Park, der unter dem König zu einem Englischen Garten umgestaltet wurde und schöne Alleen aus Linden beherbergt, die teilweise bis zum Ufer der Seine reichen. Besonders schön ist der Blick vom Garten auf das Schloss, wo es sich mit Rundfenstern und Säulen präsentiert. Im Inneren gibt es Täfelungen und Wandteppiche zu sehen und eine wunderbar geschnitzte Treppe aus Eichenholz.

Öffnungszeiten Château de Bizy: April-Okt. Di-So 10-12 Uhr und 14-18 Uhr, im März nur am Wochenende 14-17 Uhr und von Nov-Febr. geschlossen.

In Vernon gibt es nur wenig Grund, um sich lange aufzuhalten. Sehenswert ist jedoch das Fachwerkhaus oberhalb der Seine. Ursprünglich war in dem Gebäude, was jetzt über dem Fluss zu schweben scheint, das Zollhäuschen untergebracht. Gut kann man noch die restlichen Brückenpfeiler erkennen, die von der ersten Seine-Brücke in Vernon stammen. Zerstört wurde diese im Zweiten Weltkrieg und seitdem auch nicht mehr wieder aufgebaut. Das hübsche Häuschen wurde auch ein Motiv des Malers Monet. Gleich neben dem alten Brückenbauwerk befindet sich das Château des Tourelles, welches einstmals zum Schutz der Brücke diente und daher als eine Befestigungsanlage gebaut wurde. Sehenswert ist zudem im Ortskern von Vernon die fast 900 Jahre alte Kirche Notre Dame, die im Verlauf der Jahrhunderte zahlreiche Umbauten erlebte und daher aus fast jeder Epoche einen Baustil beherbergt. Die Chorbögen sind zum Beispiel aus der Zeit der Romanik während die schöne Fensterrose an der westlichen Fassade im Stil der Spätgotik nachträglich eingefasst wurde.

Gleich neben der Kirche sollte man zudem noch einen Blick auf das schöne Fachwerkhaus werfen. Es handelt sich um das älteste Gebäude der Stadt, ist aber nur eines von mehreren schönen Häusern in der kleinen Altstadt. In einem weiteren Fachwerkhaus ist das Alphonse Georges Poulain-Museum untergebracht. Benannt ist es nach einem einheimischen Gelehrten, der im lezten Jahrhundert der Stadt seine archäologischen Sammlungen schenkte. Die Tiermalereien in der Ausstellung sind hierbei die größte Attraktion, allerdings kann man sich mit einem Besuch im Museum bereits auf das nächste Etappenziel vorbereiten, da auch Werke von Claude Monet ausgestellt werden, wie zum Beispiel sein Gemälde „Seerosen“, welches er in seinem Garten im benachbarten Giverny erstellte.

Öffnungszeiten Alphonse Georges Poulain-Museum: April-Sept. Di-Fr 10.30-12.30 Uhr und 14-18 Uhr, am Wochenende nur 14-18 Uhr, sonst Di-So 14-17.30 Uhr.

Praktische Hinweise – Vernon
Office de Tourisme, 36, Rue Carnot, 27200 Vernon, Tel.: 02 32 51 39 60, Fax: 02 32 51 86 55, E-Mail: information(at)cape-tourisme.fr, Web: www.cape-tourisme.fr. Öffnungszeiten Mai-Sept. Mo-Sa 9-12.30 Uhr und 14-18 Uhr, So 10-12 Uhr, sonst Di-Sa 9-12.30 Uhr und 14-17.30 Uhr.
Camping des Fosses Rouges, Chemin de Réanville, 27950 St-Marcel, Tel.: 02 32 51 59 86, E-Mail: camping(at)cape27.fr, März – Okt.; einfacher aber freundlicher Campingplatz mit 60 Stellplätzen auf unebener Wiese unter Bäumen. Standardausstattung.

Route: In Vernon überqueren wir erneut die Seine über die schmale Brücke und biegen gleich hinter der Brücke rechts ab. Nach wenigen Kilometern Fahrt auf der D5 entlang der Seine erscheint Giverny. Auf der rechten Seite befindet sich ein Parkplatz für das Haus von Claude Monet ohne Höhenbegrenzung, die anderen Parkplätze sind für Wohnmobile nicht befahrbar.

Nachdem uns die Werke und Spuren von Claude Monet mehrfach auf dieser Reise begegneten, verabschieden wir uns von der Normandie mit einem Besuch in seinem Garten in Giverny. Zunächst mietete Monet den Garten an, konnte ihn aber wenige Jahre später kaufen und erweitern, wobei er allerdings auch den Zorn seiner Nachbarn auf sich zog. Diese trauten den zahlreichen exotischen Pflanzen nicht, die Monet in seinem Garten wachsen ließ und befürchteten, dass sie heimische Pflanzen mit Krankheiten befallen würden.

Der Garten befindet sich hinter seinem Haus und ist durch die Straße zweigeteilt. Beim zweiten Gartenabschnitt handelt es sich um die Erweiterung, die auf der anderen Straßenseite fortgeführt wird. Heute erreicht man diesen Garten durch einen schmalen Fußgängertunnel, der unter der Straße verläuft. Dort befindet sich auch der Seerosenteich mit der Brücke, welches ein bekanntes Motiv für das gleichnamige Bild wurde. Monet ließ sich oft von seinem Garten inspirieren und schuf mehrere Werke hinter seinem Haus.

Das Grundstück wurde von seinem Sohn der Akademie der Schönen Künste vermacht und nach zahlreichen Restaurierungen 1980 eingeweiht. So hat das rosafarbene Wohnhaus sein farbiges Inneres zurück erhalten und präsentiert heute die Räumlichkeiten, in denen Claude Monet von 1883 bis 1926 lebte und arbeitete. Gepflegt wird das Gartenensemble und das Haus von der Claude-Monet-Stiftung, die gleichzeitig auch eine Cafeteria und einen Andenkenladen betreibt, in dem nicht nur Bücher und Souvenirs sondern auch Pflanzensamen gekauft werden können.

Mein Tipp! Besuchen Sie den Garten möglichst früh. Der Besucheransturm ist besonders an sonnigen Wochenendtagen enorm und es kann zu langen Wartezeiten kommen. Für die schönsten Bilder der berühmten japanischen Brücke ist jedoch eher der Nachmittag geeignet, da sich die Sonne dann im Rücken befindet.

Öffnungszeiten Normannischer Garten: April-Okt. Di-So 9.30-18 Uhr.

Nicht weit entfernt von Monets Haus befindet sich das Museum der Amerikanischen Kunst. Es erinnert an die Künstlerkolonie, die im letzten Jahrhundert in Giverny existierte. Noch heute befinden sich in dem kleinen Ort mehrere Galerien, was sicherlich auch damit zusammen hängt, dass Giverny ein Lebensmittelpunkt von Monet war. Dabei werden aber auch gerne Sachen verkauft, die nur ansatzweise mit Kunst zu tun haben. Gerne werden in der Ortschaft Dinge angepriesen, die mit den Begriffen Monet und Impressionismus beworben werden. Das Museum indes zeigt verschiedene Wanderausstellungen, die die Gemeinsamkeiten der amerikanischen und französischen Kunst präsentiert und wurde 1992 eröffnet. Es ist das einzige Museum dieser Art im gesamten Land.

Öffnungszeiten Musée d’Art Américain: April-Okt. Di-So 10-18 Uhr, an jedem ersten Sonntag im Monat ist der Eintritt frei.

Praktische Hinweise – Giverny
Office de Tourisme, Bureau de Giverny, Mairie de Giverny, Tel.: 02 32 51 39 60, Fax: 02 32 51 86 55, E-Mail: information(at)cape-tourisme.fr, Web: www.cape-tourisme.fr.

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


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