Mit dem Wohnmobil durch die Normandie – Nach Bernay

  1. Mortagne-au-perche – Bernay

Länge der Tour: ca. 120 km, ohne Abstecher.
Strecke: D912 und D932 bis Gacé – D979 bis Vimoutiers – D579 bis Lisieux – N13/D613 und D138 bis Bernay.
Abstecher: Besuch des kleinen Dorfes Camembert über die Straße D916.
Empfohlene Reisedauer: Mindestens zwei Tage.
Reisehöhepunkte auf dieser Tour: Besichtigung der Basilika in Lisieux**.

Route: Die D912 bringt uns aus Mortagne-au-Perche wieder zur D12. Diese müssen wir allerdings nur überqueren, um auf der D932 nach Norden zu fahren. Nach einer Fahrzeit von einer guten halben Stunde erreichen wir das kleine Örtchen Gacé.

Camping Les Bruyeres, 61400 Chapelle-Montligeon, Tel.: 02 33 83 90 43, Fax: 02 33 83 37 22, E-Mail: mairie-chapelle-montligeon@wanadoo.fr, Juni – Aug.; südöstlich von Mortagne-au-Perche liegt das Dorf Chapelle-Montligeon und beherbergt einen kleinen Campingplatz mit knapp 30 Stellplätzen. Zu erreichen ist er von Mortagne-au-Perche über die D9. Im folgenden Ort Courgeon links abbiegen und sofort wieder rechts in die Rue des Marronnieres, dieser bis zum Ende folgen. Mindestausstattung.

In dem kleinen Örtchen Gacé gibt es ein kaum beachtetes Schloss, in dem sich ein Museum befindet. Dieses wiederum beschäftigt sich mit Alphonsine Plessis auch bekannt als Marie Duplessis bzw. noch bekannter als Marguerite Gautier oder Violetta Valery. Genug der Verwirrung, es handelt sich tatsächlich um ein und dieselbe Person, die als Alphonsine Plessis im Jahr 1824 zur Welt kam und von der Normandie nach Paris zog, wo sie sich den Namen Marie Duplessis zulegte. Sie war eine Mätresse und Liebhaberin vom Schriftsteller Alexandre Dumas sowie von Franz Liszt. Bereits im Alter von 23 Jahren verstarb sie an Tuberkulose, doch Alexandre Dumas machte sie als Romanfigur Marguerite Gautier in seinem Werk „Die Kameliendame“ unsterblich. Und bei dem vierten Namen Violetta Valery handelt es sich um die Hauptakteurin in Verdis Oper „La Traviata“, für die Alphonsine Plessis ebenfalls Vorbild war. Diese Informationen und zahlreiche Ausstellungsstücke aus der damaligen Zeit sind in eben diesem Museum zu sehen, das über das lebende Vorbild der Kameliendame berichtet.

Öffnungszeiten Musée de la Dame aux Camelias: Juni-Aug. Di-So, Führungen um 14, 14.45, 15.30, 16.15 und 17 Uhr.

Praktische Hinweise – Gacé
Office de Tourisme, Mairie, 61230 Gacé, Tel.: 02 33 35 50 24, Fax: 02 33 35 92 82, E-Mail: ville.gace@wanadoo.fr, Di-So 10 – 12 Uhr und 15 – 18 Uhr.
Camping Municipal Le Pressoir, Impasse Tahiti, 61230 Gacé, Tel.: 02 33 35 50 24, Fax 02 33 35 92 82, E-Mail: ville.gace@wanadoo.fr, Juni – Aug.; kleiner Platz mit 24 parzellierten Stellplätzen, Standardausstattung.
Wohnmobilstellplatz, Grande Rue, Gacé. Direkt hinter dem Rathaus befinden sich 10 Stellplätze, gratis, kein WC.

Route: 18 Kilometer sind es, die Gacé von Vimoutiers trennen und die über die D979 gefahren werden.

Abstecher nach Camembert

Route: In Vimoutiers benutzen wir die D916 nach Süden und verlassen diese in La Fauvetière wieder. Hinter diesem Ort biegen wir rechts ab und fahren 3,5 Kilometer, bis auf der rechten Seite das Dörfchen Camembert erscheint.

250 Gramm, rund und meistens in einer dünnen Holzschachtel verpackt. Das sind die Eckdaten eines typischen Camemberts. Der Käse wird nicht nur in dem gleichnamigen Dorf, möglicherweise nur von einer Firma, hergestellt, sondern trägt den Namen des Ortes, weil hier diese Käseart erfunden worden sein soll. Camembert selbst ist keine geschützte Bezeichnung, so dass dieser Käse auch von anderen Unternehmen genutzt werden kann, die nicht zwangsläufig in Frankreich oder gar nur in der Normandie sitzen müssen.

Ende des 18. Jahrhunderts soll es gewesen sein, als -der Legende nach- ein Priester während der Französischen Revolution Unterschlupf bei einer Bäuerin in dem Dorf Camembert gefunden haben soll. Dieser soll ihr schließlich die Rezeptur bzw. die Herstellung dieses Käses verraten haben. Allerdings wurde in der Region schon vorher Käse hergestellt. Erst einhundert Jahre später erfand man die noch heute typische Verpackung aus kleinen Spanschachteln.

Dieses sehr kleine aber dem Namen nach berühmte Dorf hat nur etwas über 200 Einwohner, doch lohnt sich ein kurzer Aufenthalt schon wegen der Käseherstellung. Auf der linken Seite der Hauptstraße befindet sich der Bauernhof „Président“ (Ferme Président), der für den gleichnamigen Käse verantwortlich ist. Er bietet einen interessanten Rundgang durch die Käseherstellung an und beginnt in dem hübschen Gebäude aus dem Jahr 1810. Selbstverständlich kann man sich mit der leckeren Speise anschließend versorgen.

Öffnungszeiten Ferme Président: Juni-Aug. täglich geöffnet.

Nur im Juli und in der ersten Augustwoche kann man sich auch den Bauernhof von Marie Harel anschauen, die den Priester damals geschützt haben soll.

Schräg gegenüber vom Ferme Président, direkt hinter der Kirche, befindet sich das Camembert-Haus (Maison du Camembert), in dem über die Geschichte des Käses und des kleinen Dorfes berichtet wird. Bemerkenswert ist hierbei das Vordach über dem Eingang, welches die Form des Käses besitzt.

Des Weiteren ist Camembert der Zielort des Radrennens Paris-Camembert, welches seit den 1930er Jahren regelmäßig veranstaltet wird. In den Anfangsjahren verlief das Rennen aber noch in das nahe gelegene und etwas größere Städtchen Vimoutiers. Bei dem Rennen gewann in der Vergangenheit auch der deutsche Radprofi Andreas Kappes, im Jahr 2008 konnte der Spanier Alejandro Valverde das Rennen für sich entscheiden, von dem Experten meinen, dass er in Zukunft bei der Tour de France ein Titelanwärter sein wird.

Praktische Hinweise – Camembert
La Maison du Camembert, Le Bourg, 61120 Camembert, Tel.: 02 33 12 10 37, Web: www.maisonducamembert.com, von Mai-Aug. tägl. geöffnet, im April und Sept. nur Mi-So.

HAUPTROUTE

Route: Von Vimoutiers geht es über die D579 nordwärts in den Wallfahrtsort Lisieux.

Wohnmobilstellplatz, Avenue du Docteur Dentu (D916). Bei der Fahrt durch Vimoutiers sieht man den Stellplatz auf der linken Seite. Er beherbergt eine Sanitär-Station, ein WC und 10 kostenlose Stellplätze, V & E für Wohnmobile.
Camping Municipal de Livarot, Rue Général Leclerc, Livarot, Tel.: 02 31 62 43 75, E-Mail: commune.paysdelivarot@wanadoo.fr, Mitte Mai – Mitte Sept.; auf dem Weg nach Lisieux fährt man eigentlich an Livarot vorbei, wer in den Ort hinein fährt, sieht im Süden zwischen Sportplatz und Industriegebiet den Campingplatz mit 25 Stellplätzen, Standardausstattung.

Kurz vor Lisieux passiert man den Abzweig zum Schloss Saint-Germain de Livet. Malerisch steht es inmitten von sanften Hügeln südlich von Lisieux und wird von einem Nebenfluss des Flusses Touques umspült. Das Bauwerk wurde im 15. und 16. Jahrhundert errichtet und besteht aus einem Herrensitz aus Holzfachwerk sowie einem Bau aus glasiertem Ziegelstein sowie Naturstein. Das Eingangstor wird von zwei hübschen Türmen flankiert. Innerhalb des Hofes sieht man zwischen den Arkaden Verzierungen im Stil der Renaissance. Besichtigt werden können zudem die Wächterstuben mit Fresken aus dem 16. Jahrhundert sowie die originale Inneneinrichtung des Zimmers, in dem der Romantiker Eugène Delacroix seine Ferien verbrachte.

Öffnungszeiten Château de Saint-Germain de Livet: Febr-Sept. tägl. 11-18 Uhr. An jedem ersten Sonntag im Monat ist der Eintritt frei.

Bevor man schließlich nach Lisieux hinein fährt, sollte man zwischen dem Schloss und der Stadt noch in dem kleinen angrenzenden Dorf Saint-Martin-de-la Lieue anhalten. Dort befindet sich seit 500 Jahren das Herrenhaus von Saint-Hippolyte, wo man heute typisch normannische Spezialitäten und besonders Wein und Käse aus der näheren Umgebung erwerben kann.

Wer in Alençon die Stationen im Leben der Heiligen Therese besucht hat, der wird in Lisieux erst Recht auf Spuren treffen, denn die Stadt, die sich schon wieder recht nahe am Ärmelkanal befindet, ist Wallfahrtsort für alle Gläubigen, die Therese verehren. Wie schon in Route 9 erwähnt, kam Therese Martin 1873 in Alençon zur Welt. Der Vater war Uhrmacher, während die Mutter zu den vielen Einwohnern zählte, die die berühmte Alençon-Spitze herstellte. Therese hätte acht Geschwister gehabt, wenn nicht sechs von ihnen bereits als Säugling gestorben wären. Sie selbst war das jüngste Kind der Familie. Als Therese vier Jahre alt war, verstarb ihre Mutter an Brustkrebs und der Vater zog mit den fünf Kindern zu seinem Schwager nach Lisieux, wo sie in einem hübschen Haus namens Les Buissonnets lebten. Therese beschrieb das Haus später als das weiche Nest ihrer Kindheit.

Das Gebäude befindet sich im Chemin des Buissonnets und ist seit dem Jahr 1913 ein wichtiges Ziel für die Pilger. Die Einrichtung ist in großen Teilen original erhalten, mit einem mehrsprachigen Audioguide wird man durch die einzelnen Räume geführt.

Öffnungszeiten Les Buissonnets: Von Palmsonntag bis Sept. 9-12 und 14-18 Uhr, sonst 10-12 und 14-17 Uhr, im Winter nur bis 16 Uhr.

Während ihrer Kindheit treten ihre beiden älteren Schwestern in den Karmel ein, was sie zunächst sehr zurück wirft, da sie diese als Ersatzmutter betrachtete und sie nun durch den Beitritt in den Orden nicht mehr für sie da sein konnte. Gleichzeitig verbringt sie viel Zeit an den Stränden des nahe gelegen Trouville. Mit 15 Jahren will sie jedoch selber dem Karmel beitreten und erhält von ihrem Vater nach anfänglichem Zögern die Erlaubnis nach Rom zu pilgern, um Papst Leo XIII. um Erlaubnis zu bitten. Dieser enttäuscht das junge Mädchen aber und Therese wird in Tränen aufgelöst vom Papst weg geführt. Zurück in ihrer Heimat spricht sie beim Bischof von Bayeux vor, den sie zunächst übergangen hatte. Dieser gibt ihr schließlich die Erlaubnis und Therese beginnt mit ihrem kösterlichen Leben als Schwester Theresia vom Kinde Jesu. Während ihres Lebens im Kloster ging sie den nach ihren Worten bezeichneten „kleinen Weg“ der Liebe, der sich durch kleine Gesten und Fürbitten auszeichnete.

Schon nach wenigen Jahren erkrankte Therese schwer an Tuberkulose, an der sie schließlich auch im Alter von 24 Jahren starb. Ihren Tod erwartend betrachtete sie diesen als Erlösung und war voller Hoffnung, Jesus Christus bald gegenüber zu stehen. Auf dem Friedhof von Lisieux kann heute die Stätte besichtigt werden, wo sie zunächst begraben wurde. Später brachte man aber ihren Leichnam in die Kapelle des Karmel. Auf dem Friedhof sind jedoch die übrigen Familienmitglieder beerdigt. Zu sehen ist auch die Saint-Pierre-Kathedrale am Place François Mitterand, wo sie mit ihrer Familie regelmäßig zur Messe ging und auch die Eingebung erhielt, dem Karmel-Orden beizutreten.

Öffnungszeiten Saint-Pierre-Kathedrale: Mo-Fr 9-18.30, Sa und So 10-18 Uhr.

Im Jahr 1923 wurde Therese selig und zwei Jahre darauf von Papst Pius XI. heilig gesprochen. Papst Johannes Paul II. ernannte sie gegen Ende des Jahrhunderts schließlich zur Kirchenlehrerin. Der Theresische Karmel ist jedoch nicht nach ihr benannt, sondern nach Theresa von Ávila. Um Verwechslungen zu vermeiden wird diese als „große hl. Theresia“ bezeichnet, während man Theresia vom Kinde Jesu auch als die „kleine hl. Theresia“ kennt.

Nach ihrem Tod erlebte die Stadt einen wahren Ansturm an Pilgern und um diesem gerecht zu werden, gab Papst Pius XI. die Erlaubnis zum Bau einer Kathedrale. Die Bauarbeiten oberhalb der Stadt begannen am 30. September 1929, auf den Tag genau 32 Jahre nach ihrem Tod. Der Baustil ist stark von der Pariser Basilika Sacre Coeur beeinflusst. Das Innere des Gotteshauses ist mit zahlreichen farbigen Wandbildern versehen und fasst rund 4.000 Personen. Damit ist die Kirche eine der größten Sakralbauten des 20. Jahrhunderts und wurde nach Lourdes gleichzeitig zum zweitwichtigsten Pilgerort in Frankreich. Über dem Zusammenschluss von Schiff und Querschiff befindet sich eine 50 m hohe Kuppel, dafür entfällt jedoch der Glockenturm. Dieser ist auf dem weitläufigen Vorplatz errichtet, aber nie fertig gestellt worden und beherbergt 50 kleinere und größere Glocken. Neben den Gemälden befinden sich im Inneren noch 18 Altäre, die die Namen verschiedener Staaten tragen.

Links neben der Treppe zum großen Portal kann man die 50 m lange und 30 m breite Krypta betreten. Sie ist mit zahlreichen Mosaiken ausgestattet, die das Leben von Therese zeigen. Weitere Szenen zeigen Wachsfiguren am Diorama beim Zugang zum Vorplatz.

Öffnungszeiten Sainte-Thérèse-Kathedrale: im Sommer 9-20 Uhr, sonst 9-17.30, an Sonn- und Feiertagen findet um 10.30 Uhr die hl. Messe statt.

Das Zentrum und die Altstadt von Lisieux sind –abgesehen von der erwähnten Saint-Pierre-Kirche– wenig lohnenswert. Vielmehr lohnt ein kurzer Besuch im nördlich gelegenen Dorf Ouilly-le-Vicomte, das an die Stadt grenzt. Dort steht inmitten eines vier Hektar großen Parks ein kleines Schloss aus dem 16. Jahrhundert. Mit vier Türmen und einem kleinen Teich ist das Château de Boutemont schön anzuschauen. Der Wassergraben um das Bauwerk herum ist zwar trocken, jedoch ist die Zugbrücke noch gut erhalten. Bemerkenswert ist der Garten im Stil der italienischen Renaissance. Allerdings ist das Innere des Schlosses nicht für die Öffentlichkeit zugänglich.

Öffnungszeiten des Gartens rund um das Château Boutemont: Apr.-Nov. Mi, Sa und So 10-12 und 14-18 Uhr.

Praktische Hinweise – Lisieux
Office de Tourisme, 11, rue d’Alençon – BP 26020, 14106 Lisieux, Tel.: 02 31 48 18 10, Fax: 02 31 48 18 11, E-Mail: tourisme@cclisieuxpaysdauge.fr, Web: www.lisieux-tourisme.com. Öffnungszeiten Okt.-Mitte Juni Mo-Sa 8.30-12 Uhr und 13.30-18 Uhr, von Mitte Juni bis Ende Sept. Mo-Sa 8.30-18.30 und So 10-12.30 Uhr und 14-17 Uhr.
Camping de la Vallée, Route de la Vallée, 14100 Lisieux, Tel.: 02 31 62 00 40, Fax: 02 31 48 18 11, Apr. – Sept.; im Norden der Stadt, umgeben von einem Industriegebiet. Rund 100 einfache Stellplätze, Mindestausstattung. V & E für Wohnmobile.
Feste und Folklore: Anfang März Baum- und Pflanzenfest, Juni Antiquitäten-Jahrmarkt, Juli und August sommerliches Musikfestival, Ende September Prozession der Relikte der hl. Therese.
Restaurant Calvados Boulard, 14130 Coquainvilliers, Tel.: 02 31 62 60 54. Zwar etwas außerhalb von Lisieux aber alleine schon besuchenswert, weil es sich um eine Cidre-Destillerie handelt. Angenehme Atmosphäre und Rundgang durch die Herstellungsräume an jedem zweiten Freitag (im Juli und August jeden Freitag).
Restaurant Le France, 5, Rue au Char à Lisieux, Tel.: 02 31 62 03 37. Traditionelle Speisen in angenehm rustikaler Atmosphäre unter Holzgebälk.
Restaurant Le Club, 12 Avenue Victor Hugo, Tel.: 02 31 62 00 85. Günstige, lokale Gerichte in stilvollem Ambiente.

Route: Auf der Rue de Paris verlassen wir die Stadt und gelangen am Kreisverkehr auf die N13/D613 in Richtung Evreux. Doch schon nach ca. 15 Kilometern verlassen wir die gerade Straße in Thiberville und fahren auf der D138 nach Bernay.

Die kleine Stadt Bernay ist in ihrer Historie nicht auffallend in Erscheinung getreten und so bescheiden präsentiert sich das Städtchen auch heute noch. Bernay eignet sich aber gut zum Einkaufen in den schmalen Straßen und zwischen den hübschen Fachwerkhäusern, da es keine touristisch erschlossene Stadt ist und dennoch einen Blick lohnt. Zudem gibt es in Bernay eine schöne Abteikirche, die sich im romanischen Stil in der Stadt erhebt. Sie wurde zu Beginn des 11. Jahrhunderts mit Tuffstein erbaut und präsentiert sich heute mit ansehnlichen Arkadengängen. In der ehemaligen Unterkunft des Abtes befindet sich direkt nebenan das Museum der Schönen Künste (Musée des Beaux Arts), welches an einen schönen und gepflegten Garten angrenzt. Das Museum wurde bereits im Jahr 1866 gegründet und zeigt zahlreiche Gemälde und Werke von französischen Bildhauern.

Öffnungszeiten Museum der Schönen Künste: Mitte Juni-Mitte Sept. Di-So 10-12 und 14-19 Uhr, sonst 14-17.30 Uhr.

Sehenswert ist weiterhin auch die Abteikirche von Bernay, die sich in direkter Nachbarschaft zur Kirche Sainte-Croix befindet und weitesgehend aus dem 11. Jahrhundert stammt. Allerdings sind nach mehreren Umbauten in den vergangen Jahrhunderten auch wesentlich jüngere Gebäudeteile in der Kirche zu sehen, so zum Beispiel das nördliche Seitenschiff, welches auf gerade einmal 400 Jahre kommt. In einem Flügel der Abtei befindet sich heute das Musée Municipal, das allerdings nicht besonders spektakulär ist und einige Kunstexponate und sakrale Fundstücke aus der Umgebung präsentiert.

Öffnungszeiten Heimatmuseum (Musée Municipal): Mitte Juni-Mitte Sept. 10-12 Uhr und 14-19 Uhr, sonst 14-17.30 Uhr.

Praktische Hinweise – Bernay
Office de Tourisme, 29, rue Thiers – B.P. 313, 27303 Bernay, Tel.: 02 32 43 32 08 und 02 32 46 22 26, Fax: 02 32 45 82 68, E-Mail: office.tourisme.bernay@wanadoo.fr, Web: www.ville-bernay27.fr. Öffnungszeiten Mai-Mitte Sept. 9.30-12 Uhr und 14-18.30 Uhr, So 10-13 Uhr, sonst Mo-Sa 9.30-12 Uhr und 14-17.30 Uhr.
Camping Municipal, Rue des Canadiens, 27300 Bernay, Tel.: 02 32 43 30 47, E-Mail: camping@bernay27.fr, Mai – Sept.; 50 Stellplätze im Süden der Stadt, der N2138 bzw. der Beschilderung zum Sportkomplex folgen. Standardausstattung; gepflegte Sanitäranlagen, Spielplatz, Hunde gratis erlaubt, Waschmaschine. V & E für Wohnmobile.
Restaurant Le Clos Normand, 5, Rue Robert Lindet, Tel.: 02 32 43 04 30.
Antic’ Resto, 8, Rue Gabriel Vallée, Tel.: 02 32 44 84 63. Traditionelle Küche, So und Mo geschlossen.
La Comédia, 16, Rue Gabriel Vallée, Tel.: 02 32 46 24 09. Pizzeria.

Abstecher nach Conches-en-Ouche

Route: Um nach Conches-en-Ouche zu gelangen, nutzen wir die D140 in südöstliche Richtung und können unterwegs bei La-Ferrière-sur-Risle zugleich die schöne Wegstrecke am Ortsausgang befahren, die eine schöne Aussicht bietet und in einer Serpentine endet.

In einem schönen, mit zwei kleinen Türmen versehenen Fachwerkhaus befindet sich die Touristeninformation der 4.000-Einwohnerstadt Conche-en-Ouche und strahlt damit aus, was im gesamten Ort zu finden ist: angenehme Ruhe, keine überlaufenen Straßen, kein touristischer Rummel und doch ein paar hübsche und interessante Gebäude, die es wert sind, einen kleinen Abstecher hierhin zu machen.

Vermutlich war es ein gewisser Ritter namens Roger de Tosny, der der Ortschaft einen Namen gab, als er nach einer Pilgerreise in das südfranzösische Conques zurückkehrte. Als Souvenir dieser Reise brachte er sich direkt mal einige Überreste der Sainte-Foy mit, einem 12jährigen Mädchen, das im 4. Jahrhundert enthauptet wurde, weil es sich weigerte die heidnischen Götter anzubeten. Um die Reliquien entsprechend aufzubewahren, ließ Roger de Tosny eine Kirche bauen, die ihren Namen trägt. Die heutige Église Sainte-Foy stammt jedoch aus dem 16. Jahrhundert und ersetzte eine vorher bestehende Kirche und auch dieses jetzige Gotteshaus hat schon einige Veränderungen am Gebäude erleben müssen. So ist zum Beispiel die Kirchturmspitze bei einem schweren Orkan Mitte des 19. Jahrhunderts herab gestürzt und wurde später neu aufgebaut. Allerdings ist nicht geklärt, ob der heutige Turm exakt so aufgesetzt wurde wie das Original bzw. warum es nun leicht windschief auf der Kirche sitzt. Bei dem Sturz des Turmes gingen auch einige der sehr schönen Renaissancefenster zu Bruch, konnten aber dennoch relativ ursprünglich restauriert werden. Bei den Glasbildern auf der linken Seite im Innenraum, die das Leben von Maria darstellen, wird vermutet, dass diese Fenster noch aus der Kirche stammen, die zuvor an dieser Stelle errichtet wurde. Die weiteren Fensterbilder sind aber ebenso sehenswert, alleine schon die im Kirchenchor, da diese es auf eine Höhe von über 10 Meter bringen.

Neben der Kirche lohnt zudem ein Blick in den Garten des Rathauses. Zwischen gepflegten Grünanlagen im Hinterhof des Hôtel de Ville erheben sich die Überreste einer ehemaligen Burg, die aus dem 12. Jahrhundert stammt. Was auf dem Papier nach ein paar alten Steinen klingt, ist jedoch auch heute noch als Ruine imposant, zumal man von hier aus einen schönen Blick in das umliegende Tal des kleinen Flusses Rouloir hat.

Auf dem Weg zurück nach Bernay sollte man auf ungefähr halber Strecke noch in Beaumesnil anhalten, um sich kurz das dortige Schloss anzuschauen. Auch dort sind mitten in einem großen Park Überreste eines Donjon zu finden, die zu einer einstigen Burg aus dem 12. Jahrhundert stammen. Sehenswert ist hier aber das Château de Beaumesnil, welches in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts entstand und mit einem breiten Wassergraben umgeben ist, in dem sich das hübsche Schloss spiegelt. Die imposante Fassade aus Naturstein ist aufwendig mit barockem Dekor versehen und ein echter Hingucker aber auch der Garten mit seinen kunstvollen Steinskulpturen lädt zu kleinen Spaziergängen ein. Im Inneren präsentiert sich das Schloss mit einer hervorragenden Bibliothek und einer Inneneinrichtung, bei der man glauben mag, dass seit 200 Jahren keiner mehr das Haus betreten und verändert hat.

Öffnungszeiten Château de Beaumesnil: Juli und August tägl. 11-18 Uhr, von Ostern bis Juni Fr-Mo 14-18 Uhr, Sept. Mi-Mo 12-18 Uhr.

Praktische Hinweise – Conches-en-Ouche
Office de Tourisme, Place Aristide Briand, 27190 Coneches-en-Ouche, Tel.: 02 32 30 76 42, E-Mail: tourisme-cc.conches@wanadoo.fr.

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


Die Weltenbummler – ältester deutschsprachiger Reiseblog (seit 2000)

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kleine Rechenaufgabe Die Zeit für die Eingabe ist abgelaufen. Bitte aktivieren Sie das Captcha erneut.