Die grüne Lunge des nördlichen Ruhrgebiets – So viel Natur auf einer Fahrradreise und dann noch im Ruhrgebiet. Ob einem das hinterher jemand glauben möchte? Das große Waldgebiet Die Haard lockt mit seinen Waldwegen durch den dichten Forst. Später überqueren wir nicht nur den Wesel-Datteln-Kanal, sondern auch die Lippe und als wenn das noch nicht genug wäre, lernen wir den Huellener und den Halterner Stausee kennen.
Start und Ziel: Bahnhof in Haltern am See.
Pkw: Auf der Autobahn 43 bis zur Ausfahrt 8 (Haltern) und weiter auf der Bundesstraße 58 ins Zentrum von Haltern am See.
ÖPNV: Mit dem Regionalexpress 2 oder der Regionalbahn 42 bis Bahnhof Haltern am See
Rundtour: Ca. 35 Kilometer/2,5 Stunden
Streckenprofil: Waldreiche Tour mit viel Schotter und breiten Waldwegen.
Einkehr: Diverse Einkehrmöglichkeiten in Haltern am See; Gasthaus Alter Garten, Stockwieserdamm 277, 45721 Haltern am See, Tel. (0 23 64) 49 63; Gaststätte Heimingshof, An der Stever 7, 45721 Haltern, Tel. (0 23 64) 35 09, www.heimingshof.de; Die Stadtmühle, Zu den Mühlen 60, 45721 Haltern am See, Tel. (0 23 64) 16 90 27, www.diestadtmuehle.de
Am Wegesrand: Westpark; Jahrhunderthalle, An der Jahrhunderthalle 1, 44793 Bochum, Tel. (02 34) 3 69 31 00, www.jahrhunderthalle-bochum.de; Erzbahntrasse; ehem. Zeche Carolinenglück; Haltern am See; Die Haardt; Wesel-Datteln-Kanal; Lippe; Hüllerner Stausee, 45721 Haltern am See; Halterner Stausee, 45721 Haltern am See
Wichtiger Hinweis: Der Inhalt dieses Artikels stammt aus meinem nicht mehr erhältlichen Reiseführer über Radtouren im Osten des Ruhrgebiets. Die meisten Informationen werden daher veraltet sein und dieser Artikel kann nur als grobe Richtschnur dienen.
Auf dem Bahnhofszufuhrweg radeln wir ein kurzes Stück parallel zu den Gleisen und unterqueren diese gleich an der ersten Möglichkeit. Die Recklinghäuser Straße bringt uns in südliche Richtung aus der Stadt Haltern am See hinaus.
Haltern am See kann auf eine lange, spannende Geschichte zurück blicken. Die Region war schon zu Römerzeiten bekannt. Entlang der Lippe gründeten die Römer ihre Militärlager, deren Spuren auch auf dem Stadtgebiet von Haltern gefunden worden sind. Im 13. Jahrhundert, nachdem der Ort Stadtrechte bekommen hat, wurde mit dem Bau des Befestigungssystems in Form einer Stadtmauer, die im 18. Jahrhundert komplett bis auf einen einzigen Turm, genannt Siebenteufelsturm, abgetragen wurde, begonnen. In den folgenden Jahrhunderten wurde die Stadt ein Mitglied der Hanse, was den wirtschaftlichen Aufschwung bedeutete. Die Stadt schlug sich gut durch die Geschichte durch. Das 19. Jahrhundert und die Industrialisierung hinterließen aber nicht so viele Spuren wie in den anderen Städten des Ruhrgebiets. Haltern am See wird vor allem als Touristen- und Kulturstadt gesehen. Das LWL-Römermuseum ist ein Zentralpunkt für die Geschichte der Römer entlang der Lippe. Es beherbergt die Funde, die Zeugen der römischen Kastelle sind. In den verschiedenen Ausstellungen wird die römische Welt in der Region auf interessante Art und Weise präsentiert. Aber auch die spätere Zeit ist in der Stadt zu sehen. Alte Kirchen wie die St. Sixtus-Kirche, geschichtsträchtige Gebäude wie das Alte Pastorat, Denkmale, die an die Vergangenheit erinnern, wie beispielsweise die Varus-Skulptur, machen die Stadt zu einem besuchenswerten Ort.
1 Haltern am See; 0,0 km
Dabei überqueren wir zunächst die Lippe und nur wenige Meter darauf den Wesel-Datteln-Kanal.
Mit dem kleinen Ortsteil Bossendorf lassen wir die Besiedlung nun hinter uns und radeln auf einer Landstraße durch dicht bewaldetes Gebiet. Schon am ersten Abzweig sehen wir auf der linken Seite den Forsthof von dem Wald, der den Namen Die Haard trägt.
Das Naturschutzgebiet Die Haard ist ein Teil des Naturparks Hohe Mark, der zu den größten in Nordrhein-Westfalen gehört. Die Haard umfasst eine Fläche von etwa 55 Quadratkilometer zwischen den Städten Haltern am See, Datteln, Oer-Erkenschwick und Marl. Es handelt sich dabei um eine bewaldete Hügellandschaft, deren geologische Schicht aus Sandstein gebildet ist. Die größte Erhebung der Haard ist der Stimberg und liegt im südlichen Teil des Naturschutzgebiets. Seine Höhe beträgt 153,8 m. ü. NN. Auf dem Hügel befinden sich eine frühere Radarstation der Bundeswehr und ein Sendemast. Die zweitgrößte Erhebung heißt Farnberg und befindet sich gleich neben dem Stimmberg. Der etwa 136 Meter hohe Hügel ist ein beliebtes Ausflugziel, da sich hier ein Feuerwehrturm befindet, den man besteigen kann. Von oben erstreckt sich ein schönes Panorama über die Umgebung. Die Haard ist ein Naherholungsgebiet, das den Besuchern eine aktive Erholung bietet. Gut ausgebaute Reitwege und ein großes Netz an Wanderwegen laden die Gäste zum Reiten, Spazieren, Joggen und Radfahren ein.
2 Die Haardt; 2,5 km
Wir verlassen die Landstraße und radeln links am Forsthof vorbei tiefer in Die Haard hinein. Auf dem kurvigen Pfad fahren wir über eine Lichtung bis zu einer T-Kreuzung, biegen rechts ab und fahren rund 400 Meter bis zu einer Kreuzung. Dort halten wir uns halblinks und radeln immer wieder auch an Feldern vorbei, die hier bis zum Waldrand reichen. An der Kreuzung mit dem Flaesheimer Meilerweg hätten wir nach links nur noch wenige Pedaltritte bis wir einen schönen Picknickplatz rund um ein Wegekreuz erreichen.
Ohne Pause wollen wir jedoch den Lenker nach rechts einschlagen und radeln durch die dichte Waldlandschaft stets geradeaus, über eine Kreuzung hinweg, bis zu einem Abzweig, der nach rund 2,5 Kilometern scharf nach links führt. Auch auf dieser Ahsener Allee bleiben wir lange geradeaus und ignorieren alle Einmündungen und den Abzweig nach links zum ehemaligen Schacht I des Bergwerks Schacht an der Haard. Erst an einer T-Kreuzung wenden wir uns nach rechts, steuern an einem Wanderparkplatz und einem Campingplatz vorbei und erblicken darauf direkt vor uns den Wesel-Datteln-Kanal.
Der Wesel-Datteln-Kanal ist eine der wichtigsten Wasserstraßen Deutschlands. Er verläuft parallel zur Lippe an ihrer südlichen Seite. Er war für den Transport für die Industrie gedacht und sollte der Entlastung für den Rhein-Herne-Kanal dienen. Die ersten Bauversuche unternahm man schon im Jahr 1915, aber erst 15 Jahre später wurde er offiziell eröffnet. Im Laufe der Zeit, bis in die 1990er Jahre wurde der Kanal verändert und ausgebaut, um mit dem technischen Fortschritt und den Innovationen mitzuhalten. Er verfügt über sechs Schleusen, in deren Nähe sich Wasserwanderrastplätze befinden. Teilweise verläuft entlang des Kanals auch ein geschotterter Radweg.
3 Wesel-Datteln-Kanal; 14,0 km
Nach Überquerung des Kanals wenden wir uns nach rechts, fahren wieder auf den Kanal zu und biegen nach links ab. Der schotterige Radweg bringt uns zu entlang des ruhigen Kanals bis zu einer Bogenbrücke, die wir schon von weitem ausmachen. Doch rund 150 Meter vor der Brücke halten wir uns an einer Gabelung halblinks, fahren hinauf zur Recklinghäuser Straße und biegen an dieser nach links ab. Die Ahsener Straße wird von uns über- und der kleine, gleichnamige Ort durchquert.
Am Ortsausgang folgt die Lippe, an der wir auf der Brücke gerne einen Blick auf die dazugehörigen Auen werfen. Nach einer Rechtskurve folgen sofort eine abzweigende Landstraße und gleich dahinter ein schmaler Weg in einen Wald hinein. Diesem wollen wir folgen und erreichen nach längerer Fahrt den Alten Postweg. An seiner Kreuzung sehen wir rechts vor uns einen Bauernhof, biegen links ab und halten uns an einer Gabelung halblinks, um wieder in den Wald hinein zu radeln. Wir bleiben geradeaus, überqueren eine Kreuzung und biegen an der ersten Möglichkeit rechts ab. An einem weiteren Bauernhof fahren wir links herum bis zur Bundesstraße 58, biegen links ab und passieren nach kurzer Zeit den Ortsrand von Hullern. Kurz vor dem Ortsausgang fahren wir halbrechts in die Borkenbergestraße bis zu einem Parkplatz und einer kleinen Kapelle. Wir haben den Hullerner Stausee erreicht, wenden uns nach links und genießen die Fahrt direkt an seinem Ufer. Dabei überqueren wir die Stever, die auf ihrem 58 Kilometer langen Weg zur Lippe den Hullerner und anschließend den Halterner Stausee mit Wasser speist.
Der Halterner Stausee oder die Talsperre Haltern wurde für die Flüsse die Stever, die ein Zufluss der Lippe ist und für den Steverer Nebenfluss den Halterner Mühlenbach 1930 erbaut. Der Stausee, der in zwei Becken unterteilt ist, dient der Trinkwassergewinnung. Der Staudamm ist 1,3 Kilometer lang und fast 9 Meter hoch. Das Nordbecken ist für Wassersportler frei gegeben.
4 Halterner Stausee; 29,0 km
Auf der Straße Im Greinenkamp wenden wir uns nach links, folgen dem Lauf der Stever und treffen an einem Campingplatz auf eine Landstraße, an der wir zunächst rechts und im sofort im Anschluss halblinks auf dem Karl-Hohmann-Weg weiter fahren. Immer wieder blicken wir zwischen den Bäumen hindurch auf den Halterner Stausee, während wir an seinem Nordufer die Stadtmühle erreichen und dahinter auf die Straße Zu den Mühlen nach links einbiegen. Wir bleiben geradeaus, bleiben auch an einem Bahnübergang dem Seeufer treu und radeln durch den grünen Westuferpark. An seinem Ende fahren wir links um eine Kurve und biegen sofort rechts in eine Wohnsiedlung ein. Auf der Hullerner Straße fahren wir nach rechts bis zu den Gleisen, begleiten diese nach links und unterqueren eine Straßenbrücke, bevor wir anschließend rechts die Bahngleise passieren und gleich auf der linken Seite die Bahnhofszufuhrstraße wieder erkennen, die uns zu unserem Ausgangspunkt zurück bringt.
Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.
Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.
Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.
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