Kleine Wanderung im Nationalpark Thayatal

Der Nationalpark Thayatal in Österreich ist eigentlich relativ klein, hat mich aber schwer begeistert. Er erstreckt sich im Bundesland Niederösterreich bis an die Grenze zu Tschechien. Der Fluss Thaya bildet dabei die Grenze zwischen beiden Staaten und ist mit seinem wunderschönen, grünen Tal ausschlaggebend für den Nationalpark.

Doch auf tschechischer Seite ist es nicht minder schön. Und daher steht auch das nördliche Ufer der Thaya unter Naturschutz und ist als Nationalpark ausgewiesen. Hierbei handelt es sich um den Nationalpark Podyjí. Es handelt sich also nicht um einen grenzüberschreitenden Nationalpark, doch beide Nationalparks kooperieren natürlich eng zusammen.

Wir hatten den Nationalpark Thayatal besucht, als wir mit dem Wohnmobil durch Österreich fuhren. Daher waren wir natürlich auch noch zusätzlich begeistert, dass es direkt am Besucherzentrum sogar einen kleinen Wohnmobilstellplatz gibt. Als Ausgangspunkt für einen Besuch im Nationalpark mehr als nur ideal.

Wir hatten zuvor schon die Burgruine Kaja besucht, die man vom Besucherzentrum bzw. vom Wohnmobilstellplatz aus auch gut erreichen könnte. Sehr schön waren dort übrigens die Smarargdeidechsen, die dort an den Spazierwegen herumwuseln. Doch wir hatten wir jetzt einen anderen Plan. Denn wir wollten eine kleine Rundwanderung direkt durch das Tal und zum Fluss unternehmen. Das funktioniert bei der Ortschaft Hardegg wunderbar.

Hardegg gilt als die kleinste Stadt Österreichs und hat eher auch nur einen dörflichen Charakter. Mit Burgruine und Stadtturm aber auf jeden Fall auch sehenswert. Vor allen Dingen ist die Lage toll. Denn Hardegg befindet sich am Ufer der Thaya und ist ansonsten nur von Wald und Hängen umgeben. Der Wohnmobilstellplatz und das Besucherzentrum sind gerade mal eine Autominute entfernt, liegen aber ansonsten außerhalb von Hardegg.

Die Wanderung, die man von dort aus unternehmen kann, ist sehr einfach. Ich hatte mir die Daten nicht notiert, aber die Kilometerzahl lag deutlich im einstelligen Bereich und die Höhenmeter sind auch überschaubar. Die Wanderung im Nationalpark Thayatal haben wir am Abend mal eben gemacht. Für gut konditionierte Wanderer ist das also eher ein besserer Spaziergang. Man verlässt den Wohnmobilstellplatz über die Straße hinweg in den Wald hinein und bleibt dann auch lange Zeit im Wald.

Durch einen hölzernen Torbogen gelangt man in einen Wald hinein. Kurz dahinter liegen am Wegesrand einige alte Baumstämme herum. Mit der Angabe von Jahreszahlen kann man hier ablesen, wie sich Totholz im Laufe der Zeit entwickelt. Anschließend kommt man an einem Aussichtspunkt vorbei, von dem aus man einen tollen Blick auf Hardegg genießen kann. Die Ortschaft liegt etwas unterhalb und ist das Ziel der Wanderung, bevor man wieder bergauf zum Wohnmobilstellplatz steigt. Daher folgt man dem Waldweg in östliche Richtung und wandert oberhalb des Flusses zunächst nur durch den Wald.

Es geht leicht bergauf und -ab, aber alles absolut gemütlich und malerisch. Hin und wieder kommt noch der ein oder andere Aussichtspunkt auf das Tal, doch weitestgehend bleibt man im Wald. Das ändert sich ein wenig, wenn man später auf Flusshöhe ankommt und man sich auf einer Lichtung wiederfindet. Hier gibt es Infos über die hier lebenden Wildkatzen, einen kleinen Picknickplatz und vor allen Dingen die Hängebrücke.

Sie ist auf keinen Fall spektakulär im Sinne von größte, höchste, längste. Sie ist einfach nur eine Holzbrücke, mit der man die Thaya überquert. Gleichzeitig verlässt man Österreich und setzt die Wanderung auf tschechischer Seite fort. Das heißt, es geht in Tschechien nach links und man wandert auf einem breiten Pfad ganz ohne Steigungen wieder in westliche Richtung zurück. Der Weg durch den tschechischen Nationalpark verläuft fast ausnahmslos auf Höhe des Flusses. Das bewaldete Gelände steigt auf der rechten Seite an, während sich zur Linken eine Lichtung zum Wasser hin ausbreitet.

So spaziert man völlig entspannt durch die Natur, bis man wieder eine Brücke erreicht. Hier trifft man noch auf Spuren des Eisernen Vorhangs. Alte Posten zur Grenzsicherung können zumindest von außen besichtigt werden und im Umfeld der Brücke zeigen historische Bilder den Vergleich von damals zu heute. Auch sehr interessant und zum Glück eine Zeit, die wir schon lange hinter uns gelassen haben.

Auf der Brücke überquert man wieder die Thaya und schon ist man zurück in Österreich. Und nicht nur das, man ist auch in Hardegg angekommen. Hier kann man sich ein wenig umschauen oder man folgt einfach der einzigen nennenswerten Straße durch den Ort. Diese steigt sanft an, führt zum Stadtturm und schon kann man die restlichen Höhenmeter wieder im Wald zurücklegen. Damit kommt man ganz gelassen wieder am Besucherzentrum an. Dieses lohnt sich natürlich auch zu besichtigen. Hier erhält man jede Menge Informationen über den Nationalpark Thaya, die Wanderwege und über die Wildkatzen. Im Gehege nebenan gibt es sogar welche zu sehen. Und zum Besucherzentrum gehört auch noch ein kleiner Garten, der auch einen Besuch wert ist.

Die Wanderung im Nationalpark Thaya ist also keine große Herausforderung und kann fast schon nebenbei gemacht werden. Aber es ist echt schön dort und ich gebe eine klare Empfehlung für den Besuch.

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


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