Einmal rund um Büttgen wandern

Weite Felder umgeben uns, wenn wir westlich von Neuss die kleine Ortschaft Büttgen einmal komplett umrunden. Mit weiten Schritten wandern wir gemütlich an dem Farbenspiel der unterschiedlichen Felder vorbei und erfreuen uns an dem Anblick der historischen Braunsmühle. Später hören wir das typische Geräusch, wenn ein Golfball geschlagen wird und kehren am Golfplatz in das Rittergut Birkhof ein.

Pkw/Parken: Parkplatz am Bahnhof Büttgen, Birkhofstraße.
ÖPNV: Mit der S-Bahnlinie 8 ab Neuss Hbf. bis Büttgen.
Rundweg: Ca. 16 Kilometer/4–4,5 Stunden
Streckenprofil: Überwiegend auf gut ausgebauten Landwirtschaftswegen.
Einkehr: Café in der Braunsmühle, An der Braunsmühle 2, 41564 Kaarst-Büttgen, Tel. (0 21 31) 1 24 96 98, www.braunsmuehle.de, (nur geöffnet von April-Okt. So 14-18 Uhr); Restaurant im Rittergut Birkhof, Rittergut Birkhof, 41352 Korschenbroich, Tel. (0 21 31) 20 65, www.restaurant-birkhof.de (Mo geschl.), Café zum Tulpenfeld, Rittergut Birkhof, 41352 Korschenbroich, Tel. (0 21 31) 20 64 83, www.rittergut-birkhof.de
Am Wegesrand: Büttgen; Driesch; Wasserwerk Büttgen-Driesch; Braunsmühle, An der Braunsmühle 2, 41564 Kaarst-Büttgen, Tel. (0 21 31) 1 24 96 98, www.braunsmuehle.de; Rittergut Birkhof, 41352 Korschenbroich, www.rittergut-birkhof.de

Je nachdem aus welcher Richtung wir in Büttgen ankommen, überqueren wir die Gleise oder nicht. Starten wollen wir auf jeden Fall auf der Nordseite des Bahnhofs, wo sich die Michaelstraße befindet. Dort wenden wir uns nach links und wandern rechts neben den Gleisen entlang durch eine kleine Grünanlage, um Büttgen hinter uns zu lassen.

Aus dem Budico des 9. Jahrhunderts wurde Budecho und später Büttgen, das heute zum Stadtgebiet von Kaarst gehört. Blickfang der kleinen Ortschaft ist die Kirche St. Aldegundis, die im romanischen Stil bereits im 12. Jahrhundert errichtet wurde. Sie ersetzt vermutlich ein Gotteshaus, das bereits in den Anfängen Büttgens im 9. Jahrhundert bestand. Die St. Aldegundiskirche wurde im Laufe der Jahrhunderte immer wieder erweitert und die schmalen Fensterschlitze im Kirchturm lassen vermuten, dass er zeitweise auch als Fluchtburg genutzt wurde. Wer in Büttgen die Gelegenheit hat, einen Blick auf das Stadtwappen zu werfen, wird darauf Johann Graf von Werth entdecken. Er war legendärer Reitergeneral im Dreißigjährigen Krieg und hat diesen auch zu weiten Teilen mitgeprägt. Der Grund, warum er auf dem Büttgener Stadtwappen zu finden ist, ist schnell erklärt: Er wurde dort geboren. Und als Sohn der Stadt befindet er sich in bester Gesellschaft. Handballnationalspieler Florian Kehrmann und Olympiasieger im Radrennen Udo Hempel haben ebenfalls das Licht der Welt in Büttgen erblickt. Prominentester Bürger Büttgens dürfte jedoch Berti Vogts sein, der bundesweit spätestens als Trainer der deutschen Fußballnationalmannschaft bekannt wurde.

Eine Straße wird mittels einer Brücke überquert und weiter geht es neben den Gleisen her. Erst mit einer Straßenunterquerung, die aber keine 700 Meter vom Bahnhof entfernt ist, verlassen wir Büttgen und vor uns breiten sich weite Felder aus, die bis an den Horizont zu reichen scheinen. Schon am ersten Feldweg, der nach rechts abzweigt, lassen wir nun auch den Bahndamm hinter uns und gehen geradewegs zwischen gelben Raps- und braunen Weizenfeldern hindurch und treffen auf einen kleinen Bauernhof am Südrand des Weilers Driesch.

Idylle pur
Idylle pur

Mit Drieschen bezeichnete man in früheren Zeiten eine ungenutzte Fläche, auf der vorübergehend keine Landwirtschaft betrieben wird. Heute spricht man eher von Brachland. Der Ortsname von Driesch nördlich von Büttgen dürfte wohl darauf zurück zu führen sein, dass die Flurgrundstücke einstmals nicht benutzt wurden. Dass sich das mittlerweile geändert hat, ist in der Umgebung des heutigen Weilers Driesch deutlich zu erkennen.

Wir gehen geradeaus weiter bis zu einer Gabelung, halten uns rechts und erreichen durch einen Linksbogen die Hauptstraße, an der wir wiederum nach rechts abbiegen. Direkt am Ortsausgang biegen wir hinter dem letzten Haus nach links ab, passieren noch den kleinen Drescher Kirmesplatz und biegen hinter dem Schützenverein rechts ab. Auch Spargelfelder, je nach Jahreszeit grün leuchtend oder mit Plastikfolie abgedeckt, dominieren die Weite rund um Büttgen, während wir an einer T-Kreuzung nach links abbiegen und in einen kleinen Wald eintauchen, in dem sich mehrere Brunnen befinden, die zum Wasserwerk Büttgen-Driesch gehören.

Das Wasserwerk Driesch-Büttgen wurde 1959 in Betrieb genommen und im Jahr 2000 erweitert. Es besteht aus acht Brunnen, die Grundwasser zu Tage fördern, sowie zwei Reinwasserbehältern und einem Versickerungsteich, der zugleich ein Feuchtbiotop bildet und Heimstatt für Kleinlebewesen ist. Es handelt sich zwar um ein kleines Wasserwerk, dennoch ist es kaum vorstellbar, dass es lediglich vier Mitarbeiter benötigt, um es in Betrieb zu halten.

An einer T-Kreuzung stoßen wir auf eine Landstraße, biegen links ab und wandern neben der Straße geradewegs auf die Häuser von Kaarst zu. Gleich in der ersten Linkskurve zu Ortsanfang biegen wir scharf rechts in die Hasselstraße ein und folgen dieser durch ein ruhiges Wohnviertel. Hinter dem Rubinweg wenden wir uns nach rechts, gehen zwischen zwei Häusern hindurch und lassen Kaarst auch schon wieder zurück. Felder zur Linken und Felder zur Rechten zeigen uns, wie sehr die Region von der Landwirtschaft geprägt ist. Auf dem ebenen Landwirtschaftsweg gehen wir lange Zeit schnurgerade voraus und genießen die Ruhe, die nur gelegentlich von einem Traktor unterbrochen wird. Die Häuser von Büttgen vor uns werden langsam größer und wenn wir sie erreicht haben, biegen wir vor der Häuserreihe nach links ab. Wir passieren nun den gesamten Nordosten von Büttgen und wandern durch eine weite Rechtskurve. Zunächst noch am Feldrand entlang, ab einer Straßenüberquerung unter dem dichten Blätterwerk einiger Bäume. An einem Bahngleis wissen wir, dass wir nun die nördliche Umrundung von Büttgen hinter uns haben, denn es handelt sich um die bereits bekannte Bahnstrecke, die schnurgerade von Ost nach West durch Büttgen führt und die kleine Ortschaft auf der Hälfte teilt.

Vor der Bahntrasse biegen wir links ab und wandern an der Strecke ein kurzes Stück entlang, sehen dabei aber schon unser nächstes Ziel, die Brauns Mühle auf der anderen Seite der Gleise. Wir gehen ein kurzes Stück an der Mühle vorbei und erreichen eine Bahnunterführung unter der wir in wenigen Augenblicken die Brauns Mühle erreichen.

Schon für das Jahr 1580 konnte man eine Windmühle am heutigen Standort der Brauns Mühle nachweisen. Doch die Mühlen, die vor dem heutigen steinernen Mühlenbau errichtet wurden, bestanden aus Holz und brannten immer wieder ab. Letztmalig geschah dies am 15. August 1746, als ein Blitz in die Mühle einschlug. Der damalige Besitzer beschloss, die Mühle neu zu erbauen, dieses Mal jedoch aus Stein. Sie konnte im Jahr 1756 in Betrieb genommen werden und tat ihren Dienst fast 200 Jahre lang, bis sie 1952 nicht mehr rentabel genug war. Das heutige Aussehen ist jedoch noch jüngeren Datums, denn nach einem kurzzeitigen Verfall Ende des 20. Jahrhunderts wurde sie in den Jahren nach 2001 aufwändig restauriert und erhielt in diesem Zusammenhang auch ein neues Windrad.

Nach einer entspannenden Pause in der Brauns Mühle gehen wir wieder zur Bahnunterführung hinab, unterqueren aber nicht wieder die Gleise, sondern rechts die Straße. Wieder an der Erdoberfläche wenden wir uns nach links und wandern an einem Gartencenter vorbei, welches abermals von weiten Feldern abgelöst wird. Ungefähr 1.000 Meter hinter dem Gartencenter biegen wir rechts ab, auch gut daran zu erkennen, dass es der erste Abzweig nach der Unterquerung einer Stromleitung ist. Wir erreichen eine Landstraße, überqueren diese und gehen halbrechts in unsere ursprüngliche Richtung weiter. Auf der linken Seite weichen die Felder einem gepflegten Golfplatz, hinter dem wir an einem Parkplatz links abbiegen. Damit treffen wir nach wenigen Augenblicken auf das Rittergut Birkhof.

Ein kleines Waldstück, umgeben von einer Ackerfläche und mittendrin ein kleiner Hof, so präsentierte sich der Hof Byrke im 13. Jahrhundert. Das heutige Aussehen des daraus entstandenen Ritterguts Birkhof stammt zu großen Teilen aus dem 17. Jahrhundert. Doch auch später noch fanden einige Umbauten im klassizistischen Stil statt und auch der Turm mit seiner Uhr entstand erst im Jahr 1905 im Jugendstil. Wenn Bäume reden könnten, dann würden die Bäume im angrenzenden Park von den zahlreichen Ausbauten des Ritterguts berichten, denn viele von Ihnen bestehen bereits seit 200 Jahren und sind prägend für die Parkanlage mit seiner Kastanienallee.

Am Rittergut wenden wir uns nach rechts, gehen am Golfplatz bis zu einer Landstraße, wo wir den südlichsten Punkt dieser Wanderung erreichen und biegen rechts ab. Schon nach 100 Metern sehen wir auf der linken Seite einen Landwirtschaftsweg, dem wir bis zum Weidenhof folgen wollen. Vor dem Weidenhof halten wir uns rechts, gehen noch links am Kivitter Hof vorbei und überqueren eine weitere Landstraße. Halblinks wandern wir auf einem ruhigen Landwirtschaftsweg weiter, biegen an einem kleinen Wäldchen rechts ab und staunen über die mächtigen Windkraftanlagen, die hier den Strom erzeugen. Hinter dem letzten Windrad geht es an einer T-Kreuzung nach links, um direkt an der ersten Möglichkeit darauf wiederum nach rechts abzubiegen. An mehreren Bauernhöfen rechts und links des Wegs gehen wir zu einer Straße, überqueren diese und haben damit wieder Büttgen erreicht. Wir gehen über die Ampel und in die Gladbacher Straße hinein, um sofort nach links abzubiegen. Auf der kleinen Benatekstraße gehen wir durch ein ruhiges Wohnviertel, passieren noch ein letztes Feld – das einzige im städtischen Bereich von Büttgen – und sehen halbrechts bereits den kleinen Bahnhof. Geradeaus unterqueren wir die Bahngleise und gehen durch die bereits bekannte Grünanlage nach rechts, um zu unserem Ausgangspunkt zu gelangen.

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


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