Den Schiffen hinterher blicken und drei Flüsse genießen

Eine Wanderung an einem Fluss ist immer etwas Besonderes. Umso schöner, wenn es deren drei sind, denen wir folgen werden. Nach dem breiten Rhein mit seinen Schiffen erleben wir ein kurzes Stück der Erft, der wiederum der kleinere Norfbach folgt. Zwischendurch entledigen wir uns unserer Schuhe und wandeln genüsslich auf einem Barfußpfad.

Pkw/Parken: Parken in der Volmerswerther Straße, Neuss.
ÖPNV: Mit der Buslinie 851 ab Neuss Hbf. bis Neuss, Volmerswerther Straße.
Rundweg: Ca. 9 Kilometer/2–2,5 Stunden
Streckenprofil: Mischung aus Uferweg, Asphaltstrecke und Schotterpiste
Einkehr: Bürgerhaus Reuterhof, Rheinuferstraße 18, 41468 Neuss, Tel. (0 21 31) 3 22 44, www.buergerhaus-reuterhof.de
Am Wegesrand: Grimlinghausen; Rheinlieder; Sportboothafen Neuss; Gnadental Neuss; Barfußpfad

Mit einem Spaziergang entlang der Volmerswerther Straße beginnen wir unsere Wanderung im südlichen Neuss und lernen dabei den Ortsteil Grimlinghausen kennen.

Grimlinghausen ist heute einer der größeren Stadtviertel von Neuss und hat eine bewegte Geschichte. Schon zu Zeiten der Römer gab es auf dem heutigen Gebiet militärische Lager, doch die eigentliche Historie von Grimlinghausen beginnt mit einer ganz anderen Ortschaft, nämlich mit einem Dorf namens Quinheim, das in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts erstmalig erwähnt wurde und sich ganz in der Nähe befand. Doch als der Rhein sein Bett verlagerte und seinen heutigen Lauf annahm, verschwand Quinheim und das damalige Grymmelkusen trat in gewisser Weise die Nachfolge an. Zwar hatte die Ortschaft die Rheinbettverlagerung überstanden, doch es sollten noch Karl der Kühne, der Truchsessische Krieg, der Herzog von Parma und der Dreißigjährige Krieg folgen, die in den folgenden Jahrhunderten die Ortschaft nicht nur einmal plünderten oder gar zerstörten. Im Jahr 1929 wurde Grimlinghausen, wie der Ort mittlerweile hieß, nach Neuss eingemeindet.

Auf dem geschwungenen Weg erreichen wir eine scharfe Rechtskurve, an der wir die Straße verlassen und nach links abbiegen. Auf der linken Seite passieren wir einen kleinen Kinderspielplatz, doch unser Hauptaugenmerk richtet sich natürlich auf Vater Rhein, der langsam an uns vorüber zieht. Wir genießen die frische, kühlende Luft, die vom Rhein aus zu uns hochzieht und erinnern uns dabei an Melodien, die mit dem Rhein in Verbindung stehen.

Die Lieder und Gedichte, die an den Rhein erinnern sind ungezählt. Es beginnt mit der Nibelungensage und dem berühmten Rheingold und reicht bis zu modernen Karnevalsliedern, die in Mainz, Köln und Düsseldorf die sogenannte fünfte Jahreszeit einläuten. Die Bandbreite ist umfangreich und wahrscheinlich wurde kein anderer deutscher Fluss in so vielen verschiedenen Textarten verewigt. Dies liegt aber nicht nur an der Schönheit des Rheins oder an seiner Länge, sondern auch an seiner Rolle in der Politik vergangener Tage. Die „Wacht am Rhein“ zum Beispiel wurde von Max Schneckenburger gedichtet, als dieser die Gefahr eines neuen Krieges mit Frankreich sah. Immerhin ist der Rhein auf weiten Teilen Grenzfluss. Auch in der Wehrmacht waren sowohl Text als auch Melodie weit verbreitet. Schöner sind da dann doch die Textstellen aus einem anderen bekannten Rheinlied „Warum ist es am Rhein so schön?“ – „Weil dort sorgenlose Herzen fröhlich lachen und scherzen“.

Mit einem fröhlichen Lied auf den Lippen bleiben wir stets am Rheinufer, passieren einen Schiffsanker und schauen immer wieder zu, wie die Frachtschiffe gegen den Strom ankämpfen oder in die andere Richtung mit deutlich höherem Tempo gen Nordsee fahren. Ein Aussichtspunkt in Form eines Rettungsbootes bietet uns Gelegenheit zu einer kleinen Pause und natürlich auch zu einem Blick auf das gegenüberliegende Ufer, wo wir Düsseldorf gut erkennen können. Rechts von uns sehen wir in der Ferne die Fleher Brücke während sich links die Josef-Kardinal-Frings-Brücke in unser Sichtfeld schiebt. Wenig später erscheint das Bürgerhaus Reuterhof, das uns ebenfalls zu einer Pause einlädt.

Wanderweg mit Wegekreuz
Wanderweg mit Wegekreuz

Weiter geradeaus wird unsere Wanderung direkt am Ufer jäh unterbrochen, als wir plötzlich die Mündung der Erft erreichen. Auch hier halten wir noch einmal kurz inne, wenden uns dann aber vom Rhein ab und wandern ein kurzes Stück an der deutlich kleineren Erft entlang. Wir erreichen eine Straße, biegen nach rechts ab und überqueren die Erft, womit wir auch diesen Fluss hinter uns lassen. Halbrechts wandern wir über einen schmalen Weg in die Straße Grimlinghauserbrücke bis zu einem Parkplatz vor dem wir halblinks weiter gehen und einen Hafen für Sportboote ausmachen.

Neugierig schauen wir dabei zu, wie die Freizeitkapitäne an- und ablegen, gehen rechts um den kleinen Hafen herum und erreichen eine Kreuzung. Vor uns erstrecken sich die Rheinauen und wir sehen gleich dahinter den Rheindamm, doch wir biegen nach links ab und wandern auf einer Allee auf dem sogenannten Scheibendamm. Geradeaus auf dem von Buchen und Eichen flankierten Weg wandern wir bis zu einer Straßenunterführung. Gleich hinter der Brücke wenden wir uns nach links und bleiben auf einem schmalen Weg im Grünbereich. Zwar sind wir nun im innerstädtischen Bereich von Neuss, dennoch von dichten Sträuchern und Gebüschen umgeben und wandern bis zum Berghäuschensweg, der zweiten größeren Straße, die wir zu überqueren haben. Am Berghäuschensweg wenden wir uns nach links und unterqueren abermals eine Straßenbrücke, hinter der wir uns sofort nach rechts drehen. In einem weiten Linksbogen wandern wir durch eine Grünanlage, passieren einen Kinderspielplatz und durchqueren dabei das sogenannte Gnadental.

Auch Gnadental ist ein Stadtteil von Neuss, bedeutend kleiner als Grimlinghausen, dafür jedoch deutlich zentraler gelegen. Eingebettet zwischen dem Rhein und der Innenstadt ist es ein beliebtes Wohngebiet, welches in dieser Form jedoch erst nach dem Zweiten Weltkrieg entstand. Doch schon im 13. Jahrhundert befand sich in Gnadental ein Kloster der Zisterzienserinnen. Dieses wurde im Zuge der Säkularisation aufgehoben und diente anschließend nur noch als Gutshof. Bei Bombenangriffen im Jahr 1945 wurde der Hof beinahe komplett zerstört und anschließend wieder aufgebaut. Heute beherbergt es eine Tagungsstätte und nur noch ein Gedenkstein erinnert an das ehemalige Kloster.

Erst der Nixhütter Weg stoppt unseren Geradeauslauf und wir biegen nach links ab. Doch an der Straße bleiben wir nur kurz, denn schon an der nächsten Kreuzung wenden wir uns nach rechts und überqueren entlang der Straße nicht nur wieder die Erft, sondern sehen rechts einen Barfußpfad, der uns natürlich verlockt, die Schuhe auszuziehen.

Barfuß laufen? Für viele Menschen sehr ungewohnt. Und dabei doch gesund, wenn man es richtig macht. Ohne festes Schuhwerk durch die Fußgängerzone oder über einen alpinen Klettersteig macht natürlich wenig Sinn und noch weniger Freude. Aber dafür gibt es mittlerweile an vielen Orten sogenannte Barfußpfade. Manche sind nur kurze Rundkurse, auf den denen der Wanderer verschiedene Untergründe unter seinen Füßen zu spüren bekommt. Andere können mehrere Kilometer betragen und sind komplette Wanderwege wie zum Beispiel ein Barfußpfad bei Bad Sobernheim. Der hier vorhandene Barfußpfad in Neuss wurde im Jahr 2003 angelegt und ist nicht ganz so lang. Dafür bietet er aber 17 verschiedene Felder. Nachdem der Besucher durch ein grobes Kiesbett geht, wird es mit seinem Sandfeld und einem Feld aus Rindenmulch deutlich angenehmer. Es folgen Marmor, Rundkiesel und Basaltschotter bevor man wieder etwas Entspannung im Rindenmulch genießen kann und weitere Bodenmaterialien folgen.

Nach einer Runde auf dem Barfußpfad und am Hochzeitshain entlang, überqueren wir die Straße und gehen auf einem schmalen Fuß- und Radweg an der Erft entlang. Wenig später überqueren wir den Norfbach, der hier in die Erft mündet und biegen nach rechts ab. Nach dem Rhein und der Erft ist der Norfbach der dritte Wasserlauf, dem wir ein Stück des Wegs begleiten. Doch schon an der ersten Gabelung wenden wir uns nach links, verabschieden uns auch vom Bach und sehen vor uns eine Kleingartenanlage, vor der wir nach links abbiegen. Auf dem schmalen Spazierweg wandern wir in engen Kurven an Feldern vorbei und stoßen nach einiger Zeit auf die Norfer Straße. Wir wenden uns nach links, gehen bis zu einem Kreisverkehr und biegen an diesem nach rechts ab. Auf der Johanna-Etienne-Straße gehen wir in einem weiten Linksbogen durch ein Wohnviertel und folgen dem Straßenverlauf auch, als die Straße in die Volmerswerther Straße mündet. Auf dieser sind es nur noch ungefähr 300 Meter, bis wir schließlich nach einer Drei-Flüsse-Tour unseren Ausgangspunkt erreichen.

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


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