Das Drei-Städte-Eck Essen, Bochum und Gelsenkirchen

Bahntrassenradeln leicht gemacht – Auf alten Eisenbahntrassen, die familienfreundlich durch das Ruhrgebiet verlaufen, radeln wir um den Kern von Gelsenkirchen herum und bleiben dabei weitestgehend kreuzungsfrei. Der Mechtenberg und die Halde Rheinelbe versprechen uns tolle Aussichten bevor wir auf der berühmten Erzbahntrasse zum Rhein-Herne-Kanal gelangen und an seinem Ufer wieder zum Industriedenkmal Zeche Zollverein zurück kehren.

Start und Ziel: Weltkulturerbe Zeche Zollverein, Gelsenkirchener Straße in Essen.
Pkw: Über die Autobahn 42 bis zur Ausfahrt 15 (Gelsenkirchen-Heßler) und dort durch Essen-Katernberg der Ausschilderung zur Zeche Zollverein folgen.
ÖPNV: Ab Essen Hbf mit der Straßenbahn 107 bis zur Haltestelle Essen Zollverein
Rundtour: Ca. 29 Kilometer/3 Stunden
Streckenprofil: Fast die komplette Route verläuft auf ehemaligen Bahntrassen mit Schotterwegen bzw. auf dem schotterigen Uferweg des Rhein-Herne-Kanals.
Einkehr: Casino Zollverein, Gelsenkirchener Straße 181, 45309 Essen, Tel. (0201) 83 02 40, www.casino-zollverein.de; Café Zollverein, Am Handwerkerpark 8 – 10, 45309 Essen, Tel. (02 01) 30 10 30, http://www.phaenomania.de/essen/cafe-zollverein.php; Integrationscafé im Kinderland, Nordsternpark, Wallstraße 52, 45883 Gelsenkirchen, Tel. (02 09) 3 61 64 90
Am Wegesrand: Zeche Zollverein, Gelsenkirchener Straße 181, 45309 Essen, Tel. (02 01) 24 68 10, www.zollverein.de; Red dot Design Museum, Gelsenkirchener Straße 181, 45309 Essen, Tel. (02 01) 3 01 04 25, www.de.red-dot.org; Phänomenia Erfahrungsfeld der Sinne, Am Handwerkerpark 8 – 10, 45309 Essen, Tel. (02 01) 30 10 30, www.phaenomania.de/essen/index.php; Mechtenberg, Am Mechtenberg, 45309 Essen; Halde Rheinelbe mit Himmelsleiter, Leithestraße, 45884 Gelsenkirchen; Erzbahntrasse; ZOOM-Erlebniswelt, Bleckstraße 64, 45889 Gelsenkirchen, Tel. (02 09) 9 54 50, www.zoom-erlebniswelt.de; Rhein-Herne-Kanal; Nordsternpark, Wallstraße 52, 45883 Gelsenkirchen, www.nordsternpark.info/de; Revierpark Nienhausen, Feldmarkstraße 201, 45883 Gelsenkirchen, Tel. (02 09) 94 13 10, www.revierpark-nienhausen.de

Zwischen den ehemaligen Kühltürmen der Zeche Zollverein und dem Red Dot Design-Museum lassen wir den markanten Förderturm von Schacht XII hinter uns.

Die Zeche Zollverein ist das Wahrzeichen des Ruhrgebiets. Sie wurde 2001 in die Unesco-Weltkulturerbeliste aufgenommen. Das Steinkohlebergwerk war von 1847 bis 1986 in Betrieb und gehörte zu den schönsten Zechen der Welt. Nach der Stilllegung wurde das ehemalige Betriebsgelände unter Denkmalschutz gestellt und umgestaltet. Dabei wurden Industrieelemente erhalten und neu arrangiert, sodass die Zeche zu einem vielfältigen Kulturort geworden ist. In der Nacht werden die alten Industriebauwerke künstlerisch illuminiert. Die eigenartige Architektur des Werkes, zusammen mit den Kulturprojekten, verleiht dem Ort einen besonderen, magischen Flair. Die Industriekultur, die so wichtig für die Region ist, ist ein Anziehungspunkt für Besucher aus Nah und Fern. Die Zeche Zollverein beherbergt viele Kulturinstitutionen, zu denen das Ruhr Museum und das Design Zentrum Nordrhein Westfalen gehören.

Auf der rechten Seite sehen wir das markante und kubusförmige Sanaa-Gebäude mit seinen unterschiedlichen Fenstern und in dem sich die Zollverein School of Design befindet. Hinter dem Gebäude radeln wir bis zur Gelsenkirchener Straße, überqueren diese und radeln auf der ehemaligen Bahntrasse der Kray-Wanner Bahn bis zur Schonnebeckhöfe. Auch diese lassen wir hinter uns und bleiben nun lange Zeit auf der Bahntrasse, auf der früher der Abraum und die Kohle der Zeche Zollverein transportiert wurden. Wir halten uns halbrechts und erreichen schon bald einen weiteren ehemaligen Förderturm der Zeche Zollverein.

Dieser erhebt sich über dem Schacht 3/7/10 und ist heute Standort von Phänomenia, dem Erfahrungsfeld der Sinne. In einem weiten Rechtsbogen radeln wir kreuzungsfrei auf der ehemaligen Bahntrasse und können von so mancher Brücke auf die umliegenden Wohnviertel hinab blicken. Die Wohnviertel weichen im weiteren Verlauf immer öfter Feldern, über die wir unseren Blick schweifen lassen können und dabei nach links auch schon ein weiteres Etappenziel in der Ferne ausmachen – die Halde Rheinelbe.

Erzbahntrasse Bochum
Erzbahntrasse Bochum

Doch zuvor bleiben wir auf der Bahntrasse und radeln in einem weiten Linksbogen durch die ruhige Landschaft bis zu einem nach rechts führendem Abzweig. Diesem folgen wir und unterqueren nach wenigen Augenblicken eine Eisenbahnunterführung. Gleich dahinter besteht die Möglichkeit, links abzubiegen und nach rund 500 Metern den leicht erhöhten Mechtenberg mit seinem Bismarckturm zu erreichen.

Der Landschaftspark Mechtenberg befindet sich auf dem Essener und Gelsenkirchener sowie teilweise auf Bochumer Gebiet in der Emscher Region. Der Name geht auf die höchste Erhebung des Geländes zurück, bei der es sich um den über 80 Meter hohen Mechtenberg handelt. Auf seinem Gipfel wurde von der Stadt Essen schon im Jahr 1900 der Bismarckturm errichtet. Doch nicht immer war hier ein Park. Das Areal wurde früher als Mülldeponie benutzt. Das Gebiet wurde aber renaturiert und für die Menschen und Natur zugänglich gemacht. Heute befinden sich hier zwei Naturschutzgebiete, die für Tiere und Pflanze ein wundervolles Zuhause bilden. Auch die Menschen nutzten das Gebiet für Erholungszwecke. Durch den Park führt unter anderem der Emscher Park Radweg.

1 Mechtenberg; 4,5 km

Nach einer Aussicht vom Mechtenberg radeln wir wieder zu unserer Bahntrasse und radeln geradewegs weiter. Rund 2 Kilometer hinter dem Abzweig zum Mechtenberg haben wir drei weitere Straßen überquert und erahnen zu unserer rechten Seite die Halde Rheinelbe, deren Spitze von unten durch die Baumwipfel nur zu erahnen ist. Um zur Landmarke Himmelsleiter zu gelangen, halten wir uns halbrechts und folgen dem Weg bergauf zum Gipfel von Rheinelbe.

Die Himmelsleiter befindet sich auf der Spitze der Halde Rheinelbe. Sie wurde von dem Künstler Herman Prigann aufgestellt. Es handelt sich bei der Skulptur um einen Turm, eine Art Himmelstreppe, die aus schweren Betonblöcken errichtet wurde. Die Landmarke ist von weitem sichtbar und bildet einen zentralen Punkt in der Mondlandschaft der Halde.

Die Halde Rheinelbe ist eine etwa 100 Meter hohe Abraumhalde in Gelsenkirchen. Sie wurde von der Zeche Rheinelbe und später von der Zeche Vereinigte Rheinelbe & Alma bis 1928 genutzt. Nach der Stilllegung des Werkes wurde der Schutt immer noch hier gelagert. Erst 1999 wurde sie definitiv aus dem Betrieb genommen und in ein Naherholungsgebiet umgestaltet. Die Halde wurde der Natur überlassen. Heute ist sie ein gutes Beispiel dafür, dass sich die Natur die Gebiete zurück erobern kann. Der Abraumhalde ist ein markanter Punkt in der Region. Auf dem Gipfel befindet sich die oben erwähnte Himmelsleiter von Herman Prigann. Außerdem befindet sich hier ein Skulpturenwald vom selben Künstler. Das künstlerische Werk besteht aus Industriematerialien wie Stahl und Beton sowie Naturelementen, zu denen Holz oder Kies gehören. Von oben erstreckt sich ein sehenswertes Panorama auf das vielfältige Ruhrgebiet.

2 Himmelsleiter; 6,0 km

Nach der herrlichen Aussicht radeln wir auf der ehemaligen Bahntrasse weiter geradeaus, kreuzen so manche Straße und durchqueren auf diese Weise den Gelsenkirchener Süden. Ein gemütlicher Picknickplatz an einer Gabelung lädt uns nicht nur zu einer Rast ein, sondern ist uns auch ein Zeichen, dass die Trasse der ehemaligen Kray-Wanner Bahn zu Ende ist und wir nun auf die Erzbahntrasse stoßen.

Die Erzbahntrasse ist heute ein Radweg, der auf der stillgelegten alten Eisenbahnstrecke zwischen dem Rhein-Herne-Kanal in Gelsenkirchen und der Bochumer Stahlfabrik zwischen 2002 und 2008 entstand. Der Baubeginn der ursprünglichen Eisenbahntrasse fällt auf das Jahr 1901. Um den Transportweg für den Güterverkehr möglich zu machen, musste man einen Damm und zahlreiche Brücken auf der rund 10 Kilometer langen Strecke errichten. Auch der heutige Radweg beschreibt insgesamt 15 Brücken. Er beginnt mit der Erzbahnschwinge an der Jahrhunderthalle Bochum und endet mit der Grimberger Sichel über dem Rhein-Herne-Kanal. Dazwischen befinden sich kleinere und größere sehenswerte Brücken, die die Strecke zu einer der interessantesten Trasse im Ruhrgebiet machen.

3 Erzbahntrasse; 10,0 km

Wir halten uns halblinks und werden unmittelbar von einer großen Brücke überrascht, auf der wir durch Grünland radeln. Mit Genuss radeln wir auf der steigungslosen Strecke, genießen die Aussicht und die Tatsache, dass wir diese Runde fast komplett ohne Autoverkehr absolvieren. Es folgen weitere Brücken und die Unterführung einer Autobahn, hinter der wir nicht nur der gut ausgebauten Erzbahntrasse treu bleiben, sondern neben dem Grimberger Hafen auch den Hüller Bach überqueren und von der linken Seite exotische Tiergeräusche vernehmen, da wir den Gelsenkirchener Zoo ZOOM Erlebniswelt passieren.

Mit dem 1949 gegründeten Ruhr-Zoo begann die Geschichte der heutigen ZOOM Erlebniswelt. Zu Beginn des 21. Jahrhunderts wurde der damals deutlich veraltete Tierpark komplett umgestaltet und sukzessive mit vier Themenbereichen ausgestattet. Der Grimberger Hof ist der Eingangsbereich des Zoos und durch Gastronomie, Spielplätzen und typischen Tiere aus der Landwirtschaft geprägt. Die drei weiteren Teilbereiche Alaska, Afrika und Asien präsentierten Tiere aus den entsprechenden Regionen. So findet man einen Unterglastunnel mit einem Robbenbecken und einer Bärenanlage im Themenpark Alaska, während sich Afrika mit Savannen und einem Regenwald zeigt. Der jüngste Bereich namens Alaska wurde 2010 eröffnet und zeigt einen Urwald, durch ein fast eineinhalb Kilometer langer Wanderweg, teilweise in fünf Metern Höhe führt. Seit dem Umbau zur sogenannten Erlebniswelt sind die Besucherzahlen deutlichen angestiegen und haben sich alleine in den Jahren 2005 bis 2010 vervierfacht. Dem Park ist artgerechte Tierhaltung ein wichtiges Anliegen, weshalb beispielsweise keine Elefanten gehalten werden.

4 ZOOM Erlebniswelt; 15,0 km

Am Ende des Zoogeländes erwartet uns eine spektakuläre Brücke, die sich über den quer verlaufenden Rhein-Herne-Kanal spannt und uns nach einer angenehmen Pause an den dortigen Sitzbänken auf die Nordseite des Kanals führt. Wir wenden uns nach links und radeln auf dem schotterigen Weg am Kanal entlang. Zu unserer Rechten befindet sich die kleine Emscher, zu unserer Linken der breite Kanal und ein blau bemalter Gasbehälter mit gelben Punkten ist uns Zeichen, auf einer Brücke den Kanal zu überqueren. Am anderen Ufer radeln wir jedoch wieder in unsere ursprüngliche Richtung am Kanal weiter, unterqueren mehrere Brücken und passieren das Becken des Gelsenkirchener Hafens, einer von rund einem Dutzend Häfen am Rhein-Herne-Kanal.

Neben Häfen besitzt der Kanal aber auch mehrere Schleusen. Eine davon erkennen wir auf der rechten Seite und wird von uns passiert, bevor wir auf dem schotterigen Radweg weiter am Kanal radeln. Ungefähr 1.500 Meter hinter der Schleuse erreichen wir eine weitere kunstvolle Brücke, die sich über den Kanal spannt und ein Wahrzeichen des Nordsternparks ist.

Der Nordsternpark entstand auf dem Gelände der 1993 stillgelegten Zeche Nordstern. Das Industriegebiet wurde in einen Landschaftspark umgewandelt, in dem sich drei Elemente wie die Industrie, Natur und Kultur gegenseitig ergänzen. Im Jahr 1997 wurde hier die Bundesgartenschau veranstaltet. Der Park ist durch Brücken und Stege geprägt. Eine von ihnen ist die Doppelbogenbrücke über dem Rhein-Herne-Kanal, die seit 1996 die Rolle des Parkwahrzeichens spielt und nur für Fußgänger und Radfahrer zugänglich ist. Zu den vielen Attraktionen im Park gehören Wasserspiele, ein Amphitheater mit einer Bühne auf dem Wasser des Rhein-Herne-Kanals und eine Graffitiwand, an der Künstler ihre Werke kreieren. Der Park ist ein Treffpunkt für die Menschen, postindustrielle Kultur und Natur, der gerne besucht wird.

5 Nordsternpark; 22,0 km

An der doppelbogigen Brücke biegen wir links ab ohne den Kanal zu überqueren und radeln an einem Spielplatz und mehreren Skulpturen vorbei. Eine weitere Bogenbrücke überqueren wir ebenso wir die Straße Fersenbruch. Vor der kleinen und bewaldeten Halde Wilhelmine Victoria wenden wir uns nach rechts, stoßen auf eine Reihe typischer Zechenhäuser, biegen nach links ab, um über die Straße Grawenhof zur Dammstraße zu gelangen. Wir machen einen Schwenk nach rechts, überqueren eine Autobahn, gleich im Anschluss eine Bahnanlage und bleiben auf einem kombinierten Rad- und Fußweg, der uns an einer Kleingartenanlage vorbei führt. Nach Überquerung der Aldenhofstraße fahren wir mit einem weiten Linksbogen durch Grünland, passieren auch noch die Feldmarkstraße und biegen gleich dahinter rechts ab. Auf der linken Seite erstreckt sich der Revierpark Nienhausen mit seinem Freizeitbad und nachdem wir die Feldmarkstraße überqueren, passieren wir einen kleinen See im Nienhauser Busch, wo wir uns halbrechts haltend einen Parkplatz erreichen.

Am Parkplatz wenden wir uns scharf nach links und freuen uns über eine weitere ehemalige Bahntrasse, die zu einem Radweg umgestaltet wurde. Mit ihr haben gleichzeitig wieder Essener Stadtgebiet erreicht und radeln durch den Stadtteil Katernberg, wo wir nach einer weiten Rechtskurve den Abzweig der Kray-Wanner Bahn wieder erkennen. Wir bleiben geradeaus, überqueren zwei Straßen und biegen hinter dem bereits bekannten Sanaa-Gebäude nach links ab, um das Gelände der Zeche Zollverein zu erreichen.

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


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