Auf zum Kloster Knechtsteden

Eine ruhige Wanderung erfreut uns, wenn wir zwischen den weiten Feldern entlang wandern und diese von einem dichten Wald abgelöst werden. Unter Begleitung fröhlicher Vogelstimmen wandern wir bis zum Kloster Knechtsteden, das uns mit einer tollen Architektur und einer interessanten Geschichte erwartet. Am Norfbach genießen wir erneut unsere Route durch die Natur und wandern guter Stimmung wieder zum Ausgangspunkt zurück.

Pkw/Parken: Parken in der Dorfstraße in Frixheim
ÖPNV: Ab Neuss Landestheater mit dem Bus Nummer 872 bis Rommerskirchen Evingoven Kirche, von dort weiter mit dem Bus 891 bis Rommerskirchen, Dorfstraße.
Rundweg: Ca. 14 Kilometer/3–3,5 StundenStreckenprofil: Breite Landwirtschaftswege zwischen den Feldern und wurzelige Forstweg im Wald.
Einkehr: Gaststätte Klosterhof Knechtsteden, Knechtsteden 1, 41540 Dormagen, Tel. (0 21 33) 8 07 45, www.klosterhof-knechtsteden.de
Am Wegesrand: Frixheim; Spargelfelder; Kloster Knechtsteden, Missionshaus Knechtsteden, 41540 Dormagen, Tel. (0 21 33) 86 91 02, www.spiritaner.de; Norfbach

Auf der Gohrer Straße bzw. der Bundesstraße 477 gehen wir zunächst wenige Meter zur Dorfstraße und machen uns dabei ein wenig mit Frixheim vertraut.

Ungefähr auf der Hälfte zwischen Dormagen und Grevenbroich befindet sich das beschauliche Frixheim, das zu Rommerskirchen gehört und rund 1.000 Einwohner zählt. Wie alle Ortschaften im Rhein-Kreis Neuss gehörte auch Frixheim bereits dem Landkreis Neuß an, der nach der Besetzung Frankreichs von 1816 bis 1929 Bestand hatte – damals tatsächlich noch mit der Schreibweise ß.

An der Kreuzung zur Dorfstraße biegen wir links ab und lassen den kleinen Ort auch schon nach wenigen Augenblicken hinter uns. Vor uns breiten sich weite Felder aus und wir wenden uns gleich hinter den Häusern nach rechts. Hinter einem Hof biegen wir nach links ab und wandern an langen Spargelreihen und an im Wind tanzenden Roggenähren vorbei. Auf einem geschwungenen Pfad erreichen wir an einem kleinen Wäldchen eine T-Kreuzung, an der wir uns nach links drehen und bis zu einem Waldrand wandern. Wir biegen vor dem Wald nach rechts ab, gehen ein kurzes Stück an einem weiteren Feld zu unserer Rechten entlang und wandern auf einem von Bäumen flankierten Landwirtschaftsweg bis zu einem Hof und einer weiteren T-Kreuzung, wo uns weitere Spargelfelder erwarten.

Wenn wir vom Spargel reden, meinen wir in der Regel den Gemüsespargel, der nur als Art der Gattung Spargel und damit der Familie der Spargelgewächse angehört. Er ist eine krautige Pflanze, was bedeutet, dass er nicht verholzt und wächst über mehrere Jahre. Schon vor über 5.000 Jahren wurden in China Spargelstangen bei bestimmten gesundheitlichen Problemen verabreicht und war im Alten Ägypten bekannt. Nach Mitteleuropa kam er zunächst durch die Römer. Charakteristisch für den Spargelanbau sind die kleinen Erdwälle, aus denen die Pflanze hervortreten kann. Diese sind meistens zum Schutz vor Lichteinfall und für eine bessere Wärmeentwicklung mit einer schwarzen Plane bedeckt. Die Ernte ist sehr personalintensiv und muss auch heute noch per Hand erledigt werden, um die Spargelpflanze auch noch im folgenden Erntejahr nutzen zu können. Dabei spricht man vom Spargelstechen, weil das Abtrennen des Spargels durch einen stoßartigen Schnitt erfolgt. Zu Zeiten der Römer galt der Spargel noch als Delikatesse, unter anderem auch wegen des umfangreichen Anbaus. Heute hat sich das zwar geändert, dennoch ist frischer Spargel nur wenige Wochen im Jahr am Markt, weshalb man von der beliebten Spargelsaison spricht.

Wir gehen nach rechts, durchqueren eine sanfte Rechtskurve und biegen an der ersten Möglichkeit nach links ab. Schon an der nächsten T-Kreuzung gehen wir erneut nach links, durchqueren dabei den sogenannten Stommeler Bruch und sehen rechts einen Hof, an dem wir erneut abbiegen. Während wir auf die nächste T-Kreuzung hinzu wandern und an ihr links abbiegen, sehen wir vor uns bereits die Bäume des Chorbusches. Dieser Wald ist gleichzeitig eine Art Städtedreieck. Wir befinden uns seit dem vorletzten Hof nämlich im Rhein-Erft-Kreis während halbrechts vor uns bereits der Wald zu Köln gehört und wir nun dem kurvigen Weg in den Wald wieder in den Rhein-Kreis Neuss folgen.

Wasser beim Wandern
Wasser beim Wandern

An der ersten Kreuzung im Wald gehen wir halbrechts auf dem Hauptweg weiter und ignorieren alle Abzweige und Einmündungen. Auch die Blechhofsiedlung mit ihren zahllosen Gewächshäusern, die wir zu unserer Rechten ganz kurz sehen, lassen wir unberührt. Erst an einer Kreuzung mit der Niederrheinroute, einem Radweg, der auf dem asphaltierten Waldweg verläuft, biegen wir halbrechts ab. Rund 350 Meter sind es nun nur noch, bis wir den Knechtstedener Wald verlassen und auf eine Landstraße treffen. Wir überqueren sie und gehen halblinks durch die kleine Allee bis zu einer weiteren Landstraße, wo uns bereits das Restaurant Klosterhof Knechtsteden zu einer appetitlichen Pause verlockt. Vor uns sehen wir bereits das barocke Tor von Kloster Knechtsteden, welches wir durchschreiten und dabei die Klosteranlage betreten.

Mitte des 12. Jahrhundert gründeten Mönche des Prämonstratenser-Ordens ein Stift auf dem damaligen Fronhof Knechtsteden. Das Kloster erlitt in den folgenden Jahrhunderten immer wieder Zerstörungen und durch diverse kriegerische Ereignisse, stand aber finanziell gut da, weshalb die Gebäude immer wieder neu errichtet werden konnten, unter anderem im 18. Jahrhundert im barocken Stil. Mit der Säkularisation verschwanden nicht nur die Ordensbrüder, auch ein Großbrand zerstörte wieder einmal sämtliche Gebäude der Anlage. Ende des 19. Jahrhunderts wurde es wieder aufgebaut und dieses Mal vom Orden der Spiritaner bewohnt. Abgesehen von einer Unterbrechung durch den Zweiten Weltkrieg wird es seitdem durchgehend vom Spiritanerorden betrieben und ist Heimat für rund zwei Dutzend Mönche. Überwiegend bilden sie zukünftige Missionare aus. Sehenswert ist nicht nur die Klosterkirche mit einem herrlichen Fresko in der Apsis, sondern auch außerhalb das Torhaus, welches aus der Zeit des Barocks in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts erbaut wurde.

Nach einer ausführlichen Besichtigung der Klosterkirche, des Friedhofs und der Klostergebäude verlassen wir Kloster Knechtsteden durch den nördlichen Torbogen im Flügel des Klosters. Nach kurzen Augenblicken treffen wir auf einen Wald und biegen an diesem nach links ab. An einem Wegekreuz halten wir uns halblinks und wandern tiefer in den kühlenden Wald hinein. An einem Abzweig gehen wir vorbei, durchwandern auf dem schotterigen Weg eine Rechtskurve, überqueren zwei dicht aufeinander folgende Kreuzungen und stoßen auf eine Gabelung am Norfbach.

Der Norfbach ist etwas weniger als 20 Kilometer lang und wird durch das Wasser des Gillbachs gespeist. Die Quelle des Gillbachs musste einem Tagebau weichen, weshalb dieser vom Kühlwasser des Kraftwerks Niederaußem mit Wasser versorgt wird. Durch den Tagebau verschwand aber nicht nur das Quellgebiet des Gillbachs, sondern sank auch der Grundwasserspiegel, weshalb auch die Quellen des Norfbachs versiegten. Der Norfbach kann in gewisser Weise aber auch als zweiter Rhein bezeichnet werden, denn sein kompletter Verlauf befindet sich in einem alten Bett des Rheins, der vor vielen Jahrhunderten seinen Lauf änderte. Der Norfbach mündet zwar in die Erft, jedoch nur noch zwei Kilometer vor der Erftmündung in den Rhein. Am Ufer des Norfbachs befindet sich ein ruhiger Wanderweg, auf dem mit 17 Tafeln an die Arbeiten des lokalen Mundartlyrikers Ludwig Soumagne erinnert wird.

Den kleinen Norfbach überqueren wir nach rechts und wandern zwischen Feld und Wald auf dem Höveler Weg bis wir links vor uns einen weiteren Bauernhof sehen. Vor dem Hof biegen wir gleich zwei Mal nach links ab und umrunden auf diese Weise ein Feld. Unter hohen Pappeln wandern wir auf einer Allee und biegen rund 1.000 Meter hinter dem Hof an der zweiten Möglichkeit nach rechts auf einen Landwirtschaftsweg ein. Wir genießen die letzten Meter zwischen den weiten Feldern, erreichen wenig später wieder die Bundesstraße 477 und biegen an ihr nach links ab. Auf dem straßenbegleitenden Fußweg passieren wir einen Hof, sehen bereits die ersten Häuser von Frixheim vor uns und  erreichen den kleinen Ort an einem Kreisverkehr. Wir gehen noch ein gutes Stück weiter geradeaus, lassen unseren Blick nochmals über Felder schweifen und gelangen ganz automatisch zu unserem Ausgangspunkt.

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


Die Weltenbummler – ältester deutschsprachiger Reiseblog (seit 2000)

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kleine Rechenaufgabe Die Zeit für die Eingabe ist abgelaufen. Bitte aktivieren Sie das Captcha erneut.