Auf dem Jakobsweg durch Köln

Kölns Geschichte ist fast 2.000 Jahre alt und ist damit eine der ältesten deutschen Großstädte. Der Name Köln geht auf die römische Kaiserin Agrippina zurück. Die Gattin von Kaiser Claudius wurde am Rhein geboren und ließ ihre „Colonia“ im Jahre 50 n.Chr. zur Stadt erheben. Auch heute noch findet man überall in der Domstadt Spuren der Römer: das Dionysos-Mosaik im Römisch-Gemanischen Museum, Teile der römischen Stadtmauer und der römischen Wasserleitung, die damals quellfrisches Wasser aus der Eifel in die römische Stadt brachte. Auch im Kölner Stadtplan spiegelt sich bis heute das römische Straßennetz wider. Die Hohe Straße, geschäftige Einkaufsstraße zwischen Dom und Neumarkt, blickt auf zweitausend Jahre Geschichte voller Handel und Wandel zurück.

Mit den Römern kam auch das Christentum nach Köln. Schon früh wurde die Stadt wegen ihrer Bedeutung Bischofssitz. 785 gründete Karl der Große dann das Erzbistum Köln und übertrug dem kirchlichen Würdenträger auch weltliche Macht: Der Kölner Erzbischof wurde einer der mächtigsten Feudalherren im Heiligen Römischen Reich. Seit dem 12. Jahrhundert führte Köln als vierte christliche Metropole neben Jerusalem, Byzanz und Rom die Bezeichnung „Sancta“ (Heilig) im Stadtnamen: „Heiliges Köln von Gottes Gnaden der römischen Kirche getreue Tochter“. Rainald von Dassel, Reichskanzler und Kölner Erzbischof, brachte 1164 die Reliquien der Heiligen Drei Könige nach Köln. Für sie sollte eine mächtige Kathedrale, das „größte Bauwerk nördlich der Alpen“, als Grabeskirche errichtet werden.

1396 gaben sich die Kölner Zünfte eine eigene Verfassung mit Bürgermeister und Stadtrat. Den Status einer Freien Reichsstadt erhielt Köln jedoch endgültig erst 1475. Zu diesem Zeitpunkt war Köln eine der bevölkerungsreichsten und wohlhabendsten Städte im deutschen Sprachraum geworden. Sie spielte eine wichtige Rolle in der Hanse und war ein führendes Messezentrum ihrer Zeit. Schon 1388 wurde hier die erste städtische Universität Europas gegründet. Heute ist Köln die bevölkerungsreichste Stadt in Nordrhein-Westfalen und kann sich als einzige Millionenstadt in NRW bezeichnen.

Auf dem heutigen Domplatz haben sich bereits seit spätrömischer Zeit die ersten Christen in Köln versammelt. Es wurden im Laufe der Jahre an der Stelle immer wieder Kirchen gebaut, die von Mal zu Mal größer wurden. Der erste Kirchenbau, dessen Aussehen bekannt ist, war der 870 vollendete karolingische Dom. An beiden Enden des Langhauses befand sich je ein Querhaus und ein Chor. Der Altar im Osten war Maria geweiht, der im Westen dem hl. Petrus. Erzbischof Bruno veranlasste, dass im Norden und Süden dem Langhaus je ein Seitenschiff hinzugefügt wurde. An diesem Dom wurde nicht mehr viel verändert und so stand er bis in das 13. Jahrhundert.

Mit der Überführung der Reliquien der Heiligen Drei Könige war der Dom nicht mehr nur Amtskirche des Kölner Erzbischofs, sondern zugleich Wallfahrtsort. Dies bedeutete aber gleichzeitig, dass ein neuer Bau erstellt werden musste. Man begann damit, den Dom in Einzelteilen abzureißen und setzte den Ostchor im Jahr 1248 in Brand. Doch unglücklicherweise brannte dabei der gesamte Dom nieder. So blieb nur ein kompletter Neubau. Die Messe hielt man im provisorisch aufgebauten Westteil ab, während der neue Dom nach Vorbild französischer Kathedralen erbaut werden sollte.

Im Jahr 1322 konnte der gotische Chor eingeweiht werden. Sein Gewölbe war hoch und das gesamte Bauwerk wurde von Streben und Pfeilern umzogen. Es war möglich im gesamten Bau Messen abzuhalten, weil man den Bauteil nach Westen mit einer Mauer abschloss. Bevor der Weiterbau beginnen konnte, hatte man sogar wieder den Ostchor reich ausgestattet. So ist beispielsweise das Gero-Kreuz und auch der Schrein der Heiligen Drei Könige wieder in den Neubau versetzt worden. Anschließend baute man die Seitenschiffe sowie zwei Stockwerke des Südturmes.

Schätzungsweise bis in die 20er Jahre des 16. Jahrhunderts hat man am Dom gebaut, bis auch damals schon aus Geldmangel die Arbeiten eingestellt werden mussten. So wurde das Mittelschiff behelfsmäßig mit einem Notdach abgeschlossen. Erst im 18. Jahrhundert geht die Geschichte des Domes weiter, als die Revolutionstruppen in Köln einmarschierten und das Gebäude unter anderem auch lediglich als Lagerraum genutzt wurde. Doch im Jahr 1801 wurde der Dom wieder geweiht und über 40 Jahre später begann man damit das Gotteshaus weiter zu bauen. 1880 war das Jahr, in dem die Türme des Domes fertig gestellt wurden.

Beschädigungen von Fliegerbomben wurden nach dem Zweiten Weltkrieg aufwändig entfernt und restauriert. Doch heute noch finden sich kriegsbedingte Schäden am Gebäude und auch die Witterung bzw. die Umwelteinflüsse hinterlassen ihre Spuren am Dom. Daher werden Sie immer an irgendeiner Stelle des Gebäudes eine Baustelle bzw. eine Absperrung vorfinden.

Um den Kölner Dom ranken sich natürlich auch Legenden, die im Laufe der Jahrhunderte weiter erzählt wurden, wie zum Beispiel die von Kurfürst Maximilian Franz von Österreich. Kurz nachdem er zum Kölner Erzbischof ernannt worden war, erwachte er eines Nachts und verspürte einen unerklärlichen Drang aufzustehen und sich zum Dom zu begeben. So verließ er das Haus und trat in die gespenstisch stille sternenklare Nacht. Auf dem Weg zum Dom traf er auf eine stetig wachsende Menschenmenge, die sich ebenfalls dorthin begab. Erstaunt bemerkte der Erzbischof, dass die Leute ihrer Kleidung nach nicht nur den verschiedenen Ständen, sondern auch verschiedenen Jahrhunderten angehörten. Zudem konnte man weder ihre angeregte Unterhaltung noch ihre Schritte in den stillen Gassen vernehmen. Den Erzbischof graute es, dennoch schritt er unbeirrbar in Richtung Dom und reihte sich dort in die Gemeinde der Gläubigen ein.

Hier fühlte er sich geborgen und sicher. Langsam kämpfte er sich durch die Menge zum Hohen Chor vor und beobachtete von dort das Geschehen. Die Menge munkelte es werde jemandem das letzte Geleit gegeben, aber wem? Die Messe begann: singend zogen mit Myrten bekränzte Jungfrauen in weißen fließenden Gewändern in den Dom ein, gefolgt von jungen Mönchen und einer großen Anzahl Bischöfe. Erschauernd bemerkt der Erzbischof, der unter den Bischöfen alle seine Vorgänger erkannte, dass er die einzige lebende Seele im Dom war. Gebannt verfolgte er das Hereintragen sämtlicher Heiligenschreine des Domschatzes und die Zelebrierung des Hochamtes durch Konrad von Hochstaden. Im Anschluss an die Messe zogen alle in einer Prozession mit den Heiligenschreinen zum Rhein, wo die Schreine auf Schiffe verladen und abtransportiert wurden. Klagendes Getuschel erhob sich rings um ihn: ‚Die Heiligen verlassen Köln. Wer wird unsere Gräber schützen? Die Feinde werden die Stadt zerstören und den Dom zum Pferdestall machen.‘

Nach Hause zurückgekehrt dachte Maximilian noch lange über diese Erscheinung nach. Und wirklich, nach neun Jahren bewahrheitete sich der Spuk: die Franzosen eroberten die Stadt, aus der die Heiligenschreine vorsorglich abtransportiert worden waren, zerstörten Kirchen und Klöster und nutzten den Dom als Pferdestall.

Um Köln zu verlassen, bieten sich Ihnen wiederum zwei Möglichkeiten. Einerseits mit öffentlichen Verkehrsmitteln, um ein wenig den Großstadttrubel hinter sich zu lassen. Andererseits wiederum ist der Weg zu Fuß nicht sonderlich schwierig, führt aber für einige Kilometer an Hauptstraßen entlang, bevor es wieder ruhiger wird. Gehen Sie die Fußgängerzone Schildergasse in westlicher Richtung zum Neumarkt. Dort befindet sich die Hahnenstraße, die sich ein kleines Stück weiter aufteilt in die Richard-Wagner- und Aachener Straße. Wie könnte es anders sein, benutzen Sie natürlich die rechte Straßenseite und pilgern auf der Aachener Straße. Den City-Bereich von Köln haben Sie hinter sich gebracht, wenn Sie am Melatenfriedhof vorbei gehen, der mit seiner hohen und langen Außenmauer unverkennbar ist.

2 km hinter dem Friedhof heißt die Straße, der Sie nun folgen werden „Alter Militärring“ und zweigt nach rechts ab. Nach 300 m verläuft die Vorfahrtstraße nach rechts. An der Ampelkreuzung sehen Sie auch wieder die Beschilderung des Pilgerweges, die in die geradeaus verlaufende Sackgasse führt. Allerdings sind Sie dann gezwungen auf der Straße zu laufen. Wir halten es aus Sicherheitsgründen für sinnvoller, an der Ampel links abzubiegen und damit parallel zum Alten Militärring auf der Belvederestraße zu pilgern. Die Belvederestraße gehen Sie leicht bergauf, bis zur Bahnstrecke, von dort geht es die gleiche Entfernung wieder leicht bergab bis zur Kreuzung Mittelweg.

Wenn Sie nach links gehen, sehen Sie nach wenigen Metern auf der rechten Seite direkt hinter dem ersten Feld einen dazugehörigen Feldweg. Dieser führt Sie an einer Baumgruppe entlang wieder bis auf die befestigte Straße. Am Carl-von-Linne-Weg wiederum geht es nach links. Sie unterqueren die Autobahn 1 und gehen 1.400 m bis zur Haltestelle “Blaugasse”. Die dortige Hauptstraße müssen Sie überqueren und anschließend rechts in die Turmgasse einkehren. Nach einer leichten Linkskurve erscheint links die St. Jakobuskirche von Köln-Widdersdorf. An diesem Backsteinbau sehen Sie bereits über dem Portal die Abbildung von Jakobus dem Älteren. In einer Wandnische befindet sich die Darstellung von ihm und seinem Bruder Johannes, der an den Attributen des Adlers und des Kelches erkennbar ist.

Unterhalb der Nische lautet die Inschrift: “Für Gott, die heilige Jungfrau Maria und die Heiligen Jakobus und Johannes, die Donnersöhne, als den Schutzheiligen errichtet”. Im Inneren der Kirche zieht der Hochaltar das Augenmerk auf sich. Dargestellt in einer Muschel steht die Figur des Apostels mit dem Pilgerstab in der Hand. Auf Sockeln zu beiden Seiten stehen die Darstellungen von Maria und Johannes.

Etappe 35: Köln-Widdersdorf – Brauweiler (5,0 km)

 Einwohner: 6.000, Kfz-Kennzeichen: K
Jakobus-Apotheke Widdersdorf, Hauptstr. 27, 50859 Köln, Tel. 0221/9502151

Sie können zwar an dieser Stelle nun Widdersdorf über die Hauptstraße in Richtung Freimersdorf verlassen. Wenn Sie aber noch standesgemäß durch den sehr kurzen Jakobusweg gehen möchten, dann verlassen Sie die Kirche hintenrum und gehen zu den Schloten der nahe stehenden Fabrik. Dort links über die Ampel in die Leonhardstraße und anschließend rechts in das Sträßchen “Unter Gottes Gnaden”. An der Marienfigur, gegenüber der Gasse “Am Heiligenhäuschen” gehen Sie geradeaus vorbei und sehen nach wenigen Metern halblinks den Jakobusweg.

Wenn Sie diesen wahrlich kurzen Weg durchquert haben, gehen Sie nach links in die Christian-Hünseler-Straße und am Ende zweimal rechts, damit Sie sich wieder auf der Hauptstraße befinden. Vorher sehen Sie noch auf der rechten Seite in der Heckgasse den St. Jakobus-Kindergarten. Sie verlassen nun Widdersdorf und damit auch Köln und sehen auf der rechten Seite hinter den zahlreichen Hochspannungsmasten bereits den nächsten Kirchturm, der zum Pulheimer Stadtteil Brauweiler gehört. An der kleinen Brücke über den Abwasserkanal gehen Sie rechts in die Chryslerstraße bis zum Lackier- und Karosseriezentrum der DaimlerChrysler AG. Hinter dem Werk gehen Sie links in die Donatusstraße. Ganz interessant in diesem Gewerbegebiet sind übrigens die Straßennamen, die fast alle nach berühmten Erfindern und Entdeckern benannt wurden.

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


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