Wo früher Pilger und Kaufleute unterwegs waren, folgen wir heute ihren alten Spuren, die teilweise an breiten Landwirtschaftswegen und modernen Straßen entlang führen. Der Hellweg zwischen Brackel, Wambel und Asseln ist uns ein treuer Begleiter auf unserer zum Teil städtischer Wanderung im Osten von Dortmund. Doch wir erleben auch weite Felder und ruhige Pfade, wenn wir uns in die spannende Geschichte des Hellwegs entführen lassen.
Pkw/Parken: Parkplatz am S-Bahnhof Dortmund-Knappschaftskrankenhaus, Rennweg
ÖPNV: Ab Dortmund-Dorstfeld bzw. Dortmund-Stadthaus mit der S-Bahnlinie 4 bis Dortmund-Knappschaftskrankenhaus
Rundweg: Ca. 12,2 Kilometer/3–3,5 Stunden
Streckenprofil: Landwirtschaftswege und an Straßen entlang.
Einkehr: Diverse Einkehrmöglichkeiten am Hellweg in Dortmund-Brackel
Am Wegesrand: Graffiti; Pferderennbahn Dortmund; B1 bzw. Hellweg; Hauptfriedhof Dortmund; Funkturmsiedlung; Halde Schleswig; Dortmund-Asseln; Brackel

Wichtiger Hinweis: Der Inhalt dieses Artikels stammt aus meinem nicht mehr erhältlichen Reiseführer über Wanderungen in und um Dortmund. Die meisten Informationen werden daher veraltet sein und dieser Artikel kann nur als grobe Richtschnur dienen.
An der Haltestelle gehen wir in Richtung Parkplatz, bleiben aber zwischen Parkfläche und Gleisen bis zur Straße Rennweg. Diese überqueren wir an der dortigen Litfaßsäule und wandern geradeaus weiter auf dem schmalen Rad- und Fußweg. Wir bleiben längere Zeit geradeaus und betrachten dabei das Graffiti zu unserer Linken, welches rekordverdächtig lang ist.
Für die einen ist es Kunst, für die anderen Schmierereien. Und in der Tat, ein Graffito – in der Mehrzahl Graffiti – ist in der Regel bei der Bevölkerung unbeliebt. Kein Wunder wenn Bauwerke und S-Bahnen illegal mit teilweise nicht zu identifizierenden Grafiken besprüht werden. Doch muss man auch neidlos anerkennen, dass es auch Sprayer gibt, die mit ihren Farbdosen wahre Kunstwerke vollbringen können. Meist werden Graffiti mit der Ghettoisierung großer Städte in Verbindung gebracht. Dabei fanden sich mit privaten Inschriften auf Tempelanlagen und auf Felsen erste Graffiti bereits im Alten Ägypten. Auch in der versunkenen Stadt Pompeji existieren Graffiti in Form von Karikaturen. Seit dem Mittelalter gibt es die Zinken genannte Graffito-Form, in der mit Geheimzeichen über die Situation vor Ort andere Menschen informiert werden. Die heutigen Graffiti sind meist farbenprächtig und Dortmund gehört zu einer Hochburg der Graffiti-Szene, wie die hiesige Wand beweist. Doch sie war nie das längste Straßengraffito der Welt. Das befand sich bis 1989 in West-Berlin.
Wir wandern an dem Graffiti entlang und halten uns im Anschluss an einer Gabelung halblinks. Durch eine Grünanlage wandernd erreichen wir einen Parkplatz und erkennen nun auch, wozu die in bunten Farben besprühte Wand gehört, zur Dortmunder Pferderennbahn.

Die Familie von Romberg, auf die der Rombergpark zurück zu führen ist, errichtete Ende des 19. Jahrhunderts eine erste Pferderennbahn. Sie befand sich südlich des heutigen Westfalenparks, musste aber später dem Stahlwerk Phoenix-West weichen. Die heutige Rennbahn hier in Dortmund-Wambel wurde 1913 errichtet und erhielt in den Goldenen Zwanzigern weitere Tribünen und Gebäude, die heute unter Denkmalschutz stehen. Die meisten Menschen fasste die Rennbahn im Jahr 1963. Allerdings fand damals kein Pferderennen statt, sondern der 11. Evangelische Kirchentag, den am Abschlusstag 350.000 Menschen besuchten. Heute befindet sich im Oval der Rennstrecke zudem eine 9-Loch-Golfanlage.
Wir lassen aber die Pferde weiter ihre Runden drehen und überqueren die vor uns liegende Straße, um eine weitere, kleine Grünanlage zu durchqueren. Auf dem Hauptweg bleiben wir geradeaus, ignorieren sämtliche Abzweige und merken kaum, dass wir eigentlich auf dem Dach einer überdeckelten Schnellstraße wandern. Diese taucht nach einiger Zeit rechts von uns auf, begleitet uns ein kurzes Stück bis zur Rütlistraße, wo wir hinter den Häusern links abbiegen. Weiter wandern wir durch städtisches Grünland, halten uns an einem Abzweig halblinks und gehen auf dem gut ausgebauten Weg an den Gärten der Wohnhäuser entlang. Am Ende des Wegs treffen wir auf eine breite Straße und überqueren diese halbrechts an der Ampelkreuzung. Ein kleines Stück wandern wir bergauf und erreichen eine der wichtigsten Straßen des Ruhrgebiets – die B1.
Mit einem Hellweg ist in der Regel eine mittelalterliche Handelsstraße gemeint, die auf einer Breite von drei Metern von Bewuchs freigehalten wurde. Im Ruhrgebiet und in Westfalen meint man aber DEN Hellweg, wenn man seinen Namen erwähnt. Dabei handelte es sich um den Abschnitt der Handelsroute zwischen Paderborn in Westfalen und Duisburg am Rhein. Er stammt aus alter vorrömischer Zeit und wird auf ein Alter von rund 5000 Jahren geschätzt. Der Hellweg war sowohl Handelsroute als auch Kaiserroute auf dem Weg nach Aachen und Pilgerweg für Jakobspilger auf dem Weg in das spanische Santiago de Compostela. Noch heute befinden sich in beinahe jedem Ort zwischen Paderborn und Duisburg Straßenzüge, die den Namen Hellweg tragen und dementsprechend in Ost-West-Richtung ausgerichtet sind. Auch die hiesige breite Bundesstraße 1 wird landläufig von der Bevölkerung immer noch als Hellweg bezeichnet, da sie weitestgehend dem Verlauf der einstigen Handelsroute entspricht und nicht umsonst als Nachfolger des alten Hellwegs gilt.
Wir wenden uns nach links und gehen nun lange Zeit geradeaus. Zunächst werden wir vom Hauptfriedhof auf der linken Seite begleitet, anschließend von einem dichten Waldstück.
Einer der größten Friedhöfe Deutschlands befindet sich direkt neben dem Hellweg. Der Hauptfriedhof Dortmund ist fast 120 Hektar groß und damit eine der größten Grünanlagen der Stadt. Erschaffen wurde er im Jahr 1921 nach einem Wettbewerb, der von Hans Strobel initiiert wurde. Nach ihm ist auch die Dortmunder Strobelallee benannt. Er selbst liegt auf dem Dortmunder Hauptfriedhof begraben. Eine weitere bekannte Persönlichkeit auf dem Friedhof ist Willi Daume, der bis zu seinem Tod 1996 den Vorsitz des Nationalen Olympischen Komitees innehatte und dadurch bundesweite Bekanntheit erlangte. Neben den üblichen Grabanlagen erinnern eine Kriegsgräberstätte, ein Holocaustmahnmal und ein sowjetisches Ehrenmal mit insgesamt über 10.000 Toten an die dunkle Vergangenheit Deutschlands bzw. Dortmunds.
Dem Rad- und Fußweg folgen wir ein längeres Stück und durchschreiten eine S-Kurve, um dabei die B1 hinter uns zu lassen. Wir gelangen zur Leni-Rommel-Straße, die wir überqueren und halblinks an einer Ampelkreuzung wieder nach rechts verlassen. Nun wandern wir auf der Straße Am Funkturm durch die sogenannte Funkturmsiedlung.
Die Gaststätte Stifts-Tenne lädt uns auf der rechten Seite zu einer kleinen Pause ein, bevor wir zwischen den mächtigen Häusern der Siedlung das Ende der Straße erreichen. Wir wenden uns nach rechts, gehen über eine Kuppe hinweg und wandern leicht bergab bis wir unter einer alten Eisenbahnbrücke auf eine Kreuzung stoßen. Hier führt uns unser Weg nun nach links und schon nach wenigen Metern sehen wir halbrechts einen schmalen Asphaltweg nach rechts abzweigen. Mit einer leichten Steigung gehen wir hinauf zu einem Feld und genießen die Wanderung auf dem langen Landwirtschaftsweg. Über eine Kreuzung hinweg gehen wir an den Feldern vorbei und können in der Ferne den Flughafen Dortmund ausmachen und beobachten, wie die Jets dort landen und starten, während sich zu unserer Linken die Halde Schleswig erhebt. Diese wuchs im Laufe der Jahre durch die Anhäufung von Schlacke und wurde von ihrem Eigentümer, der Firma Thyssen-Kupp bis zum Jahr 2012 rekultiviert.
Vor den ersten Häusern auf der linken Seite biegen wir links ab und wandern in die ruhige Wohnsiedlung hinein. Nach einiger Zeit unterqueren wir eine Bahnstrecke und erreichen wenig später das Zentrum von Dortmund-Asseln.
Asseln ist ein typischer Dortmunder Vorort an der historischen Handelsroute Hellweg. Im Zentrum befinden sich einige sehenswerte Fachwerkhäuser und trotz der Nähe zum Dortmunder Zentrum betonen vor allem ältere Bewohner, dass sie Asselner sind. Kein Wunder, hat sich Asseln bis heute seinen dörflichen Charakter bewahren können. Die erste schriftliche Erwähnung erhielt Asseln im ausgehenden 9. Jahrhundert und verschiedene Straßennamen deuten daraufhin, dass Asseln einstmals eine Burg besessen haben muss. Bisher sind jedoch keine entsprechenden Funde gemacht worden, weshalb Forscher davon ausgehen, dass dabei ein großer Haupthof gemeint ist, der auf alten Katasterkarten des 19. Jahrhunderts noch gut zu erkennen ist. Die Eingemeindung nach Dortmund erfolgte wie bei den meisten Stadtteilen während der Gemeindereform im Jahr 1928.
Über den Asselner Hellweg gehen wir hinweg und weiter geradeaus, um an der Bushaltestelle mit dem Namen Zum Uhlenbrauck links in die Batenburgstraße einzubiegen. Schon lassen wir die Häuser von Asseln wieder hinter uns und überqueren hinter einem Feld eine Landstraße, gehen geradeaus weiter und genießen die Wanderung auf dem leicht kurvigen Landwirtschaftsweg, bis wir wieder auf die ersten Häuser stoßen, die dieses Mal zu Brackel gehören.
Der Dortmunder Ortsteil Brackel wird trotz der Schreibweise mit einem langen a gesprochen. Die Geschichte von Brackel ähnelt sehr der Historie vom benachbarten Asseln und liegt ebenfalls am Hellweg. Allerdings wurde Brackel erst ein Jahrhundert später erwähnt und bereits zehn Jahre vor Asseln nach Dortmund eingemeindet. Brackel ist aber auch gleichzeitig der Stadtbezirk, in dem sich die Stadtteile Asseln, Brackel, Wambel und Wickede befinden, die wie Perlen an einer Schnur am alten Handelsweg Hellweg liegen.
Brackel empfängt uns ebenfalls mit einem ruhigen Wohnviertel, welches wir auf der kurvigen Hollandstraße durchqueren bis wir auf eine breite Querstraße stoßen. Wir wenden uns nach links und gehen rund 400 Meter durch die Wohnsiedlung bis wir erneut auf einen Hellweg treffen. Dieses Mal ist es der Brackeler Hellweg, auf dem wir nach rechts abbiegen. An der evangelischen Kirche auf der rechten Seite überrascht uns das lebhafte Zentrum von Brackel mit zwei schönen Fachwerkhäusern. In denen werden wir gastlich aufgenommen und können uns zur Belohnung im Restaurant Zur alten Post und im Haus Beckhoff für die bald endende Wanderung stärken. Anschließend wandern wir weiter geradeaus bis vor einem weiteren Fachwerkhaus halblinks der Breierspfad beginnt und uns aus dem Zentrum von Brackel heraus führt. Auf dem Sonnenborn heißt die nächste Straße, an der wir uns nach links wenden, um kurz rechts in den Hedingsmorgen abzubiegen. Ein ruhiges Wohnviertel flankiert weiterhin unseren Weg und mit der Kopernikusstraße auf der linken Seite gelangen wir wieder zu unserem Ausgangspunkt, der Haltestelle Dortmund-Knappschaftskrankenhaus. Nun gehen wir nur noch nach rechts, um die Gleise zu überqueren und haben unser Ziel erreicht.

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.
Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.
Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.
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