80 Jahre D-Day

Am 6. Juni 1944 landeten die Alliierten unter großen Verlusten an den Stränden der Normandie. D-Day wird diese größte militärische Operation in der Geschichte der Menschheit genannt. In den letzten Tagen hielt ich mich einige Zeit zwischen Utah Beach und Sword Beach auf und schaute mir die Vorbereitungen für die Feierlichkeiten und einige Events vor Ort an. Natürlich wird es auch noch einen ausführlichen Reisebericht über diese Reise durch die Normandie geben. Aber anlässlich des 80. Gedenktages am 6. Juni will ich ein paar der wichtigsten Erinnerungsorte der Normandie im Kurzformat vorstellen.

Oben erwähnte ich ja bereits zwei Strände bzw. die Namen zweier Strände, an denen die Alliierten am D-Day anlandeten. Insgesamt waren es aber fünf, die sich auf einer Breite von mehr als 70 Kilometer im Norden Frankreichs erstreckten. Zu den Alliierten zählten im Wesentlichen die USA, Großbritannien und Kanada. Wie man in einem der vielen Museen der Normandie jedoch erfährt, waren zum Beispiel auch Dänen an dieser sogenannten Operation Overlord beteiligt.

Mit dieser Bezeichnung wurde nämlich die Befreiung Europas von der deutschen Nazi-Herrschaft gestartet. Bei den fünf Stränden handelt es sich von West nach Ost um Utah Beach (USA), Omaha Beach (USA), Gold Beach (Großbritannien), Juno Beach (Kanada) und Sword Beach (Großbritannien). Die Operation Overlord begann in der Nacht zum 6. Juni 1944 mit dem Absetzen von Fallschirmspringern, die im Hinterland Frankreichs Vorbereitungen treffen sollten. Berühmt wurde hierbei zum Beispiel der Fallschirmspringer, der mit seinem Fallschirm am Kirchturm in Sainte-Mère-Église hängen blieb und dort zwei Stunden lang in Todesangst verharren musste, bevor er in Kriegsgefangenschaft kam.

Wenigstens überlebte er. Viele andere Soldaten der Alliierten ließen am D-Day jedoch ihr Leben. Der amerikanische Soldatenfriedhof in Colleville-sur-Mer zählt zum Beispiel über 9.000 gefallene Männer. Viele von ihnen starben direkt am ersten Tag, also am 6. Juni 1944. Die anderen fielen in den Kämpfen der Normandie, die in den Tagen und Wochen später folgten.

Jedes Jahr finden entsprechende Gedenkveranstaltungen statt, doch der 80. Jahrestag als runder Gedenktag setzt natürlich nochmal einen obendrauf. Dabei werden zahlreiche Staatsoberhäupter erwartet. So wird Emmanuel Macron natürlich genauso anwesend sein wie der amerikanische Präsident Joe Biden. An dem British Normandy Memorial oberhalb vom Gold Beach, das übrigens erst 2019 eingeweiht wurde, wird König Charles III. ein Winston Churchill Haus feierlich eröffnen. Sein Sohn Prinz William wird am kanadischen Abschnitt, dem Juno Beach erwartet.

Die Strände der Normandie und das Hinterland sind voll mit Gedenkorten, Museen und Friedhöfen, aber auch mit den Überresten des Atlantikwalls, der von den Deutschen gebaut wurde. Am Utah Beach befindet sich zum Beispiel das sehenswerte Museum „Musée du Débarquement de Utah Beach„. Hier kamen die ersten Alliierten an und vor dem Museum befindet sich eines der sogenannten Higgins-Boote. Mit diesen kleinen Kähnen kamen die Soldaten an und wurden an den Strand gebracht, wo sie direkt dem Mündungsfeuer der deutschen Maschinengewehre gegenüberstanden.

In wenigen Metern Entfernung befindet sich der sogenannte Kilometer Null. Dieser markiert den Punkt der Route der Befreiung, die bis in die Ardennen reicht. Sie verläuft in etwa auf dem Weg, den die Soldaten in Richtung Berlin auf sich nehmen mussten. Bei Grandcamp-Maisy befindet sich eine kleine Landzunge, die Pointe du Hoc heißt. Hier endet Utah Beach und grenzt an Omaha Beach an. Pointe du Hoc war dabei schwer umkämpft. Denn die Landzunge war strategisch sehr wichtig, bot sie doch zu beiden Strandabschnitten beste Aussichten. Heute sieht man noch deutlich die zahlreichen Einschlagkrater der Bombardierungen, die es auf Pointe du Hoc gegeben hatte.

Rund um Saint-Laurent-sur-Mer findet man viele weitere Denkmäler und Gedenkorte. Denn hier befindet sich Omaha Beach und der nahegelegene bereits erwähnte amerikanische Soldatenfriedhof. Natürlich geht es auch hier nicht ohne Ausstellung. Zunächst einmal bietet der Soldatenfriedhof eine eindrucksvolle Ausstellung, aber in fußläufiger Entfernung gibt es darüber hinaus noch das Overlord Museum, das den D-Day sehr anschaulich zeigt. Und dann gibt es noch ein weiteres Privatmuseum, in dem der D-Day inklusive Kurzfilm in einem Kino ebenfalls sehr informativ veranschaulicht wird.

Ungefähr bei Arromanches-les-Bains endet Omaha Beach. Es folgen die etwas kleineren Strandabschnitte Gold Beach, Juno Beach und Sword Beach. Auch in Arromanches kann man sich direkt am Strand einige Zeit in einem weiteren sehr sehenswerten Museum aufhalten. Wir haben in den wenigen Tagen vor dem 80. Gedenktag zum D-Day schon jede Menge gesehen, aber noch lange nicht alles. Der Umfang der Operation Overlord zeigt sich eben auch in der Vielzahl der Gedenkorte.

Gleiches gilt jedoch auch für die Festwoche. Diese startete in diesem Jahr offiziell am Samstag vor dem 6. Juni und zwar mit einer Reihe von Feuerwerken. In 19 Küstenorten der Normandie findet gleichzeitig ein Feuerwerk statt, relativ synchron. Auf dem Foto in diesem Artikel sind drei dieser Feuerwerke zu sehen. Besucht habe ich dabei Grandcamp-Maisy. In die andere Blickrichtung konnte ich ein weiteres Feuerwerk in der Ferne sehen, während am Pointe du Hoc Flutlichtscheinwerfer den Himmel erleuchteten.

Aber es gibt auch jede Menge andere Festivitäten, die an den D-Day erinnern. Die Bandbreite reicht von Lesungen über Ausstellungen bis hin zu Zeremonien, bei denen weitere Gedenkstätten eingeweiht werden. Dazu kommen tausende Besucher, von denen viele mit einem Jeep anreisen und sich in entsprechender Kleidung der damaligen Zeit hüllen. Kurzum: Die Feierlichkeiten zum D-Day sind ein riesiges Ereignis und man sieht jede Menge Willys Jeeps und sonstige Militärfahrzeuge. Viele von ihnen werden mit Lkw angeliefert und geht es in den offenen Wagen stilecht von Ort zu Ort. Zwischendrin immer wieder diverse Börsen und Flohmärkte, auf denen zahlreiche Militaria verkauft wird. Wir haben sicherlich mehrere hundert dieser Jeeps gesehen, die maßgeblich am D-Day beteiligt waren.

Einen Besuch der Strände der Normandie kann ich nur empfehlen, besonders in der ersten Juni-Woche, wenn dann die zahlreichen Gedenkveranstaltungen durchgeführt werden.

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


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