2024 – Mit dem Wohnmobil in die Normandie

Endlich starteten wir mal wieder zu einer mehrtägigen Reise mit dem Wohnmobil in eine Region, die wir schon länger nicht mehr besucht hatten. In der Normandie waren wir zuletzt im Jahr 2008, also vor 16 Jahren. Wobei wir daran nur wenig Erinnerung hatten. Vielmehr waren unsere Erinnerungen an den Norden Frankreichs vom Jahr 2007 geprägt, als wir mit dem Fahrrad nach Südamerika radelten und dafür lange Zeit auf einem Campingplatz in Étretat auf die Ankunft unseres Frachtschiffes warteten. Zwei Wochen verbrachten wir damals im Zelt in Étretat. So lange sollte es dieses Mal nicht werden, aber wir freuten uns schon sehr.

Gerade als wir losfuhren, piepste unser Wohnmobil, dass der Reifenluftdruck geprüft werden müsse. Na gut, schnell noch vor der Autobahn angehalten, geprüft und dann konnte es losgehen. Ansonsten recht ereignislos ließen wir Deutschland hinter uns, durchquerten Belgien und legten kurz hinter der Grenze in Frankreich eine kleine Pause ein. Auch dort verlief die Fahrt zum Glück völlig unspektakulär, so dass wir am Abend in Étretat eintrafen. Wir wussten, dass neben dem Campingplatz, den wir von damals gut kannten, mittlerweile auch ein Wohnmobilstellplatz liegt. Eine Chance, auf diesem übernachten zu können, erwarteten wir nicht und planten ohnehin ein, die Nacht auf dem Campingplatz zu verbringen.

Doch weit gefehlt. Der Campingplatz in Étretat hatte geschlossen. Schilder verrieten, dass dieser modernisiert werden würde. Gut für den Campingplatz, schlecht für uns. Also drehten wir ohne Hoffnung eine Runde auf dem kleinen Stellplatz, auf dem die Wohnmobile teils dicht beieinander standen. Aber siehe da, es gab eine Lücke, die genau die Größe hatte, dass nur ein Wohnmobil hineinpassen würde und es dennoch rechts und links ausreichend Platz zum Nachbarn gab. Was für ein Glück, wir freuten uns, schauten uns um und zogen natürlich sofort los, um zur Küste zu gehen.

Exakt die Straße, die wir damals im Jahr 2007 mehrmals täglich gingen, führte uns in den rund einen Kilometer entfernten Ortskern und zur Promenade an der sehenswerten Küste von Étretat. Erinnerungen wurden wach und klassische Weißt-du-noch-hier-Sätze fielen immer wieder mal. Doch dann ein wenig Ernüchterung als wir mitten im Ortskern von Étretat standen: Nichts war los, alles wirkte wir ausgestorben und der Ort hatte sich offenbar auch gar nicht weiter entwickelt. Es war nicht so, dass uns Étretat plötzlich nicht mehr gefallen hätte. Aber wir hatten schon erwartet, dass an der einen oder anderen Stelle etwas modernisiert worden wäre.

Dem war aber nicht so. Die Ortschaft wirkte etwas vernachlässigt, ganz so, als sei in den letzten 16 Jahren in nichts investiert worden. Wir waren nicht enttäuscht, aber in irgendeiner besonderen Form etwas verwundert. Es wirkte in etwa so, als hätte die Stadt es nicht nötig, sich herauszuputzen, weil sie von der eindrucksvollen Küstenlandschaft profitiert. Nun, diese war natürlich immer noch absolut schön und begannen sogleich damit, dem aufsteigenden Weg auf die Steilküste zu folgen. Die tolle Aussicht wollten wir an diesem Abend unbedingt noch erleben und taten das auch.

Die Küste ist natürlich immer wieder klasse und so genossen wir den Abend und den Sonnenuntergang sehr. Durch den ausgestorben wirkenden Ort kehrten wir schließlich wieder zurück zum Wohnmobil. Dort stellten wir fest, dass wir Probleme mit der Handyverbindung hatten. Schon kurz nach der Einreise nach Frankreich wollte es nicht so recht mit dem Internet. Wir prüften natürlich mehrmals, ob irgendwas mit den Roamingeinstellungen nicht stimmte, fanden aber keinen Fehler. Mehrere Neustarts später, konnten wir wenigstens mal googeln, ob der Provider Probleme hatte. Und tatsächlich, irgendetwas stimmte mit dem Roaming nicht, so dass vereinzelte Kunden massive Probleme besaßen. Das war ärgerlich und ermunterte uns erst recht, dass einer von uns nach der Reise den Anbieter wechseln würde. Wir hatten ohnehin vor, zweigleisig zu fahren. Einer bei dem einen Anbieter, der andere bei einem anderen. Wir können gut auf die Lockangebote diverser Partnerkarten verzichten und wollten uns so lieber absichern, falls mal einer der beiden Anbieter ausfallen würde. Jedoch wurde dieser gelegentliche Roamingausfall immer wieder auf dieser Reise zu einem Problem, was wir jetzt aber noch nicht wussten.

Vor dem Einschlafen, als wir dann mal Internet hatten, las ich uns noch den Reisebericht von 2007 vor. Schon damals hielt ich unsere Reisen hier auf dieser Webseite detailliert schriftlich fest. Es war schön, spannend und interessant, Dinge zu lesen, an die wir uns gar nicht mehr erinnern konnten. Gleichzeitig gab es aber auch den einen oder anderen Moment, in dem man peinlich berührt war. Man entwickelt sich eben weiter und nach 16 Jahren schreibt man eben etwas anders.

Am nächsten Morgen spazierten wir ein weiteres Mal in den Ortskern. Wir wollten uns Étretat natürlich noch am Tag anschauen und auch ein kleines Andenken kaufen. Auch ein Pingu-Foto von der wunderschönen Steilküste war mein Wunsch und so begaben wir uns erneut nach oben. Und ja, jetzt am Morgen war in dem Städtchen deutlich mehr los. Weil der Wind jedoch ziemlich stark wehte, blieben wir nicht sonderlich lange auf der Steilküste, sondern setzten uns kurz auf eine Bank an der Promenade. Wir versuchten nämlich, Vergleichsfotos von 2007 und 2024 zu machen. Außerdem überlegten wir, wo es uns als nächstes hinführen sollte.

Wir befürchteten, dass viele Stellplätze entlang der Küste voll sein würden und entschieden uns für eine Online-Buchung auf einem Stellplatz in Utah Beach. Das wäre noch eine lange Fahrt und wir dachten zu dem Zeitpunkt noch, dass dieser Ort der am weitesten entfernte Punkt der Reise sein würde. Unser Plan war an diesem Vormittag nämlich, erst dort hin zu fahren und dann von dort ganz gemächlich mit mehreren Zwischenstopps wieder ostwärts in Richtung Heimat zu reisen. So buchten wir also, damit wir eine Übernachtung auf jeden Fall mal sicher hätten. Wir wollten uns an diesem Tag nämlich nicht stressen lassen und noch ein wenig durch Étretat schlendern. Auf dem weiteren Weg planten wir außerdem noch größere Lebensmitteleinkäufe ein.

In Étretat hatten wir außerdem noch richtig Glück, denn gerade als wir in der kleinen Markthalle standen und uns die dort angebotenen Souvenirs anschauten, kam ein starker Regenguss herunter. Der dauerte nicht länger als zehn Minuten, aber es waren exakt die zehn Minuten, die wir in der Markthalle verbrachten. Bei den Andenken sahen wir schon jetzt einiges, was an den D-Day am 6. Juni 1944 erinnerte. Das nahmen wir zunächst erstmal nur zur Kenntnis und schenkten dem wenig Beachtung. Die Landungsstrände der Normandie sind ja nun deutlich weiter westlich und wir wunderten uns noch, dass es auch hier schon Andenken geben würde. Ohnehin waren wir gar nicht so richtig auf die D-Day-Feierlichkeiten eingestellt. Der D-Day jährte sich zwar zum 80. Mal und wir hatten Ende Mai bzw. Anfang Juni, doch wir nahmen an, dass Gedenkveranstaltungen nur am 6. Juni stattfinden würden. An diesem Tag müssten wir aber schon wieder zurück in Deutschland sein und daher war das für uns eigentlich nur ein Thema am Rande. Weit gefehlt, wie wir noch an diesem Tag herausfinden würden.

Gegen Mittag verließen wir Étretat, um wenig später die Brücke über die Seine zu überqueren. Bei Pont-L’Évêque fanden wir einen großen Supermarkt, kümmerten uns um Einkäufe und fuhren wenig später an Caen und Bayeux westwärts vorbei, um am späten Nachmittag in Sainte-Marie-du-Mont anzukommen. Und dort wurden wir plötzlich überrascht. Auf dem Platz rund um die Kirche standen zahlreiche historische Kriegsfahrzeuge herum, zumeist Jeeps, und manche Menschen liefen in historischer Kleidung des Zweiten Weltkriegs herum. Man hätte fast meinen können, wir hätten eine Zeitreise gemacht. Zunächst fuhren wir daran vorbei, weil wir eigentlich zum Stellplatz an der Küste wollten. Doch es wirkte interessant und so wendeten wir, um uns das Geschehen mal genauer anzuschauen.

Gerade als wir dort an der Kirche ankamen und einparkten, setzten sich die Fahrzeuge in Bewegung und verließen im Konvoi den Ort. Doch an Nachschub schien es nicht zu fehlen. Ein Autotransporter kam gleichzeitig an und brachte weitere Jeeps und militärische Fahrzeuge in die Region. Dabei verhedderte er sich in der Höhe ein wenig mit einem Banner, das für eine D-Day-Veranstaltung warb und über der Straße hing. Okay, dachten wir, hier schien etwas vor sich zu gehen. Vielleicht in Sainte-Mère-Église? Diesen nahegelegenen Ort wollten wir sowieso am nächsten Tag aufsuchen. Wir wussten es nicht. Wir stellten nur fest, dass es wohl mehr als nur eine Gedenkveranstaltung geben würde. Irgendetwas war hier im Gang und wir wurden neugierig. Mit Schuld daran hatte aber auch der kleine Souvenirladen, der jede Menge Militaria-Sachen verkaufte und in dem alles an den D-Day erinnerte.

Bis dahin wussten wir noch nicht, was uns erwartete und dieser sehr kurze Eindruck war nur die Schneeflocke auf der Spitze des Eisbergs. Aber wir waren schon ein wenig neugierig und bekamen Lust auf mehr. Kurze Zeit später erreichten wir erstmal den Stellplatz, auf dem wir wieder Glück hatten, eine recht ordentliche Parzelle zu bekommen. Doch der Platz selber war weniger schön, als bei der Buchung erwartet. Einen Stromanschluss hatten wir zum Beispiel nicht, obwohl dieser versprochen war. Das war für uns nun nicht so tragisch, aber für andere anscheinend schon. So kam es, dass einige Gäste sich heftige Diskussionen mit dem Chef lieferten. Dieser hatte wiederum zahlreiche Stecker und Adapter aus den Steckdosen gezogen, weil ein jeder versuchte, sich irgendwie an den viel zu wenigen Steckdosen zu hängen. Uns war das egal und wir zogen los, um den Strand zu besuchen.

Dort testeten wir einmal kurz unsere Drohne und machten schöne Luftaufnahmen vom menschenleeren Utah Beach. Anschließend gingen wir ein Stück am Meer entlang, um einige der vorhandenen Denkmäler zu besichtigen und stießen auch auf das Museum an Utah Beach. Unser Interesse, dieses und noch weitere Museen zu besichtigen, war definitiv geweckt. Doch während der Fahrt von Étretat zu Utah Beach, als wir das eben noch nicht wussten, beschlossen wir, am folgenden Tag zunächst einen kurzen Blick nach Sainte-Mère-Église hineinzuwerfen und am Nachmittag sogar noch bis Mont-St-Michel zu fahren.

Die Nacht war ruhig und angenehm, so dass wir unseren Plan verfolgen wollten. Doch zuvor begaben wir uns wieder an den Strand und gingen zum D-Day-Museum von Utah Beach. Dieses schauten wir uns ganz in Ruhe an und waren dabei teilweise in Gesellschaft von amerikanischen Soldaten. Sie waren nur einige wenige derjenigen, die zu diesem Zeitpunkt in der Normandie unterwegs waren. Doch das erfuhren wir erst später.

Das erste Ziel sollte Sainte-Mère-Église werden. Die Fahrt war nur kurz und kurz bevor wir im Ort ankamen, wurden wir umgeleitet. An einem Kreisverkehr stand für Camper, dem wir folgten. Siehe da, wir wurden zu einem Feld am Ortsrand gebracht, auf dem schon zahlreiche – und damit meine ich wirklich viele – Wohnmobile standen. Das Parken war dort wohl kostenlos und wir stellten unser Wohnmobil auch erstmal ab. Dann schauten wir erstmal ins Internet, weil wir irgendwie am Rande mitbekommen hatten, dass ausgerechnet hier und heute die Olympische Flamme durch den Ort getragen würde. Im Netz konnten wir schnell den Ablauf herausfinden und wir erfuhren, dass die Flamme genau im selben Augenblick unterwegs sei und den Ort verlassen würde – und zwar in Richtung Mont-St-Michel. Dort solle sie am Abend eintreffen. Dann, wenn wir auch dort sein wollen. Oder anders ausgedrückt: Wir würden der Olympischen Flamme zufällig hinterher fahren.

Wir spazierten in den Ortskern hinein, der nicht weit von den beiden provisorischen Wohnmobilparkplätzen entfernt war. Dieser war für den Autoverkehr gesperrt und je mehr wir uns dem Zentrum näherten, umso rummeliger wurde es. Eigentlich wollten wir nur die Kirche besuchen und fotografieren. Denn sie ist berühmt dafür, dass eine lebensgroße Figur mit einem Fallschirm an der Kirchturmspitze hängt. Die Figur erinnert bereits seit Jahrzehnten daran, dass beim D-Day ein Fallschirmspringer tatsächlich hängenblieb und überlebte.

Doch soweit kamen wir gar nicht. Sainte-Mère-Église war im Ausnahmezustand und es fühlte sich an wie ein Volksfest. Auf dem Vorplatz der Kirche tummelten sich zahlreiche Menschen, die kurz zuvor Zeugen wurden, wie die Olympische Fackel durch den Ort getragen wurde. Gleichzeitig waren Dutzende amerikanische Soldaten vor Ort. Sie ließen sich fotografieren, spielten mit Kindern Fußball und tauschten mit den Mitgliedern der französischen Feuerwehr und Polizei ihre Abzeichen aus. Es war irgendwie ein großes, aber sympathisches Durcheinander. Auf der einen Seite D-Day-Erinnerungen, Soldaten und Souvenirläden, auf der anderen Seite Sportler, Banner zum Thema Olympia und Verkaufswagen der Olympischen Spiele.

Und wir mitten drin. Doch wir genossen das Schauspiel, reihten uns in die lange Schlange vor der Bäckerei ein und beobachteten lange Zeit das Treiben. Dadurch, dass die Olympische Fackel schon weg war, wurde es aber im Laufe der Zeit ruhiger im Ort. Wir holten noch schnell Pingu aus dem Wohnmobil, um ein Foto vor der Kirche und vor dem Null-Kilometer-Stein vor dem Rathaus zu machen und begaben uns zum Womo zurück. Der Null-Kilometer-Stein gilt als Symbol für den Ausgangspunkt für den Weg der Freiheit, der am D-Day seinen Anfang nahm. Diese Straße verläuft mit entsprechenden Kilometrierungen bis in das belgische Bastogne.

Das war für heute nicht unsere Richtung, wir starteten jetzt nach Südwesten, genauer gesagt zum Mont-St-Michel. Gerne wären wir länger geblieben, weil die Stimmung einfach schön war, aber jetzt waren wir eigentlich nicht mehr weit weg von der Abtei , da wollten wir auch nicht darauf verzichten. Da wir aber nun wussten, dass die Olympische Fackel am Abend zu sehen sein würde, rechneten wir nicht damit, dort einen Übernachtungsplatz finden zu können. Wir stellten uns daher darauf ein, abends wieder nach Saint-Mère-Église zu fahren. Denn hier gab es ja nun einen riesigen temporären Wohnmobilstellplatz. Den hätten wir dann im Zweifel einfach angesteuert.

Die Fahrt dauert knapp eineinhalb Stunden und war sehr einfach. Beim Näherkommen passierten wir einen kleinen, privaten Wohnmobilstellplatz und wunderten uns darüber, dass dieser sehr günstig und dennoch kaum genutzt war. Auch der Straßenverkehr war recht überschaubar. Wir hatten mehr Reisende erwartet. So näherten wir uns also den Großparkplätzen in der Nähe der Abtei und sahen schon, dass P8 extra für Wohnmobile gedacht sei. Ein Parkplatzwächter zeigte uns im Vorbeifahren mit seinen Fingern ebenfalls die Acht und so folgten wir einfach der Beschilderung zum P8. An der Schranke zum Parkplatz lasen wir, dass man 24 Stunden parken dürfe und dass der Preis auch akzeptabel war. Sofort stand für uns fest, dass wir an diesem Tag nicht mehr nach Saint-Mère-Église zurückfahren würden und bräuchten. Sehr schön.

Der Parkplatz ist riesig und passen locker 100 Wohnmobile drauf. So viele waren es bei Weitem nicht und wir freuten uns nicht nur über die Auswahl der Stellplätze, sondern auch, dass wir hier nun ganz entspannt den Nachmittag und Abend genießen konnten. Denn jetzt, wo wir schon einmal da waren, wollten wir die Olympische Flamme auch nicht verpassen. Diese war für den Abend angekündigt und man erwartete mehrere zehntausend Zuschauer. Von den Parkplätzen aus könnte man mit dem kostenlosen Shuttlebus die drei Kilometer zur Abtei fahren. Doch das wollten wir nicht. Wir sind gut zu Fuß und wollten auch den Anblick der Abtei beim Näherkommen genießen.

Außerdem war es schon so spät, dass die Ankunft der Olympischen Fackel nicht mehr so lange dauern würde. Auf dem Weg zur Abtei passierten wir noch einen abgesperrten Bereich, der für sportliche Betätigungen diente und auch ein wenig Volksfeststimmung versprühte. Es war so ähnlich wie am Mittag in Saint-Mère-Église, nur mit dem Unterschied, dass wir hier unsere Rucksäcke vorzeigen mussten. Wir schlenderten über die Anlage und kauften ein kleines Olympia-Andenken an dem Verkaufswagen. Vielleicht war es ja derselbe, den wir ein paar Stunden zuvor in Saint-Mère-Église sahen.

Dann wollten wir zur Abtei, doch der direkte Weg war wegen einer Tribüne versperrt. Man gab uns zu verstehen, dass wir am Eingang eine Art Ticket bräuchten. Das holten wir uns auch, es war ohnehin kostenlos. Aber wir glauben, es diente dazu, einen Sitzplatz auf der Tribüne zu bekommen. Das wollten wir gar nicht. Wir wollten auf den Damm bzw. auf die Brücke, mit der die Abtei mit dem Festland verbunden ist. Dort solle die Flamme vorbeigetragen werden und wir hielten das für einen günstigen Punkt, um mal einen Blick darauf erhaschen zu können. Nun hatten wir zwar dieses Ticket, brauchten es aber nicht, weil es einen Weg außen herum gab. Wir haben nicht verstanden, warum wir ein Ticket bekamen, vermutlich wirklich für die Tribüne.

Also gingen wir außen herum zum Damm und sahen dort, dass im Abstand von ca. 50 Metern jeweils ein oder manchmal auch zwei Polizisten die Straße bewachten. Es wurde sehr darauf geachtet, dass man als Fußgänger auch wirklich auf dem Bürgersteig bleibt und zwar nur auf dem westlichen. Doch was es nur sehr wenig gab, waren eben Zuschauer. Mehrere zehntausend wurden angekündigt, doch von dieser Zahl war man weit entfernt. Wenn es hochkam, waren vielleicht 2.000 Menschen anwesend. Und das über den gesamten Damm verteilt. Oder anders ausgedrückt: Wir hatten sehr, sehr viel Platz um uns herum und konnten uns aussuchen, wo wir uns hinstellen oder auch hinsetzen würden, um die vorbeiziehende Flamme sehen zu können.

Das taten wir dann auch und warteten geduldig bis ein erster Konvoi von sehr langsamen Fahrzeugen mit viel Brimborium sich näherte. Aus der Entfernung konnten wir nicht erkennen, was geschah, aber als der Konvoi näher kam, sahen wir, dass es sich um Trucks der Werbepartner handelte und dass vereinzelte Personen sozusagen abgeladen wurden. Sie waren diejenigen, die die Fackel sich in einer Art Staffellauf gegenseitig übergeben. Interessanterweise waren es jede Menge Leute, die an dem Lauf teilnehmen würden. Im Abstand von ca. 300 Metern wechselten die Läufer. Das heißt, jeder Fackelläufer ist nur eine relativ kurze Strecke unterwegs.

Meistens handelt es sich dabei um Sportler, Prominente oder Personen, die sich in irgendeiner Weise hervorgetan haben. Genau dort, wo wir standen, wartete nun eine Frau ganz aufgeregt darauf, dass ihr irgendwann die Fackel übergeben würde. Mit den wenigen Zuschauern, die in ihrer Nähe standen, machte sie noch Selfies und wir haben einfach mal mitgemacht. Dabei wussten wir gar nicht, wer sie war. Erst später erfuhren wir, dass sie keine Sportlerin ist, sondern die für die Olympischen Spiele zuständige Mitarbeiterin bei Coca-Cola Frankreich.

Es dauerte noch ein Weilchen, aber dann konnten wir schon aus der Ferne sehen, wie sich der Tross mit der Olympischen Fackel in Bewegung setzte. Über die gesamte Distanz dauerte auch das noch, bis „unsere Coca-Cola-Olympiachefin“ die Fackel überreicht bekam. Wobei es nicht die Fackel war, die überreicht wurde, sondern die Flamme. Eine Fackel hielt sie nämlich schon während der Wartezeit in den Händen. Bei der Übergabe wurden dann die beiden Fackeln aneinander gehalten, so dass die Flamme von der einen Fackel zur anderen übergeben wurde. Natürlich jedes Mal auch mit einem ziemlichen Aufwand und Fotoshootings. Es war aber irgendwie ein Spaß für alle. Gegen Ende gab es dann unter anderem einen französischen Astronauten, der wohl an diesem Abend der prominenteste Fackelträger war. Er lief auch einen großen Teil der Treppen der Abtei Mont-St-Michel hoch.

Eine andere Dame durfte schließlich mit der Fackel bis in die Spitze der Abteikirche hinauf. Das dürfte für sie schon ein ziemlich besonderer Moment gewesen sein. Danach ging es dann wieder bergab und am Fuße der Abtei wurde die Flamme von einer Gruppe Radfahrer entgegengenommen, die über die Brücke und den Damm zum Festland zurück radelten. Auch wenn wir so gar nicht viel mit den Olympischen Spielen zu tun haben, so war dieser Abend doch ein interessantes Ereignis und wir hatten eine gute Unterhaltung.

Olympische Flamme vor Mont-St-Michel

Kaum war die Fackel wieder weg, wurden die riesigen Monitore wieder abgebaut und der Zugang zur Abtei wieder freigegeben. Denn während des Fackellaufs konnte natürlich niemand in die Abtei hinein. Irgendwie war es dann aber doch erschreckend, wie viele zehntausende Besucher erwartet wurden und am Ende dann nur eine Hand voll Menschen anwesend waren – im Verhältnis betrachtet. Für uns war das gut. Sehr gut sogar. Denn wir konnten an diesem Abend dann noch ganz entspannt durch die Gassen von Mont-St-Michel schlendern und hatten das Dorf und die Abtei so ziemlich für uns alleine.

In einem Souvenirladen kamen wir mit einer deutschen Mitarbeiterin ins Gespräch, die mangels Kunden auch sehr viel Zeit hatte. Sie erzählte uns ein wenig von den monatelangen Vorbereitungen und gab uns auch zu verstehen, dass die Besucherzahlen deutlich und enttäuschend hinter den Erwartungen zurückblieben. Nach einem gemütlichen Rundgang durch die Anlage, schlenderten wir dann über den fast leeren Damm und die Brücke wieder zurück zum Festland, wo der gesamte abgesperrte Bereich auch schon mittlerweile zurückgebaut wurde.

Am nächsten Morgen begaben wir uns erneut auf den Fußweg zur Abtei. Denn der Fackellauf am Abend zuvor bremste uns bei der Besichtigung natürlich aus. Das war nicht schlimm, aber jetzt wollten wir uns das kleine Dorf auf dem Abteihügel aber auch noch anschauen. Obwohl wir gar nicht so sehr früh über den Damm und die Brücke spazierten, gehörten wir wohl noch zu den ersten Besuchern. Voll war es nämlich bei Weitem noch nicht. Nach dem Rundgang durch die Gassen beschlossen wir, uns die Abtei von innen anzuschauen und waren bei dem Rundgang wahrlich beeindruckt.

So verbrachten wir also auch den Vormittag ganz entspannt auf Mont-St-Michel, bevor wir zum Wohnmobilparkplatz zurückgingen. Auch hier entschieden wir uns wieder gegen den Shuttlebus, weil wir den Spazierweg eigentlich als ganz angenehm empfanden. Doch wir spürten, dass es von nun an voller sein würde. Jede Menge Menschen kamen uns entgegen, deutlich mehr als am Vorabend anwesend waren und auch mehr während unseres Besuchs in den Stunden zuvor. Wir hatten den Eindruck, etwas Glück gehabt und am Morgen alles richtig gemacht zu haben. Denn es deutete sich an, dass es in den nächsten Stunden richtig rummelig werden würde. Gut, dass wir ins Wohnmobil steigen konnten und wieder zurück zu den Stränden des D-Day fuhren.

Also fuhren wir die eineinhalb Stunden zurück, die wir am Vortag bereits gefahren sind und zwar ebenso entspannt. Allerdings bogen wir in Küstennähe in Richtung Osten ab und steuerten als erstes die Landspitze Pointe du Hoc an. Diese war ein strategisch wichtiger Punkt, weil man von hier aus weite Teile der normannischen Küste sowohl nach Osten als auch nach Westen sehen kann. Kein Wunder also, dass es hier starke Befestigungsanlagen der Deutschen gab und auch kein Wunder, dass diese von den Alliierten enorm bombardiert wurde. Beides kann man noch heute deutlich erkennen. Einerseits die Überreste der Anlagen und andererseits eben auch die Bombenkrater.

Auf dem Weg dorthin kamen wir durch den nahegelegenen Ort Grandcamp-Maissy. Dort sahen wir bereits den überfüllten regulären Wohnmobilstellplatz und befürchteten, dass wir keinen Übernachtungsplatz finden würden. Doch nur wenige Meter entfernt gab es an einem Sportplatz eine Art Pop-Up-Stellplatz. Dieser war nur improvisiert und Flatterband deutete die Parzellen an, aber er lag einfach zu günstig, um weiter zu fahren. Denn mittlerweile wussten wir ja, dass am selben Abend die offizielle Eröffnung der Feierwoche stattfinden würde. Zahlreiche Küstenorte würden das mit einem Feuerwerk begehen und es wäre irgendwie schade, das jetzt zu verpassen, wo wir doch sowieso gerade da sind. Eigentlich war das aber noch gar nicht unsere Zeit, um auf einen Stellplatz zu gehen. Es war viel zu früh und Moni war auch etwas überrascht, dass ich das vorschlug.

Doch es stellte sich heraus, dass diese Entscheidung richtig war. Wir stellten den Wagen ab, schlenderten durch den Ort, um bei Carrefour eine Kleinigkeit einzukaufen und beschlossen, den sonnigen Nachmittag damit zu verbringen, an der Küste noch einmal zur Pointe du Hoc zu spazieren. Es war ein richtig angenehmer Nachmittag bei bestem Wetter und wir genossen es, dass Pointe du Hoc nun wieder deutlich leerer war. Mit ein paar anderen Menschen waren wir fast die Einzigen vor Ort. Auf dem Rückweg sahen wir noch, wie einige Scheinwerfer aufgestellt wurden und wir vermuteten, dass diese am Abend den Himmel erleuchten sollen. Wieder zurück am Wohnmobil aßen wir eine Kleinigkeit und warteten darauf, am späten Abend nochmal losziehen zu können. Zufälligerweise kamen in dieser Zeit dann auch passenderweise die beiden Angestellten der Stadtverwaltung, bei denen wir die Übernachtung bezahlen konnten. Gerade einmal zehn Euro, das war ein tolles Angebot. Anschließend wollten wir nur zum nahen Strand, um von dort aus das Feuerwerk sehen zu können.

Es war eine festliche Stimmung und wir warteten auf den Einbruch der Dunkelheit, die Anfang Juni natürlich sehr spät eintritt. Doch das Warten lohnte sich. Wir sahen nämlich nicht nur ein Feuerwerk in Grandcamp-Maissy, sondern auch in der Ferne die Feuerwerke in den anderen Küstenorten, so zum Beispiel auch an den Stränden von Utah Beach weit entfernt im Westen. Aber auch der Blick nach Osten lohnte sich. Denn wie schon vermutet, beleuchteten die Scheinwerfer den Himmel über Pointe du Hoc und gleich dahinter konnten wir ein weiteres Feuerwerk, das vermutlich bei Saint-Laurent-sur-Mer gezündet wurde.

Scheinwerfer über Pointe du Hoc

Wir fragten uns, wie diese Abende noch gesteigert werden könnten. Der erste Abend in Étretat war schon sehr schön, der zweite Abend in Utah Beach nicht minder. Am dritten Abend wurden wir zu Zuschauern des Fackellaufs der Olympischen Spiele und am vierten Abend erlebten wir die Feuerwerke zur Eröffnung der D-Day-Feierlichkeiten. Vor der Reise ahnten wir nicht, dass wir Abend für Abend so ein schönes Programm haben würden.

Der nächste Tag stand ganz im Zeichen von Besichtigungen. Wir begannen mit einer kurzen Fahrt nach La Cambe, wo sich ein deutscher Soldatenfriedhof befindet. Auf dem Weg dorthin fanden wir einen weiteren Wohnmobilstellplatz, der sicherlich am Abend zuvor noch Plätze frei gehabt hatte. Doch wir waren froh, nicht so weit abseits gestanden zu haben. Dass wir den Soldatenfriedhof schon 16 Jahre zuvor besichtigt hatten, erkannten wir schnell. Doch wir konnten uns kaum daran erinnern und schauten uns ausgiebig im Besucherzentrum um, das natürlich von den Ereignissen der damaligen Zeit berichtete.

Gleich im Anschluss fuhren wir zum amerikanischen Soldatenfriedhof bei Saint-Laurent-sur-Mer. Auf dem Weg dorthin trafen wir immer wieder auf Fahrzeugkolonnen historischer Militärfahrzeuge. Es wirkte sehr oft so, als wären wir mit einer Zeitmaschine unterwegs gewesen. Allerdings nur optisch, denn die Stimmung war einfach super. Man winkte sich gegenseitig zu, machte Fotos und man freute sich einfach über die Festlichkeiten. Auf dem großen Parkplatz am amerikanischen Soldatenfriedhof stellten wir das Wohnmobil ab und besuchten zunächst die umfangreiche Ausstellung. Danach besuchten wir den Friedhof an sich, zumindest das, was man besuchen konnte. Denn nur vier Tage später stand dieser Friedhof im Zentrum der offiziellen Feierlichkeiten und Politiker wie der amerikanische Präsident Joe Biden und der französische Präsident Macron wurden erwartet. Außerdem würden auch noch die letzten lebenden Veteranen zum Ereignis kommen. Immerhin jährte sich der D-Day zum 80. Mal. Dementsprechend wurde die gesamte Anlage für die Besucher mit Bühne, barrierefreien Wegen und natürlich Sicherheitsmaßnahmen umgestaltet. Daher waren wir froh, dass wir auch diesen Friedhof eigentlich schon kannten.

Amerikanischer Soldatenfriedhof
Amerikanischer Soldatenfriedhof

Auf dem Weg zum Friedhof kamen wir am Overlord Museum vorbei und sahen schon bei der Anfahrt, dass auch dort regelrecht Volksfeststimmung war. Hunderte Militärfahrzeuge und tausende Menschen waren rund um das Museum zugegen. Das Museum befindet sich rund 800 Meter vom Parkplatz des Friedhofs entfernt und so beschlossen wir, zu Fuß gucken zu gehen. Dabei blieb es natürlich nicht. Wir besuchten also auch dieses Museum und schlenderten über diese Art von Flohmarkt, wo zahlreiche Militaria ausgestellt und zum Verkauf angeboten wurde. Es war schon spannend, das alles zu sehen. Und gesehen hatten wir bei der Anfahrt auch einen kleinen Campingplatz, der ebenfalls improvisiert, aber privat betrieben wurde. Der Betreiber schlug uns eine ruhige Parzelle vor, die wir dankend annahmen und schon zogen wir erneut zu Fuß los. Wir kamen überhaupt nicht zur Ruhe.

Wir wollten hinab zum Strand, zum Omaha Beach und kamen auf dem Weg an einem weiteren Privatmuseum vorbei. Also schnell hinein, Eintritt gezahlt und in Ruhe die nächste Ausstellung besichtigt. In dieser gab es auch ein kleines Kino, in dem ein kurzer Film mit Berichten von Zeitzeugen gezeigt wurde. Während des Films merkte ich allerdings, dass die vielen Erlebnisse und zahlreichen Kilometer, die wir zu Fuß zurücklegten, so langsam ihren Tribut zollten. Ich wurde sehr müde. Aber wir hatten noch einiges vor. Also gingen wir nach dem Museumsbesuch hinab zum Strand und standen auch hier vor riesigen Bühnen, weil es eben auch dort am 6. Juni eine große Veranstaltung mit vielen weiteren Politikern geben würde.

Wir entschieden uns dafür, gemütlich am Strand nach Osten zu spazieren. Es gab unterwegs einige Denkmäler und immer wieder alte Willys Jeeps, die auf dem teilweise harten Sand fuhren. Wir wollten zum sogenannten Widerstandsnest 62 und dem etwas weiter oberhalb davon befindlichen Big Red One Denkmal. Dabei passierten wir eigentlich erneut den amerikanischen Soldatenfriedhof, der parallel zum Strand und etwas weiter oberhalb angelegt ist. Auch am Denkmal beäugten wir natürlich alles ganz neugierig und machten unsere Fotos, als ich plötzlich eine Stimme hörte, die meinen Namen rief. Es war eine Autorenkollegin, die mich erkannte. Ich war natürlich total überrascht, sie allerdings auch. Wir plauschten ein paar Minuten nett miteinander, bevor sich unsere Wege wieder trennten.

Den Weg am Strand nutzten wir, um wieder zurück zum Ort und zu unserem Wohnmobil zu gelangen. Direkt am Eingang dieses kleinen, charmanten Campingplatzes standen einige Leute an einem Tisch. Der Besitzer war mit dabei und erkannte uns sofort. Dabei gab er den anderen Anwesenden zu verstehen, dass wir Gäste seien und sie uns doch auch einen Cidre eingießen sollten. Wir waren völlig überrascht und freuten uns über die Gastfreundschaft. Dass wir eigentlich keinen Alkohol trinken, konnten wir zwar erwähnen, doch aus dieser Nummer kamen wir jetzt nicht heraus. Es wäre unhöflich gewesen, wenn wir jetzt komplett abgelehnt hätten. Und so tranken wir mit den Einheimischen einen kleinen Becher Cidre und unterhielten uns nett. Irgendwie eine schöne Stimmung und abermals ein absolut gelungener Abschluss eines Abends.

Auch am nächsten Morgen suchten wir noch einmal den Strand auf. Doch dieses Mal mit dem Wohnmobil, weil wir nur schnell noch ein Pingu-Foto machen wollten. Danach zogen wir weiter nach Osten und stoppten erst in Arromanches-les-Baines. Auch hier herrschte reges Treiben, vor allen Dingen auf dem Wohnmobilstellplatz oberhalb der Küste. Wir wollten zwar hier nicht übernachten, aber wenigstens parken. Zum Glück fanden wir auf dem rummeligen Platz, der auch gleichzeitig als Parkplatz für Pkw diente, eine freie Fläche und konnten nach der Bezahlung direkt hinab in den Ort. Hier sah es nicht anders aus als in den anderen Ortschaften der Normandie. Es waren zahlreiche Menschen in militärischer Kleidung anwesend, die jede Menge historische Fahrzeuge steuerten.

Allerdings verzichteten wir dieses Mal für einen Besuch im Gedenkmuseum. Wir waren mittlerweile so voll mit Eindrücken, dass wir uns das für einen späteren Besuch aufbewahren wollten. Denn uns war auf jeden Fall klar, dass dies nicht unser letzter Besuch in der Normandie sein sollte. Gerne auch wieder in der ersten Juni-Woche. Doch die Souvenirläden von Arromanches-les-Baines suchten wir auf, genauso wie eine Bäckerei und dann durfte die Reise auch schon weiter gehen. Wir wären zwar gerne länger geblieben, doch zwei Tage später mussten wir schon wieder zuhause sein und wir wollten nicht den Rest der Strecke an einem Tag abreißen. Und wir hatten noch so viel, was wir uns anschauen wollten.

So fuhren wir nur ein kurzes Stückchen von Arromanches-les-Bains gen Osten und kamen kurz hinter Asnelles an einem weiteren Memorial aus. Dieses Mal handelte es sich um ein Denkmal für die britischen Gefallenen. Denn hier waren wir bereits im Bereich von Gold Beach. So wurde der Landungsabschnitt genannt, an dem die Briten in die Normandie kamen. Dieses ebenfalls riesiges Memorial kannten wir noch nicht, da es erst 2019 eingeweiht wurde, aber auch hier war so einiges in Vorbereitung. Erwartet wurde nämlich drei Tage später König Charles III. Er würde auch ein neues Gebäude auf dem Areal eröffnen. Imposant ist nicht nur das Denkmal als solches, sondern auch die temporäre Kunstinstallation am Rande des Denkmals. Silhouetten von Soldaten standen im hüfthohen Gras und zwar so viele, wie britische Soldaten am D-Day gefallen sind. Jede Silhouette stand für einen Soldaten.

Ganz nebenbei konnten wir noch das Musikkorps dabei beobachten, wie es für die anstehenden Feierlichkeiten übte. Einerseits natürlich interessant, aber andererseits war dadurch das Denkmal natürlich mit Einschränkungen zu besuchen. Grund genug, hier auf jeden Fall auch noch einmal wieder zu kommen. Unsere Reise ging weiter zu Juno Beach, der ganz im Zeichen der kanadischen Soldaten stand. Natürlich ein ähnliches Spiel: Ein Museum und draußen Bühnen für den offiziellen Gedenktag. Geplant war hier, dass Prinz William vor Ort sein würde und zwar als Vertreter der königlichen Familie im Commonwealth. Für uns hieß es hier aber nun Abschied nehmen von den Stränden der Landung der Alliierten. Wir fuhren ins Landesinnere in Richtung Caen und folgten dann der Strecke zurück über die Pont de Normandie, mit der wir die Seinemündung überquerten.

Anstatt aber den direkten Weg nach Osten zu nehmen, zweigten wir noch in Richtung Norden ins Pas-de-Calais ab. Wir wollten nämlich noch auf dem Rückweg durch Holland fahren und ein paar Einkäufe erledigen. Daher suchten wir eine Übernachtungsmöglichkeit in der Nähe von Calais und fanden diese auf einem ruhigen Bauernhof unweit vom Cap Gris-Nez. So hatten wir am letzten Morgen der Reise noch die Möglichkeit, dieses wunderschöne Kap anzusteuern und genossen es in aller Frühe für uns ganz alleine.

Gerade als wir dort den Parkplatz verließen, kam ein Reisebus mit Tagestouristen an. Glück gehabt. Wir passierten Calais, Dunkerque und durchquerten Belgien, um in der Niederlande, genauer gesagt, in Venlo zu stoppen. Baustellenbedingt mussten wir hier ein wenig umher wuseln und fanden dann letztendlich doch nicht die Produkte, die wir kaufen wollten. Also fuhren wir nach Deutschland, waren ein wenig von der Hektik und der Fülle an Fahrzeugen in unserer ehemaligen Heimat, dem Ruhrgebiet, genervt, kamen aber ganz entspannt wieder zu Hause an. Diese Reise hat uns richtig gut gefallen und übertraf unsere Erwartungen vollständig.

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


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