Will man wirklich 200 Kilometer mit dem Fahrrad um das Ruhrgebiet radeln? Ja, man will. Zumindest ich wollte. Da ich ja jeden Spaß mitmache, bei dem es ein Zertifikat zu ergattern gibt, konnte mich auch von so einer Tour niemand abhalten.
Schon ein paar Wochen vorher hatte ich an der OuterRuhrChallenge mitgemacht, bei der man 100 Kilometer gemütlich durch die Landschaft radelt. Der gleiche Veranstalter organisierte auch die RuhrAroundChallenge, die dann eben doppelt so lang war und einmal komplett um das Ruhrgebiet herumführte. Diese beiden Touren sind eigentlich als Vorbereitungstour für die 300 Kilometer lange Ruhr2Northsea–Challenge gedacht. An dieser werde ich zwar nicht teilnehmen, aber Vorbereitungstouren waren das für mich ja auch. Denn in den kommenden Tagen werde ich rund 330 Kilometer radeln und dabei eine bestimmte Strecke zurücklegen, die mir einen Eintrag in das Guinness-Buch der Rekorde beschert. Noch ein Zertifikat mehr. Aber dazu später mehr, jetzt erst mal zu den 200 Kilometern rund um meine Heimat.
Die Fahrt begann, wie schon zuletzt, an der Arena in Duisburg, führte jedoch dieses Mal nicht nach Norden, sondern nach Süden zur Ruhr. Morgens um 7 war Startschuss und schon radelten 81 Menschen los. Da es nicht darum ging, als Erster ins Ziel zu kommen, sondern überhaupt anzukommen, ließ ich mir schon beim Start Zeit und erst einmal die Hardcore-Radler, von denen es tatsächlich einige auch sehr eilig hatten, voraus fahren. Gefühlt war ich entlang der Ruhr in Mülheim letzter und radelte gemütlich einer Gruppe hinterher. Doch am Baldeneysee, meiner Hausstrecke, wurde mir das dann doch zu langsam. Immerhin kenne ich dort jeden Stein, radle am Seeufer locker 7-8 km/h schneller und weiß auch, welche Engstellen vor uns liegen. Das wollte ich nicht mit der Gruppe angehen, weshalb ich auf einen Schlag mal eben 20 Personen überholte – schönes Gefühl.
Fahrrad-Pause erst nach 65 Kilometern
Als Konsequenz daraus fuhr ich in der nächsten Zeit fast komplett alleine. Erst kurz vor dem Kemnader See traf ich einen Mitradler, mit dem ich spontan bis zum ersten Pausenplatz radelte. Denn nach 65 Kilometern gab es eine Frühstückspause. Schon hier hatte ich meinen ersten persönlichen Rekord des Tages. Noch nie radelte ich 65 Kilometer am Stück ohne eine einzige Pause. Hat wunderbar geklappt.
Nach der Frühstückspause ging es weiter an der Ruhr entlang und mit der Ruhrfähre über den Fluss hinweg. Im Süden von Dortmund hieß es dann, das Ruhrtal zu verlassen. Das bedeutete, einen deutlichen Aufstieg vorzunehmen. Den fand ich interessanterweise unheimlich anstrengend. Weiter ging es über die ehemalige Bahntrasse Rheinischer Esel nach Dortmund-Hörde und zum Phoenixsee, wo ich mir spontan eine eigene Pause an einer Eisdiele gönnte. Gleichzeitig war hier in etwa die Hälfte geschafft und es ging wieder in Richtung Westen, was zu Anfang einen starken Gegenwind und erste Zweifel an der Durchführbarkeit der Tour mit sich brachten.
Mittagessen gab es an der Zeche Zollern, worauf ich allerdings verzichtete, weil ich das Rad nicht aus den Augen lassen wollte und weil ich den Eindruck bekam, ich würde es zeitlich nicht mehr schaffen, bis zum Abend wieder in Duisburg ankommen. So ganz als Letzter wollte ich dann doch nichts in Ziel radeln. In Bochum fuhr ich auf der Erzbahntrasse nach Gelsenkirchen und war von dort bis zur Zeche Zollverein komplett alleine. Eine von vielen Bahntrassen, auf denen man im Ruhrgebiet radeln kann. Mittlerweile setzte starker Regen ein und die Fahrt machte nur mäßig Spaß. Aber an der Zeche Zollverein traf ich einen anderen Mitradler und wir schlossen uns zusammen, die letzten 30 Kilometer gemeinsam anzugehen, was auch wiederum der Motivation dienlich war.
Über den Radschnellweg 1 ging es mit dem Fahrrad dann nach Mülheim und schließlich weiter nach Duisburg, wo ich mein Zertifikat mit Zielfoto erhielt. Alles in allem war das eine klasse Herausforderung und hat wirklich Spaß gemacht. Vor allen Dingen passte es zeitlich sehr gut zu meinen Plänen mit der Radtour für den Eintrag in das Guinnessbuch der Rekorde. Im Reiseforum habe ich ergänzend zu diesem Beitrag noch einige Gedanken niedergeschrieben, die zu den jeweiligen Kilometern passten.