Meine dritte Reise zum Nordkap ist vollbracht. Nach den Wohnmobilreisen im Jahr 2012 und 2017 ging es 2025 erneut mit dem Wohnmobil zum nördlichsten Punkt Europas. Abgesehen davon, dass jede Reise mit einem anderen Fahrzeug stattfand, war auch jede Tour ganz unterschiedlich und dauerte ebenfalls unterschiedlich lang. Dieses Mal waren wir etwas mehr als vier Wochen unterwegs und reisten mit Absicht auf der norwegischen E6 so schnell wie möglich nach Norden, um anschließend deutlich gemütlicher wieder südwärts zu fahren.

Dieses Vorgehen entpuppte sich als vorteilhaft – zumindest für uns und für den Zeitpunkt, an dem wir am Nordkap ankommen wollten. Natürlich könnte man über Schweden einige Kilometer im dreistelligen Bereich sparen, doch diese Reise zum Nordkap hatte keinen privaten Charakter einer Urlaubsreise, sondern stand ganz im Zeichen einer Recherchereise für eines meiner nächsten Bücher. Es stand also mal wieder die Arbeit im Vordergrund und wir hatten einiges zu tun.
So haben wir unterwegs jede Menge gesehen und erlebt, weshalb ich beschloss, diesen Reisebericht in vier verschiedene Kapitel zu unterteilen. Neben diesem Reisebericht erstelle ich noch die Berichte über eine Wohnmobilreise in Nordnorwegen, die Fahrt zurück über die Lofoten und ein Kapitel über den Abschluss der Gesamttour in Südnorwegen.
Mit dem Wohnmobil von Nordkirchen zum Nordkap
Los ging es an einem Freitag im Juni. Wir planten ungefähr eine Woche für die Fahrt zum Nordkap und in der Tat kamen wir an dem Freitag darauf dort oben an. Dabei wollte unser Plan gleich am ersten Tag durcheinander gebracht werden. Denn noch vor Bremen standen wir auf der vollgesperrten A1 lange im Stau. Damit war die Absicht, in Dänemark oder gar in Schweden das erste Mal zu übernachten, schnell vom Tisch.

Anders als auf den letzten Reisen wollten wir dieses Mal nicht über die Brücken in Dänemark bzw. nach Schweden fahren, sondern mit der Fähre ab Puttgarden auf Fehmarn. Diese Strecke hatten wir schon ewig lange nicht mehr genommen und dadurch, dass unter dem Fehmarnsund ein Tunnel gebaut wird, ist abzusehen, dass es diese Fährverbindung eines Tages auch nicht mehr geben wird. Warum also nicht nutzen und gleich mal einen Blick auf die Tunnelbaustelle werfen? Denn die Dänen schaffen es nicht nur, solche beeindruckenden Bauwerke pünktlich fertig zu stellen, sondern auch die Öffentlichkeit einzubeziehen. Auf dänischer Seite gibt es daher eine Aussichtsplattform und Infos zum Bau des Fehmarnsundtunnels. Schon alleine für eine zukünftige Aktualisierung meines Dänemarkbuchs benötigte ich einen Einblick, war aber auch selber daran interessiert, mir das anzuschauen.

Doch so weit kam es an dem Tag eben nicht. Durch den Stau verzichteten wir auf die Fährfahrt an dem Tag. Flex-Ticket der Gesellschaft Scandlines sei Dank konnte uns das egal sein, welche Fähre wir benutzen. Also suchten wir unterwegs nach einem einfachen Übernachtungsplatz, der nicht zwangsläufig am Wasser sein musste. An einem Freitagabend auf der Insel Fehmarn einen Übernachtungsplatz zu finden, schien uns fast aussichtslos. Aber wenn man eben keinen Wert auf Meerblick legt, dann hat man ja vielleicht eine Chance, so unsere Überlegung. Und siehe da, es klappte. Am Rande der zentral gelegenen Stadt Burg gibt es am Schmetterlingspark einen Wohnmobilstellplatz, der für ein überschaubares Budget genau das bot, was wir an diesem Tag noch brauchten.
Die erste Nacht wird fast zum Kuschelcamping
Ein großer Teil des Platzes war an dem Abend überraschenderweise sogar noch leer und wir nutzten die Chance, uns etwas abseitig zu stellen. Kuschelcamping war nicht unser Ziel, doch das sahen andere Leute offensichtlich anders. Auf einem Platz, auf dem locker noch 20 Wohnmobile gepasst hätten, musste sich ein weiteres Wohnmobil kurz nach unserer Ankunft direkt hinter uns stellen. Beinahe Stoßstange an Stoßstange. Es war ansonsten leer und es war spät. Es war also abzusehen, dass dieser Stellplatz nicht mehr voll werden würde. Warum dann also? Kaum hatte dieser Zeitgenosse den Motor abgestellt, schmissen wir unseren Motor wieder an und fuhren mal eben 20 Meter nach vorne. Der Platz war ja da, warum sollten wir also dicht an dicht stehen? Keine Ahnung, warum manche Menschen das machen, aber zum Thema Kuschelcamping hatte ich ja schon vor ein paar Jahren etwas geschrieben.

Zu später Stunde schlichen wir noch ein wenig durch den Ort, den wir von einer früheren Wohnmobilreise durch Norddeutschland schon kannten. Am nächsten Morgen war es nur eine kurze Fahrt bis zur Fähre und wir ließen uns von dem Schiff ganz gemütlich nach Dänemark tragen. Gleich nach der Ankunft im Nachbarland steuerten wir das Wohnmobil zur Großbaustelle und besuchten die schräg nach oben führende Aussichtsplattform. Schon alleine, dass eine angelegt wurde, aber auch wie sie angelegt wurde, zeigt, wie Baustellen in Skandinavien funktionieren. Wir waren einen Blick auf den Fehmarnsund und konnten schon deutlich den Baufortschritt der Tunneleinfahrt erkennen. Wir munkelten noch, dass es sicherlich Probleme geben würde, die auf deutscher Seite entstehen. Und siehe da, fünf Wochen später ging durch die Presse, dass die Arbeiten drei Jahre länger dauern würden, weil die Deutsche Bahn den Fertigstellungszeitpunkt nicht einhalten könne. Dabei ist dieser ohnehin noch vier Jahre entfernt gewesen. Aber was sag ich…

Die anschließende Fahrt durch Dänemark war ziemlich ereignislos und wir kamen ganz gut an Kopenhagen vorbei, um in Helsingør auf die nächste Fähre zu fahren. Diese schnelle Fähre nach Helsingborg ist nur kurz unterwegs und wir hatten sie zuletzt als Fußpassagier im Jahr 2022 genutzt. Damals wollten wir nach der Corona-Pandemie einfach nur mal wieder nach Schweden, und wenn es nur für einen kurzen Einkauf bei ICA war. Auch dieses Mal fuhren wir eigentlich nur zum Einkaufen nach Schweden rüber und natürlich für den Transit auf der E6 nach Schweden.
Auf der E6 in Schweden und immer nach Norden
Wir legten noch eine Übernachtung in Henån ein, um wenigstens den Großraum Göteborg hinter uns zu haben und waren recht froh, auf dem dortigen Stellplatz am Yachthafen noch eine freie Parzelle bekommen zu haben. So richtig gefallen hatte uns der Stellplatz nicht. Es war doch ein wenig rummelig und manche Gäste meinten, der Schall, der von ihnen ausgeht, verlasse die Parzelle nicht. Aber wenigstens war die Nacht recht ruhig und wir konnten am nächsten Morgen ganz entspannt nach Norwegen einreisen. Es war Kilometerfressen angesagt, aber das wussten wir vorher, genauso wie wir wussten, dass wir nach dem Besuch am Nordkap alles etwas ruhiger angehen lassen könnten.
So fuhren wir also auf einem Sonntag ganz entspannt an Oslo vorbei und blieben der E6 stets treu. In Dombås kauften wir zum ersten Mal eine Kleinigkeit in Norwegen ein, wobei wir da Glück hatten. Denn normalerweise sind die Geschäfte in Norwegen sonntags geschlossen, aber das gilt nicht in deutlich touristischeren Städtchen wie eben Dombås. Der Ort hat auch einen Stellplatz, allerdings konnten wir uns hierfür nicht erwärmen, da es uns in Dombås ein wenig zu unruhig war. Außerdem wollten wir gerne noch am Abend ein bisschen länger spazieren oder gar wandern gehen, um nach den vielen Kilometern im Fahrerhaus noch ausreichend Bewegung zu bekommen.

Wir liebäugelten ein wenig mit dem Campingplatz Snøhetta am Dovrefjell-Sunndalsfjella Nationalpark. Und siehe da, wir hatten Glück. Obwohl der Stellplatz recht klein ist, bekamen wir noch eine freie Parzelle. Das wunderte uns zunächst ein wenig, denn die Lage direkt an der E6 ist ja schon recht zentral. Aber schon an diesem Tag und noch in den folgenden Wochen sahen wir unheimlich viele Camper, die sich darum bemühten „frei stehen“ zu können. Norwegen bietet sich bekanntermaßen dafür an, aber in diesem Jahr fanden wir es so schlimm wie noch nie und zugleich lasen wir in den norwegischen Zeitungen über Proteste der Norweger, dass es einfach zu viele sind und diese sich auch noch völlig daneben benehmen.
Frei stehen wird in Norwegen schwieriger – und das ist gut so
Ich werde dazu noch einen anderen Blog-Beitrag schreiben, kann aber schon mal dazu sagen, dass wir auf der gesamten Reise auf legalen Wohnmobilstellplätzen oder Campingplätzen übernachteten und nicht ein einziges Mal frei standen. Und um das auch schon mal vorweg zu nehmen: Wir sahen viele Parkplätze, auf denen sich die „Freisteher“ nur so tummelten und drängten, während auf regulären Stellplätzen viele Parzellen frei waren und man um so mehr Platz für sich hatte.

Als wir am Abend auf dem Campingplatz standen, zogen wir natürlich noch zu Fuß los und erwanderten den Gipfel des Snøhetta. Die Tour ist nicht sonderlich anstrengend oder weit und kam uns nach der langen Fahrt richtig gut gelegen. Oben angekommen, genossen wir den Ausblick auf die Fjelllandschaft und wussten, dass wir nun in Norwegen angekommen waren. Und wie die Skandinavier so sind, durfte ein außergewöhnliches Häuschen mit ungewöhnlicher Architektur mitten in dieser traumhaften Landschaft nicht fehlen. Ein gelungener erster Abend für den Aufenthalt in Norwegen, das stand fest.
Die Aussage, nie frei gestanden zu haben, muss ich übrigens an dieser Stelle ein wenig konkretisieren. Der nächste Tag war ein reiner Fahrtag und wir kamen zunächst nach Trondheim, wo wir mal wieder ein paar Einkäufe tätigten. Von dort ging es stets weiter auf der E6, die von hier an schon gar nicht mehr immer so gut ausgebaut ist, wie man das aus dem Süden Norwegens oder gar aus Schweden kennt. Da kann es zuweilen auch schon mal enger werden. So benötigten wir für die knapp 450 km an diesem Tag dementsprechend auch deutlich länger als auch einer vergleichbar langen Strecke weiter südlich.
Unterbrochene Nachtruhe an Nordlandsporten
Am Nordlandsporten, dem Portal zum Nordland, machten wir am Abend Station. Diese Tor überspannt die E6 und bildet den Übergang zur Provinz Nordland. Schon der Name gibt einem das Gefühl weit im Norden zu sein. Dabei ist das Nordkap noch extrem weit weg und wir haben ja noch nicht einmal den Polarkreis überquert. Am Nordlandsporten gibt es zu unserer Freude nicht nur einen netten Souvenirladen, sondern auch die Möglichkeit, gegen Gebühr übernachten zu dürfen. Das fanden wir ganz praktisch und nahmen dieses Angebot dankend. 150 Kronen wechselten den Besitzer, also auch nicht ganz so viel Geld und wir stellten uns an den Rand des Parkplatzes, um es uns am Abend gemütlich zu machen.

Doch leider wurde unsere Nachtruhe schon nach wenigen Stunden jäh unterbrochen. Es gesellte sich nämlich ein Kühllaster zu uns auf den Parkplatz. Dieser parkte unmittelbar im Zentrum des Platzes, auf dem ca. 15 Wohnmobile kostenpflichtig übernachteten und ließ lautstark sein Kühlelement laufen. Wir waren schlagartig wach und uns war sofort bewusst, dass wir in dieser Nacht keine Ruhe mehr bekommen würden. Wir warteten zwar noch rund zehn Minuten, weil es sich ja um eine kurze Pause des Fahrers handeln könnte, aber da tat sich nichts. Also packten wir zusammen, starteten den Wagen und fuhren fast schon fluchtartig davon. Wir wünschten uns Ruhe und die sollten wir in dieser Nacht wohl nicht bekommen.

Es war nicht so dramatisch, da es ja in dieser Region um diese Jahreszeit rund um die Uhr hell ist. So konnten wir problemlos fahren und hatten dabei sogar kaum anderen Straßenverkehr. Das war schon irgendwie angenehm. Aber es blieb nicht zu vergessen, dass wir müde waren und so waren wir froh, dass wir eine halbe Stunde bzw. rund 30 Kilometer später einen weiteren Parkplatz fanden. Auch dort standen schon ca. 10 Wohnmobile. Wir nahmen einen freien Platz in der Ecke und begannen dann erneut mit der Nachtruhe. So gesehen hatten wir dann eine halbe Nacht auch frei gestanden, weil es sich einfach nicht mehr ändern ließ.
Überquerung des Polarkreises auf dem Weg zum Nordkap
Wir fragten uns nur, wie die anderen Wohnmobilisten diesen Lärm aushielten. Eines dieser Wohnmobile wollten wir eigentlich auch fragen, wenn wir es das nächste Mal sehen würden. Denn es war ziemlich aufwändig und kam aus Italien. Am Heck hatte das Wohnmobil ein großes Schild in Form eines italienischen Ortseingangsschild mit dem Hinweis, dass sie zum Nordkap fahren würden. Wir sahen dieses Womo bereits bei Trondheim und fuhren lange hinter ihm her. Am Nordlandsporten sahen wir es erneut, kamen aber nicht mit den Besitzern ins Gespräch. Am Morgen nach dieser unruhigen Nacht überholte es uns auf unserem neuen Übernachtungsplatz. Wir sahen das Fahrzeug erst vier Tage später am Nordkap wieder. Dort trafen wir jedoch die Besitzer leider nicht an.

Das Wetter war nicht sonderlich vergnüglich, aber im Grunde war uns das egal, weil wir ja sowieso nur gefahren sind. Wir hielten kurz am Polarkreis und spazierten dort im Regen zwischen den eigentlich nicht erlaubten Steinhäufchen und schauten uns ein wenig im Souvenirladen um. Etwas wirklich Neues gab es dort aber eigentlich nicht für uns zu sehen oder gar zu erstehen.

So kamen wir erst in Innhavet zum Stehen und wunderten uns über den dortigen Wohnmobilstellplatz. Er ist wunderschön direkt am Wasser gelegen und man hat die Parzellen in die Schärenlandschaft integriert. Außerdem hatte jede Parzelle eine Grünfläche neben sich. Allerdings in Form von Kunstrasen. Gut, hier so weit nördlich ist es nicht mehr so einfach mit gewöhnlichem Rasen. Und wir sollten im Laufe der Reise feststellen, dass diese Kunstrasen-Geschichte auf norwegischen Wohnmobilstellplätzen gar nicht so ungewöhnlich ist. Wir gewöhnten uns schnell daran und fanden diese Art von Stellplatz dann auch eigentlich ganz angenehm.
Durch Narvik und Alta weiter zum Nordkap
Dass die E6 bei Bognes nicht durchgehend als Straße gebaut ist, wussten wir natürlich schon von unseren früheren Touren und steuerten das Wohnmobil zum ersten Mal innerhalb Norwegens auf die Fähre. Es sollten später noch viel mehr Fähren kommen. Zwischen der Fähre und der Stadt Narvik sahen wir sie dann plötzlich auf der rechten Seite stehen: Zwei Elche. Wir hielten spontan an, gingen mit der Kamera bewaffnet zu Fuß zurück und beobachteten die Tiere aus der Entfernung. Sehr schön. Wir freuten uns, dass wir schon am dritten Norwegentag Elche sahen. Allerdings sollten das auch die einzigen auf dieser Reise gewesen sein. Nachdem die Tiere uns witterten und sichteten, war die Begegnung auch schnell beendet. Sie zogen sich zügig in den dichten Wald zurück und wir fuhren mit dem Wohnmobil weiter gen Norden.


Auf Narvik hatte ich eigentlich gar keine so richtige Lust. Doch spätestens seit der Überquerung von Nordlandporten war alles auf dieser Reise dann auch wieder dienstlich. Für den zukünftigen Reiseführer musste ich mir natürlich auch Dinge anschauen, die mich selber gar nicht so fesseln. Den Wohnmobilstellplatz in Narvik hätte ich mir zum Beispiel erspart. So schön ist er nicht. Aber dafür ist er praktisch, denn man kann auch stundenweise parken und das Kriegsmuseum in der Stadt wollte ich schon ganz gerne besichtigen. Das passte also sehr gut.

Anschließend ging unsere Fahrt weiter in Richtung Alta. Unterwegs stoppten wir an einem Parkplatz, den wir von früher kannten. Damals machten wir dort ein paar Bilder und wir erinnerten uns sehr gut, dass mit uns auf diesem Platz gerade mal zwei andere Wohnmobile parkten. Als wir in diesem Jahr dort ankamen, standen dort locker 15 Wohnmobile. Einige von ihnen richteten sich schon so häuslich ein und es anzunehmen, dass sie dort übernachten würden. Das hatten wir ohnehin nicht vor, aber hätten wir auf diesem vollen Parkplatz auch gar nicht machen wollen.
Elche und Rentiere im hohen Norden
Wir hatten einen regulären Stellplatz in Skibotn im Sinn, doch bei unserer Ankunft stellten wir fest, dass wir direkt an der E6 hätten stehen müssen. Das missfiel uns und wir fuhren lieber noch weiter. Am Ende landeten wir wenig später auf einem Campingplatz in Løkvollen. Die Dame, die uns dort aufnahm war sehr nett und konnte es nicht glauben, dass wir auf den Schlüssel für den Sanitärbereich verzichteten. Wir haben ja alles an Bord und wollten bloß eine ruhige Nacht. Die hatten wir, was vielleicht auch daran lag, dass der Stellplatz fast wie ausgestorben wirkte. Mit uns standen gerade einmal zwei weitere Wohnmobile auf der weiten Rasenfläche.

Am nächsten Morgen fuhren wir lange Zeit um einen Fjord herum, nur um nach über 20 Minuten Fahrt gerade einmal zweieinhalb Kilometer Luftlinie vom Campingplatz entfernt zu sein. So ist das halt manchmal in Norwegen. Da fährt man zuweilen lange Zeit um einen Fjord herum und sieht dann irgendwann über das Wasser seinen Ausgangspunkt, den man schon vor gefühlten Ewigkeiten verlassen hatte. Aber bei dieser Landschaft, was soll’s? Wir genossen die Fahrt, sahen wenig später endlich die ersten Rentiere und erreichten die Stadt Alta.



Hier hielten wir am Alta Museum, an der Nordlichtkathedrale und machten abermals ein paar Einkäufe. Auch tanken mussten wir mal wieder, nicht zum ersten und nicht zum letzten Mal – logisch. Immer wieder staunten wir unterwegs auch über neue Bauwerke wie Brücken und Tunnel, die wir noch nicht kannten. Manchmal hatten wir den Eindruck, die Norweger hätten die Landschaft seit unserem letzten Besuch ziemlich verändert. An manches konnten wir uns gut erinnern, andere Sachen waren völlig neu für uns.

Auf dem Wohnmobilstellplatz in Hammerfest
Eigentlich ist Alta nicht mehr weit vom Nordkap entfernt und wir hätten eigentlich auch direkt hinfahren können. Aber das wäre irgendwie spät geworden und da wir dort zwei Tage bleiben wollten, hätten wir ausgerechnet am Tag der Sommersonnenwende abreisen müssen. Das wollten wir nicht. Also bogen wir zuvor noch in eine Sackgasse ab und steuerten Hammerfest an. Wie schon im Jahr 2012 wollten wir auch dieses Mal wieder zum dortigen Wohnmobilstellplatz am Hafen und hofften, zu so später Stunde noch einen Stellplatz bekommen zu können.






Auf dem Weg dorthin mussten wir noch ein paar Baustellen durchqueren, was in Norwegen oft bedeutet, dass man über eine unbefestigte Schlaglochpiste fährt. Ein paar Fahrzeuge vor uns fuhr ein Wohnmobil eines Vermieters aus Mecklenburg-Vorpommern. Wir wunderten uns und staunten zugleich, wie dieses Wohnmobil durch die Baustelle raste. Interessant, so ist das wohl eben, wenn es nicht das eigene Fahrzeug ist. Auch am Stellplatz ist es zunächst mal vorbeigerast, zu unserem Glück, denn so bekamen wir die etwas besser gelegene Parzelle, von denen die noch übrig geblieben sind. Später kam das Miet-Wohnmobil aber noch dazu und wir wunderten uns erneut: Ausgestiegen sind vier Männer, was irgendwie ungewöhnlich erschien.



Wir schlenderten noch durch die Stadt, umrundeten die Bucht und gingen nach so vielen Jahren wieder zur Meridian-Säule auf der anderen Seite der Bucht. Auf dem Rückweg sahen wir dann wieder einige Rentiere – wohlgemerkt mitten in der Stadt. Zunächst trotteten sie ganz entspannt auf dem Bürgersteig gleich neben der viel befahrenen Hauptstraße. Doch dort kamen sie nicht, weil aus der anderen Richtung Fußgänger kamen. Das brachte sie ein wenig in Panik und wir machten uns Sorgen, dass etwas passieren würde. Aber die Autofahrer reagierten prompt und hielten an, damit die Rentiere weg rennen konnten. So ist zum Glück nichts passiert.
Von Hammerfest zum Nordkap ist es eigentlich nicht weit
Wir statteten noch der nördlichsten Kirche der Welt einen Besuch ab und hatten anschließend eine ruhige Nacht. Am nächsten Morgen zogen wir los, weil wir den Eisbärenclub aufsuchen wollten. Wir sind dort zwar schon Mitglied (was man übrigens nur vor Ort werden kann), aber wir wollten mal schauen, ob es etwas Neues zu sehen gibt. In der Tat, denn der gesamte Club ist umgezogen und bietet mittlerweile einen großen Souvenirladen.


Noch einmal gingen wir in die Kirche, bevor wir unsere Sachen packten und die letzte Etappe zum Nordkap zurücklegen wollten. Wir füllten ein letztes Mal unsere Vorräte auf und hatten dabei wieder dieses Kuschelparken-Erlebnis. Auf einem großen leeren Parkplatz am Supermarkt musste sich ausgerechnet ein deutsches Wohnmobil direkt neben uns stellen, so dass wir die Klappe zur Heckgarage nicht aufbekommen hätten, wo wir ja unsere Einkäufe hineinpacken wollten. Ich kann es einfach nicht verstehen, warum man anderen Menschen so auf die Pelle rücken muss, wenn doch alles frei ist.

Über die die E69 ging es einige Zeit später schließlich rauf bis zur Insel Magerøya. Dafür durchquerten wir natürlich den bekannten Nordkapptunnel. Die Landschaft entpuppte sich, auch schon vor dem Tunnel, wieder einmal als traumhaft schön – wenn man denn ein Faible für raue Landschaften hat. Es folgte noch der Honningsvågtunnel und schon warfen wir einen Blick auf die gleichnamige Stadt Honningsvåg auf der anderen Seite der Bucht. Dort sahen wir ein Schiff der Hurtigruten sowie ein Kreuzfahrtschiff der Reederei Holland-America-Line. Wir wussten also, dass es jetzt am Nordkap etwas voller sein könnte, aber das machte uns nichts.


Nach einer Woche: Ankunft mit dem Wohnmobil am Nordkap
Honningsvåg wollten wir später einen Besuch abstatten und fuhren daher auf direktem Weg zum Nordkap. Zahlreiche andere Wohnmobile waren ebenfalls unterwegs und auch eine lange Reihe von Quads. Offenbar werden hier mittlerweile Gruppenfahrten angeboten, die dann als Offroad-Abenteuer angepriesen werden. Am Nordkap angekommen, zückten wir unsere Mitgliedskarten für den Royal North Cape Club, mit dem wir lebenslang freien Zugang haben und schon öffnete sich die Schranke – so wie schon beim letzten Mal.

Voll war es, zweifellos. Wir fanden einen Parkplatz in der vierten Reihe und aßen erstmal was. Danach zogen wir zur Nordkaphalle und stellten fest, dass man hierfür nun Eintritt verlangt. Aber mit unserer Mitgliedskarte kamen wir anstandslos so rein und erhielten ein 24-Stundenticket. Sehr schön. Wir genossen es, wieder hier zu sein, stöberten im Souvenirladen, besuchten die Kapelle und schauten uns den bezaubernden Kurzfilm im Kino an, bei dem wir etwas wehmütig wurden. Denn er ist irgendwie so ein richtig schöner Abschluss eines Roadtrips durch Norwegen zum Nordkap. Es fühlte sich fast so an, als sei die Reise hier zu Ende. Dabei war eigentlich nur die Anfahrt beendet und die eigentliche Reise würde nun erst starten.






Doch bis es soweit war, wollten wir unseren Aufenthalt genüsslich auskosten. Wie schon bei unseren beiden vorherigen Besuchen, planten wir zwei Nächte auf dem Nordkapplateau ein. Dass es nur drei Grad warm und das Wetter eher schmuddelig war, störte uns nicht. Wir freuten uns einfach, wieder dort sein zu dürfen. Am ersten Abend machte uns ein niederländischer Nordkap-Besucher darauf aufmerksam, dass das Schiff der Holland-America-Line nach der Abfahrt in Honningsvåg noch vor dem Nordkap kreuzen würde. Wir dachten, das könnte ein interessantes Bild werden, standen dafür aber an der falschen Stelle.
Genussvoller Aufenthalt auf dem Nordkapplateau
Am zweiten Abend machten wir es dann richtig. Wir wussten nämlich, dass an dem Tag zwei Kreuzfahrtschiffe im Hafen von Honningsvåg sind und diese anschließend auch am Nordkap vorbei fahren würden. Dafür standen wir dann aber an besserer Position und ja, es sah schon beeindruckend aus. Vor allen Dingen auch, weil man durch den Größenvergleich mit dem Kreuzfahrtschiff (es war eine AIDA) gut erkennen konnte, wie hoch man eigentlich auf dem Felsplateau steht.





Vorher nutzten wir den Tag aus, um gemütlich über das gesamte Plateau spazieren zu können. Wir besuchten das Nordkap-Horn, das wir in der Vergangenheit noch nie beachteten und sahen ein Moorhuhn, einen Goldregenpfeifer und eine Schneeammer. Sehr schön und vor allen Dingen auch ein wenig abseits vom Trubel am Globus. Wir fanden den Aufenthalt wieder rundum gelungen und wir waren uns einig, dass wir irgendwann auch ein viertes Mal zum Nordkap fahren würden. Nordnorwegen ist ja sowieso immer eine Reise wert und wenn man schon mal dort oben unterwegs ist, dann gehört das natürlich auch dazu.








An unserem zweiten Abend, nachdem die Kreuzfahrtschiffe weg waren, versuchten wir auch, die Mitternachtssonne erleben zu können. Es war zwar weiterhin bewölkt, doch hin und wieder riss die Wolkendecke zumindest ein bisschen auf. Es reichte ein wenig, um mitten in der Nacht die Sonne hinter den Wolken erahnen zu können, aber richtig gesehen haben wir sie leider nicht. Wie auch immer, es war ein traumhaft schönes Gefühl, zur Sommersonnenwende am Nordkap gewesen zu sein. Auch wenn wir feststellen mussten, dass es um diese Jahreszeit noch recht kühl sein kann. Unsere beiden letzten Aufenthalte fanden jeweils ein paar Wochen später im Jahr statt und da war beide Male das Wetter deutlich freundlicher.
Zwei wunderbare Tage am Nordkap







Natürlich ließen wir es uns auch nicht nehmen, im Souvenirladen einige Kronen zurückgelassen zu haben, aber das war es uns auf jeden Fall wert. Und im Nachhinein waren wir erst recht froh, dass wir alles genau so gemacht haben, wie wir es taten. Durch unsere schnelle Anfahrt und dem Kilometerfressen kamen wir passend zu Mittsommer am Nordkap an, aber nicht nur das war für uns ein Erfolg. Denn vier Tage nach unserem Aufenthalt brannte ein Wohnmobil am Nordkap. Dieses Unglück wurde zum Anlass genommen, die Parkzeit auf dem Plateau auf fünf Stunden zu begrenzen. Kurz gesagt, seither ist es nicht mehr erlaubt, am Nordkap zu übernachten, schon gar nicht zwei Tage zu bleiben. Wir hoffen sehr, dass man diese Regelung zukünftig anders gestalten wird. Gleichzeitig sind wir aber froh, dass wir das noch einmal genießen durften.

Doch wie schon gesagt: Nach dem Nordkap ging die Reise durch Nordnorwegen erst so richtig los und das gibt es natürlich im zweiten Reisebericht zu lesen.



Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.
Ich bin Autor von mehr als 120 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.
Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.
Die Weltenbummler – ältester deutschsprachiger Reiseblog (seit 2000)