Der Friedhof in Arlington an der US-Ostküste ist nicht nur irgendein Friedhof, er ist der Nationalfriedhof der Vereinigten Staaten von Amerika. Gleichzeitig ist er der zweitgrößte Friedhof der USA und beherbergt eine Viertelmillion Grabstätten.
Allerdings wird man dort nicht als Normalbürger begraben. Vielmehr muss man mindestens das Kind eines Soldaten des amerikanischen Militärs sein, der ebenfalls hier begraben wurde. Kurz gesagt bestehen die meisten Gräber aus den typischen weißen Grabsteinen, die für amerikanische Soldatenfriedhöfe bekannt sind. In Europa habe ich solche amerikanischen Soldatenfriedhöfe in Luxemburg und vor allen Dingen an der französischen Küste der Normandie kennengelernt.
Der Nationalfriedhof ist daher auch in seinen Ausmaßen bedeutend. Um ihn von Nord nach Süd zu durchqueren, legt man rund eineinhalb Kilometer zurück. In seiner Ost-West-Ausdehnung sind es an der breitesten Stelle knappe 200 Meter mehr. Daher ist es im Autoland USA kein Wunder, dass nicht nur Fußwege zu den einzelnen Grabfeldern führen, sondern auch breite Asphaltstraßen. Und da dieser Friedhof kein gewöhnlicher ist, sondern auch zahlreiche Touristen anlockt, können diese sich sogar mit einer Art Touristenbahn über den Friedhof führen lassen.
Die Anlage des Friedhofs ist sehr hügelig und so kann man von einzelnen Punkten aus wunderbar die Aussicht genießen. Hier zum Beispiel ist der Blick auf das Verteidigungsministerium Pentagon möglich.
Nur wenige Meter davon entfernt schaut man auf die amerikanische Hauptstadt Washington D.C. Sie befindet sich gleich auf der anderen Seite des Potomac River. Ich hatte schon in der Beschreibung zum Stadtrundgang durch Washington geschrieben, dass man am Friedhof wunderbar parken kann, um von dort über die Brücke zum Lincoln Memorial zu gelangen. Den Weg erkennt man gut auf dem Bild.
Grab von John F. Kennedy
Die meisten Besucher strömen zum wohl bekanntesten Grab auf dem Friedhof. Etwas unterhalb eines Hügels liegt der ehemalige amerikanische Präsident John F. Kennedy begraben. Neben ihm wurde seine Frau Jacqueline bestattet.
Sie war es, die nach dem Attentat auf JFK und dem anschließenden Staatsbegräbnis dafür sorgte, dass an dieser Stelle ein ewiges Feuer lodert.
Neben den hier begrabenen Präsidenten und den vielen Soldaten, gibt es auch ein Denkmal, dass an die Opfer des Terroranschlags über Lockerbie erinnert. Ich hatte ja bereits während unserer Reise mit dem Wohnmobil durch Schottland die kleine schottische Ortschaft besucht und mir die Gedenkstätte Lockerbie auf dem dortigen Friedhof angeschaut. Sehr traurig, wenn man bedenkt, dass diese Passagiere nur von Europa nach Amerika wollten und über Lockerbie getötet wurden.
Wir besichtigten auch das Grab des unbekannten Soldaten, an dem zu Zeitpunkt gerade eine Zeremonie stattfand.
Eine Vielzahl an Veteranen aus verschiedenen Kriegen waren im Rahmen der Honor-Flight-Flüge vor Ort, als wir dort gerade ankamen. Diese Honor-Flight-Flüge werden von einer Non-Profit-Organisation durchgeführt und dienen dazu, Veteranen zu den Denkmälern in Washington und zum Nationalfriedhof zu bringen. Für die Veteranen ist der Flug komplett kostenlos, was wieder mal ein Beweis für den hohen Stellenwert von Kriegsveteranen in den USA ist. Der erste Honor-Flight-Flug fand im Jahr 2005 statt.
Gleich neben dem Grab des unbekannten Soldaten befindet sich das Rund des Memorial Amphitheater. Auch dieses ist oftmals Ort für Gedenkveranstaltungen und hat ebenfalls eine erstaunliche Größe. Satte 5.000 Sitzplätze bietet es und man möge bedenken, dass wir uns immer noch auf einem Friedhof befinden.
Außerhalb des Friedhofs kann man nicht nur Washington oder das Pentagon sehen, sondern auch das Air Force Memorial.
Erschreckend viele Grabsteine auf dem Friedhof in Arlington
Aber der Hauptschwerpunkt liegt natürlich bei den zahlreichen Gräbern der amerikanischen Soldaten und es ein erschreckendes Bild, wenn man die typischen weißen Grabsteine reihenweise sieht.
Trotz der Vielzahl an Gräbern, die alle militärisch gleich wirken, fallen aber trotzdem Einzelschicksale auf. So wie auf dem oberen Bild der bunte Geburtstagsballon. Er wurde von der Familie des gefallenen Soldaten angebracht.
Dieser in Irland geborene Soldat starb zum Beispiel im Sezessionskrieg und diente in der 1. US-Kavallerie. Er wurde mit der höchsten militärischen Auszeichnung, der Medal of Honor, geehrt. Schicksale über die verstorbenen Soldaten kann man auf der Seite der Congressional Medal of Honor Society nachlesen.
Dieser hier begrabene Soldat gehört zu den fast zwei Millionen Soldaten, die seit dem Jahr 1932 mit dem Purple Heart ausgezeichnet wurden. Man erhält es, wenn man im Krieg verwundet oder gar getötet wurde.
Besonders interessant hätte ich auch das Schicksal dieses Soldaten gefunden. Willy Karl Schloss war ein Deutscher, der in der US-Army tätig war. Leider konnte ich hierzu aber keine Angaben finden.
Anders das Schicksal dieser Flugzeugbesatzung. Hierzu stehen alle Infos im Netz. am 29. April war das zehnköpfige Team unterwegs, um Berlin zu bombardieren. In Meitze im niedersächsischen Wedemark stürzte ihr Flugzeug auf ein Feld. Drei der Toten wurden auf einem Freidhof bei Hannover begraben und nach dem Krieg auf einen amerikanischen Soldatenfriedhof in Belgien überführt. Zwischen 2003 und 2007 fand man an der Absturzstelle weitere Überreste der Besatzung, die an die US-Behörden übergeben wurden. Mit militärischen Ehren fanden sie im Jahr 2011 ihre letzte Ruhrstätte auf dem Nationalfriedhof in Arlington.