Ein Wochenende, an dem wir einfach nur mal ausspannen und frische Luft atmen wollen, führt uns in der Regel an die Nordsee. Dort heißt es, wirklich einfach genießen und nicht von Ort zu Ort fahren, um etwas zu besichtigen. Für so etwas bietet sich der Wohnmobilstellplatz in Harlesiel ideal an. Er liegt direkt am Hafen mit Blick auf die Insel Wangerooge. Im Vorfeld setzten wir uns mit einem Wattwanderführer in Verbindung, der uns durch das Weltnaturerbe zur Insel Spiekeroog bringen soll. Eine zehn Kilometer lange Wanderung durch das ostfriesische Wattenmeer wäre eine interessante Erfahrung.
So ganz ohne Besichtigung schaffen wir es aber dann doch nicht. Auf dem Weg nach Norden machen wir zunächst Halt im Emsland, wo nur noch wenige Überreste der einstigen Emslandlager zu finden sind. Es handelte sich um 15 Lager der Nationalsozialisten, in denen die Gefangenen die umliegenden Moore kultivieren mussten. Daraus entstanden ist das berühmte Lied der Moorsoldaten, welches von Häftlingen während ihrer Gefangenschaft komponiert wurde. Wir besuchten drei Orte, an denen früher die Lager standen.
In Neusustrum, direkt an der niederländischen Grenze waren überwiegend Homosexuelle eingesperrt. Zu sehen ist dort nur noch ein Denkmal. Wo die Baracken standen, befindet sich heute der dorfeigene Sportplatz. An das KZ Börgermoor, unsere zweite Anlaufstelle, erinnert nur noch ein Gedenkstein und auch das KZ Esterwegen wäre kaum noch existent. Auf dem Gelände quartierte sich nach dem Krieg die Bundeswehr, die das Areal im Jahr 2000 verließ.
Erst in letzter Zeit gab es Bestrebungen, eine KZ-Gedenkstätte an diesem Ort zu errichten. Noch ist diese nicht fertig, doch man kann schon einiges gut erkennen. Eng gepflanzte Bäume symbolisieren die Baracken der Häftlinge und Hinweistafeln erläutern das Leben und Sterben im KZ. Doch einzelne Besucher können die Gedenkstätte erst ab Herbst 2011 besichtigen, momentan werden nur Gruppen eingelassen.
Auf dem Gelände befindet sich auch ein kleines Kloster in dem vier Franziskaner-Schwestern leben. Vorsichtig steckten wir unsere Köpfe in das Kloster und lasen den Text des Moorsoldatenliedes an der Wand, als eine der Schwestern uns empfing und sich sehr viel Zeit nahm, uns das Kloster und das KZ zu erläutern. Die Niederländerin führte uns durch die Räumlichkeiten, die einstmals von der Bundeswehr erbaut wurden.
Nach diesen Eindrücken fuhren wir die letzten Kilometer bis Harlesiel, wo wir auf dem uns bekannten Stellplatz einparkten und zu Fuß die zwei Kilometer an der Harle nach Carolinensiel spazierten. Dabei erhielten wir den Anruf des Wattführers, der die für den nächsten Tag geplante Wanderung wegen des schlechten Wetters absagen musste. Wir ahnten bereits schon so etwas. Es war für Juni nicht nur empfindlich kalt, sondern auch sehr stürmisch. Nach Aussage des Wattführers war das Wasser zudem 40 Zentimeter zu hoch. Schade, dann eben beim nächsten Mal.
Dafür wanderten wir an einem der Tage über den frisch gemähten Deich nach Neuharlingersiel (Track). Unser GPS-Logger verriet uns später, dass es sich um eine Strecke von 7,6 Kilometern handelt, die wir mal eben hin und zurück gingen, nur um in Neuharlingersiel das dortige Buddelschiffmuseum zu besichtigen. Die kleine Ausstellung zeigt zahlreiche Schiffe, die irgendwie in Flaschen jeglicher Größe einzwängt wurden. Bei nicht wenigen Schiffen fragt man sich, wie man diese in die Buddel bekommen hat.
Auf dem Deich machten wir Begegnungen –natürlich– mit Schafen und mit Rauchschwalben, die im Kamikazeflug um uns herum kreisten. Erst später wurde uns klar, dass sie wahrscheinlich Jagd auf Insekten machten, die wir durch unsere Wanderung aufscheuchten. Neben den zahlreichen Möwen gab es zudem noch Austernfischer zu sehen. Eines dieser Vogelpaare brütete direkt am Stellplatz, wo wir deren Nahrungssuche für den Nachwuchs in Ruhe betrachten konnten.
Nach einem Nachmittagsspaziergang entschlossen wir uns, zur Sicherheit das Auto umzustellen. Es war abzusehen, dass die Flut kam und diese höher ausfiel als üblich. Der Wind, der vom Meer kam, trieb das Wasser weiter in das Hafenbecken als normal, so dass der Stellplatz innerhalb weniger Minuten teilweise unter Wasser stand. Vorgewarnt war man aber auch durch den Platzbetreiber, der auf die Gefahr aufmerksam machte.
Außerdem sollte man eigentlich an der Rezeption zur Sicherheit seine Handynummer hinterlegen. Drei Wohnmobilbesitzer taten dies nicht und mussten dafür in Kauf nehmen, dass ihr Fahrzeug eine Unterbodenwäsche erlebte. Mit Salzwasser langfristig keine so angenehme Sache.
Mehrfach gingen wir nach Carolinensiel, besichtigen den Strand und genossen einfach nur den Tag bevor es dann wieder nach Hause ging. Natürlich nicht, ohne noch etwas zu besichtigen. Der schiefe Kirchturm von Suurhusen, nahe Emden, sollte es sein. Dort legten wir noch einen Stopp ein und machten ein paar Fotos vom Bauwerk, der schiefer sein soll als der Turm in Pisa, bevor wir die letzten Kilometer unter die Räder nahmen und nach Hause fuhren – mit der Hoffnung, dass wir im nächsten Jahr dann zu unserer Wattwanderung kommen werden.
Hallo aus der Rhön, sehr erfreut über die Qualität der Bilder und die sehr persönliche Art der „Schreibe“. Ziemlich einzig im Chaos der diversen Seiten.
Gefunden hab ich diese Seite eher durch Zufall als ich auf die Suche nach
einem Stellplatz für unseren T5 war. Wir haben eigentlich nicht vor länger
als 2 Nächte zu bleiben…. p.s. der Video Clip kann sich sehen lassen.
Weiter so “ mit Moll in Dur“ HK Schmidt 1.Mai 2014
Danke für die netten Worte und viele Grüße in die Rhön, wo es auch sehr schön ist.
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