Wenn man auf dem Highway 12 durch Utah unterwegs ist und vom Bryce Canyon Nationalpark zum Capitol Reef Nationalpark fährt, reist man durch eine wunderbare Landschaft. Hinter jeder Ecke und jeder Kurve bietet sich ein anderer faszinierender Anblick.
Kein Wunder also, dass der Highway 12 auch als Scenic Landscape Byway bezeichnet wird. Man sollte aber nicht nur alles aus dem Auto heraus bestaunen, sondern ruhig auch mal ein paar Wanderkilometer zurücklegen.
Dafür bietet sich zwischen den Orten Escalante und Boulder eine tolle Möglichkeit an. Dort durchquert man das Grand Staircase-Escalante National Monument. Ein kleines Schild nach links weist auf die Calf Creek Recreation Area, wo man beispielsweise mit dem Wohnmobil in einem kleinen Tal wunderbar übernachten kann und gegen Gebühr auch darf. Soweit ich weiß, hat es im Jahr 2016 gerade einmal 15 Dollar gekostet.
Wir fuhren zunächst dran vorbei, weil wir einerseits nicht mit dem Wohnmobil durch die USA fuhren, sondern mit einem SUV und andererseits, weil es an dem Tag schon recht spät war. Immerhin kamen wir gerade aus dem Bryce Canyon Nationalpark.
Wir übernachteten in einem liebevoll geführten privaten Motel in Boulder und machten uns am nächsten Morgen auf den Weg, in dem kleinen Tal zu wandern.
Das Wetter war hervorragend und versprach uns einen strahlend blauen Himmel. Der Wagen war schnell eingeparkt und an einer Informationstafel konnten wir fünf Dollar Parkgebühr in einen Umschlag stecken. Danach lasen wir noch die Warnhinweise zu diesem Wanderweg, die sich zumindest in einem Punkt von den Warnhinweisen in europäischen Tälern unterschieden: Wir sollten laut und mindestens zu zweit sein.
Und zwar wurde im Tal schon des Öfteren ein Berglöwe, also Puma, gesichtet. Würden wir laut genug sein, also Gespräche führen, dann würde sich das Tier aber schon frühzeitig davon trollen und es würde keine Gefahr geben. Aber um ehrlich zu sein, hätte ich nichts dagegen gehabt, solch ein Tier zu sehen. Meinetwegen auch mit etwas Abstand.
Na ja, daraus wurde nichts. Dafür sahen wir allerhand anderer Tiere. Dazu zählen zum Beispiel Echsen, die über das rote Gestein huschen, die niedlichen Chipmunks, die sich flink von einem Gebüsch zum nächsten bewegen und Libellen. Letztere erdreisteten sich und nutzten einfach mal meine Hand als Landeplatz.
Auch an schöner Flora mangelt es nicht. Dort, wo in dem immer enger werdenden Tal noch genug Licht hinkommt, wachsen etliche Kakteen und weiter im Tal sieht man auch bambusartige Pflanzen. Sie gehören sicherlich zu den Süßgräsern, aber wie sie genau genannt werden, ist mir leider nicht bekannt. Sie sahen mit ihren dunkelgrünen Stengeln und den schwarzen Knoten schon recht interessant aus und wuchsen nur am Ufer des kleinen Flusses, der durch das Tal fließt.
Dem Fluss folgt man während der gesamten Wanderung. Andere Möglichkeiten hat man ohnehin nicht. Rechts und links erheben sich steile Felswände, die im Laufe der Tour immer weiter zusammenrücken, so dass man nachher in einem sehr engen Canyon steht.
Rund fünf Kilometer ist man in eine Richtung unterwegs. Auf dem Hinweg brauchten wir etwas mehr als eine Stunde. Zurück waren wir deutlich schneller. Das lag aber nicht an irgendwelchen Steigungen, von denen fast keine existieren, sondern vielmehr daran, dass wir auf dem Hinweg an jeder Pflanze anhielten und auch immer wieder den Blick über das Tal schweifen ließen. Auf dem Rückweg kannten wir das ja alles bereits.
Bei der Tour handelt es sich also um eine Streckenwanderung und nicht um einen Rundwanderweg. Zu einer Streckenwanderung gehört natürlich ein spezielles Ziel. In diesem Fall war es der Calf Creek Wasserfall am Ende des Tals.
Aus einer Höhe von 65 Metern fällt das Wasser des Calf Creek Falls in die Tiefe, bildet einen kleinen Teich und fließt schließlich weiter durch den Canyon in Richtung Parkplatz. Er gibt ein sehr schönes Bild ab, das zahlreiche Wanderer anlockt.
Die beste Zeit für Fotos von dem Fall ist morgens, wenn die Sonne noch richtig steht. Aber nicht nur deswegen sollte man frühzeitig zur Tour aufbrechen, sondern auch, weil es im Laufe des Tages deutlich voller wird. Der Canyon ist zwar dann nicht überlaufen, dafür ist er einfach zu unbekannt.
Aber als wir am Wasserfall ankamen, waren gerade mal fünf Leute dort. Während der Tour kamen uns zwei entgegen, die vermutlich fast alleine den Wasserfall genießen konnten. Doch auf unserem Rückweg kamen uns mehrere Gruppen entgegen und es dürfte nachher deutlich voller gewesen sein.
Der Calf Creek Canyon ist zwar nicht das Highlight von Utah und geht zwischen den vielen Nationalparks mit ihren spektakulären Landschaften beinahe unter. Aber wenn man ein wenig Zeit übrig hat, dann hat auch dieser Besuch seinen Reiz. Uns hat es zumindest sehr gut gefallen.