Wandertour durch Ratingen-Breitscheid

Auf einer abwechslungsreichen Wanderung treffen wir in Ratingen-Breitscheid auf drei herrschaftliche Schlösser und zwei sehenswerte Gotteshäuser, die in ihrer Gestalt nicht unterschiedlicher sein könnten. Zwischendurch wandern wir auf ruhigen Feld- und schattigen Waldwegen und kommen, frei nach Friedrich Schiller, durch hohle Gassen.

Der folgende Text stammt aus meinem nicht mehr erhältlichen Reiseführer „20 Wanderungen in und um Essen“. Die Angaben können daher veraltet sein.

Wanderer, die mit dem Auto anreisen, verlassen den Wanderparkplatz nach rechts und überqueren nach rund 150 Metern am Schild „Bahnübergang“ die Straße, um nach links in den Waldweg abzubiegen. Bahnreisende müssen ab dem S-Bahnhof die Straße Am Sondert bergauf gehen und an dem ersten Hinweisschild zum Wanderparkplatz nach rechts in den Waldweg abbiegen.

Hier an einer rot-weißen Absperrschranke am Waldweg beginnen wir unsere Wanderung gemeinsam. Der geschotterte Weg ist zugleich der Wanderweg XA7, dem wir öfter begegnen, aber nicht folgen werden. Schon am ersten Abzweig nach wenigen Metern verlässt uns der Weg nach links, während wir geradeaus durch den ruhigen und lichten Wald wandern. Wir halten die Wegrichtung auch an einer kleinen Kreuzung mit einer geschnitzten Holzbank bei. Erst an der folgenden Weggabelung entscheiden wir uns für den linken Pfad. D. h. wir folgen nicht den auf Baumstämmen aufgesprühten roten Pfeilen.

Schon bald lichtet sich der Wald zu unserer Linken und gibt einen Blick auf die Essener Straße frei. Jenseits der Straße können wir ein einzeln stehendes rotes Wohnhaus mit eine schwarz-grün-weißen Flagge erkennen. Diesen Pferdehof werden wir im späteren Verlauf passieren.
Doch zunächst führt uns der Schotterweg hinab zu einem asphaltierten Weg, dem wir nach rechts folgen. Es ist der Wanderweg X, der uns mit einer leichten Steigung auf eine Kuppe und dann zum Blomericher Hof führt. Am Weidezaun des Bauernhofes, an dem unsere Route nach links in den Wald abzweigt, lohnt sich ein Abstecher zum umzäunten, kleinen Friedhof neben dem Hof.

Historische Brücke über dem Landsberger Bach
Historische Brücke über dem Landsberger Bach

Die 43 Grabsteine des kleinen Friedhofs sind teilweise schon stark verwittert, da sie aus Ruhrsandstein gefertigt sind. Doch deutlich sind die hebräischen Inschriften der Begräbnisstätten aus der Zeit von 1786 bis 1886 zu erkennen. Es handelt sich um den älteren der beiden jüdischen Friedhöfe der einstigen Gemeinde Kettwig vor der Brücke. Heute gehört Kettwig vor der Brücke zu Essen-Kettwig, während der Friedhof nach der Gemeindegebietsreform auf Ratinger Gebiet liegt.

Wir kehren zum Abzweig zurück und wandern in den Wald hinein. An der ersten Gabelung laufen wir weiter geradeaus und richten uns nach dem Weg M. Wenn direkt auf dem Weg im Waldboden zwei nicht zu übersehende Markierungssteine des Energieträgers RWE eingelassen sind, sehen wir zur Linken, wie der schmale Landsberger Bach im Laufe der Zeit ein kleines, aber schönes Kerbtal geschaffen hat. An einer Metallstange verlassen wir den Wanderweg nach links und folgen dem Bachlauf. Hier muss man zwar etwas genauer schauen, wo der ausgetretene Pfad verläuft, doch ein Verlaufen ist nicht möglich, da sich links der Abhang zum Tal befindet. Im späteren Verlauf geht dieser Pfad als Wanderweg A3 in einen Hohlweg über. Er führt uns steil hinab bis zum Schloss Landsberg, das von hier aus schon gut erkennbar ist.

Schloss Landsberg
Schloss Landsberg

Bereits im 13. Jahrhundert hat man zur Grenzbefestigung zwischen den einzelnen Gebieten von Werden und dem Reichsstift Essen eine Burg an dieser exponierten Lage über der Ruhr errichtet. In der Mitte des 17. Jahrhunderts wurde die Anlage zu einem Renaissanceschloss ausgebaut. Doch das heutige Aussehen von Schloss Landsberg verdanken wir August Thyssen. Der Industrielle, der sich in der Montanindustrie einen Namen gemacht hat, erwarb 1903 das Schloss und ließ erhebliche Umbauarbeiten vornehmen, bevor er mit seiner Familie im Schloss lebte und im Jahr 1926 schließlich auch dort verstarb. Im Bergfried, der ursprünglich Wohnraum war, wurde nach dem Tode Thyssens die Familiengruft untergebracht, die mittlerweile auch die sterblichen Überreste seine Söhne beherbergt.
Heute werden die Räumlichkeiten von Schloss Landsberg zu Tagungszwecken der Firma ThyssenKrupp genutzt.

Wanderung am Schloss Landsberg

Noch bevor wir den befestigten Weg des Schlosses betreten, können wir an den drei Holzstämmen, einen Blick über die linke Flanke des Hohlweges werfen. Wir sehen das schmale Kerbtal und können erkennen, wie tief es eingeschnitten ist.
Für das nächste Wegestück gibt es zwei Möglichkeiten. Ein gemächlicher Spaziergang führt uns über den gepflasterten Weg am Schloss vorbei bis zur August-Thyssen-Straße hinab. Die Mutigen unter uns folgen von den Holzstämmen aus dem gut erkennbaren Waldweg oberhalb des steilen Abhangs. Der schöne Waldweg führt uns über eine alte Steinbrücke und eine in den Waldboden eingelassene steinerne Treppe. In der Talsohle schließlich klettern wir über mehrere Felsen, die vom Bach umspült werden. Hier ist natürlich Vorsicht geboten, da die Steine glatt sein können. Auf der August-Thyssen-Straße treffen beide Wege zusammen. Wir wandern auf dem Bürgersteig nach links und erreichen nach ca. 300 Metern das Restaurant Hugenpöttchen im Wasserschloss Hugenpoet.

Schloss Hugenpoet in Essen-Kettwig
Schloss Hugenpoet in Essen-Kettwig

 

Das dreiteilige Wasserschloss Hugenpoet besteht aus einem Herrenhaus, welches komplett von einem Wassergraben umgeben ist und mit seinen zwei Türmen sofort als Hauptgebäude erkennbar ist. Im Süden und im Westen wird die Anlage sowohl durch eine Innere als auch durch eine Äußere Vorburg ergänzt. Das Schloss wurde im ausgehenden 17. Jahrhundert an der Stelle einer wehrhaften Burganlage, die der Überwachung einer nicht mehr vorhandenen Brücke nach Kettwig diente, erbaut. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das zwischenzeitlich ziemlich verfallene Schloss modernisiert und ausgebaut. Seit 1985 steht Schloss Hugenpoet unter Denkmalschutz.

Aufstieg ab dem Schloss Hugenpoet

An der Einfahrt zum Schloss Hugenpoet überqueren wir die Straße. Doch Vorsicht, sie ist für Fußgänger nicht ganz ungefährlich, da nur die von rechts kommenden Fahrzeuge von einem Stopp-Schild gebremst werden.

Wir passieren das griechische Restaurant Syrtaki Am Esel und wandern nach links in die Essener Straße bergauf. In der zweiten Serpentinenkurve wechseln wir die Straßenseite, um einen Blick auf die Brücke der A 52, die das gesamte Ruhrtal überspannt, zu werfen.
Wir bleiben auf der Essener Straße, bis wir am zweiten Abzweig auf die Hasenbrucher Straße stoßen. Genau gegenüber einem Pferdehof erkennen wir in ihm das Gebäude, welches wir von oben schon gesehen haben und stellen fest, dass die schwarz-grün-weiße Flagge die des Fußballvereins Borussia Mönchengladbach ist. Wir schwenken nach rechts in die Hasenbrucher Straße ein und biegen nach ca. 300 Metern an der Kreuzung nach links in die Straße Fußbein ein. Dieser folgen wir ein langes Stück und können dabei den Blick über die Felder schweifen lassen oder die Flugzeuge in der Einflugschneise des Düsseldorfer Flughafens beobachten.

Wir folgen der Hasenbrucher Straße, die hinter einer Gärtnerei ihren Namen in Schneeweiß wechselt. Wir wandern an einem einsam Haus vorbei in ein Waldgebiet, wo wir auf die Straße Langenkamp stoßen und nach rechts abbiegen. Für ein sehr kurzes Stück begleitet uns wieder die Wanderwegbezeichnung XA7, die uns jedoch schon an der nächsten Sitzbank nach links verlässt, während wir geradeaus auf der Asphaltstraße bleiben. Halblinks vor uns am Horizont erkennen wir ein rotes, pyramidenförmiges Gebäude unser nächstes Ziel.

Pyramide in Ratingen-Breitscheid
Pyramide in Ratingen-Breitscheid

Erinnerungen an den ehemaligen Freizeitpark Minidomm

Zunächst überqueren wir zwei kleinere Bäche und passieren einen Kindergarten, der sich am Rande einer Wohnsiedlung befindet. Am folgenden Kreisverkehr, biegen wir links ab und wandern am Rande der Wohnsiedlung auf dem Mintarder Weg. Linker Hand blicken wir über ein weites Feldes und passieren zwei Höfe, bevor uns ein kleines Wäldchen aufnimmt. An der ersten Kreuzung unter dem Blattwerk haben machen wir einen kleinen Abstecher, indem wir geradeaus wandernd an der folgenden Alten Kölner Straße links abbiegen. Nur wenig später erhebt sich vor uns die rote Pyramide der Christopheruskirche.

Die rote Pyramide ist das Dach der katholischen St. Christophoruskirche, die in den 1970er-Jahren erbaut wurde. Die ursprüngliche Planung sah vor, dass es sich bei diesem Gotteshaus um eine Autobahnkirche handeln sollte, denn nur 200 Meter hinter dem Bauwerk befindet sich das Autobahnkreuz der A52 und der A3. Doch die Planung zu einer Autobahnkirche musste aufgegeben werden, weil damals keine geeignete Anbindung an die Fernstraße möglich war. Heute dient sie der Kirchengemeinde Ratingen. Ihr markantes Äußeres ist jedoch von der Autobahn aus zu sehen und daher vielen im Ruhrgebiet bekannt. Nicht minder bekannt sein dürften die Leinwand eines Autokinos sowie der Zwiebelturm eines Restaurants, welches zum neben der roten Pyramide liegende ehemaligen Freizeitpark Minidomm gehörte. Auf dem damaligen Freizeitparkgelände befindet sich heute ein Industriegebiet, dennoch kann man einige wenige Überreste vom Minidomm im Unterholz finden.

Schloss Linnep im Wald von Ratingen-Breitscheid

Wir kehren zur Kreuzung unter den Bäumen zurück und biegen rechts in den Linneper Weg ein, der uns geradeaus zwischen Ackerflächen bis an den Waldrand führt, wo wir zwischen den Bäumen bereits den Rundturm von Schloss Linnep, dem dritten Schloss auf unserer Runde, erblicken.

Idylle in Ratingen
Idylle in Ratingen

Auch Schloss Linnep ist ein Wasserschloss. Das Schloss wurde im 18. Jahrhundert erbaut, lediglich der Turm entstammt einer älteren Burg an dieser Stelle. Eine Besichtigung des Schlosses ist leider nicht möglich, da es sich im Privatbesitz befindet, doch allein schon der Anblick von außen ist sehenswert. Vor dem Schloss breitet sich ein kleiner See aus, der unterhalb der Straße in den Hummelsbach entwässert. Direkt neben dem Bach befindet sich die ehemalige Schlossmühle. Dahinter sehen wir die evangelische Waldkirche Linnep, die nach 2-jähriger Bauzeit im Jahr 1684 fertig gestellt wurde.

Zwischen Schloss und Kirche wandern wir wieder in den Wald hinein. Wenn wir die Essener Straße erreichen, gehen wir zur Ampelkreuzung und queren sowohl die Essener Straße als auch die Straße Am Sondert. Letzterer folgen wir nach links und erreichen nach 300 Metern wieder den Wanderparkplatz mit Kinderspielplatz, Tischtennisplätzen und zahlreichen Sitzplätzen. Zum S-Bahnhof Ratingen-Hösel folgen wir der Straße Zum Sobert geradeaus.

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