Wandertour an der Schurenbachhalde in Essen

Zwei Aussichtspunkte liegen auf dem Weg durch eine Landschaft, die sich in den letzten Jahrzehnten deutlich gewandelt hat. Von grünen Wiesen steigen wir auf bis zur kargen Mondlandschaft der Schurenbachhalde und überblicken dabei das gesamte Ruhrgebiet.

Der folgende Text stammt aus meinem nicht mehr erhältlichen Reiseführer „20 Wanderungen in und um Essen“. Die Angaben können daher veraltet sein.

Wanderung entlang der Emscher
Wanderung entlang der Emscher

Wir begeben uns vom Parkplatz in Richtung Amphitheater und folgen zunächst der Ausschilderung Richtung Pyramide. Dabei überqueren wir die Emscher, halten uns rechts und nutzen halbrechts die moderne Brücke mit ihren roten Stahlpfeilern. An ihrem Ende gelangen wir zu einem betonierten Oktogon, hinter dem sich der Förderturm der Zeche Nordstern erhebt.

Ausgangspunkt an der ehemaligen Zeche Nordstern

Die Name der Zeche Nordstern sollte Programm werden, denn die ursprünglichen Planungen sahen vor, dass die Zeche die nördlichste im Ruhrgebiet sein sollte. Begonnen hatte der Kohleabbau im damaligen Dorf Horst in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Schon zu Ende des Jahrhunderts lag die Förderung bei rund 850.000 Tonnen Kohle pro Jahr. Nach einer kurzzeitigen Unterbrechung durch den Zweiten Weltkrieg holte man noch bis 1993 Kohle ans Tageslicht. Innerhalb von nur vier Jahren wandelte sich das einstige Zechengelände zum Austragungsort der Bundesgartenschau 1997. Nach Ende der Buga nutzte man auch weiterhin das Areal als Grünanlage in Form des heutigen Nordsternparks. In den angrenzenden Gebäuden ist neben der Gastronomie auch die weltweit drittgrößte Modellbahnanlage untergebracht. Der so genannte Deutschlandexpress fährt durch eine sehenswerte Miniaturlandschaft, die Deutschland von der Nordsee bis zu den Alpen zeigt.

Halblinks vom Oktogon haben wir die Möglichkeit, einen künstlich angelegten Erdwall in Form einer Pyramide zu erklimmen. Diese bietet einen ersten wunderbaren Ausblick auf das Gelände der ehemaligen Bundesgartenschau.

Auf dem Holzweg unterwegs
Auf dem Holzweg unterwegs

Am Fuße der Pyramide erkennen wir den Schotterweg, der auf eine interessante und verzweigte Brückenkonstruktion zuführt. Diese soll unser nächstes Ziel sein. Wer mag, kann auf der Brücke rechts abbiegen und den Klettergarten nutzen. Er wird vom Deutschen Alpenverein genutzt und bietet Klettermöglichkeiten bis zu einer Höhe von 17 Metern.
Wir gehen weiter geradeaus und orientieren uns am blauen Pumpwerk der Emschergenossenschaft. Ein Hinweisschild erläutert uns die kommenden 620 Meter, die die Emschergenossenschaft als Musterweg entlang der Emscher gestaltet hat.

Über den Rhein-Herne-Kanal

Nach Verlassen des Musterwegs überqueren wir die Emscher, gehen unter den Rohrleitungen hindurch und halten uns rechts. Auf der rechten Seite werden wir plötzlich vom Rhein-Herne-Kanal begleitet, den wir an der nächsten Möglichkeit ebenfalls überqueren werden.

Bogenbrücke über dem Rhein-Herne-Kanal
Bogenbrücke über dem Rhein-Herne-Kanal

Im Ruhrgebiet kommt es nicht selten vor, dass man bei der Überquerung der Emscher auch Rhein-Herne-Kanal überqueren muss. Beide Gewässer verlaufen über weite Strecken parallel nebeneinander. Die 83 Kilometer lange Emscher entspringt bei Holzwickede und wird ab Castrop-Rauxel vom Rhein-Herne-Kanal bis zum Rhein begleitet. Beim Bau der 45 Kilometer langen Wasserstraße in den Jahren 1906 bis 1914 orientierte man sich am Flusslauf der Emscher. Mehr als ein Dutzend Häfen können von den Frachtschiffen am Rhein-Herne-Kanal angesteuert werden. Allerdings müssen sie dabei auf der gesamten Strecke zwischen dem Rhein und dem Castrop-Rauxel fünf Schleusen durchqueren.

Auf der anderen Kanalseite halten wir uns an der zweiten Möglichkeit rechts (nicht direkt am Kanal entlang, sondern erst auf dem Asphaltweg) und gehen an der Schranke vorbei. Über die ehemalige Industrieanlage gehen wir geradeaus und unter dem Betonsilo hindurch. Dahinter steigt der Weg an und führt uns automatisch auf die Schurenbachhalde.

Bramme auf der Schurenbachhalde
Bramme auf der Schurenbachhalde

Wie die vielen andere Halden im Ruhrgebiet entstand auch die Schurenbachhalde als Abraumhalde durch den Steinkohlebergbau. Trotz der Nähe zur Zeche Nordstern war die Schurenbachhalde jedoch Teil der Zeche Zollverein. Im Gegensatz zu anderen Halden ist diese jedoch nicht komplett begrünt. Man ließ ihr absichtlich den Charakter einer Mondlandschaft, zu der die Stahlbramme des Künstlers Richard Serra hineinpasst. Die über 14 Meter hohe Bramme wurde als Landmarke 1998 aufgestellt und soll an die Stahlgeschichte des Ruhrgebietes erinnern. Ironischerweise wurde die 67 Tonnen schwere Skulptur jedoch in Frankreich hergestellt. Da im Ruhrgebiet existierte zum damaligen Zeitpunkt kein Stahl produzierender Betrieb mehr.

Fernsicht zur Essener Skyline
Fernsicht zur Essener Skyline

Fernblicke von der Schurenbachhalde in Essen

An der Bramme geht es vorbei bis zu den Treppen, die uns wieder von der Halde herunter bringen. Am Treppenende gehen wir links bis wir wieder auf den Asphaltweg treffen, an dem wir bereits vor der Ersteigung der Halde waren. Hier orientieren wir uns an der Radwegbeschilderung zurück zum Nordsternpark. Entlang des Kanals sehen wir nun das Bugagelände von der anderen Seite und erkennen auch die Graffitiwand, die absichtlich zum Sprayen frei gegeben wurde und als Kunstwerk zu verstehen ist. An der ersten Möglichkeit verlassen wir den Kanalweg und halten uns rechts und wenig später an den zwei Sitzbänken erneut rechts. Wir treffen auf den Fahnenwald, der von einem japanischen Künstler anlässlich der Bundesgartenschau gestaltet wurde, sowie auf das Europator, welches aus einem verwinkelten Edelstahlrohr besteht.

Spazierweg am Rhein-Herne-Kanal
Spazierweg am Rhein-Herne-Kanal

Am Europator halten wir uns geradeaus und gehen am Ende halbrechts in einer Kurve an einem Naturlehrpfad vorbei. Leider sind die dortigen Einrichtungen in einem etwas verfallenen Zustand. Automatisch gelangen wir zum Kinderland, nachdem wir auf einem Steg ein Biotop überquerten. Wenn Kinder trotz dieser Wanderung noch nicht müde sind, dann können sie es spätestens auf diesem großen Kinderspielplatz werden. Hinter dem Kinderland halten wir uns rechts und überqueren auf dem Wahrzeichen des Nordsternparks, der roten Stahlrohrbogenbrücke den Rhein-Herne-Kanal. Direkt dahinter gelangen wir rechts wieder zum Parkplatz.

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