Wandertour an der Festung Mont Royal

Knatternd schweben die Kleinflugzeuge über unseren Köpfen hinweg und landen sicher auf der grasigen Landebahn neben uns, während wir den Flugplatz von Traben-Trarbach umrunden. Lachende Kinder und fröhliche Erwachsene erleben wir auf der Festung Mont Royal, wenn sie abenteuerlustig zwischen den Baumwipfeln klettern und wir die baulichen Überreste besichtigen. Und immer wieder genießen wir weite Fernblicke auf das Moseltal.

Der folgende Text stammt aus meinem nicht mehr erhältlichen Reiseführer „Wanderungen an der Mittelmosel“. Die Angaben können daher veraltet sein.

Am schotterigen Parkplatz weist uns zunächst eine Tafel auf die ehemalige Festungsanlage Mont Royal hin. Doch wir queren zunächst die Landstraße und wandern geradeaus auf dem Weg am Waldrand an einem grünen Tor vorbei. Danach nähern wir uns einem Warnhinweis vor der Einflugschneise des Flugplatzes Traben-Trarbach.

Brückentor von Traben-Trarbach
Brückentor von Traben-Trarbach

Eine kurze, nur 750 Meter lange, leicht abschüssige Landebahn sowie ein kleines, geducktes Haus, welches als Tower fungiert und vor dem nur wenige Segelflieger parken – so könnte man den Flugplatz Traben-Trarbach beschreiben. Eröffnet wurde er in den 1950er-Jahren vom Deutsch-Amerikanischen Segelflug-Club, welcher bis heute noch ansässig ist. Doch Bescheidenheit ist fehl am Platz, wenn wir einen Blick in die Chronik des Flugfeldes werfen. Schon der legendäre Pilot Chuck Yeager, der als erster Mensch die Schallmauer durchbrach, war höchstpersönlich vor Ort. Er taufte eines der ersten Flugzeuge des Vereins.

Kleine Maschinen am Flugplatz Traben-Trarbach

Überliefert ist ebenfalls die Geschichte einer Douglas DC-3, auch bekannt als Rosinenbomber während der Berliner Luftbrücke, die mit ihren fast 12 Tonnen Gewicht im weichen Gras der Landebahn stecken blieb. Erst Feststoffraketen, die man unter den Tragflächen des Flugzeuges montierte, ermöglichten den Start. Heute finden auf dem Gelände regelmäßige Flugfeste statt, und der Verein bietet Interessierten das Mitfliegen an.

Blick auf die Ortschaft Wolf
Blick auf die Ortschaft Wolf

Wir ziehen ein wenig unsere Köpfe ein, wenn wir schnellen Schrittes die Einflugschneise überqueren und dabei nach links auf die grasige Landebahn blicken. Alsbald erreichen wir zu unserer Linken den kleinen Tower des Flugplatzes und gönnen uns in der Flugplatzgaststätte einen kleinen Imbiss. Unser Wanderweg führt uns aber hinter dem Gebäude des Towers entlang und dann parallel zur Landebahn, die jedoch nur durch das seltene Motorengeräusch startender oder landender Flugzeuge auffällt und sich sonst hinter dichten Sträuchern und kleinen Bäumen versteckt hält. Wir genießen unsere Wanderung an kleinen Eichen und Buchen vorbei und verlassen an einer Kreuzung mit einem Wegweiser den asphaltierten Weg nach links, um dem wurzeligen Pfad durch den Wald zu folgen. Stieleichen und Eschen wechseln sich am Wegesrand ab und bieten unüberhörbar Lebensraum für klopfende Spechte.

An einem Antennenmast, der zu unserer Linken weit in die Höhe ragt, lichtet sich der Wald und ermöglicht uns einen wunderbaren Ausblick auf Trarbach, welches sich als Stadtteil von Traben-Trarbach auf der anderen Talseite am Moselufer erstreckt. Wir wenden uns nach links und wandern oberhalb der Weinlage Königsberg am Waldrand entlang. Immer wieder blicken wir zwischen den Rebstöcken hindurch und schauen auf das malerische Traben-Trabach hinab.

Pause in einer kleinen Schutzhütte

Mit einer Schutzhütte am Wegesrand endet vorläufig unsere Wanderung auf dem geschotterten Weg. Wir treffen auf eine schmale, asphaltierte Straße, an der wir nach links abbiegen, um Traben-Trarbach den Rücken zu kehren. Wir wandern ein kurzes Stück bergauf und passieren das Ortseingangschild des Gewerbegebiets Mont Royal. Das Gewerbe hält sich zu unserer Freude überwiegend hinter hohen Bäumen linker Hand versteckt. Und das Areal der Bundeswehr, welches zu unserer Rechten hinter einem hohen Zaun auftaucht, wird in naher Zukunft geräumt sein.

Ausblick nach Enkirch
Ausblick nach Enkirch

Die Straße wird flacher. Die Bäume am Wegesrand geben den Blick frei auf Felder und wieder auf den kleinen Flugplatz zu unserer Linken. Unser Weg mündet in eine Landstraße, an der wir links abbiegen. Diese queren wir aber schon nach wenigen Metern und verlassen sie nach rechts. Ein Schotterpfad bringt uns zwischen hohen Sträuchern und kleinen Bäumen geradeaus zunächst zu unserem Parkplatz. Doch wir überqueren ihn, denn wir wollen natürlich noch die Festung Mont Royal kennen lernen. Am Ende des Parkplatzes wandern wir dieses Mal nach rechts in den Wald hinein. Hohe Fichten säumen unseren Weg, bis wir uns an einer T-Kreuzung nach links wenden. Wir bedienen uns am Büffet der Natur: Fruchtige Walderdbeeren und schmackhafte Himbeeren versüßen unsere Wanderung, bis wir auf die ersten Überreste der Festung Mont Royal treffen.

Man stelle sich vor, eine Regierung lässt von 8000 Arbeitern eine 1600 Meter lange und 750 Meter breite Festung mit fünf Bastionen errichten, die über 8000 Soldaten und 3000 Pferden Platz bietet – und reißt sie im Jahr der Fertigstellung wieder ab! So ähnlich geschah es im Jahr 1698, als die Festung Mont Royal auf dem gleichnamigen Bergrücken auf Veranlassung von König Ludwig XI nach zwölf Jahren Bauzeit V. fertiggestellt war.

Stattliche Festung Mont Royal

Während der Bauzeit von Mont Royal fand nämlich der Pfälzische Erbfolgekrieg statt, der 1697 mit dem Frieden von Rijswijk endete. Und der Friedensvertrag sah unter anderem vor, dass die Festung wieder geschleift werden müsse – was dann im Folgejahr auch geschah.
Heute sehen wir nur noch wenige Überreste der von Baumeister Sébastien de Vauban errichteten Festung. Doch die Ausmaße der einst mächtigen Wehranlage sind dank der informativen Hinweisschilder am Wegesrand dennoch gut erkennbar.

Am sichtbaren Ostbollturm der Festung wandern wir weiter. Wir erhaschen an einem Aussichtspunkt einen Blick auf das Moseltal und die Ortschaft Enkirch, welche sich an dem sanft in die Höhe steigenden Hang schmiegt. Direkt dahinter verlassen wir den breiten Waldweg zugunsten eines schmalen Pfades nach links. Dabei betreten wir die ehemalige Festung und achten darauf, nicht den Weg zu verlassen, da wir uns oberhalb zahlreicher zugewachsener Kellergewölbe befinden.

Ehemaliges Kloster Wolf
Ehemaliges Kloster Wolf

Zwischen den Bäumen erkennen wir rechter Hand einen Holzunterstand der Ausgrabungsstätte. Dort wird die Bauweise des französischen Festungsbaumeisters Vauban deutlich. Wir aber wandern geradeaus auf die Landstraße zu, klettern am nördlichen Hornwerk der Festung über die Leitplanke und gehen auf der anderen Straßenseite wieder in den Wald hinein. Dort entdecken wir auch schon den nächsten Aussichtspunkt mit einem wunderbaren Blick auf die Moselschleife. Dieses Mal erkennen wir im Vordergrund die Ortschaft Wolf und etwas weiter dahinter das Dörfchen Kröv, dazwischen auf dem spitzen Gockelsberg die Ruine des einstigen Klosters Wolf.

Wir wenden uns nach links und wandern auf einem schotterigen Pfad an den Überresten des westlichen Bollturms vorbei. Anschließend erreichen wir kurz darauf linker Hand am Standort des einstigen Zeughauses einen Klettergarten.

Möglichkeit zu einem Kletterparcours

Klick – der Karabinerhaken sitzt fest um das Seil. Vorsichtig setzen wir einen Schritt vor den anderen. „Am besten nicht runterschauen“, gab man uns am Eingang des Kletterparks mit auf den Weg. Das ist einfacher gesagt als getan, wenn man auf seine Füße hinab blickt und sich auf einem fingerbreiten Stahlseil in Schwindel erregender Höhe fortbewegt. Hochseilgärten, wie sie in den letzten Jahren Mode geworden sind, gab es schon im Jahr 1875. Und im Zweiten Weltkrieg wurden sie zur Fitnessertüchtigung der Militärangehörigen eingesetzt.
Der hiesige sogenannte Mosel Adventure Forest lädt mit 160 Einzelelementen in verschiedenen Parcours zum Balancieren auf Seilbrücken, Schwingen am Seil, Hangeln durch Netze und vielem mehr ein. Die wohl beliebteste Attraktion ist aber die rasante Abfahrt in einer Seilbahn – nur gesichert durch einen Fanggurt. Für einen Besuch des Klettergartens sollten wir mindestens zwei Stunden einplanen.

Grundmauern der Festung Mont Royal
Grundmauern der Festung Mont Royal

Nachdem wir unsere Kletterausrüstung nach dem spannenden Ausflug in die Baumkronen wieder abgegeben haben, wenden wir uns vor dem Kassenhäuschen nach rechts und wandern auf dem grasigen Pfad weiter, während sich vor uns mit dem einen oder anderen Motorengeräusch der nahe Flugplatz ankündigt. Es dauert auch nicht lange, bis der Tower wieder vor uns auftaucht und wir links abbiegen. Selbstverständlich ziehen wir auch beim zweiten Mal den Kopf ein, wenn wir unter der Einflugschneise hindurch huschen, bevor wir wieder die Straße queren und unseren Ausgangspunkt erreichen.

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