Vor einiger Zeit beschrieb ich eine Wanderung zur Südspitze der Shetland-Inseln. Heute geht es genau in die andere Richtung – in den Norden.
Während die Wanderung zur Südspitze, am Kap Sumburgh, auf der Hauptinsel Mainland stattfand, wechseln wir auf dieser Wanderung die Eilande und müssen mit einer kleinen Fähre zunächst auf eine andere Insel namens Yell. Diese überqueren wir komplett, steigen auf das nächste Boot und kommen auf der Insel Unst aus.
Die Insel Unst ist die nördlichste der Shetland-Inseln und demnach auch das nördlichste Territorium von Großbritannien.
Weil das so ist und weil sich auf der Insel Unst eine offizielle Postfiliale befindet, gilt diese als das nördlichste Postamt der Royal Mail. Wer hier eine Postkarte verschickt, erhält dafür einen Sonderstempel.
Davon abgesehen, bietet Unst aber noch eine weitere Besonderheit, nämlich die ungewöhnliche Bushaltestelle Unst Bus Shelter, die ich bereits im verlinkten Blog-Artikel beschrieb.
Nun wollen wir aber wandern und weil uns die nördlichste Insel der nördlichsten britischen Inselgruppe noch nicht weit genug im Norden ist, fahren wir noch ein Stück bis zum nördlichsten Ende der Straße.
An einem kleinen Wanderparkplatz hinter einer schönen Bucht mit einem goldgelben Sandstrand geht es nun definitiv nicht mehr weiter. Keine Straße, keine Fähre – nur noch Wasser bis zum Polarmeer.
Na gut, so weit wollen wir dann doch nicht und befassen uns einfach mal mit dem Zaun, der uns den Weg versperrt. Ein Hinweisschild gibt Auskunft darüber, dass sich hinter dem Zaun das Hermaness Naturreservat erstreckt.
Vor dem Zaun liegt eine Kiste, aus der wir einen Flyer entnehmen dürfen und uns in ein Gästebuch eintragen können. Anschließend geht es durch das Gatter im Zaun in das Naturreservat.
Die Wanderung ist nicht wirklich anstrengend und bietet nur wenig Steigungen. Vielleicht ist der Begriff Steigungen sogar ein wenig übertrieben. Es geht halt leicht Auf und Ab durch die weite Landschaft.
Rechts und links tauchen immer mal wieder kleinere Tümpel auf und generell merkt man schnell, dass wasserdichte Schuhe von Vorteil sind, weil es über relativ feuchten Untergrund durch das Naturrreservat geht.
An einigen Stellen hat man den Weg mit einem Holzsteg ausgebaut, auf dem man wunderbar einfach spazieren kann. Er erinnert natürlich stark an die Wanderungen im Hohen Venn.
Während wir durch die Landschaft streifen, hoppeln immer wieder Hasen über das Grün, verstecken sich unter den Holzbohlen des Steges und über uns kreisen die großen Raubmöwen, wenn sie es sich nicht irgendwo an einem der Teiche bequem gemacht haben.
Am Ende des Wanderwegs, es sind nicht ganz zwei Kilometer breitet sich das Gelände aus und man kann oberhalb einer faszinierenden Steilküste rechts oder links abbiegen. Dabei ist man selten alleine, denn zahlreiche Schafe sitzen herum oder stehen an den teils steilen Felshängen und stören sich fast gar nicht an den zweibeinigen Besuchern.
Wer rechts abbiegt und an der Küste entlang wandert, wird schon bald eine kleine vorgelagerte Inselgruppe sehen. Diese heißt Muckle Flugga und besteht aus nichts mehr als ein paar Felsbrocken, auf denen aber ein Leuchtturm steht. Es ist das nördlichst gelegene Gebäude von Großbritannien.
Eigentlich kann man in einem großen Bogen eine Rundwanderung über die Halbinsel des Naturreservats machen. Doch als wir vor Ort waren, wurden wir durch Beschilderung gebeten, darauf zu verzichten, um die Wege zu schonen und die Tiere nicht zu stören. Das haben wir natürlich gerne berücksichtigt und sind auf demselben Weg wieder zurück gewandert, den wir gekommen sind.
Das ist eine geniale Landschaft, da würde ich gerne auch mal zum Wandern hin. Teilweise erinnert es mich an Irland.
LG
Ingrid