Wandern bei Fischlaken in Essen

Außer an sonnigen Sonntagen im Sommer kann man diese Wanderung entlang des Baldeneysees in aller Ruhe genießen. Nach einem Rundgang durch die verwinkelte Werdener Altstadt bietet unsere Touer über die hochliegenden Felder von Fischlaken herrliche Ausblicke, bevor wir zum Haus Scheppen am Baldeneysee zurückkehren.

Der folgende Text stammt aus meinem nicht mehr erhältlichen Reiseführer „20 Wanderungen in und um Essen“. Die Angaben können daher veraltet sein.

Autofahrer beginnen ihre Tour am Parkplatz des Hauses Scheppen, direkt am südlichen Ufer des Baldeneysees. Wanderer, die mit der Bahn anreisen, stoßen später zu uns.

Baldeneysee am Haus Scheppen
Baldeneysee am Haus Scheppen

Haus Scheppen ist den meisten Menschen im Ruhrgebiet als Treffpunkt am südlichen Ufer des Baldeneysees bekannt und besonders beliebt bei Motorradfahrern. Daher kann man an sonnigen Sommertagen zahlreiche Zweiräder begutachten, deren Chromelemente im Sonnenlicht funkeln. Aber eigentlich handelt es sich bei Haus Scheppen um einen Gutshof aus dem 17. Jahrhundert. Die Wassergräben entstanden erst durch die Stauung der Ruhr zum See, wofür das Gebäude jedoch nicht ausgelegt ist. Ein Feuer, ausgelöst durch eine Weltkriegsbombe, zerstörte zudem große Teile des Gutes, sodass das Haus Scheppen schon seit Jahrzehnten vergeblich auf eine äußerst kostspielige Restaurierung wartet. Einer der Ecktürme stürzte im Jahr 2000 plötzlich ein, ein anderer musste daraufhin abgetragen werden.

Quirliges Treiben am Südufer des Baldeneysees

Der Weg vom Haus Scheppen bis zur Altstadt von Essen-Werden verläuft direkt am Ufer des Baldeneysees entlang. Besonders an sommerlichen Wochenenden kann es hier sehr voll werden, da sich auf der asphaltierten Strecke Radler, Inline-Skater, Jogger und Fußgänger tummeln. Auf diesem Abschnitt finden wir mit der Gartenwirtschaft Hardenbergufer Bei Karin, dem Restaurant Bauernstube, der Eisdiele Cafe au Lac und dem Seecafé Petry mehrere Möglichkeiten für eine Einkehr. Immer wieder bietet die Route schöne Ausblicke auf den Baldeneysee. Wenn sich am gegenüberliegenden Ufer majestätisch die Villa Hügel erhebt, sind wir auch an der Staumauer von Essen-Werden.

Ausblick auf die Ruhr
Ausblick auf die Ruhr

Dort wo wir heute wandern, befanden sich vor fast einhundert Jahren noch Felder, und an Stelle des Sees floss ein schmaler Fluss. Fast zwei Jahre benötigte man, um die Staumauer für den Baldeneysee in Werden zu errichten. Fertig gestellt wurde sie im März 1933. Ursprünglich sollte die Staumauer beim Schloss Baldeney errichtet werden, daher der Name des Sees. Das 42 Meter breite Stauwehr erzeugt heute jährlich 28 Millionen Kilowattstunden an Strom.

Hinter dem Stauwehr halten wir uns rechts und gelangen auf einem schmalen Weg zur alten Schleuse Neukirchen und zur Brehminsel, einem beliebten Ausflugsziel der Werdener.

Die Ruhr in Essen-Werden
Die Ruhr in Essen-Werden

Die Schleuse Neukirchen fiel durch den Bau des Baldeneysees trocken. Sie stammt aus den 70-er Jahren des 18. Jahrhunderts und diente der Schleusung von Kohletransporten. Seit 1984 steht sie unter Denkmalschutz. Die Schleuse markiert aber noch heute den Beginn der Brehminsel. Die Brehminsel ist heute nicht nur Werdener Bürgern ein begehrter Erholungsort, wurde in früheren Zeiten jedoch als Viehweide genutzt. Der dichte Baumbestand der Insel wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts angelegt.

Parallel zur Brehminsel wandern wir, bis wir linker Hand an eine kleine Treppe in die Werdener Altstadt (Einstieg für ÖPNV-Nutzer) kommen, über die wir hinaufsteigen.

Malerische Altstadt von Essen-Werden
Malerische Altstadt von Essen-Werden

Beliebtes Ausflugsziel ist die Brehminsel

Wer allerdings die Brehminsel einmal umrunden möchte, geht noch ein kleines Stück geradeaus bis zur schon sichtbaren Fußgängerbrücke, die ihn auf die Insel führt. Wir aber gelangen über die Treppe in die Joseph-Breuer-Straße und damit zu den kopfsteingepflasterten Gassen der Werdener Altstadt, die zu besuchen sich durchaus lohnt.

Eine ausführliche Beschreibung von Essen-Werden und Fischlaken würde den Rahmen dieses Buches sprengen. Denn Werden kann beinahe als Wiege der Stadt Essen bezeichnet werden, obwohl der Stadtteil erst 1929 zu Essen eingemeindet wurde. Erstmalige namentliche Erwähnung erhielt Werden durch den heiligen Liudger, der im ausgehenden 8. Jahrhundert ein Benediktinerkloster und somit das Stift Werden gründete; das Stift Essen entstand erst rund 50 Jahre später. Im 14. Jahrhundert erhielt Werden eigene Stadtrechte und war die nächsten 500 Jahre selbstständig. Lohnenswert ist auf jeden Fall ein kurzer Gang durch die kleinen Gassen der Werdener Altstadt sowie die Besichtigung der drei Gotteshäuser, allen voran natürlich die Abteikirche, die von Papst Johannes Paul II. zur Basilica minor erhoben wurde. Nicht minder eindrucksvoll ist aber auch die St.-Luciuskirche, die bereits auf eine über 1000-jährige Geschichte zurückblicken kann.

Unsere Route folgt aber der Joseph-Breuer-Straße. Wir biegen nach rechts in die Heckstraße, um gleich wieder nach links in die kleine Wigstraße einzuschwenken. Jetzt merken wir, dass die Ruhr in unserem Rücken wirklich durch ein Tal fließt, denn es geht steil bergauf. Am Ende der Wigstraße überqueren wir die Propsteistraße und stehen am unteren Ende der Straße Viehauser Berg. Der Straßenname verspricht nicht zu wenig und lässt uns in Fischlaken ins Schwitzen kommen. Doch auch der steilste Anstieg hat ein Ende, und so wandern wir ab der Umstraße zwischen vereinzelten Häusern und Feldern durch das ebene Stadtviertel Fischlaken weiter.

Radweg am Baldeneysee
Radweg am Baldeneysee

Wanderung durch Essen-Fischlaken

Auf der gegenüberliegenden Seite der querenden Bernhardstraße folgen wir einem Landwirtschaftsweg und genießen von dort die Aussicht über die Ruhrhöhen. Hinter dem Wegekreuz zu unserer Linken geht es nun langsam wieder bergab. Wenn der Weg endet, halten wir uns rechts und biegen anschließend links in die Maasstraße ein. Am Ortsausgangschild und am Maashof vorbei, sehen wir rechter Hand in einer Kurve ein Transformatorhäuschen. Dort verlassen wir die Straße und folgen dem Trampelpfad in den Wald hinein bis zu einem Abzweig, an dem wir uns für den rechten Weg entscheiden. Am Ende des kleinen Wäldchens stehen wir am ehemaligen Förderrad der Zeche Pörtingsiepen.

Die Zeche Pörtingsiepen entstand etwa zur selben Zeit wie die Schleuse Neukirchen. Zunächst förderten neun Bergleute 2.000 Tonnen Kohle jährlich, kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkrieges waren es jedoch schon 1.100 Kumpel, die unter Tage bis zu 400.000 Tonnen Kohle abbauten. Abgesehen von dem Förderrad ist heute nicht mehr zu sehen, dass sich an dieser Stelle bis 1972 ein großes Zechengelände befand. In den 1980er-Jahren beseitigte man sämtliche Gebäude und sprengte auch den Malakowturm der Zeche Pörtingsiepen.

Wegekreuz auf dem Weg nach Fischlaken
Wegekreuz

Wir überqueren die Straße und nutzen hinter dem Förderrad den Wanderweg nach links, der uns nach wenigen hundert Metern wieder zu unserem Ausgangspunkt Haus Scheppen führt. Wanderer, die mit der Bahn anreisten, folgen nun der Beschreibung zu Beginn des Textes.

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