Aber nach fast einer Stunde war ich auch fertig. Ganz stolz habe ich es soweit geschnitzt, dass ich es anschließend mit etwas Kraftanstrengung durchbrechen konnte. Fertig. Doch nun musste das knapp zwei Meter hohe Stück noch so tief wie möglich in den Sand gesteckt werden. Allzu tief konnte kein Loch gebuddelt werden, da fast sofort Wasser von unten alles wegschwemmte. Also, hinstellen und Sand und Steine anhäufen. Und auch das klappte. Es dauerte, aber es war fertig. Unsere Hängemattenhalterung stand! So konnten wir den ganzen Tag jeder in seiner Matte liegen und lesen, lesen und nochmals lesen. Wir entspannten. Bücher haben wir uns genug mitgenommen. Doch gegen den späten Nachmittag wurde es etwas kühler, obwohl wir schon mit dickem Pulli gelegen haben. Wir entschlossen uns, die Schlafsäcke aus dem Zelt zu holen und legten uns mit den Schlafsäcken in die Hängematten. Ein merkwürdiges Bild, aber supergemütlich.
Doch dieses Vergnügen war uns nur diesen einen Tag gegönnt. Am Abend begann es zu regnen. Das war eigentlich nicht ganz so schlimm.
Einsamkeit und Ruhe in der Wildnis
Es regnete ja nur einmal, genau so wie am nächsten Tag und am übernächsten sowie am folgenden. Doch es regnete in einer Tour durch. Das verbesserte unsere Laune natürlich überhaupt nicht. Drei Tage im Zelt gefangen. Die Feuchtigkeit mittlerweile überall und kalt ist es geworden. Verdammt kalt.
Wir haben in diesen fünf Tagen, die wir da waren, nur zweimal Menschen in unmittelbarer Nähe gesehen. Einmal als wir Brot holten und dafür 25 Km in die nächstgrößere Ortschaft fuhren. (Hin, zurück noch mal 25 km) und einmal als wir überhaupt nicht damit rechneten, im Auto saßen, ein wenig Musik hörten und auf den See blickten, kam plötzlich eine ganz Reisegruppe hinter uns angelaufen. Man stelle sich die Situation vor. Drei Tage lang ist man an dieser Stelle ganz alleine, es verirrt sich noch nicht einmal einer hierhin. Und dann kommen sechs Menschen aus einem riesigen Wohnmobil auf einmal angelaufen. Aber auch sie schauten nicht schlecht. Haben wohl auch nicht damit gerechnet, dass dieses ruhige Plätzchen irgendjemand finden könnte. Erstaunlich, wie sie mit ihrem Wagen den kleinen Weg langgefahren sein müssen.
Elche haben wir aber die ganze Zeit nicht gesehen, zwar war ihre Toilette unverkennbar hier in der Nähe, doch wahrscheinlich benutzten Sie diese nur in der Zeit zwischen 23.00 Uhr und 5.00Uhr morgens.
Doch irgendwann war uns der Dauerregen und die bitter Kälte zu blöd und brachen wir unsere Zelt ab. Wir wollten wieder in den etwas wärmeren Süden. Wir hofften nur, auch dort einen ruhigen See zu finden.
Also fuhren wir die Strecke wieder zurück, sind unterwegs auf diesem kleinen Waldweg fast untergegangen und gedachten der Sintflut, die ja auch irgendwann mal aufgehört hatte.
Wir übernachteten wieder bei der Russin, bestaunten wieder den Vänernsee, diesmal seine nördliche Seite und stellten fest, bereits hier ist es schon viel wärmer (und trockener). Wir entschieden uns aber´, nach Trollhättan zu fahren. Dort befindet sich der Halleberg sowie der Hunneberg. Diese zwei Hochplateaus gelten zu den elchreichsten Gebieten Schwedens. Es führt auch jeweils nur eine Straße auf diese Berge, die sich direkt gegenüber stehen. Nun, Berge ist vielleicht zuviel gesagt. Die Straße auf dem etwas kleineren Hügel, dem Halleberg ist eine Sackgasse während der Hunneberg am Rande des Plateaus in einer 25 km langen Strecke einmal umrundet werden kann. Doch die Einheimischen behaupten, der Halleberg lohnt sich mehr zum „Elchegucken“. Wir quartierten uns zwei Tage zu Fuße des Hügel auf einem Campingplatz ein und beschlossen, abends in der Dämmerung rauf zu fahren und zu warten. Man wartet lange, und dasZelt einzige was man sieht sind Touristen. Naja, zugegeben, im Augenblick sind wir auch nichts besseres. Am ersten Abend trafen wir nur auf einen deutschen Wohnmobilisten, der dort oben schon letzte Nacht stand und Elche beobachten konnte, als alle Touris weg waren. Dies nahm er sich auch für die kommende Nacht vor. Wir indessen kraxelten direkt am Abgrund des Hallebergs rum und suchten uns einen schönen Aussichtspunkt auf den riesengroßen Vänernsee. Den wir auch direkt fanden. Wenn man irgendwo in Ruhe sitzen möchte und einfach nur genießen will, dann ist man dort genau richtig aufgehoben. Leider war nichts mit Elchen.
Wo sind die Elche?
Am zweiten Abend dauerte es sehr lange, aber wir sind ja geduldig. Doch nichts. Kein Elch. Also begaben wir uns auf dem Weg nach unten als auf einmal links im Gebüsch an einer Salzleckstange ein Elch stand und uns anstarrte. Wir starrten, der Elch starrte. Wir schauten uns einfach nur gegenseitig an. Da war er, ein Elch in „freier“ Laufbahn. Ganze zwei Meter von uns entfernt. Leider merkten das auch die ganzen anderen Touris, die am Straßenrand standen und eine „Entdeckung“ machen wollten. Sofort kamen sie mit mehreren Wagen angefahren, leuchteten alles aus und schickten ihre Kinder auf Elchjagd. Mittlerweile verstanden wir den Blick des Elches („Verratet mich bitte nicht“ oder „warum bleibt ihr im Auto sitzen, das macht sonst auch keiner“ oder „habt ihr keine Kinder, die mich anschreien könnten?“). Wir beschlossen, uns nicht den anderen Touris anzuschließen und machten uns ein wenig traurig auf den Heimweg. Da sieht man einmal einen Elch, für ganze 20 Sekunden, will ihn nur ein bisschen aus der Entfernung beobachten und dann kommen diese Wandalen und machen alles kaputt.
In den nächsten Tagen schauten wir uns in der Umgebung noch ein paar interessante Sachen an, wie z.B. das Saab-Museum in Trollhättan, oder diverse Schleusen und Kanäle, die es hier zuhauf gibt. Doch irgendwann ist genug, wir bereiteten uns darauf vor, nach Hause zu fahren. Unterwegs machten wir kurz Rast in Malmö, fuhren über die neue Öresund-Brücke. Ein fantastisches Bauwerk. Und wesentlich schneller als die Fähre. Kostet allerdings umgerechnet ca. 60,00 DM. Wobei es ungefähr auch dem Preis der Fähre entspricht. Meiner Meinung nach lohnt es sich nicht, auszurechnen, was billiger ist. Bei der einen Streck verbraucht man mehr Sprit, während die andere Tour schneller geht. Es muss jeder selber wissen. Wir können allerdings die Brück empfehlen. Einfach auch schon nur deshalb, weil es ein tolles Erlebnis ist. Kopenhagen wollten wir uns noch anschauen. Aber irgendwie wollten wir da schnell wieder raus, als wir erst drin waren.
An einer Ampel, wurde mir aus dem nebenstehenden Wagen eine Dose Bier angeboten und in den Parkhäusern lungerten sehr seltsamen Typen rum, die anscheinend nur darauf warteten einen kleinen blauen Peugeot 106 aufzubrechen. Also fuhren wir schnell weiter und suchten in Dänemark noch einen netten Campingplatz. Auf unserer Karte waren auf der Ostküste zwei eingetragen, der erste war uns entschieden zu teuer und zu laut, während wir auf dem zweiten, der allerdings genau soviel kostete und noch lauter war, keiner bereit war uns aufzunehmen. Der Platzwart war wohl irgendwo auf dem Platz und wir sollten warten. Das taten wir auch, Fünf Minuten, zehn Minuten und nach einer Viertelstunde waren wir es dann leid. Wir versuchten unser Glück bei einem anderen Campingplatz, der kurz zuvor noch ausgeschildert war. Und siehe da, ein freundliches älteres Pärchen nahm sich unser an. Der Platz kostete knapp die Hälfte. Und dafür wurden wir reichhaltig mir Lesestoff über den Campingplatz, die Gegend, Dänemark im Allgemeinen ausgestattet. Ganz toller Service.
Zumindest konnten wir uns jetzt durchlesen, was mir uns noch anschauen wollten. Was wir dann auch am nächsten Tag taten.
Doch anschließend brachen wir dann endgültig auf und starteten durch in Richtung Heimat. Was uns nebenbei bemerkt auffiel, war nach Ankunft der Fähre in Puttgarden ein Schild, dass gegen eine anscheinend geplante Brücke nach Dänemark protestierte. Aufgestellt vermutlich von der Reederei Scandlines. Es begründete sinngemäß mit dem Argument:“ Nur um ein paar Minuten zu sparen, wollen wir keine Brücke!“.
Es war allerdings so aufgestellt, dass es die Autofahrer aus Deutschland kommend nicht lesen konnten. War wohl auch besser so, bei einer drei Kilometer langen Schlange vor der Fähre und laut Verkehrsfunk zwei bis drei Stunden Wartezeit. Und auch wir mussten daran denken, wie wir nach unserer Radtour in Trelleborg neben unseren Fahrrädern standen und mehrere Stunden auf den Einlass warteten.
Abends erreichten wir dann Essen und waren wieder daheim.
(12.07.2001 – 26.07.2001)