Zur Burg Lahnstein hinauf wandern

Mit einer kleinen Stadtbesichtigung von Lahnstein beginnt unsere Wanderung. Nach einem Hexenturm und einem wunderschönen Rathaus erklimmen wir die Kuppe zur Burg Lahneck und blicken auf das quirlige Städtchen zurück. Weite Felder erwarten uns auf den Lahnhöhen und bieten tolle Ausblicke, bevor wir wieder in das enge Tal der Lahn hinabsteigen und dem Fluss entlang wieder in das Städtchen zurück wandern.

Pkw/Parken: Parkplatz an der Kreuzung Brückenstraße/Johannesstraße, Lahnstein (GPS: 50.309121, 7.60389)
ÖPNV: Mit einer der Buslinien 570, 571 oder 573 von Koblenz bis Lahnstein, Kirchstraße (GPS: 50.309039, 7.604029)
Rundweg: Ca. 9 Kilometer/3 Stunden
Streckenprofil: Zu Beginn und Ende der Wanderung asphaltierte Wege, sonst Schotterpfade
Einkehr: Historisches Wirtshaus an der Lahn, Lahnstraße 8, 56112 Lahnstein, Tel. (0 26 21) 78 49, www.wirtshaus-an-der-lahn.de (Di geschl.) (GPS:50.308906, 7.604695); Burgrestaurant Lahneck, 56112 Lahnstein; Tel. (0 26 21) 22 44, www.burgrestaurant-lahneck.de (Mo-Mi geschl.)(GPS: 50.306391, 7.611689); Restaurant Zur Lahnbrücke, Lahnstraße 1, 56112 Lahnstein, Tel. (0 26 21) 62 75 39, www.zur-lahnbruecke.de (Mo geschl.) (GPS: 50.308974, 7.604137)
Am Wegesrand: Oberlahnstein mit Hexenturm (GPS: 50.302094, 7.604893) und Rathaus (GPS: 50.299805, 7.605076); Burg Lahneck (GPS: 50.306391, 7.611689); Josefkapelle (GPS: 50.304671, 7.620025); Yachthafen (GPS: 50.315271, 7.626259); Schleuse (GPS: 50.308138, 7.613609)

Gleich zu Beginn stimmt uns das legendäre Restaurant Zur Lahnbrücke auf den Fluss ein, den wir auf der Rudi-Geil-Brücke überqueren, benannt nach dem bekannten Regionalpolitiker und Ehrenbürger der Stadt. Geradeaus führt uns die Brückenstraße ins Zentrum von Lahnstein. Nach der Überquerung eines alten Eisenbahngleises biegen wir rechts in die Westallee ab und folgen dieser typischen Kleinstadtstraße bis zum Salhofplatz, auf dem sich der achteckige Hexenturm aus dem 14. Jahrhundert erhebt. Wenig später sehen wir zur Rechten die Pfarrkirche Sankt Martin und erreichen das Alte Rathaus. Der rheinische Fachwerkbau mit seiner gotischen Halle im Bruchstein-Erdgeschoss stammt aus dem 15. Jahrhundert. Hier wenden wir uns nach links und haben mit der Fußgängerzone auch das Zentrum von Lahnstein erreicht.

Die Geschichte Lahnsteins reicht bis in die Zeit der Römer zurück, als an der Lahnmündung das turmartiges Kastell, auch Burgus genannt, als Wachtposten für das Castellum apud confluentes (Koblenz) errichtet wurde. Aus dem Kleinkastell entwickelte sich nördlich des Flusses Niederlahnstein, während am Südufer die Ortschaft Oberlahnstein heranwuchs. Beide Orte erhielten in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts im Abstand von acht Jahren die Stadtrechte und blieben bis 1969 zwei selbstständige Städte. Daher hat das verhältnismäßig junge Lahnstein zwei Zentren. Oberlahnstein ist geprägt vom Hexenturm, welcher im Jahr der Stadtrechtsverleihung erbaut wurde, sowie von dem am Rheinufer gelegenen Schloss Martinsburg, der angrenzenden Stadtmauer und dem Schloss Lahneck, welches stolz über dem Lahntal thront.

Wir flanieren in der kurzen Fußgängerzone von Oberlahnstein an den Schaufenstern entlang, bis wir links in die Adolfstraße einbiegen. Nach rund 300 Metern erkennen wir – nun zur Linken – den Hexenturm wieder. Die Gymnasialstraße führt uns nach rechts durch das mittlerweile ruhige Viertel. An ihrem Ende wenden uns nach links und steuern auf das markante moderne Gebäude des St. Elisabethkrankenhauses zu. Doch direkt vor dem Krankenhaus biegen wir zwischen zwei hohen Zäunen nach rechts auf einen Schotterweg ab, der uns zu einer steilen Treppe bringt. Nach zahllosen Stufen sind wir oberhalb der Bundesstraße 42, folgen dem schmalen Weg nach links und überwinden weitere Treppen, um über der Tunneleinfahrt die Bundesstraße zu überqueren. Unser schmaler Weg, gesäumt von efeuberankten Buchen und hohem Gras, bleibt steil und führt uns mit mehreren Serpentinen in die Höhe. Doch plötzlich stehen wir vor der mächtigen Burg Lahneck.

Die prachtvolle Burg Lahneck, die über das Lahntal zu wachen scheint, wurde im 13. Jahrhundert unter dem Erzbischof von Mainz erbaut und beherbergt einen 29 Meter hohen Bergfried mit einem – eher seltenen – fünfeckigen Grundriss. Bedeutung erlangte die Burg im Sommer des Jahres 1400, als die vier rheinischen Kurfürsten dort tagten und König Wenzel als Römisch-deutschen König absetzten. Schwere Schäden erlitt die Burg, ebenso wie das in Sichtweite gelegene Schloss Stolzenfels, im Dreißigjährigen Krieg und im darauffolgenden Pfälzischen Erbfolgekrieg. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts wurde die einstige Wehrburg als Wohnburg wieder aufgebaut. Noch heute ist sie bewohnt, kann aber besichtigt werden.

Nach der ausgiebigen Besichtigung der Räume und der Außenanlage sowie einer Pause im Burgrestaurant Lahneck, welches uns zusätzlich zu den leckeren Speisen mit einer fantastischen Aussicht verwöhnt, verlassen wir Burg Lahneck durch das Burgtor und folgen dem schmalen Sträßchen. Es führt uns mit Blick auf das enge Tal der Lahn schon nach kurzer Zeit in ein ruhiges Wohnviertel. Wir bleiben geradeaus und gewinnen sanft an Höhe. An einer Grünfläche zu unserer Linken biegen wir links in den Todtentalerweg ab und werfen einen Blick auf die strahlend gelbe Josefkapelle mit ihrer bewegten Vergangenheit. Das kleine zu Beginn des 18. Jahrhunderts erbaute Gotteshaus wurde bereits zwei Mal umgesetzt: Zunächst musste es einer Straße und später einer Großscheune weichen.

An der hübschen Kapelle und einem Reitstall gehen wir vorbei und wandern nun auf den Höhen des Lahntales mit weiten Blicken über Felder und Wiesen auf den sanften Hügeln des Westerwalds. Nach den letzten Häusern verlassen wir den asphaltierten Weg in einer Rechtskurve nach links. Nun knirscht wieder Schotter unter unseren Sohlen, und wir folgen dem ruhigen Weg an vereinzelten Obstbäumen vorbei und vergessen nicht, mit einen Blick nach hinten die tolle Aussicht bis in das Rheintal zu genießen. An einer T-Kreuzung am Waldrand wenden wir uns nach links und wählen auch an der nächsten Gabelung den linken Weg. Mit weiten Bögen wandern wir auf dem Pfad mit deutlichem Gefälle durch einen Eichenwald. Schon bald begleitet uns zur Linken ein Wohnviertel. An der wenig befahrenen Straße namens Hohenrhein wenden wir uns nach links und gehen an den gepflegten Häusern entlang, bis wir nach links dem Hinweisschild zum Campingplatz ein kurzes Stück folgen. Wir wandern leicht abwärts, überqueren eine Eisenbahnstrecke und biegen direkt dahinter nach links auf einen kleinen Pfad ab, der uns zu einer Fußgängerbrücke über die Lahn bringt.

Auf gut 600 Metern Höhe befindet sich die Quelle der Lahn am Lahnkopf im nordrhein-westfälischen Abschnitt des Rothaargebirges. Anders als die nur drei Kilometer entfernt entspringende Sieg, die auf direktem Wege westwärts nach 155 Kilometern bei Bonn in den Rhein mündet, fließt die Lahn erst gegen Süden. Sie beschreibt einen weiten Bogen durch Hessen, bevor sie auf rheinlandpfälzischem Boden nach 245 Kilometer in den Rhein mündet. Eine Besonderheit der Lahn befindet sich im hessischen Weilburg, das sich innerhalb einer engen Lahnschleife auf dem Mühlberg befindet. In der Schleife überwindet die Lahn, um den Mühlberg herum, einen Höhenunterschied von über viereinhalb Metern, weshalb sich Stromschnellen bilden, die für die Schifffahrt zu gefährlich sind. Um den Fluss jedoch auch bei Weilburg schiffbar zu machen, wurde 1847 unter der Stadt ein Tunnel gebaut, der bis heute der einzige noch befahren Schiffstunnel Deutschlands ist.

Am anderen Flussufer wenden wir uns nach links und wandern auf dem gut ausgebauten Fuß- und Radweg entlang der Lahn am Yachthafen vorbei, unterqueren zunächst eine Straßenbrücke und kurz darauf eine Eisenbahnbrücke. Während wir durch das Tal spazieren, beobachten wir Kanusportler und Freizeitkapitänen bei ihren Handgriffen in der Schleuse, unterqueren kurz darauf die hohe Brücke der die Bundesstraße 42, die auf der andern Seite im Berg verschwindet. Wir erinnern uns: Auf der anderen Seite der Bergkuppe überquerten wir die Straße am Tunneleingang.

Nun sind es nur noch wenige Minuten, bis wir unseren Ausgangspunkt erreichen. Doch vorher können wir es noch Johann Wolfgang von Goethe gleich tun und vom Historischen Wirtshaus an der Lahn den Anblick der stolzen Burg Lahneck genießen.Es heißt, dass Goethe sich vom Anblick – der damals allerdings noch unrenovierten – Burg Lahneck zu seinem Gedicht „Geistesgruß“ inspirieren ließ: „Hoch auf dem alten Turme steht des Helden edler Geist …“

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


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