Wie manche Menschen betrogen werden wollen

Heute schreibe ich aus aktuellem Anlass mal zu einem ganz anderen Thema. Ich erhielt nämlich heute einen Anruf von einer Zuschauerin meines Reisevortrags Mit dem Wohnmobil durch England, Wales und Nordirland. Diese Dame beklagte sich in aufbrausender Art und mit dem völlig unnötigen Hinweis, sie habe doch studiert, darüber, dass ihr der Vortrag nicht gefallen habe und sie enttäuscht gewesen sei.

Das ist natürlich schade und ich bedauere das sehr. Gleichwohl weiß ich, dass ich es nicht jedem Menschen recht machen kann. Was dem einen gefällt, findet der andere eher uninteressant. Die Gründe, was einer mag und was nicht, sind natürlich ganz unterschiedlich. In diesem Fall war es so, dass man mir eine zu persönliche Darstellung vorwarf. Ich hätte persönliche Dinge mit in den Vortrag gebracht, die dort nicht hineingehört hätten und die für diese Dame nicht interessant gewesen seien.

Regen gehört nun mal dazu
Regen gibt es bei jeder Reise gratis

Wenn etwas an meinen Vorträgen oder an meinen Reiseberichten hier auf der Webseite kritisiert wird, höre ich mir das immer an und überlege, was ich verbessern kann. Ich mache mir Gedanken darüber, ob an einer Kritik etwas dran ist und ob ich etwas ändern sollte. Natürlich hört man negative Rückmeldungen ungerne, denn man hat ja viel Zeit, Energie und Gedanken in ein Projekt wie in einen Reisebericht oder in einen Reisevortrag gesteckt. Aber wenn man in der Tat etwas verbessern kann, dann schadet es ja nicht.

Reiseberichte gibt es von mir nur mit persönlicher Note

Was ich allerdings nicht ändern werde, ist die persönliche Note in meinen Reiseberichten und in meinen Reisevorträgen. Ich werde auch weiterhin Anekdoten von unterwegs erzählen. Ich werde auch weiterhin im Halbsatz erklären, dass ich grundsätzlich nicht fliege, aber viel Spaß an Schifffahrten habe. Und ich werde auch weiterhin erwähnen, dass das Wetter während der gezeigten Reisen möglicherweise sehr schlecht war und daher das gezeigte Motiv leider etwas nebelverhangen ist und nicht das wiedergibt, was ich gerne gezeigt hätte. Es war eben Teil einer persönlichen Reise und da gehörte auch das schlechte Wetter dazu.

Sehr schön, aber der Schwefelgestank gehört auch dazu.
Sehr schön, aber der Schwefelgestank gehört auch dazu.

Wie ich aus dem Gespräch heraus hörte, erwartete die Dame perfekte Kalenderblätter mit eitel Sonnenschein. Den gibt es aber nicht immer. Außerdem wurde erwartet, dass ich weniger persönliches berichte. Vielmehr hätte man doch auf die Fakten diverser Burgen eingehen sollen. Nein, das sehe ich anders. Wer reine Fakten erwartet, der greife doch besser zu einem Lexikon. Mir sind meine Vorträge und auch meine Reiseberichte zu schade, um nur faktenbasiert vorzugehen. Ich habe keinen Bildungsauftrag, sondern ich will unterhalten. Dazu gehören Anekdoten und Erlebnisse.

Manche Menschen wollen offensichtlich nur das Negative sehen

Die Dame hat sich im Anschluss meines Vortrags auch mein Video von der Kreuzfahrt mit der Queen Elisabeth nach Island angesehen. Bei einem kostenlosen Video, das ich zu meinem Privatvergnügen erstelle und ins Netz hochlade, wird mir vorgeworfen, ich hätte alles sehr schlecht aussehen lassen. Bei den Geysiren in Island hätte ich betont, dass sie stinken und qualmen. Na ja, das tun sie nun mal. Vielmehr hätte ich doch darauf eingehen sollen, warum das so ist. Und auch hier wieder: Nein!

Das ist nicht die Aufgabe in einem privaten Video, dass ich zur Unterhaltung erstelle und in dem ich von meinen Reiseerlebnissen berichte. Und zu guter Letzt hätte ich auch hier wieder alles zu negativ dargestellt. Nun, es kann sich jeder vom Gegenteil überzeugen. Bei Minute 21:36 beginnt die Szene. Wer auch nur ansatzweise zuhört, wird von mir zwei Mal das Wort „Schön“ und je einmal die Wörter „fantastisch“ und „faszinierend“ hören. Und das alles innerhalb einer einzigen Minute. Eine Minute, in der ich mir aber gleichzeitig auch erlaube, den Gestank und den Qualm zu erwähnen. Der gehört nämlich auch dazu.

Soll ich schlechtes Wetter totschweigen?
Soll ich schlechtes Wetter totschweigen?

Den Vorwurf, ich würde manches Mal Dinge und Erlebnisse schlecht darstellen, höre ich zugegebenermaßen nicht zum ersten Mal. Auch mein Irland-Reisebericht wurde hier auf der Webseite in den Kommentaren und auch per Mail ziemlich zerrissen. Ich habe ihn aber anschließend nicht geändert, sondern so gelassen wie ich es ursprünglich schrieb. Denn das waren meine (!) Eindrücke. Und ich habe nicht vor, meine persönlichen Eindrücke den Wünschen meiner Leser und Zuschauer anzupassen.

Auch in Zukunft werde ich nichts beschönigen

Wenn mir etwas in einem Land nicht gefällt, dann sage ich das auch. Erst recht auf einer von mir betriebenen und bezahlten Plattform. Ich kann mit Photoshop umgehen und ich kann Texte schreiben, um dem Leser etwas schmackhaft zu machen. Wer aber an dieser Stelle solche Bilder wie in einem Hochglanzprospekt, umschrieben von malerischen Texten, wünscht, der ist hier schlicht falsch.

Ich verreise auch zu weniger schönen Orten
Ich verreise auch zu weniger schönen Orten

Wenn ich etwas als schön empfinde (und das kommt in der Regel sehr, sehr oft vor), dann schreibe ich das und zeige das anhand von Bildern. Aber ich finde eben nicht immer alles schön. Und genau das schreibe ich auch. Das Recht nehme ich mir heraus. Von mir wird es auch weiterhin nur Reiseberichte und Reisevorträge mit persönlicher Note geben.

12 Kommentare zu „Wie manche Menschen betrogen werden wollen“

  1. Leute gibt’s … Solch eine Kritik sollte man wirklich nicht an sich heranlassen. Wer nur die schönen Seiten eines Landes sehen will, sollte vielleicht gar nicht erst verreisen (oder auf Reisevorträge gehen, die ja wahrscheinlich schon als „persönlich“ angekündigt wurden, oder?) . Empfiehl der Dame einen Vortrag eines Reiseveranstalters, da wird nur schöngeredet. Und wenn sie dann dorthin reist, wird sie ihre eigenen Erfahrungen machen … Tss!

    1. Danke schön. Ja, für genau diese Empfehlung fehlte mir am Telefon in diesem Moment leider die Schlagfertigkeit. Aber man lernt ja dazu. Die Vorträge werden von mir immer als persönliche Reiseerlebnisse angekündigt und nicht etwa als „landeskundlicher bzw. kulturhistorischer Vortrag über Region XY“.

  2. Positives – oder auch konstruktives – Feedback kann durchaus gut und hilfreich sein. Schade nur, dass viele mittlerweile „Feedback“ mit „Ich-sag-dir-wie-ich-es-will“ verwechseln und denken, alles müsste genau so sein, wie sie es gerne hätten und jeder muss zu allem und immer seinen Meinung sagen.
    Lass dich davon bitte nicht verunsichern oder gar entmutigen oder verändern!
    Ich finde, ein Reisebericht oder auch ein Vortrag über die eigene Reise müssen persönliche Elemente enthalten und auch wirklich authentisch sein – es ist schließlich DEINE Reise. Wenn das Wetter schlecht ist oder das Wasser stinkt, dann ist das einfach so und gehört zu dieser Reise und deinen Eindrücken dazu. Das ist ja gerade der persönliche Touch, der das ganze interessant und vor allem auch menschlich und lebendig macht.
    Wer Hochglanz will, der soll sich nen Bildband kaufen und anschauen ;-).

    1. Danke schön. Der Vergleich mit dem „Ich-sag-dir-wie-ich-es-will“ ist sehr schön ausgedrückt. Genauso wurde mir heute morgen missverständlich klar zu machen versucht, was ich in dem Vortrag denn zu zeigen hätte. Nein, schlechte Erlebnisse gehören zu einer Reise dazu und werden natürlich auch mit erzählt.

  3. Warum begibst du dich ohne Not in eine Rechtfertigungsposition? Das hast du gar nicht nötig!
    Und ich mag gerade die persönliche Note an den Berichten. Alles andere wäre mir zu langweilig… 🙂
    Glg

    1. Stimmt natürlich, aber mir lag das heute so auf der Zunge/Leber/Seele, dass ich das einfach schreiben musste. Durch die Bücher und den Stellplatz bekomme ich ja viele Rückmeldungen und Bewertungen – oft gute, manchmal auch (vielleicht auch zu recht) schlechte. Aber so etwas wie das ist mir bisher noch nicht passiert. Ich danke dir auf jeden Fall!

  4. Moin Michael,

    es tut mir leid, dass Du diese Erfahrung gemacht hast. Dass einem da die Schlagfertigkeit abgeht, wenn man sonst doch recht wortgewandt ist, finde ich absolut nachvollziehbar.

    Ein paar schön retouchierte Fotos mit aus dem Lexikon abgetippten Infos gibt es an jeder Ecke. Genau dagegen heben sich gerade Deine persönlich gefärbten Reiseberichte positiv ab. Das heißt ja nicht, dass man immer den gleichen Geschmack haben muss wie Du, aber auch wenn es mal unterschiedlich ist, kann es doch das eigene Weltbild mächtig erweitern, wenn man sich auf andere Perspektiven einlässt.

    Ich hoffe, inzwischen ist der – berechtigte – Ärger über den Anruf der Dame abgeflaut und Du bist wieder/weiterhin zufrieden mit dem, was Du tust!

    LG Lin

    1. Ich danke dir, Lin. Ich sehe das genauso. Es muss nicht jedem gefallen, was ich zeige oder worüber ich schreibe und was ich mache. Es wäre ziemlich vermessen von mir, das zu glauben. Aber wenn ich damit beginne, Reiseregionen oder Routen faktenorientiert zu beschreiben, dann kann ich auch gleich Reiseführer veröffentlichen 😉
      Du siehst, meine Laune ist mittlerweile wieder besser. Da hat übrigens auch dein älterer Blog-Artikel geholfen, den du gestern getwittert hattest. Ich glaube, ich kannte ihn schon, aber es war vorhin wieder sehr amüsant zu lesen, wie du zu deinem Namen gekommen bist.
      So, und jetzt schreibe ich noch ein paar Zeilen für meinen nächsten Reisebericht. Da steht ja noch was aus.
      Ganz liebe Grüße!

  5. Richtig so! Ich habe nichts von Vorträgen und Reiseberichten, die nur das Positive beschreiben! Jeder ist in der Verantwortung den Blick zu öffnen für die negativen Seiten, damit diese verbessert werden können. Weiter so, nicht beirren lassen – Ihre Einstellung finde ich super!

  6. Hi Michael, super zusammengefasst. Man kann’s nicht allen recht machen. Ob als Vorgesetzter, Freund, öffentlich engagierter – in welch Rolle auch immer. Mach weiter so und bericht aus Deiner eigenenBrille. Auch ich, respektive wir machen das genauso. Nur so bleiben wir authentisch. Schöne Adventszeit wünsch ich Dir und Deinen lieben! Stef

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