Wanderung zum Dreiländereck Norwegen, Finnland und Schweden

Ich gebe es zu, ich stehe darauf, geografische Mittelpunkte zu sammeln, bin ja sogar für ein Denkmal an einem dieser Mittelpunkte in gewisser Weise verantwortlich. Aber irgendwann gehen einem so langsam die Mittelpunkte aus und man muss sich überlegen, was man dann sammelt. So bin ich nun dabei, auch Dreiländerecke anzusteuern. Manche sind ja einfach, so wie das bei Aachen zum Beispiel. Andere wiederum erfordern ein wenig Kondition und vor allem – Mückenspray.

Das Dreiländereck von Norwegen, Schweden und Finnland stand an einem trüben Tag auf dem Programm. Es war nicht ganz klar, ob es trocken bleiben würde. Die Wolken hingen tief. Doch nun waren wir einmal vor Ort, da wollten wir nicht gleich wieder zurück. Immerhin sind wir von unserer eigentlichen Route zum Nordkapp mal eben 40 Kilometer nach Osten abgebogen, haben Norwegen verlassen und eine kleine Zeitreise unternommen. Denn Finnland ist uns bekanntlich eine Stunde voraus.

Und von einem anderen Punkt als von dem Wanderparkplatz, auf dem wir standen, ist das Dreiländereck nicht zu erreichen. Es geht nur über finnisches Gebiet dorthin. Entweder 12 Kilometer zu Fuß und natürlich dieselben 12 Kilometer wieder zurück oder mit einem kleinen Boot in die unmittelbare Nähe, wo man nur noch eine gute halbe Stunde laufen müsste. Nur der Vollständigkeit halber: Das Boot fährt vier Mal am Tag und kostet pro Person 20 Euro. Kurz gesagt – wir wanderten.

Direkt am Parkplatz begann schon ein schmaler Weg zu einer Brücke, der uns über einen rauschenden Fluss brachte. Es folgte ein angenehmer Aufstieg über einen ausgetretenen und sogar gut markierten Weg. Das wunderte mich, weil es hier oben im Norden ja eigentlich doch schon etwas leerer sein sollte. Doch bereits auf dem Parkplatz standen rund 10 Autos, was ich für diesen abgelegenen Ort als recht viel empfand.

Bei einem Blick zurück sahen wir die Grenzhäuschen zwischen Finnland und Norwegen, die wir noch kurz zuvor mit dem Wohnmobil passierten. Witzigerweise gab es dort in der Nähe einen Grenzzaun mit einem Lautsprecher, der wiederum mit einem Bewegungsmelder ausgestattet ist. Jedes Mal, wenn ein Auto vorbeifährt, löst der Melder aus und es ertönt lautes Hundegebell. So verhindern die Norweger die illegale Einreise finnischer Wildtiere. Von unserem Standort aus war dieser Zaun nicht mehr zu sehen, dafür jedoch der vor uns liegende Wanderweg, der irgendwo in den Wolken endete.

Aber schreckte uns das? Natürlich nicht. Selbst die gelegentlichen Mücken hielten uns nicht zurück, weshalb wir nach einiger Zeit des sanften Bergaufwanderns eine fantastische Aussicht genießen konnten. Dabei erkannten wir einen See und erahnten schon, dass das unser Ziel sein würde. Doch zunächst waren einige Felsen aus dem Weg zu räumen. Der Einfachheithalber sind wir aber drüber hinweggeklettert, passierten einen kleinen Wasserfall und beobachteten ein paar Vögel wie den auf dem Bild, den ich leider nicht so genau zuordnen konnte. Wer hier einen Hinweis hat, nur her damit.

Auch die Aussicht genossen wir und nur wenige Menschen kamen uns entgegen, die jedoch etwas merkwürdig mit der Hand in der Luft umher wedelten, was uns aus der Ferne wunderte. Zwei von ihnen hatten sogar einen Mückenschutz auf dem Kopf, der über das gesamte Gesicht reichte. Nun ja, das Wundern hatte aber schnell ein Ende, denn mit jedem Meter, den wir zurücklegten, wurden es mehr Mücken, die leider nicht nur um uns herumschwirrten, sondern auch gerne auf uns Platz nahmen. Und irgendwie waren die Biester größer als die herkömmlichen Mücken, die man von zuhause kennt. Eigentlich hatten die polaren Moskitos nur eines mit den heimischen Mücken gemein: Sie waren durstige Plagegeister, die einem das Wandern nur unnötig erschwerten und einen schneller wandern ließen. Mistviecher!

Teilweise ging es sogar auf Holzstegen durch die Landschaft und dabei überwiegend bergab bis wir plötzlich mitten in der Natur vor einem Zaun standen. Dieser dämliche Spruch „Ende im Gelände“ wäre beinahe Realität geworden. Wir haben das Ende Finnlands erreicht, denn hinter dem Zaun summten norwegische Mücken. Während auf norwegischer Seite wirklich nur noch Natur zu sehen war, verlief auf der finnischen Seite direkt am Grenzzaun ein schmaler Weg, der zwischendurch sogar auf Holzbohlen entlang führte.

Jetzt fehlte eigentlich nur noch Schweden. Das Land der Elche sollte aber noch kommen, kurz nachdem wir den Abzweig zum Bootsanleger passierten. Aha, dachten wir, hier kommen also die Touristen an, die die schöne Strecke mit dem kleinen Schiff zurücklegen. Wir haben sie nicht beneidet. Im Gegenteil, die Fahrgäste haben nämlich zwei Stunden Aufenthalt am Dreiländerpunkt und wir fragten uns, was man dort eigentlich so lange machen soll – außer Mücken verjagen.

Schon kurz darauf erreichten wir unser Ziel: Ein gelber Betonklotz mitten in einem See, der nur auf einem Holzsteg zu erreichen ist. Auf finnischer Seite machte ich natürlich ein Pingufoto, befreite anschließend meinen plüschigen Freund von zahlreichen Mücken (was für doofe Viecher, bei Pingu gibt es ja nun wirklich nichts zu holen) und schon machten wir uns auf den Rückweg. Wir genossen noch die wunderbare Landschaft, freundeten uns auch auf dem Rückweg nicht mit den Mücken an und erreichten nach insgesamt 24 Kilometern unser Wohnmobil.

Damit hatten wir einen weiteren Dreiländerpunkt abgehakt und gleichzeitig auch den nördlichsten Punkt von Schweden. Demnächst gibt es dann an dieser Stelle die unter Aufsicht von Grenzsoldaten geführte Wanderung zum Dreiländerpunkt von Norwegen, Finnland und Russland.

Bis bald!

Hier kann die gesamte Wohnmobil-Reise zum Nordkap nachgelesen werden.

9 Kommentare zu „Wanderung zum Dreiländereck Norwegen, Finnland und Schweden“

  1. Hallo ihr Wanderfreunde,
    euer Beitrag hat uns sehr gut gefallen. Wir wandern auch sehr gerne,bevorzugt in Schweden. Land und Leute haben uns einfach verzaubert . Bei dem Vogel auf dieser
    Seite müsste es sich um einen männlichen Bergfink handeln.
    L.G.

    1. Hallo Jacky,

      ja, „da oben“ kann man aber auch wunderbar wandern. Vielen Dank für den Hinweis auf den Bergfink. Habe gerade mal gegoogelt und sehe das auch so. Kannte den Vogel noch nicht, wieder etwas dazu gelernt, danke!
      Viele Grüße und noch viele schöne Wanderungen!
      Michael

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  5. Danke für die Wegbeschreibung. Sie hat uns ermuntert den Weg auch unter die Füsse zu nehmen und das Dreiländereck zu besuchen. Die Beschreibung ist genau so wie wir den Weg auch vorgefunden haben. Da es bei unserer Wanderung eher kühl und mehrheitlich windstill war, hatten wir nicht so viele Mücken.
    Die Wanderung hin und zurück hat sich gelohnt. Als Zückerchen hat sich uns eine Rentierherde gezeigt.
    Nochmals herzlichen Dank fürs Vorspuren und berichten.

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