Wanderung hinauf zur Burg Thurant

Auf knirschendem Schiefergestein wandern wir langsam durch die Weinberge von Alken und besichtigen die Burg Thurant, welche stolz das Moseltal überwacht. Wir besteigen den Bleidenberg, welcher uns mit einer Wallfahrtskirche empfängt und uns fantastische Ausblicke ermöglicht. Während die Weinberge von kleinen Wäldchen abgelöst werden, genießen wir die Tour oberhalb der Mosel, statten dem Moselort Oberfell einen kurzen Besuch ab und spazieren am Ufer des sanft dahinziehenden Flusses zurück nach Alken.

Pkw/Parken: Parkplatz 7 am Ortsrand von Alken (Bundesstraße 49) (GPS: 50.251026, 7.445853)
ÖPNV: Ab Koblenz Hbf. mit der Buslinie 302 bis Alken (GPS: 50.249716, 7.446368)
Rundweg: Ca. 6 Kilometer/2,5 Stunden
Streckenprofil: Steile Aufstiege auf schmalen Pfaden zwischen Weinbergen, sonst breite Wanderwege
Einkehr: Landhaus Müller, Moselstraße 6, 56332 Alken, Tel. (0 26 05) 95 25 12, www.mosel-hotel-alken.de(GPS: 50.249627, 7.446583); Landhaus Schnee, Moselstraße 1, 56332 Alken, Tel. (0 26 05) 33 83), www.landhaus-schnee.de(GPS: 50.249421, 7.446604); Gasthaus Moselblick, Moselstraße 12, 56332 Alken, Tel. (0 26 05) 33 47, www.moselblick-alken.de(GPS: 50.249339, 7.446679); Winzerhof Brachtendorf, Moselstraße 13, 56332 Alken, Tel. (0 26 05) 28 05, www.winzerhofbrachtendorf.de(GPS: 50.24916, 7.446722)
Am Wegesrand: Alken; Burg Thurant, 56632 Alken, Tel. (0 26 05) 20 04, www.thurant.de(GPS: 50.248049, 7.452891); St. Michaelskapelle (GPS: 50.250107, 7.448643); Bleidenberg mit Wallfahrtskirche (GPS: 50.251692, 7.456164); Oberfell (GPS: 50.258551, 7.445059)

Einen Spaziergang auf der Moselpromenade entlang den sehenswerten Häusern sparen wir uns für den Abschluss unserer Wanderung auf. Wir beginnen unsere Route am Dorfende, wo der Alkener Bach in die Mosel mündet, am Wärterhaus, das lange Jahre das Rathaus von Alken war.

Alken, der heute staatlich anerkannte Ferienort an der Mosel, wurde bereits im 10. Jahrhundert erstmalig erwähnt. Alken gehörte bis ins 13. Jahrhundert zur Pfalzgrafschaft, doch diese verlor den Ort nach langer Belagerung der Burg Thurant an die Erzbischöfe von Trier und Köln. Kurtrier und Kurköln verwalteten Alken daraufhin gemeinsam bis in das 18. Jahrhundert. Heute ist Alken mit seinen schmucken Gassen am steilen Berg unterhalb der Burg ein beliebtes Urlaubsziel. 

Wir wandern die kleine Bachstraße hinauf und wenden uns an der ersten Möglichkeit nach rechts in die Oberstraße. Weinranken säumen den Weg zwischen Bruchsteinhäusern, und wir biegen nach links in die Brandgasse ab. Wir lassen auf dem steil aufwärts führenden Weg die letzten Häuser von Alken hinter uns und erreichen die ersten Weinberge der Weinlage Burgberg. Steile Serpentinen bringen uns zu einem landwirtschaftlichen Weg, wo wir uns links halten, um gleich nach rechts auf einem schmalen Pfad die nächste Moselterrasse zu überwinden. Über uns thront bereits die mächtige Burg Thurant, und wir folgen der Beschilderung bergauf. Am Parkplatz biegen wir scharf nach links, und stehen vor der massiven Mauer und dem Burgtor der Burg Thurant.

Um die Wende zum 12. Jahrhundert ließ Pfalzgraf Heinrich der Lange die Burg Thurant auf einem schmalen Bergsporn errichten. Er gab ihr den Namen, der auf die libanesische Festung Thuron zurückgeht, die Heinrich zuvor erfolglos belagert hatte. Im Gegensatz zur Festung im Libanon hielt die Burg Thurant einer Belagerung jedoch nicht stand und konnte im Jahr 1248 von den Trierer und Kölner Erzbischöfen in einer Gemeinschaftsaktion eingenommen werden. Man ließ eine Mauer in der Burg errichten und trennte die Anlage in einen kurkölnischen und einen kurtrierischen Bereich. Beide Hälften besaßen einen eigenen Eingang, einen eigenen Bergfried und sogar jeweils einen eigenen Verwalter. Nach zahlreichen Zerstörungen, unter anderem durch napoleonische Truppen, dienten die Gemäuer teilweise als Steinbruch. Die beiden Bergfriede und ein Wohnhaus konnten jedoch erhalten werden und sind heute in Privatbesitz, können aber dennoch besichtigt werden. Eine ähnliche Burgteilung gab es im Mittelalter übrigens auch im Südosten Polens. Dieser Besitzstreit war Vorbild für die Filmkomödie „Die Rache“ in der Roman Polanski eine Hauptrolle einnimmt.

Nach dem Besuch der Burg wandern wir weiter. Die Route führt uns leicht bergab in einen Wald und um die Burganlage herum. Nach einem weiten Linksbogen erreichen wir eine T-Kreuzung, an der wir uns nach rechts wenden und mit einer Serpentine weiter an Höhe verlieren. Wir folgen dem gut ausgeschilderten Weg zur St. Michaelskapelle am Ortsrand. Sie wurde zu Beginn des 11. Jahrhunderts erstmalig erwähnt. Interessant ist das angrenzende Beinhaus mit Gebeinen aus dem14. Jahrhundert. Auf einem Kreuzweg mit sieben sogenannten Fußfällen wandern wir hinab bis zur Von-Wilberg-Straße und wenden uns nach rechts. Gleich hinter dem ersten Wohnhaus nach einem Parkplatz biegen wir nach links ab und beginnen mit der Besteigung des Bleidenbergs. Wir folgen der Ausschilderung zur Wallfahrtskirche auf dem Bleidenberg. Sie führt uns durch die Weinberge der gleichnamigen Weinlage bergauf. Wir queren einen landwirtschaftlichen Weg und schauen während einer kleinen Verschnaufpause zurück, um den fantastischen Blick auf Alken und die Burg Thurant zu genießen. Am höchsten Punkt erreichen wir die im Jahr 1248 errichtete Wallfahrtskirche, die eine zwei Jahre zuvor während der sogenannten Thuranter Fehde zerstörte Dreifaltigkeitskirche ersetzte. Nach einer ausgiebigen Pause lassen wir den dreischiffige gotischen Kirchenbau rechts liegen und wandern mit Blick auf die Mosel am Südhang des Bleidenbergs weiter – immer wieder überrascht von dem schönen Fotomotiv, das Alken und Burg Thurant bieten.

In einem weiten Bogen wandern wir um die flache Bergkuppe herum, verlieren dabei Alken aus den Augen und schauen auf Kattenes am gegenüberliegenden Moselufer. An einer Gabelung halten wir uns links und wandern mit einer Serpentine in das bewaldete Tal des Oberfeller Bachs hinab, wo uns am Talgrund bereits die ersten Häuser der gleichnamigen Ortschaft Oberfell erwarten.

Langsam zieht die Mosel am Bleidenberg vorbei, der sich am Südrand der Ortschaft Oberfell erhebt. Das gemütliche Leben in der 1.000-Einwohnergemeinde Oberfell ist weniger vom Weinbau geprägt als in anderen Moselorten. Dennoch existieren drei Winzerbetriebe, die auf einem Hektar Rebfläche, der sich in die drei Weinlagen Brauneberg, Goldlay und Rosenberg aufteilt, Wein produzieren. Außerdem ist Oberfell, welches fast exakt auf der Hälfte zwischen den beiden großen Städten Cochem und Koblenz liegt, Heimatort der Deutschen Weinkönigin 2009/2010. Traditionell wird bereits seit dem Jahr 1248 in der Woche nach Pfingsten eine Prozession zur Wallfahrtskirche auf dem Bleidenberg durchgeführt.

Durch die kleine Straße Marienberg erreichen wir die Hauptstraße, wenden uns nach links und folgen ihr sanft bergab in das Zentrum von Oberfell. Zu unserer Rechten sehen wir hinter den Wohnhäusern den Turm der St. Nikolauspfarrkirche, doch wir biegen an der Kreuzung nach links in den Alkener Weg ein, kommen an gepflegten Häusern und Winzerhöfen vorbei und verlassen schon bald wieder den Ort. Wir queren die Bundesstraße, um auf dem Moselradweg flussaufwärts Richtung Alken weiter zu wandern.

Klingeling – vorsichtig nähert sich der Reiseradler auf dem Moselradweg. Der 311 Kilometer lange Radweg beginnt im französischen Metz und führt den Wanderer auf zwei Rädern durch das abwechslungsreiche Moseltal bis zum Deutschen Eck in Koblenz. Wie die meisten Fernradwege verläuft auch er entlang eines Flusses. Diese Wege bieten nicht nur den Vorteil einer meist schönen Landschaft, sondern sind zudem überwiegend flach und daher leicht zu befahren. Die bekanntesten Flussradwege führen den Radler an der Elbe, der Weser, dem Rhein und der Oder entlang, doch der Klassiker ist der Donauradweg, der sogar bis an das Schwarze Meer reicht. Die Beliebtheit dieser Radwege liegt aber auch in der angebotenen Infrastruktur. Die gute Wegbeschilderung lässt das Radlerherz höher schlagen, und Bed and Bike-Hotels bieten neben Garagen für das Rad auch Zimmer für nur eine Nacht an. Wie gut Fahrradwegesysteme funktionieren können, zeigen die Niederlande, Dänemark und das kleine Estland im Baltikum, die landesweite Wegenetze besitzen – ähnlich wie bei uns das Autobahnnetz. Reiseradler, die länger auf Tour sind und vielleicht sogar bis in das Baltikum radeln wollen, erkennt man gut an den Gepäckträgern, die zusätzlich am vorderen Rad angebracht sind. Und wer noch deutlich sichtbar einen Ersatzreifen mit sich führt, sollte unbedingt zu einer Tasse Kaffee eingeladen werden, denn diese Radler umrunden meist die Welt und haben zahlreiche, interessante Geschichten zu erzählen.

Langsam schiebt sich vor uns Alken wieder in unser Sichtfeld. Am Ortseingang weist uns eine Hinweistafel auf seine gleichnamigen Partnerstädte Alken in Belgien und Dänemark hin. Kurz darauf erreichen wir unseren Ausgangspunkt an der Moselpromenade, auf der wir noch zu den Landhäusern Müller und Schnee, dem Gasthaus Moselblick oder dem Winzerhof Brachtendorf spazieren können, um unsere Tour zu beschließen.

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


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