Die Schiffe stampfen durch die größte Rheinschleife, die mit Osterspai zum Unesco-Welterbe Oberes Mittelrheintal gehört, während wir zwischen Weinbergen weit oberhalb stehen und die Aussicht genießen. Diese Wanderung führt uns an Relikten der Römer vorbei, verspricht uns grandiose Blicke auf die Marksburg und überwältigt mit immer neuen Panoramen, wenn wir durch die Weinlage Bopparder Hamm wandern.
Pkw/Parken: Friedhofsparkplatz im Ackerweg, Brey (GPS: 50.269707, 7.629012)
ÖPNV: Mit der Buslinie 650 ab Koblenz bis Brey, B9; von dort rund 300 Meter über die Rheingoldstraße bis zur Einmündung Ackerweg (GPS: 50.274777, 7.629551)
Rundweg: Ca. 13 Kilometer/3–3,5 Stunden
Streckenprofil: landwirtschaftliche Nutzwege wechseln sich mit Waldpfaden ab
Einkehr: Restaurant Jakobsberg, Im Tal der Loreley, 56514 Boppard, Tel. (0 67 42) 80 80, www.restaurant-jakobsberg.de (GPS:50.256905, 7.592)
Am Wegesrand: Brey; Römische Wasserleitung (GPS: 50.267769, 7.618264); Breyer Hämmchen (GPS: 50.26936, 7.613693); Marksburg; Rheinburgenweg; Jakobsbergerhof (GPS: 50.256905, 7.592); Bopparder Hamm (GPS: 50.253324, 7.589511); Siebenborn (GPS: 50.261213, 7.627856); Muttergotteskapelle (GPS: 50.263435, 7.635718)
Wichtiger Hinweis: Der Inhalt dieses Artikels stammt aus meinem nicht mehr erhältlichen Reiseführer über Wanderungen in und um Koblenz. Die meisten Informationen werden daher veraltet sein und dieser Artikel kann nur als grobe Richtschnur dienen.
Vor dem Breyer Friedhof wenden wir uns nach rechts und spazieren in den kleinen Rheinort hinein. Schon an der zweiten Kreuzung, wenn wir rechter Hand die kleine Dorfkirche erkennen, biegen wir – zusammen mit den Wanderern, die von der Bushaltestelle kommen – nach links ab. Auf der sanft ansteigenden Straße lassen wir schon bald die letzten Häuser hinter uns und tauchen auf einem Feldweg in einen kleinen Wald ein. Es sind nur wenige Meter, bis wir am Wegesrand auf eine alte römische Wasserleitung treffen.
Funde von römischen Relikten sind an Rhein und Mosel keine Seltenheit. Zahlreiche Fundamente von Limeswachtürmen und einstigen Landhäusern zeugen von der römischen Kultur. Doch dass eines dieser Relikte noch heute funktioniert, ist eher selten. Die Römische Wasserleitung Brey gehört jedoch dazu. 1.800 Jahre war die Leitung verschüttet gewesen, bevor sie von Breyer Bürgern zufällig entdeckt wurde, als sie im Zweiten Weltkrieg Schutz vor Bombenangriffen suchten. Vieles ist bei diesem Fund bis heute noch unklar, fest steht jedoch, dass die Leitung Wasser zwischen den beiden Römerkastellen Koblenz und Boppard führte und noch heute problemlos führen könnte. Versuche ergaben, dass zwei Liter Wasser pro Sekunde durch die Leitung fließen, was ausreicht, um ein großes Anwesen zu versorgen.
Der Waldweg, der nach einer scharfen Rechtskurve deutlich abfällt, bringt uns zu einem Sportplatz. An der T-Kreuzung wenden wir uns nach rechts, und in Höhe des ersten Fußballtores biegen wir links wieder in den Wald hinein. Nur ein kurzes Stück bleiben wir auf dem Weg, dann schwenken wir nach links auf einen Hohlweg ein, der uns einige Meter höher bringt. Oben halten wir uns links und erreichen bald eine Schutzhütte, die uns zu einer kleinen Pause einlädt. Vom Picknickplatz wandern wir auf einem Feldweg weiter, bis wir linker Hand Rebstöcke bemerken. Es ist ein rekultivierter Weinberg von der Weinbruderschaft Breyer Hämmchen, die damit die Weinbautradition von Brey wieder aufleben lassen. Bevor wir nach rechts im Wald verschwinden, blicken wir noch einmal zurück und genießen Blick auf die Marksburg, die sich majestätisch am anderen Rheinufer erhebt.
Die Marksburg steht in 160 Metern Höhe auf einem Schieferkegel und ist die einzige mittelalterliche Burg im Mittelrheintal, die nie zerstört wurde. Daher wird die markante Höhenburg mit ihrem deutlich sichtbaren Kapellenturm noch heute oft als Beispiel für eine „typische“ Burg herangezogen. Findige Geschäftsleute aus Japan kamen Ende der 1980er Jahre gar auf die Idee, die Marksburg zu kaufen, abzutragen und in Japan wieder aufzustellen. Glücklicherweise hat der Eigentümer abgelehnt, sodass die Japaner sich ihre eigene Marksburg errichten ließen – originalgetreu.
Für lange Zeit bleiben wir nun in dem herrlichen Mischwald, erkennen ab und zu brachgefallene Weinberge und grüßen andere Wanderer, die ebenfalls auf dem Traumpfad Rheingoldbogen oder auf dem Rheinburgenweg unterwegs sind.
Fast 50 Schlösser, Burgen, Ruinen und weitere Sehenswürdigkeiten erwandert man sich auf dem Rheinburgenweg mit dem rot-weißen Logo. Der Fernwanderweg führt auf beiden Seiten des Stroms durch das Mittelrheintal und ist insgesamt rund 200 Kilometer lang. Auf der rechten Rheinseite verläuft er oftmals parallel zum Rheinsteig, aber auch auf linksrheinischer Seite wandert man häufig auf schmalen Pfaden und sogar auf alpinen Klettersteigen. Doch egal, auf welcher Rheinseite der Wanderer unterwegs ist, grandiose Aussichten und interessante Besichtigungen sind ihm allemal sicher.
Unsere ruhige Wanderung durch den Breyer Wald endet an einer T-Kreuzung. Wir wenden uns nach links und passieren wenig später einen Schießstand. Direkt im Anschluss biegen wir an einem Parkplatz nach rechts ab und gehen leicht abwärts auf den Jakobsbergerhof zu. Der zuletzt im 17. Jahrhundert vom Jesuitenorden bewirtschaftet Hof beherbergt heute ein Hotel mit einem 18-Loch-Golfplatz, das dem Süßwarenhersteller Hans Riegel junior gehört, wie man an den Flaggen erkennen kann. Süßigkeiten gibt es zwar keine, aber können wir uns in seinem Restaurant Jakobsberg verwöhnen lassen.
Unsere Route führt uns vor dem Portal des Jakobsbergerhofs nach rechts, und wir verlieren auf einem Waldweg wieder etwas an Höhe. An einer T-Kreuzung wenden wir uns nach links und genießen das wunderbare Panorama, das sich vor uns eröffnet. Kurvig und im sanften Auf und Ab wandern wir mit der Beschilderung des Traumpfades noch ein kurzes Stück durch den Wald, bis dieser sich lichtet und wir uns in der Weinlage Hamm Weingrube befinden. Gleichzeitig begeistert uns der Anblick der größten Rheinschleife, des Bopparder Hamm. Wir bleiben dem Traumpfad zwischen den Weinbergen treu, der uns ein weites Stück auf dem asphaltierten Landwirtschaftsweg entlang führt. Am gegenüberliegenden Ufer erkennen wir den kleinen Rheinort Osterspai, während wir hoch über dem Rhein knapp unterhalb der Hangkante nach jeder Kurve aufs Neue von der Aussicht überwältigt sind. Am Ende der Weinlage Ohlenberg bringt uns unser Weg zwischen Sträuchern langsam auf ein Plateau hinauf. An einer T-Kreuzung verabschieden wir uns von der spektakulären Rheinschleife, wenden uns nach links und biegen sofort nach rechts ab.
Auf der Hochebene wandern wir zwischen Feldern zu einer weiteren T-Kreuzung, schwenken nach rechts und folgen dem Weg bis zu einem Abzweig nach links. Dieser führt uns auf den Breyer Ortsteil Siebenborn zu, doch wir wenden uns noch vor den ersten Häusern scharf nach rechts, passieren einen Hof und halten uns an einer Gabelung halbrechts auf einem grasigen Pfad, der uns geradewegs in den Wald hinein bringt. Wir steigen nun vom Plateau hinab und erreichen schon nach kurzer Zeit eine kleine Muttergotteskapelle mit einem hübschen, gepflegten Garten. Der wurzelige Waldweg führt uns links um die Kapelle herum und weiter zu einer Straße, die wir queren. Wenig später spazieren wir zwischen zwei kleinen Feldern und werfen nochmals einen Blick über die rechte Schulter – auf die prächtige Marksburg. Der Traumpfad lotst uns über eine Wiese nach links auf einen Feldweg. Schon sehen wir zu unserer Linken den Friedhof von Brey und unseren Ausgangspunkt. Zur Bushaltestelle folgen wir geradeaus dem Ackerweg und später der Rheingoldstraße nach rechts.
Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.
Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.
Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.
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