Wanderung durch den Düsseldorfer Volksgarten

Durch den Düsseldorfer Volksgarten
Taler, Taler, du musst wandern, von einem Park zum andern

Pkw/Parken: Parkplatz an der Philipshalle, Siegburger Straße, Düsseldorf
ÖPNV: Ab Düsseldorf-Hbf. entweder mit der S-Bahnlinie 6 bis Düsseldorf-Oberbilk oder mit einer der U-Bahnlinien 74, 77 oder 79 bis Oberbilk/Philipshalle
Rundweg: Ca. 9 Kilometer/2–2,5 Stunden
Streckenprofil: Asphaltierte Spazierwege und ein kurzer Abschnitt durch ein Wohnviertel, für Fahrräder und Kinderwagen geeignet
Einkehr: Café Restaurant Stoffeln, Stoffeler Kapellenweg 270, 40225 Düsseldorf, Tel. (01 72) 2 75 40 63; Hofladen und Café Südpark, In den großen Banden 58, 40225 Düsseldorf, Tel. (02 11) 72 58 19
Am Wegesrand: Düssel; Volksgarten mit Zeitfeld; Südpark mit der Werkstatt für angepasste Arbeit, Skulpturen, Deichsee, Blumengärten und Heckenlabyrinth; Brückerbach; Botanischer Garten

Auch innerhalb von Düsseldorf finden sich wunderbare Wandermöglichkeiten durch die grüne Natur. Umgeben von urbanem Leben wandern wir von einer herrlichen Grünoase zur anderen, ohne die Parkanlagen zu verlassen. Auf uns warten zwei schimmernde Seen, an deren Ufern wir wohlduftende Blumengärten genießen und zwischendurch auf einer der vielen Wiesen entspannen können. Dabei beäugen wir sowohl das Treiben der Wasservögel als auch die vielen Kunstwerke, die uns am Wegesrand begegnen.

Auf dem Parkplatz der Philipshalle, gleich gegenüber den Haltestellen der U- und S-Bahn lassen wir das Veranstaltungsgebäude hinter uns und wenden uns der kleinen Grünanlage am Nordrand des Parkplatzes zu. Dort halten wir uns links, so dass sich ein großer Teil des Volksgartens vor uns ausbreitet. Rechter Hand befinden sich Gleise, und an einem kleinen See vor uns werden wir schnatternd von den hiesigen Enten begrüßt. Gespeist wird der See von der von links kommenden Südlichen Düssel.

Was ist an der Bezeichnung „Düsseldorf“ falsch? Richtig, die Silbe „dorf“, denn Düsseldorf besitzt natürlich bereits seit 1288 Stadtrechte. Die Düssel existiert jedoch wirklich und fließt einmal quer durch die nordrhein-westfälische Hauptstadt. Dabei legt das kleine Gewässer mehr Kilometer auf dem Stadtgebiet zurück als der Rhein, denn dieser markiert fast nur die Stadtgrenze. Die 40 Kilometer lange Düssel entspringt bei Wülfrath, durchquert das Neandertal, wo sie noch das Wasser des Mettmanner Baches aufnimmt, und erreicht mit Gerresheim die Stadt Düsseldorf. Im Ortsteil Düsseltal teilt sich die Düssel jedoch plötzlich in eine Südliche und eine Nördliche Düssel. Beide nehmen einen völlig anderen Lauf durch das Stadtgebiet, münden jedoch nicht weit voneinander entfernt in den Rhein. Sowohl die Nördliche als auch die Südliche Düssel teilen sich noch ein weiteres Mal. Von der Nördlichen Düssel zweigt der Kittelbach ab, von der Südlichen der Brückerbach – damit mündet die Düssel mit vier Armen in den Rhein.

Wir bleiben auf dem schmalen Weg geradeaus, lassen den See dann links liegen und wandern zwischen den Gleisen und der Düssel entlang. Der Weg führt uns geradeaus an Spielmöglichkeiten für kleine und große Kinder und an einem Bahndamm entlang, der uns mit einigen hübschen Kunstobjekten überrascht. An der Hauptstraße wenden wir uns nach links, überqueren die Düssel und bewundern das Zeitfeld, ein unübersehbares Kunstprojekt von Klaus Rinke.

Klaus Rinke, der 1939 im heute zu Bochum gehörenden Wattenscheid geboren wurde, begann seine Künstlerkarriere als Maler. Nach dem Malereistudium an der Essener Folkwangschule unterhielt er verschiedene Ateliers in Frankreich und konnte Teile seiner Werke ausstellen. Es dauerte jedoch nicht lange, bis er der Malerei den Rücken kehrte und sich als Konzeptkünstler seinen sogenannten Primärdemonstrationen zuwandte. Bei seinen Arbeiten steht meistens das Element Wasser im Mittelpunkt. Das hiesige Zeitfeld besteht jedoch aus 24 Uhren, die Rinke anlässlich der Bundesgartenschau im Jahr 1987 errichtete. Die in 5 Meter Höhe angebrachten Uhren, von denen man annehmen könnte, jede steht für eine andere Stunde des Tages, zeigen jedoch alle die gleiche Zeit an, empfangen ihr Signal von der Braunschweiger Atomuhr und erinnern uns daran, dass wir uns auf unserer gemütlichen Wanderung Zeit nehmen dürfen.

Unsere Wanderroute führt uns aber zu Beginn des Zeitfeldes auf einem gepflasterten Weg halblinks von dem Kunstwerk weg. An einer kleinen Wegekreuzung bleiben wir geradeaus und wandern wenige Meter später an einer Gabelung nach links. An der nächsten Wegekreuzung sehen wir linker Hand eine Stele, ein weiteres Kunstobjekt. Doch wir biegen rechts ab, so dass wir ein kleines bronzenes Reh zu unserer Rechten haben. Wir kommen an einem Picknickplatz vorbei, halten uns in Richtung Friedhof, wenden uns jedoch vor diesem nach links. Die Wanderwegbeschilderung weißes Dreieck auf schwarzem Grund führt uns durch das Rhododendrontal. Gleichzeitig bietet uns der Zaun des Friedhofes eine gute Orientierung. Aufmerksame Wanderer werden die Futterplätze im Unterholz ausmachen und können mit etwas Geduld verschiedene Vogelarten aus der unmittelbaren Nähe bei der Nahrungsbeschaffung beobachten.

An einer Kreuzung erheben sich vor uns mehrere bunte Stelen, eine Installation des Künstlers Erwin Rausch, und wir verlassen nach rechts wendend den Volksgarten mit seiner reizvollen Kombination aus Kunst und Natur.

Der Düsseldorfer Volksgarten ist ein Teil des Südparks, der größten Parkanlage der Stadt. 1893 wurde der Volksgarten angelegt, um der Bevölkerung einen Erholungsraum zu bieten. Für die Bundesgartenschau 1987 wurden der Volksgarten und der Südpark zusammengelegt. Heute stehen die BUGA-Grünflächen dem Besucher offen. Die Übergänge vom Volksgarten in den Südpark sind fließend und kaum zu spüren. Dem aufmerksamen Beobachter fällt aber auf, dass der Südpark nicht mehr so naturbelassen ist. Dafür glänzt er mit dem schimmernden Deichsee und verschiedenen wohlduftenden Blumengärten. Durch beide Parks fließt am Nord- und Ostrand die Südliche Düssel, während im Südwesten mehrere Kleingartenanlagen und der Friedhof Stoffeln angrenzen.

Der Weg, der auch als Fahrweg genutzt wird, bringt uns zwischen Friedhof und dem Kleingartenverein Düssel e.V. bis zum Biergarten des Kleingartenvereins Stoffeln. Wir wenden uns nach links ab und wandern zwischen den liebevoll gepflegten Kleingärten hindurch, genießen den Duft frisch gemähten Rasens, der sich mit dem Aroma blühender Blumen ablöst und gehen nach einer kurzen Kaffeepause im Café Restaurant Stoffeln weiter. In einer Linkskurve entscheiden wir uns für den Sperlingsweg, biegen an der ersten Kreuzung rechts ab und wandern weiterhin durch das Kleingartenidyll bis zu einer T-Kreuzung. Dort halten wir uns wiederum rechts und gelangen zu einer sternförmigen Kreuzung mit fünf Abzweigungen. Wir gehen halblinks, so dass wir nach wenigen Metern die Kleingartenanlage verlassen und uns zwischen Mauerresten wiederfinden. Uns links haltend, erreichen wir einen Asphaltweg und wenden uns dort nach rechts. Nach einer leichten Steigung erhaschen wir einen ersten Blick auf Gänse und Enten, die am Ufer des Deichsees in der Sonne liegen, und nähern uns der Werkstatt für angepasste Arbeit.

Die Werkstatt für angepasste Arbeit ist eine 1972 gegründete Bildungseinrichtung und Zweckbetrieb für Menschen mit Behinderung. Es existieren sechs Zweigbetriebe auf Düsseldorfer Stadtgebiet, der Betrieb Garten- und Landschaftsbau im Südpark ist einer davon. Von der Einrichtung wird auch das Café sowie ein kleiner Verkaufsladen im Südpark koordiniert, in dem Kräuter, Gemüse und Honig aus der eigenen Imkerei angeboten werden. Die Produkte aus dem kleinen, landwirtschaftlichen Betrieb sind durch das Qualitätssiegel Bioland zertifiziert.

Vor der Werkstatt gehen wir links und bleiben auf dem Hauptweg, der uns leicht ansteigend am Hofladen und am Café Südpark vorbei zu einem Rondell führt. Das Tor heißt die Betonskulptur von Erwin Heerich, die für uns vorläufig wieder das Verlassen der Parkanlage markiert. Über eine Brücke überqueren wir zunächst die Bundesstraße 8 und am darauffolgenden Kreisel halblinks noch die Autobahn 46.

Abermals stehen wir vor einem kleinen See, den wir nun fast umrunden werden. Wir steigen rechts die Stufen hinab, bleiben auf dem Schotterweg und orientieren uns am Ufer. Durch einen schmalen Weg gelangen wir in die Däumlingstraße und stehen nach einer kleinen Steigung vor dem Deich des Brückerbachs.

Der Brückerbach ist der bereits erwähnte abzweigende Arm der Südlichen Düssel und in weiten Teilen eingedeicht, um die Anwohner vor Hochwasser zu schützen. Nur einen Kilometer entfernt, mündet er inmitten eines Wasserschutzgebietes, welches nur der Natur vorbehalten ist, in den Rhein.

Wer sich nicht nur für die heimische, sondern auch für die exotische Botanik interessiert, sei der nahegelegene Botanische Garten empfohlen, den man entlang der Beschilderung nach rechts innerhalb weniger Minuten erreicht.

Der zur Heinrich-Heine-Universität gehörende Botanische Garten Düsseldorf wurde 1974 gegründet und präsentiert in mehreren Gewächshäusern und auf einer 7 Hektar großen Freifläche rund 6000 verschiedene Pflanzenarten. Zentral gelegen ist dabei das Kuppelgewächshaus, welches exotische Gewächse präsentiert. Kübelpflanzen, die zur Überwinterung Wärme benötigen, befinden sich in der Orangerie, und gleich daneben steht das noch recht junge Südafrikahaus mit dem Schwerpunkt gemäßigte Zonen der Südhalbkugel. Die Freifläche ist unterteilt in ein Rhododendrontal, einen Apothekergarten mit Heilpflanzen aller Art, einen Bauerngarten, einen Nutzpflanzenbereich und beherbergt zudem verschiedene geografische Pflanzenbereiche. Der Eintritt ist frei und lohnenswert.

Doch unsere Route führt uns vor dem Deich scharf nach links durch eine kleine Wohnsiedlung. Nacheiner Rechtskurve sehen wir vor uns zwei Garagen, zwischen denen wir durchgehen. Wir halten uns links und nach der folgenden Rechtskurve biegen wir nach links in eine Spielstraße, passieren einen Spielplatz, wenden uns nach rechts und verlassen noch vor den sechs Garagen unter einer Hochspannungsleitung die Siedlung nach links. Wir gehen nach rechts, überqueren den Brückerbach und biegen an der großen Ampelkreuzung nach links, um die Autobahn 46 zu überqueren. Vor der Tankstelle nutzen wir den Fußweg nach links, der uns an einem Parkhaus vorbei und wieder in den Südpark leitet.

An der ersten Gabelung entscheiden wir uns für die rechte Möglichkeit und genießen bei der Wanderung entlang dem Ufer des Deichsees die Idylle des Parks. Wenn wir den See halb umrundet haben, nutzen wir den Durchgang durch den Deich und wandern unter der Gerhard-Günnewig-Brücke hindurch, wenden uns sofort rechts und schwenken nach links auf die Hauptachse des Volksgartens ein. Farbenfroh leuchten im Irisgarten die Schwertlilien, die später vom Dahliengarten abgelöst werden. Auch Duftgärten regen unsere Sinne an, und ein Biogarten erklärt uns, wie ohne chemische Zusätze erfolgreich gepflanzt werden kann. Alle diese 16 kleinen Gärten reihen sich an der vom Künstler Christian Megert geschaffenen Wasserachse an und werden von kunstvoll geschnittenen Hecken voneinander getrennt. Mit den wunderbaren Aromen verschiedener Blumen in der Nase besuchen wir noch das Heckenlabyrinth und suchen unseren Weg aus diesem ganz ohne Wanderführer heraus.

Die Düssel zu unserer Rechten leitet uns vom Labyrinth Richtung Ausgang. In Höhe der Philipshalle überqueren wir sie und erreichen am Parkplatz unseren Ausgangspunkt.

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


Die Weltenbummler – ältester deutschsprachiger Reiseblog (seit 2000)

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kleine Rechenaufgabe Die Zeit für die Eingabe ist abgelaufen. Bitte aktivieren Sie das Captcha erneut.