Wanderung durch das Nettetal um Trimbs

Auf einsamen und ruhig gelegenen Pfaden lernen wir das schöne Tal der Nette kennen und umrunden dabei das pittoreske Örtchen Trimbs. Wir genießen einen kleinen Wasserfall, wandern auf schmalen Wegen, erblicken ein stolzes Viadukt und erleben eine Besonderheit, die auf Wanderwegen nur selten vorkommen: Wir schreiten durch einen ehemaligen Eisenbahntunnel, der nur auf uns Wanderer wartet.

Pkw/Parken: Parkplatz in der Straße Auf dem Reusch, Trimbs (GPS: 50.323077, 7.2994)
ÖPNV: Ab Mayen oder Polch mit dem Bus 337 bis Trimbs, Nettebrücke (GPS: 50.323077, 7.2994)
Rundweg: Ca. 9 Kilometer/2,5 Stunden
Streckenprofil: Überwiegend Wanderpfade, nur ein kurzer Abschnitt auf Asphalt
Einkehr: Trimbser Mühle, Hauptstraße 1, 56753 Trimbs, Tel. (0 26 54) 88 13 80(GPS: 50.323392, 7.298923)
Am Wegesrand: Nettetal; Schiefer; Nette-Wasserfall (GPS: 50.324395, 7.280263); Nette-Viadukt (GPS: 50.317353, 7.271358); Wanderertunnel (GPS: 50.316161, 7.277066)

Am Parkplatz und an der Haltestelle verlassen wir Trimbs und unterqueren an einem Wegekreuz die Landstraße, um auf der kleinen Straße Auf dem Reusch bis zu ihrem Ende zu wandern. Am Ende der Straße wählen wir an einer Gabelung den linken Pfad, der uns an einem steilen Schieferhang vorbei führt und uns damit bereits verdeutlicht, wie der Traumpfad Nette-Schieferpfad zu seinem Namen kam.

Dort, wo sich die Eifel am höchsten erhebt, an der Hohen Acht bei Hohenleimbach, entspringt ein kleiner, netter Fluss der genau diesen Namen trägt: Nette. Die Nette durchfließt eine idyllische Landschaft und passiert das malerische Schloss Bürresheim, welches wegen seiner sehenswerten Architektur schon als Kulisse für Hollywoodfilme diente. 59 Kilometer ist der Fluss lang, und sein Tal wurde 2008 vom Verband der Naturfreunde zur „Flusslandschaft des Jahres“ gewählt. Hinter Bürresheim trifft die Nette auf die bekannten Eifelorte Mayen, Polch, Plaidt und Andernach, bevor sie schließlich nach einem Höhenunterschied von über 500 Metern in den Rhein mündet.

Am Waldrand führt uns das Traumpfad-Logo durch das wildromantische Nettetal, und wir genießen die Ruhe und Idylle, welche von dem beinahe urwüchsigen Tal ausgeht. Unser Weg beschreibt eine weite Linkskurve am Waldrand entlang, wir lauschen dem sanften Rauschen des kleinen Flusses und beobachten Graureiher auf einer Auenwiese. An einer T-Kreuzung wenden wir uns scharf nach links und verlassen vorläufig das Nettetal, um nun dem in Serpentinen aufsteigenden Weg zu folgen. Sanft an Höhe gewinnend, erkennen wir in der Ferne den Kirchturm von Welling und erfreuen uns am Duft der Wildblumen am Wegesrand. Nach dem Aufstieg werden wir mit einem tollen Blick in das grün leuchtende Nettetal, und nach einer scharfen Rechtskurve hinunter auf Trimbs belohnt. Wir folgen dem grasigen Pfad an Feldern vorbei. Mit dem Wellinger Kirchturm vor uns erreichen wir einen zweispurigen Feldweg, auf den wir zwar nach links abbiegen, den wir aber kurz darauf geradeaus wieder verlassen. Sitzbänke laden uns hoch über den Dächern von Trimbs zu kleinen Pausen ein. An der nächsten Kreuzung wenden wir uns nach links, steigen ins Tal hinab und erreichen am Ortsrand einen Parkplatz. Wir queren die Straße, gehen geradeaus weiter und lassen uns vom gut ausgeschilderten Traumpfad führen.

Die Mosel, der Rhein und auch hier die Eifel bieten hervorragende Wandermöglichkeiten durch stimmungsvolle Landschaften. Daher wurde vomTourismuszweckverband des Landkreises Mayen-Koblenz das Projekt Traumpfade ins Leben gerufen. Mehr als zwei Dutzend Wanderwege, die vom Deutschen Wanderinstitut als Premiumwanderwege ausgezeichnet wurden, locken zu Touren an markanten Felsen vorbei und zu imposanten Aussichtspunkten. Die Traumpfade sind komplett und gut sichtbar ausgeschildert und lassen jedes Wandererherz höher schlagen.

Im leichten Auf und Ab lotst der Traumpfad uns sicher durch Kurven und über Abzweigungen in einem großen Bogen zwischen den Feldern um die Ortschaft herum. Wir lassen unsere Blicke über das Getreide schweifen und beobachten Bussarde und Milane auf ihrer Jagd nach Beute, bis wir nach einiger Zeit ein kleines Wäldchen erreichen. Am Wegesrand sehen wir verwitterte Bildstöcke und wandern nun mit einem leichten Gefälle zwischen hohen Hecken und dünnen Birken. In einer Rechtskurve lichtet sich der Wald, und wieder präsentiert sich unter uns das Nettetal von seiner schönsten Seite. Wir wandern am Hang entlang, probieren saftige Brombeeren und sehen immer wieder kleine Stolleneingänge, die auf den früheren Bergbau hinweisen, als hier noch Schiefer abgebaut wurde.

Das Schiefergestein hat eine lange Entstehungsgeschichte: Es begann vor etwa 400 Mio. im Devon als Sedimentgestein, wurde im Karbon verfaltet und durchlief vor etwa 300 Jahren eine Metamorphose. Doch erst im Quartiär vor etwa 3 Millionen Jahren stieg das Rheinische Schiefergebirge langsam auf. Die charakteristischen dünnen Platten, aus denen Schiefer besteht, gaben dem Gestein seinen Namen, denn die althochdeutsche Bezeichnung scivaro kann mit Splitter übersetzt werden. Diese flachen Gesteinssplitter sind sehr leicht spaltbar und können teilweise auch von Hand getrennt werden, weshalb Schiefer kostengünstig und mit geringem Aufwand weiterverarbeitet werden kann. Am häufigsten wird das Gestein im Hausbau verwendet, zur Verkleidung von Fassaden und als Dachschindeln. Doch die Qualität des Gesteins unterscheidet von Stätte zu Stätte, und so kann die Nennung einer Schieferstätte, wie zum Beispiel der Thüringer Schiefer oder der Moselschiefer, Rückschlüsse auf die Qualität geben.

Ganz sanft führt unser ruhiger Wanderweg bergab, bis wir einen breiten Weg erreichen. Scharf links abbiegend, wandern wir geradeaus bis zu einer Gabelung und halten uns dort, hinter einer Baumreihe, rechts. Zu unserer Linken plätschert die Nette leise vor sich hin, versteckt sich jedoch zunächst hinter einem Bauernhof. Wir machen einen weiten Bogen um Fischteiche herum und werden von einem Hinweisschild auf einen Wasserfall neugierig gemacht. Wir folgen dem Hinweis und sehen eine kleine Kaskade. Sie ist zwar nicht hoch, dennoch ist der Anblick wunderschön, wie die Nette über scharfkantiges Schiefergestein hinab fällt und schäumend ihren Weg durch das Tal sucht. Wir überqueren das Flüsschen und wenden uns hinter der Brücke nach rechts. Parallel zur Nette wandern wir am Fuße eines Hangs, genießen die kühle Luft, die vom Fluss aufsteigt und grüßen die Rinder auf der anderen Flussseite. Wenn sich die Nette von uns entfernt und unser Weg wieder sanft ansteigt, erkennen wir halbrechts vor uns das steinerne Nette-Viadukt der einstigen Bahnstrecke zwischen Koblenz und Mayen, welche im Jahr 2003 stillgelegt wurde.

Heute ist die Trasse für Radler und Wanderer umgebaut und aufgrund von zwei Tunneln besonders beliebt, da solche interessante Streckenabschnitte eher selten sind. Um einen dieser Tunnel kennen zu lernen, wandern wir weiter leicht bergauf und wenden uns an einer T-Kreuzung nach links, wo uns bereits der Eingang erwartet. Rund 250 Meter marschieren wir durch den engen Tunnel, der aber beleuchtet und sogar asphaltiert ist. Nachdem sich unsere Augen an das künstliche Licht gewöhnt haben, freuen wir uns darüber, dass dieser Durchgang, in dem früher kraftvolle Eisenbahnen verkehrten, heute ein Teil eines Naherholungsgebietes ist. Doch dann entlässt er uns auch schon wieder, und wir überqueren ein Viadukt, welches nur wenig kleiner ist als das Nette-Viadukt. Ein zweiter mit fast 500 Metern doppelt so langer Tunnel folgt direkt, doch wir wenden uns noch vor seinem Eingang nach links.

Unser Weg steigt wieder an, bis wir nach einigen Kurven ein Hochplateau erreichen. Je nach Jahreszeit wechselt sich goldgelber Raps mit grünem Roggen ab, während wir an einem Waldrand entlang wandern und die Aussicht genießen. Am Horizont zeichnen sich die Kuppen der Vulkaneifel ab, und gleich vor uns breitet sich Trimbs aus. Wir folgen dem grasigen Pfad, verlieren dabei an Höhe und wandern schon bald federnden Schrittes auf dem weichen Waldboden, bis wir zu einer Landstraße gelangen. Wir unterqueren sie, halten uns links und überqueren wenig später die Nette. In Trimbs stoßen wir direkt auf unseren Ausgangspunkt und können uns – noch ein paar Schritte in der Hauptstraße weiter gehend – mit einer leckeren Einkehr in der Trimbser Mühle belohnen.

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


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