Wanderung am Unterbacher See in Düsseldorf

Am Unterbacher See
Wanderung durch eine ehemalige Moorlandschaft mit tollen Ausblicken

Pkw/Parken: Großparkplatz am Nordufer vom Unterbacher See, Großer Torfbruch, Düsseldorf
ÖPNV: Ab S-Bahnhaltestelle Düsseldorf Düsseldorf-Eller mit der Buslinie 735 bis zur Haltestelle Strandbad-Nord
Rundweg: Ca. 9,5 Kilometer/2,5–3 Stunden
Streckenprofil: Überwiegend kleine landwirtschaftliche, aber asphaltierte Nutzwege. Für Fahrräder und Kinderwagen geeignet
Einkehr: Se[h]restaurant am Bootshafen, Kleiner Torfbruch 31, 40627 Düsseldorf, Tel. (02 11) 20 13 91, www.sehrestaurant.de
Am Wegesrand: Düsseldorf-Unterbach; Panoramablick; Wanderweg Düsseldorfer Weg; Residenzenweg; Düsseldorf-Vennhausen; Unterbacher See

Beinahe wie eine Reise durch die Zeit erscheint diese Wanderung rund um Unterbach, wenn wir auf den Spuren der Moorkolonialisierung wandern. Höhepunkt der Tour, im wahrsten Sinne des Wortes, die Kuppe des Sandbergs mit seiner Fernsicht auf die umliegenden Ortschaften, die wir nach einer angenehmen Steigung genießen können. Genuss ist auch die richtige Bezeichnung für die Erholung am Unterbacher Seeufer, welches wir uns mit rastenden Zugvögeln teilen.

Vom Parkplatz und von der Haltestelle aus begeben wir uns auf der Straße Großer Torfbruch zur Ampelkreuzung und überqueren die Rothenbergstraße. Der Große Torfbruch bringt uns bis zur Vennstraße, in die wir vor der Häuserzeile nach rechts abbiegen. Damit befinden wir uns im Düsseldorfer Stadtviertel Unterbach.

Unterbach, der fünftgrößte Stadtteil Düsseldorfs, konnte durch die Stadtrandlage seinen dörflichen Charakter bewahren und hat eine ganz besondere Geschichte. Bis zur kommunalen Neugliederung gehörte Unterbach zum benachbarten Erkrath. 1975 wurde es der Landeshauptstadt zugesprochen, allerdings nicht vollständig. Ein Teil Unterbachs, Unterfeldhaus, verblieb bei Erkrath. Das führte dazu, dass die Unterbacher von heute auf morgen zwei verschiedenen Städten angehörten. Doch die Einwohner fühlen sich zum Teil bis heute, besonders was das kulturelle und soziale Leben in Unterbach/Unterfeldhaus betrifft, als Einheit. Zahlreiche Straßennamen wie Großer und Kleiner Torfbruch, aber auch die Vennstraße zeugen davon, dass Unterbach von vielen Mooren umgeben war.

Wir wandern durch eine ruhige Wohnsiedlung leicht bergauf und durchschreiten dabei eine langgezogene Linkskurve. Nachdem wir die Feuerwache passiert haben, kommen wir an eine verkehrsreiche Kreuzung. Wir bleiben geradeaus, gehen an der Tankstelle und am Logistikzentrum einer Supermarktkette zu unserer Linken noch vorbei und nutzen sofort danach den asphaltierten Feldweg nach links. Der schnurgerade Weg führt uns stetig bergauf, belohnt uns aber durch einen herrlichen Panoramablick, wenn wir die Kuppe des sogenannten Sandbergs erreicht haben. Unsere Aussicht nach rechts reicht bis in das nahe gelegene Erkrath, während wir bei einem Blick zurück die weiter entfernten Kirchturmspitzen von Hilden und bei guter Wetterlage sogar die Skyline von Köln schemenhaft erkennen können.

Nach dem Genuss dieser Aussicht wandern wir weiter und erreichen wenig später einen Holzunterstand, der sich gut für eine kleine Pause eignet. Wir biegen nach links ab und befinden uns nun für ein kurzes Stück auf dem sogenannten Düsseldorfweg, der mit einem weißen D auf schwarzem Grund gekennzeichnet ist.

Der Düsseldorfer Weg ist ein vom Sauerländischen Gebirgsverein eingerichteter Wanderweg, der sich im Groben an der Stadtgrenze der Landeshauptstadt orientiert. Rund 80 Kilometer sind es, die man nach Ende der Stadtumrundung zurückgelegt haben wird. Auf östlicher Seite ist der Weg sehr gut mit einem weißen D auf schwarzem Grund ausgeschildert. Am Rhein erübrigt sich die Ausschilderung in weiten Teilen, da die Stadtgrenze durch den Fluss markiert ist.

Der kleine Wald zu unserer Linken lichtet sich nach kurzer Zeit, womit wir über das freie Feld einen schönen Ausblick auf das weiter unten liegende Unterbach sowie auf das am Horizont liegende Hilden haben. Gleichzeitig erkennen wir eine weitere Wanderwegmarkierung und stellen fest, dass wir uns neben dem Düsseldorfer Weg auch für ein kurzes Stück auf dem Residenzenweg befinden.

Auch der Residenzenweg wurde vom Sauerländischen Gebirgsverein eingerichtet. Als Wegmarkierung ist das für Hauptwanderwege übliche X eingesetzt, welches an Weggabelungen mit einer 7 ergänzt wird. Der Residenzenweg ist einer der ältesten Wanderwege des 1891 gegründeten Vereins und wurde bereits im 19. Jahrhundert angelegt. Seinen Namen erhielt er durch die beiden ehemaligen Residenzstädte Arnsberg und Düsseldorf, die durch den 157 Kilometer langen Weg miteinander verbunden werden. In seinem Verlauf fließt er durch Lüdenscheid, Halver, Wuppertal und Hilden, passiert die Bevertalsperre, quert die Wupper und führt durch die Hildener Heide, bevor er am Bahnhof von Düsseldorf-Gerresheim endet.

Auf unserer Route wandern wir an einer Schranke vorbei in den Wald hinein. Für ein kurzes Stück wandern wir dabei durch einen romantischen Hohlweg im dichten Wald. Dann queren wir eine große bewirtschaftete Lichtung, bis wir wieder unter schattigen Bäumen an einer Gabelung stehen. Wir nutzen den abwärts führenden asphaltierten Weg nach links, bis zur quer verlaufenden Straße. Wir wenden uns nach links und nähern uns einer Hauptstraße. Wir überqueren sie und biegen nach links in sie ein. Sie bringt uns am Waldrand an eine Einfahrt zu einem Wanderparkplatz. Wir betreten den Parkplatz, halten uns links und wandern links an einer Informationstafel vorbei in den Stadtwald Vennhausen hinein.

Der Name Vennhausen deutet auf die Geschichte des gleichnamigen Düsseldorfer Stadtteils hin, denn als Venn wird im norddeutschen Raum auch ein Moor bezeichnet. Weite Sumpflandschaften prägten noch vor wenigen Jahrhunderten das Bild der Umgebung. Selbst bei der Eingemeindung nach Düsseldorf im Jahr 1909 war Vennhausen noch sehr dünn besiedelt. Lange Zeit stach man in dieser Gegend Torf. Daran erinnert auch der schnurgerade Kikweg. Dieser wurde eigens angelegt, damit die Moorarbeiter im Notfall schnell gesichtet und geborgen werden konnten (Kik von Kiek=Gucken bzw. Kucken). Der Sandträgerweg, benannt nach den Arbeitern, die die ersten Wege durch das Moor schufen, befindet sich in der etwas weiter nördlich gelegenen Siedlung Tannenhof und erinnert mit seinem Namen ebenfalls an die Zeit der Moorkolonialisierung. Der Ortsteil Vennhausen besteht aber nicht nur aus dem Stadtwald, sondern umfasst auch die beiden Siedlungen Tannenhof und Freiheit. Letztere wurde durch den jüdischen Industriellen Albert Schöndorff finanziert, um den heimkehrenden Soldaten des Ersten Weltkrieges eine neue Wohnstätte zu schaffen. 1942 wurde Schöndorff in Amsterdam verhaftet und nach Auschwitz deportiert – er kehrte nicht mehr zurück.

Unser Weg ist nun für ein sehr kurzes Stück als Wanderweg A2 ausgeschildert. Auf dem Hauptweg erreichen wir einen überdachten Picknickplatz, vor dem wir uns nach rechts wenden. Doch schon an der nächsten Möglichkeit biegen wir links ab, um an der folgenden T-Kreuzung erneut nach rechts zu wandern. Nun befinden wir uns auf dem aus der Moorkolonialisierung stammenden Kikweg und werden von einem Entwässerungskanal begleitet. Rechter Hand erscheint nach einiger Zeit ein weiterer überdachter Rastplatz. An diesem biegen wir links ab, überqueren nun den kleinen Kanal und folgen dem Weg geradeaus. An einer Sitzgruppe mit in den Tisch geschnitzten Brettspielen folgen wir jedoch nicht dem Hauptweg nach rechts, sondern bleiben weiter geradeaus! Durch dichten Wald führt uns der Weg in einigen Kurven bis zu einer Asphaltstraße, auf der wir nach links automatisch zum Nordufer des Unterbacher Sees gelangen.

Zwischen 1926 und 1973 wurde das Gelände des heutigen Unterbacher Sees zur Sandgewinnung ausgebaggert. Als Baggersee besitzt er weder einen Zu- noch einen Abfluss, er wird ausschließlich mit Grundwasser gespeist. Der bis zu 13 Meter tiefe See ist heute ein beliebtes und wichtiges Naherholungsgebiet der Region. Am Ufer befinden sich mehrere Campingplätze, Minigolfanlagen, ein Hafen für Segelboote, mehrere Strände und weitere Freizeitmöglichkeiten. Doch die vier Inseln im Unterbacher See dürfen nicht betreten werden, da sie ausschließlich den Vögeln vorbehalten sind, die sie als Brutgebiet nutzen.

Wir kommen zum Biergarten des Se[h]restaurants am Bootshafen und lassen das Wortspiel der Einkehrmöglichkeit wahr werden, indem wir bei einer kühlen Erfrischung das Treiben auf dem Gewässer beobachten. Die weißen Dreiecke der Segelschiffe ziehen lautlos an uns vorbei, Kinder toben auf dem benachbarten Spielplatz und Wildgänse landen elegant, mit den Füßen voraus, auf der schimmernden Wasseroberfläche. Nachdem wir das Treiben der Seekapitäne beobachtet haben, wandern wir an den Anlegestellen vorbei geradewegs auf einen Campingplatz zu. Unmittelbar vor der Rezeption gehen wir nach links und an seinem Zaun entlang. Hinter dem Campingplatz sind es nur noch rund 100 Meter bis zu unserem Ausgangspunkt.

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


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