Die Wanderung zum Preikestolen in Norwegen ist alles andere als ein Geheimtipp. Ich würde beinahe sogar so weit gehen zu sagen, dass die Tour auf die Felskanzel die beliebteste Wanderung im ganzen Land ist. Dementsprechend ist es dort auch immer ziemlich voll.
Wer norwegische Einsamkeit und Wildnis erwartet, der ist am Preikestolen definitiv verkehrt. Das macht sich eigentlich schon bemerkbar, wenn man sich auf der Straße 13 dem Ausgangspunkt nähert. Um ihn auf diesem Weg zu erreichen, ist nämlich eine kurze Fährüberfahrt erforderlich und damit einher geht auch der Kauf eines Tickets für die Fähre.
Das Bild entstand am entsprechenden Drive-In-Ticketschalter. Es dürfte klar sein, warum die Mitarbeiter dort in großen englischen Lettern angezeigt haben, dass dies der richtige Weg sei. Vermutlich werden sie von jedem einzelnen Touristen gefragt. Was mir nicht ganz klar ist, warum sie diese Frage stellen. Denn die Anfahrt ist eigentlich ziemlich einfach, eindeutig und mit einem Navi absolut nachvollziehbar.
Nun ja, da also schon viele Kilometer vor dem Ausgangspunkt offensichtlich jede Menge Touristen unterwegs sind, kann man sich vorstellen, wie es vor Ort aussieht. Rund um das kleine Besucherzentrum erstreckt sich ein relativ großer Parkplatz. Vom Parkplatz aus geht die Wanderung dann direkt los.
Norwegische Naturschönheit und ein beliebtes Wanderziel
Preikestolen ist eine Felskanzel, die das Ziel der Wanderer ist. Sie erhebt sich am Nordufer des Lysefjords und bildet in über 600 Metern Höhe einen fast quadratischen Grundriss. Einige Adrenalin-Junkies setzen sich direkt an den Rand der Kanzel und lassen gemütlich die Beine baumeln.
Dabei geht es 600 Meter senkrecht bergab. Unten ist nichts weiter als das Wasser des Lysefjords. Der Lysefjord ist genau der Fjord, an dem sich auch der Kjeragbolten befindet. Kjeragbolten ist ein ähnlich beliebtes Wanderziel und eigentlich nur 23 Kilometer Luftlinie vom Preikestolen entfernt.
Dennoch kann man beide Wanderziele nicht miteinander kombinieren, da sich der Kjeragbolten am Kjeragmassiv auf der Südseite des Lysefjords befindet. Es gab mal eine Zeit, in der der Kjeragbolten nicht ganz so bekannt war wie Preikestolen. Doch auch diese Zeit ist mittlerweile lange vorbei und in der Regel reisen Wanderer von dem einen Wanderziel zu dem anderen. Im Vergleich zu Preikestolen ist der Kjeragbolten sogar noch ein wenig aufregender, weil dieser gar über 1000 Meter über dem Lysefjord zu fantastischen Bildern einlädt.
Wanderung zum Preikestolen
Wie auch immer, hier geht es nun um den Preikestolen und den erreicht man am besten, wenn man am Parkplatz auf den gut ausgebauten Wanderweg in den Wald hinein geht.
Es geht vom ersten Meter an direkt bergauf. Allerdings führt die Wanderung zunächst durch den Wald und ist nicht sonderlich steil. Ohnehin sind auf der gesamten Wanderung nicht die kompletten 600 Höhenmeter zu überwinden. Denn man startet ja seine Tour nicht direkt in Höhe des Fjords, sondern bei gut 270 Höhenmetern. Dementsprechend bleiben nur etwas mehr als 300 Höhenmeter, die es zu überwinden gilt.
Trotzdem sollten diese nicht unterschätzt werden. Im Übergangsbereich zwischen Wald und Fjell steigt der Weg deutlicher an und man hat einige Felsbrocken vor sich. Das hat dann schon etwas von Treppensteigen oder von Fels zu Fels hüpfen. Manch ein Fels erfordert sogar alle viere, um auf ihn hoch zu gelangen. Beim Rückweg kann es auch sein, dass man sich bei solchen Höhenunterschieden auch mal lieber auf den Hosenboden setzt und sich auf diese Weise auf das nächst niedrigere Niveau fallen lässt.
Richtiges Schuhwerk ist vonnöten
Eine Unart, die mir besonders bei der Wanderung zum Preikestolen aufgefallen ist, ist das meist falsche Schuhwerk. Denn gerade, weil dieser Weg so populär ist und eventuell durch vermeintliche Leichtigkeit unterschätzt wird, sieht man nicht selten auch mal Personen, die keine Wanderschuhe an haben. Flipflops oder gar Stöckelschuhe sind definitiv nicht die richtige Wahl des Schuhwerks, aber zum Thema Sicherheit auf Wanderwegen schrieb ich ja bereits in der Vergangenheit.
Wer übrigens glaubt, er könne Preikestolen schon während der Tour erblicken, der irrt. Das Wanderziel zeigt sich tatsächlich erst zum Schluss der Wanderung. Das ist allerdings nicht schlimm, denn die Landschaft auf dem Weg dorthin ist natürlich auch schon absolut sehenswert. Einige kleinere Seen passiert man unterwegs und immer wieder hat man einen schönen Ausblick auf die wald- und hügelreiche Umgebung.
Eine Engstelle kurz vor dem Preikestolen
Zum Abschluss der Tour umrundet man selber noch einen dieser mächtigen Felsen. Daher bekommt man Preikestolen auch hier immer noch nicht zu Gesicht. Gleichzeitig kommt hier die einzige Engstelle auf dem gesamten Wanderweg. Der Weg ist zum Wandern normal breit und gut begehbar. Aber der Gegenverkehr sollte dann hier mal kurz warten.
Denn auf der einen Seite ragt eben der erwähnte Felsen in die Höhe und auf der anderen Seite geht es steil nach unten. Aber keine Sorge, der Weg ist mit einem Geländer, bestehend aus einer Kette, gesichert.
Kaum ist man aus dieser Engstelle herausgekommen, schon steht man direkt vor der Fläche, die wie eine Terrasse am Felsen wirkt. Die Terrasse, also das Dach des Preikestolen kann man betreten und sich dort oben frei bewegen. Hier gibt es keinerlei Absicherung, daher sollte man sich gut überlegen, ob und wie weit man sich der Abbruchkante nähert.
Am Ende der Wanderung sollte man einfach noch ein Stück weiter
Mir persönlich hat es ohnehin viel besser gefallen, die Wanderung nicht unmittelbar am Preikestolen zu beenden, sondern sogar noch ein kleines Stück weiter in die Höhe zu wandern. Das geht ebenfalls wunderbar einfach und man kann den schmalen Pfad am Felsen gut erkennen, der weiter hinauf führt.
Interessanterweise ist der Weg nach oben deutlich weniger populär und von den vielen anderen Wanderern verirrt sich nur noch eine Minderheit nach oben. Dabei hat man erst von dort den wirklich schönsten Ausblick auf Preikestolen. Steht man direkt auf der Kanzel ist zwar das Wanderziel erreicht, aber in voller Pracht bewundern kann man die Felskanzel eben nur, wenn man noch ein paar Höhenmeter mehr macht. Das nur so als Tipp.