Trockenen Fußes erreichen wir die größte bewohnte Insel im Rhein. Wir wandern bis zur nördlichsten Spitze des Eilandes und werfen einen Blick auf die Nachbarinsel, die ein reines Naturschutzgebiet ist. Auch den südlichen Teil des Eilandes vergessen wir nicht, denn es verspricht uns tolle Ausblicke bis zur Moselmündung. Bevor wir unsere Wanderung beenden, unternehmen wir noch einen kleinen Stadtspaziergang durch Vallendar.
Pkw/Parken: Parkplatz in der Löhrstraße, Vallendar (GPS: 50.401061, 7.619425)
ÖPNV: Ab Vallendar Mitte mit der Buslinie 383 bis Vallendar, Stadthalle oder mit dem Regionalexpress ab Koblenz Hbf. bis Vallendar Bf. und dort bis zur Brücke (Einstieg in die Route) (GPS:50.39376, 7.612869)
Rundweg: Ca. 11,5 Kilometer/3 Stunden
Streckenprofil: Überwiegend asphaltierte Wege, lediglich schmale Pfade an den beiden Spitzen der Insel
Einkehr: Gasthaus Zur Rheinschanz, Rheinstraße 30, 56179 Niederwerth, Tel. (02 61) 6 04 42, www.zur-rheinschanz.de; Restaurant Die Traube, Rathausplatz 12, 56179 Vallendar, Tel. (02 61) 6 11 62, www.dietraube-vallendar.de (So, Mo geschl.) (GPS: 50.401197, 7.616051)
Am Wegesrand: Vallendar mit Plattpopo-Brunnen (GPS: 50.39984, 7.615198); Insel Graswerth (GPS: 50.398069, 7.609994); Bildstock (GPS: 50.403464, 7.588171); Nordspitze Insel Niederwerth (GPS: 50.406295, 7.578076); Schützenheim (GPS: 50.392118, 7.607114); Südspitze Insel Niederwerth (GPS: 50.382124, 7.615487)
Wichtiger Hinweis: Der Inhalt dieses Artikels stammt aus meinem nicht mehr erhältlichen Reiseführer über Wanderungen in und um Koblenz. Die meisten Informationen werden daher veraltet sein und dieser Artikel kann nur als grobe Richtschnur dienen.
Am Parkplatz begeben wir uns zur Löhrstraße und wenden uns vor dem grau-blauen Haus mit seinem Erker nach rechts. Zu unserer Rechten sehen wir ein Hinweisschild zum stadtökologischen Lehrpfad, der uns an dieser Station das Thema der Fassadenbegrünung näher bringt. Wir aber wandern die enge Löhrstraße hinab, über eine Kreuzung hinweg,
biegen nach rechts in die Krummgasse und erreichen die Fußgängerzone von Vallendar. Am Plattpopo-Brunnen wenden wir uns nach links und schlendern die Einkaufsstraße hinab. An ihrem Ende erreichen wir die breite und verkehrsreiche Bundesstraße 42, sehen aber zu unserer Linken eine Fußgängerbrücke, die uns sicher und problemlos über die Straße führt. Auf der anderen Straßenseite unterqueren wir noch die Eisenbahngleise und schwenken gleich dahinter rechts auf die Brückenrampe (Einstieg in die Route für Wanderer, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen). Diese Brücke führt uns über den ruhigen verkehrsfreien Vallendarer Rheinarm – nicht an das andere Rheinufer, sondern auf die Insel Niederwerth.
Rund dreieinhalb Kilometer lang und nur etwas über 600 Meter breit erstreckt sich mitten im Rhein die Insel Niederwerth. Sie ist die einzige Flussinsel und damit auch Binneninsel Deutschlands, die zugleich Ortsgemeinde ist. Bewohnt war sie schon im 8. Jahrhundert, unter anderem von Nonnen des Beginenordens im Kloster Niederwerth im südlichen Teil der Insel. Prominentester Gast des kleinen Eilands war wahrscheinlich der englische König Eduard III. in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Erst seit 1958, als eine Brücke nach Vallendar gebaut wurde, hat die heutige Gemeinde Niederwerth Anschluss an das Festland. Zur Ortsgemeinde von Niederwerth gehört auch die nördlich gelegene, kleinere und unbewohnte Insel Graswerth. Übrigens: Am Nieder- und Mittelrhein bedeutet Werth, Wert oder Werd Flussinsel. Den gleichen Wortursprung haben wörth im oberdeutschen und waard im niederländischen Sprachraum, im norddeutschen Raum kennt man hierfür auch Werder.
Am Brückenkopf lassen wir uns vom Ortseingangsschild überzeugen, dass Niederwerth tatsächlich eine Flussinselgemeinde ist – und damit die einzige Deutschlands. Wir spazieren geradeaus durch die kleine Ortschaft, an einem mächtigen Schiffsanker vorbei in die Gartenstraße. An einer T-Kreuzung wenden wir uns nach rechts und wandern nun auf der Insel nordwärts. Schon nach kurzer Zeit lassen wir die letzten Häuser der Gemeinde hinter uns, und ein asphaltierter Landwirtschaftsweg führt uns an Mais- und Getreidefeldern vorbei. Zu unserer Rechten machen diese bald Platz für die Büsche und Sträucher, zwischen denen wir hin und wieder auf den ruhigen Arm des Rheins blicken können. Wir schauen über das schmale Band eines Rheinarms hinweg und blicken dabei eine weitere, grün leuchtende Insel – auf Graswerth.
Die im Vergleich zur Hauptinsel Niederwerth deutlich kleinere und schmalere Insel Graswerth ist unbewohnt und als Naturschutzgebiet ausgewiesen. Sie ist zwar Teil der Ortsgemeinde Niederwerth, aber von der Insel durch den bis zu 60 Meter breiten Rheinarm Rote Nahrung getrennt. Die Abgeschiedenheit des Eilands ermöglicht über 160 verschiedenen Vogelarten, wie zum Beispiel dem Teichrohrsänger, ungestört zu brüten. Durch die lang anhaltende Trockenheit im November 2011 konnte die Insel Graswerth in Gummistiefeln zu Fuß erreicht werden.
Wir bleiben geradeaus, kommen an einer Einmündung mit einem schlichten Bildstock vorbei und genießen die Ruhe, bis unser asphaltierter Weg als Wendehammer endet. Doch wir erkennen einen schmalen Durchgang zwischen dichten Sträuchern und Bäumen und folgen dem Trampelpfad weiter durch das dichte Grün, bis sich plötzlich an der Nordspitze der Insel unser Sichtfeld weitet. Rechter Hand erkennen wir den ruhigen Uferbereich der Insel Graswerth. Ein seltsames Gefühl umgibt uns, denn vor uns sehen wir deutlich eine Autobahnbrücke, Frachtschiffe ziehen stampfend an uns vorbei und am anderen Rheinufer erkennen wir Menschen, die in ihren Vorgärten beschäftigt sind – alles ist so nah, dennoch scheint es so unerreichbar zu sein. Wir machen es uns am Ufer bequem und schauen dem Treiben eine Weile zu, bevor wir uns aufmachen, nun auch die südliche Spitze der Insel zu besuchen.
Je nach Wasserstand gehen wir auf direktem Weg wieder über den bereits bekannten Trampelpfad zurück oder wir schlendern noch, mit Blick auf Kesselheim, ein wenig nach links am steinigen Rheinufer entlang. An der 600-Metermarke für die Berufsschifffahrt verlassen wir jedoch das Ufer und wandern durch das hohe Gras auf dem ausgetretenen Pfad wieder zum Wendehammer. Der bekannte asphaltierte Weg bringt uns nun südwärts bis zum Bildstock. Hier wenden wir uns nach rechts und folgen einem gut ausgebauten Weg an kleinen Gemüse-, Kartoffel- und Maisfeldern vorbei. Gegenüber vom Schützenheim bietet ein kleiner Verkaufsstand sogar die Möglichkeit, je nach Jahreszeit, etwas von der Ernte zu erstehen. Den 10-Kilosack Kartoffeln lassen wir lieber stehen, aber mit ein paar Karotten in der Hand wandern wir an Obstbäumen und Sonnenblumen vorbei, bis wir vor einer Skateboardanlage links abbiegen. An einer T-Kreuzung schwenken wir nach rechts, gehen links an einem Vereinsheim und dem dazugehörigen Sportplatz vorbei in einen kleinen Wald hinein. Wir folgen dem schmalen Pfad so weit, wie uns das Rheinwasser lässt. Bei niedrigem Wasserstand können wir den Wald sogar verlassen, am schotterigen Ufer abermals eine Pause einlegen und sogar bis zum Deutschen Eck bei Koblenz schauen.
Nach diesem stillen Genuss an der Südspitze der Insel wandern wir am Vereinsheim vorbei wieder zurück bis zur bekannten T-Kreuzung, bleiben jetzt geradeaus mit Blick auf die Dorfkirche von Niederwerth. Während wir schon wieder die Brücke sehen, welche uns aufs Festland bringen wird, erreichen wir das Gasthaus Zur Rheinschanz. Nur wenig später steigen wir vor der Brücke einen Aufgang hoch und überqueren den ruhigen Flussarm. Am Festland wenden wir uns nach rechts, gehen die Rampe hinab und unterqueren abermals die Eisenbahngleise. Über die schmale Brücke oberhalb der Bundesstraße gelangen wir wieder in die Fußgängerzone von Vallendar und tauchen erneut in den städtischen Rummel zwischen den zahlreichen Geschäften ein.
Eingebettet zwischen den Höhen des Westerwalds und dem breiten Rhein liegt die kleine Ortschaft Vallendar. Vermutlich ist die Stadt keltischen Ursprungs, erstmals namentlich erwähnt wurde sie jedoch erst Mitte des 9. Jahrhunderts, als sie sich im Besitz Kurtriers befand. Stadtrechte erhielt sie sogar erst über 1000 Jahre später. Heute präsentiert sich der Ort am Rhein mit mehreren mittelalterlichen Fachwerkbauten aus dem 17. Jahrhundert sowie verschiedenen, sehenswerten Kirchen, unter anderem der Wallfahrtskirche des nahe gelegenen Klosters Schönstatt.
Am Plattpopo-Brunnen spazieren wir dieses Mal geradeaus weiter. Es dauert nicht lange, bis wir ein hübsches Fachwerkhaus aus der Mitte des 17. Jahrhunderts vor uns haben, welches das Restaurant Die Traube beherbergt. Bei einem leckeren Wein vom Mittelrhein oder der nahe gelegenen Mosel lassen wir die Wanderung Revue passieren und betrachten das Glockenspiel in der ehemaligen Scheune des alten Gebäudes. Abschließend wandern wir über den Rathausplatz hinweg zur Eulergasse, halten uns rechts und erreichen nach wenigen Metern die Löhrstraße, die uns nach links zu unserem Ausgangspunkt zurück bringt.
Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.
Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.
Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.
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