Wandern rund um Bonn – Zu den Siegauen

Zur Siegmündung
Entspannendes Wandern in den Auen der Sieg

Pkw/Parken: Parkmöglichkeiten in der Kreuzbergstraße, Troisdorf
ÖPNV: Ab Bonn Hbf. oder ab Troisdorf Bahnhof mit der Buslinie 551 bis Haltestelle Bergheim Müllekovener Straße
Rundweg: Ca. 12 Kilometer/3 Stunden
Streckenprofil: Überwiegend schmale und ausgetretene Pfade
Einkehr: Biergarten Zur Siegfähre, Zur Siegfähre, 53844 Troisdorf-Bergheim, Tel. (02 28) 47 55 47; Bootshaus Il Lago, Nachtigallenweg 97, 53844 Troisdorf-Bergheim, Tel. (02 28) 45 05 60, http://www.bootshaus-il-lago.com (Mo geschl.)
Am Wegesrand: Müllekoven; Kläranlage Müllekoven (Abwasserbetrieb Troisdorf), Tel. (02 28) 1 84 91 23, www.abwasserbetrieb-troisdorf.de; Siegfähre; Siegmündung; Auenlandschaft; Fischereimuseum, Nachtigallenweg 39, 53844 Troisdorf, Tel. (02 28) 94 58 90 17, www.fischereimuseum-bergheim-sieg.de

Schmale Stege, wurzelige Wege und urgemütliche Uferwege locken uns durch die naturbelassene Landschaft, wo Sieg und Rhein aufeinander treffen. In zwei großen Schleifen wandern wir zwischen Bergheim und dem Siegufer und begleiten das Wasser der Sieg, bis es in den Rhein entlassen wird. Neugierige Reiher stehen in den Auen und beobachten uns Wanderer, wie wir auf einsamen Pfaden wandeln und die Ruhe der Natur genießen. Diese wird nur unterbrochen vom Schlagen des Flusses an die Uferböschung, welche sich der sanften Wellenbewegung anpasst.

Am Ende der Kreuzbergstraße folgen wir der Straße Auf dem Kirvelberg nach links. Schon nach kurzer Zeit passieren wir auf dem mit einem X gekennzeichneten Wanderweg das Ortseingangsschild von Troisdorf-Müllekoven.

Troisdorf liegt im Norden von Bonn und grenzt im Westen an die Agger bzw. die Sieg. Die größte Stadt im Rhein-Sieg-Kreis besitzt neben Müllekoven und Bergheim über zehn weitere Stadtteile. Müllekoven ist dabei der kleinste im Bunde und hat sich nicht zuletzt durch die geringe Einwohnerzahl von unter 2.000 Menschen einen dörflichen Charakter bewahrt. Doch auch die hübschen Fachwerkhäuser im Kern Müllekovens strahlen rustikale Gemütlichkeit aus. Erwähnt wurde Müllekoven bereits zu Beginn des 10. Jahrhunderts in einer Besitzurkunde des Bonner Cassius-Stiftes. Vermutet wird jedoch, dass sich schon viel früher ein einzelner Hof auf dem heutigen Gebiet der Ortschaft befand und einem Franken namens Mulo oder Muli gehörte, woraus der Ortsname abzuleiten wäre.

Kurz nach dem Ortsschild gelangen wir zu einem Abzweig, an dem wir zwar vorerst geradeaus gehen – wir werden aber im Verlauf unserer Wanderung später an dieser Stelle rechts abbiegen.

Wir wandern auf dem Nördlichen Sieghöhenweg an einem Kinderspielplatz vorbei und überqueren dort den schmalen Mühlengraben, der im Zweiten Weltkrieg sogar zur Energiegewinnung genutzt wurde. Nach wenigen Metern erreichen wir einen Deich und schreiten auf der grasbewachsenen Dammkrone weiter. Wem das Gras zu nass ist, der kann ebenso auf dem asphaltierten Weg rechter Hand wandern. Beide Wege bleiben parallel zueinander und treffen sich wenig später wieder. Nach der Vereinigung beider Wege wandern wir auf dem geschotterten weiter, bleiben auf dem Deich und passieren die Kläranlage Müllekoven.

Die Kläranlage Müllekoven wurde in den frühen 1970er Jahren fertig gestellt und reinigt heute beinahe das komplette Abwasser der Stadt Troisdorf. Nach der mechanischen Reinigung durch Rechen, Sandfang, Fettfang und Vorklärung folgt die biologische Reinigung mit Mikroorganismen in zum Teil unterirdischen Becken. Bevor das Wasser schließlich gesäubert die Kläranlage verlässt, wird es von den Bakterien befreit. Um zu zeigen, dass Wasser schon immer ein kostbares Gut war, und um den Reinigungsprozess, der einer Kläranlage selten von außen anzusehen ist, zu erklären, lädt der Abwasserbetrieb Troisdorf als Betreiber der Kläranlage Gruppen zu einer Besichtigungen ein. Nähere Informationen hierzu gibt es im Internet.

Mit dem Blick über die weiten Felder zur Linken und auf die Siegauen zur Rechten verläuft unsere Wanderung stets geradeaus. Greifvögel ziehen über uns hinweg, Hasen hoppeln über die Wiesen und wir erreichen ein Hochspannungshäuschen, welches von Schülern des Troisdorfer Heinrich-Böll-Gymnasiums mit Pinsel und Farbe verschönert wurde. Dort verlassen wir den Deich und biegen rechts ab. Noch sind wir ungefähr 200 Meter von der Sieg entfernt, doch anhand der Rückstände an den Zäunen können wir gut erkennen, wie hoch das Wasser des Flusses über seine Ufer treten kann. Vor dem Fluss wenden wir uns nach rechts und wandern auf dem schmalen Trampelpfad direkt am Ufer entlang. Wir genießen die Stille und Einsamkeit auf dem teilweise wurzeligen Weg und erreichen einen Abzweig, an dem noch gut zu erkennen ist, dass er vor längerer Zeit asphaltiert war. Er bringt uns wieder zu dem uns bekannten Deich. Wirwenden uns nach links. Dieses kurze Stück kennen wir bereits, doch wir nehmen diese kurze Doppelung unserer Wanderroute gerne in Kauf. Denn da es der einzige Weg über den Mühlengraben ist, kann sich die Natur in Richtung Siegufer ungehindert ausbreiten. Gleich hinter dem Mühlengraben biegen wir an der oben erwähnten Kreuzung an einem Bildstock nach links ab und unterqueren kurz darauf eine Landstraße. Auf einem asphaltierten Weg erreichen wir die Siegfähre und den idyllisch gelegenen Biergarten Zur Siegfähre.

Die Siegfähre ist die einzige Fähre auf dem 155 Kilometer langen Fluss und befindet sich nicht mehr weit von seiner Mündung in den Rhein entfernt. Darüber hinaus ist sie eine der ältesten Einmann-Gierfähren in Deutschland. Gierfähren pendeln umweltfreundlich, da emissionslos. Das Prinzip ist dabei ganz einfach. Gierfähren sind, je nach Schiffstyp, durch ein oder zwei Seile mit einer Boje oder einem quer über den Fluss gespannten Seil verbunden, welches sich ein kurzes Stück weiter flussaufwärts befindet. Dadurch kann die Fähre die Strömung des Flusses nutzen und je nach Stellung des mit Hand bedienbaren Heckruders oder der gesamten Fähre das Ufer wechseln. Dadurch, dass Gierfähren nicht frei auf dem Wasser schwimmen, sondern über die Seile mit den Flussufern oder mindestens mit einer Boje verbunden sind, werden sie nicht selten auch als Fliegende Brücken bezeichnet. Diese eindrückliche Überquerung der Sieg dauert nur eineinhalb Minuten.

Doch wir schwenken, ohne die Fähre zu benutzen, hinter dem Biergarten nach rechts und folgen dem schmalen Schotterweg am Ufer entlang. Dieser mündet in einen Trampelpfad, welcher uns tiefer in die unter Naturschutz stehende Auenlandschaft der Siegmündung hineinbringt.

Die Auenlandschaft der Sieg, kurz vor der Mündung in den Rhein ist stark bewaldet und lässt durch die Färbung der Baumstämme gut erkennen, wie hoch das Wasser von Sieg und Rhein steigen kann. 450 Hektar beträgt das Areal, welches seit 1986 unter Naturschutz steht und Heimat für rund 240 Vogelarten ist. Zudem gibt es auch Lebewesen, die nur hier vorkommen, wie z. B. der Große Moorbläuling, eine Schmetterlingsart, die nur von Mitte Juli bis Mitte August zu sehen ist und auch nur im Bereich der Sieg lebt. Doch auch ein Blick in das Wasser kann mit einem seltenen Anblick belohnt werden. Neben dem Atlantischen Lachs kehren auch die Meerneunaugen und Flussneunaugen zum Ablaichen an die Sieg zurück, nachdem sie nach ihrer Geburt das Salzwasser der Nordsee kennen lernten.

Linker Hand können wir durch das Blätterwerk gerade so eben noch die Brücke der Autobahn 565 wahrnehmen, die den Rhein überspannt. Den Rhein selbst sehen wir zwar nicht, interessant zu wissen ist jedoch, dass Vater Rhein und die Sieg nun fast 1500 Meter parallel nebeneinander fließen. Sie werden nur getrennt durch die schmale Landzunge Kemper Werth, welche bis Mitte des 19. Jahrhunderts noch eine Insel war.

An einem quer verlaufenden Trampelpfad wenden wir uns nach links und folgen dem nun etwas breiteren Weg immer geradeaus. An einem weiteren Abzweig halten wir uns abermals links. Wir überqueren an zwei Wehren die beiden Altarme der Sieg, die Oberste Fahr und die Diescholl, bevor wir schließlich miterleben, wie der Rhein das Wasser der Sieg aufnimmt und gen Norden fließt. An einem Gedenkstein, in dem auch die Koordinaten unserer Position eingraviert sind, machen wir eine kleine Rast und wandern anschließend auf einem gepflasterten Weg, den Rhein im Rücken, am Altarm entlang. Über eine Treppe erreichen wir den Eingang des neu errichteten Fischermuseums und das angrenzende Restaurant Bootshaus Il Lago.

Mit der Eröffnung im Jahr 2010 zählt das Fischereimuseum Troisdorf-Bergheim zu den jüngeren Ausstellungshäusern der Region. Es präsentiert die interessante Kulturgeschichte der Fischerei an der unteren Sieg und informiert selbstverständlich über den Naturschutz im Bereich der Siegmündung.

Nach der Museumsbesichtigung folgen wir der Ausschilderung zur Siegfähre und wandern oberhalb der Sieg auf einem schmalen Asphaltweg. Dabei überqueren wir eine Landstraße und wenden uns an einem roten Fachwerkhaus nach rechts. Einen neu errichteten Wanderparkplatz lassen wir rechts liegen und beobachten das gemütliche Treiben in den gepflegten Gärten zu unserer Linken. Kleine Obstbäume zu unserer Rechten verhindern zwar den Blick auf das Wasser des Altarms, regen dafür aber unsern Appetit an. Ungefähr 50 Meter nachdem wir eine Straße überquert haben, wenden wir uns nach links und wandern ein letztes Mal auf einem Trampelpfad quer über eine Wiese. Kinder versuchen aufgeregt ihren Fußball in das gegnerische Tor zu schießen, während wir unter ihren Jubelrufen die letzten Meter bis zur Straße Auf dem Kirvelberg und damit zu unserem Ausgangspunkt wandern.

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


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