Wandern rund um Bonn – Im Westen von Sankt Augustin

Im Westen von Sankt Augustin
Ready for take off heißt es für uns bei einer Flugplatzumrundung

Pkw/Parken: Parkplatz der AStA in der Grantham-Allee, Sankt Augustin (Einstieg in die Route)
ÖPNV: Ab Bonn Hbf. oder Siegburg Bahnhof mit den U-Bahnlinien 66 und 67 bis Sankt Augustin Kloster
Rundweg: Ca. 10 Kilometer/2,5–3 Stunden
Streckenprofil: Einfache Wege, für Kinderwagen und Fahrräder geeignet
Einkehr: leider keine Einkehrmöglichkeit
Am Wegesrand: Generationenparcours; Grünlandbereich Hangelar; GSG 9; Flugplatz Bonn-Hangelar

Libellen drehen ihre Runden um uns und machen es den Rettungshubschraubern nach, die wir in einiger Entfernung bei ihren Testflügen auf dem Flugplatz Bonn-Hangelar beobachten können. Schmetterlinge heben vom Wanderweg ab, wenn wir uns nähern, und einzelne Grillen locken mit ihren Zirpgeräuschen, bleiben jedoch für uns unsichtbar im hohen Gras versteckt. Eine ruhige Wanderung durch die Natur, mit Blicken für die Moderne erwartet uns.

Von der U-Bahn-Haltestelle schwenken wir sogleich in die Arnold-Jansen-Straße, wo an der Ampelkreuzung unsere Wanderung beginnt. Wir biegen rechts in die Rathausallee und gleich links in die Hubert-Minz-Straße ab. Am Wendehammer steigen wir über Treppen hinab, wenden uns nach rechts und schwenken vor dem Sportplatz nach links, um uns für unsere Wanderung am hiesigen Generationenparcours fit zu machen.

Der sogenannte Generationenparcours wurde im Jahr 2010 angelegt und ist die moderne Form eines klassischen Trimm-dich-Pfades. An elf Stationen können Personen jeden Alters die dort aufgestellten Sportgeräte entsprechend ihrer Fitness nutzen. Die Geräte wurden in Zusammenarbeit mit der Sporthochschule München nach neuesten sportwissenschaftlichen Erkenntnissen entwickelt: ein Balkenlauf, der den Gleichgewichtssinn fördern soll, sowie Kraft- und Ausdauergeräte, eine Slalomstrecke durch Gummireifen und der sogenannte heiße Draht, der nach ausreichender sportlicher Betätigung eine ruhige Hand braucht – wie der Autor dieses Buches zu berichten weiß.

Ein Schotterweg, der uns von den Trainingsgeräten wegführt, bringt uns geradewegs zum

Parkplatz der AStA Hochschule (Einstieg für Pkw-Nutzer). Nach links verlassen wir diesen über einen kleinen asphaltierten Weg zwischen den Feldern. Bereits an der ersten Möglichkeit wenden wir uns nach links und wandern geradewegs auf einen Kreisverkehr zu. Wir überqueren ihn geradeaus, gehen leicht bergauf und schwenken nach einem kurzen Stück vor einem Zaun rechts in einen Feldweg ein. Dieser mündet in einen Asphaltweg, dem wir nach rechts folgen. Aufgeregt herumflatternde Schmetterlinge und das Quaken der Frösche im hohen Gras kündigen den Grünlandbereich Hangelar an.

Der Grünlandbereich Hangelar, auch als Hangelarer Heide bezeichnet, ist eine über 60 Hektar große Freifläche, die zahlreichen Tier- und Pflanzenarten Lebensraum ermöglicht. Seltene Schmetterlinge und verschiedene Schreckenarten teilen sich die Hangelarer Heide mit Feldhasen, Kiebitzen und Singvögeln sowie mit Rebhühnern, die sich in den angrenzenden Hecken und Sträuchern versteckt halten. Bleibt zu hoffen, dass der Grünlandbereich auch einer bleibt, da in der Mitte des letzten Jahrzehnts Pläne laut wurden, Teile der Landschaft mit einem Gewerbegebiet und einem Technologiepark zu bebauen. Auch der Weltjugendtag 2005 war hier geplant. Zahlreiche Proteste auch von Naturschutzverbänden haben verhindert, dass die Eingriffe für die 800.000 Pilger die Landschaft mit ihren zahlreichen kleinen Biotopen zerstörten.

Mit Blick auf den Flugplatz Bonn-Hangelar und seiner Startbahn zu unserer Linken wird deutlich, dass wir diesen im Verlauf der Wanderung umrunden werden. Hierfür wandern wir zunächst weiter geradeaus, genießen die naturbelassene Landschaft und halten uns am Ende des Wegs links. Nach ungefähr 70 Metern biegen wir rechts in die schmale Anlieger-frei-Straße ein und betreten damit gleichzeitig das Areal des hiesigen Sägewerks. Zwischen den Lagerhallen und den nach frisch geschnittenem Holz duftenden Brettern, die stapelweise am Rand liegen, dürfen wir zwar hindurch, dennoch sollten wir auf Gabelstapler und Transportfahrzeuge Acht geben und ihnen selbstverständlich Vorrang gewähren. An zahllosen Holzstapeln vorbei bringt uns der Weg wieder vom Gelände des Sägewerks weg. Er verläuft nun ein gutes Stück neben der S-Bahnlinie und an der dahinterliegenden Autobahn 59 entlang. Wir unterqueren eine Fußgängerbrücke und wandern weiterhin neben der Eisenbahn. Die angenehme Stille um uns wird nur gelegentlich von einer vorbeifahrenden Schnellbahn unterbrochen. Am ersten Abzweig nach links treffen wir auf eine Wanderwegmarkierung S und folgen ihr nach links. Sie markiert den Sieghöhenweg.

Nach wenigen Minuten erreichen wir nicht nur eine befestigte Straße und das Ortseingangsschild von Sankt Augustin, sondern auch ein Tor zu einem Standort der Bundespolizeidirektion, an dem die GSG 9 beheimatet ist.

Es sollten fröhliche Spiele werden, die Olympischen Spiele 1972 in München. Doch in Folge einer Geiselnahme durch palästinensische Terroristen starben elf israelische Sportler und ein Polizist. Diese blutige Tat war der Auslöser für die Gründung der Grenzschutzgruppe 9, heute GSG 9 genannt. Sie gilt seitdem als Antiterroreinheit der Bundespolizei und absolvierte bereits 1.600 Einsätze. Die Beamten der GSG 9, die nach außen unerkannt bleiben müssen, werden als Scharfschützen, Taucher, Fallschirmspringer, Sprengstoffexperten und IT-Techniker eingesetzt. Darüber hinaus ist die GSG 9 auch im Ausland einsatzfähig. So hatte die Einheit ihren ersten großen Einsatz in der somalischen Hauptstadt Mogadischu, als dort das entführte Flugzeug „Landshut“ gestürmt werden konnte. Weitere bekannte Einsätze waren die Terroristenfestnahme in Bad Kleinen, die Stationierung einige Beamter im Irak sowie die Verhinderung eines terroristischen Anschlages durch die sogenannte Sauerlandgruppe. Sankt Augustin-Hangelar ist der einzige Standort der GSG 9.

Wir wandern neben der ruhigen Bundesgrenzschutzstraße an dem bewachten Gelände der Bundespolizei vorbei und biegen an der ersten Möglichkeit hinter dem Zaun nach links. Ein schmaler, asphaltierter Pfad bringt uns nach wenigen Metern durch Brachland bis zur Händelstraße. An dieser biegen wir links ab, schwenken in die Beethovenstraße und passieren noch weitere Straßen mit klangvollen Namen wie Mozart und Schubert. Am Ende dieses musikalischen Viertels kommen wir nach links in die Richthofenstraße.

Manfred Albrecht Freiherr von Richthofen war der bis heute wohl bekannteste Jagdflieger. Er erreichte den zweifelhaften Rekord, die meisten Luftsiege im Ersten Weltkrieg errungen zu haben. Legendär wurde er durch die Nutzung roter Flugzeuge, was ihm den Beinamen Roter Baron einbrachte. Nicht minder berühmt ist der Dreidecker der Firma Fokker, mit dem Richthofen unterwegs war und am 21. April 1918 in Nordfrankreich abgeschossen wurde. Er konnte sein kaum beschädigtes Flugzeug noch sicher landen, starb aber kurze Zeit später an einer Schusswunde.

Die Richthofenstraße führt uns durch ein ruhiges Wohnviertel. Dann passieren wir erneut das Gelände der Bundespolizei und können den Staatsdienern bei ihrem Training auf dem Sportplatz zuschauen. Hinter einer Rechtskurve erkennen wir unser nächstes Ziel, denn wir erreichen das kleine Verwaltungsgebäude des Flugplatzes Bonn-Hangelar.

Mit den ersten Flugversuchen im Jahr 1909 auf der Hangelarer Heide kann man behaupten, dass der Flugplatz Bonn-Hangelar zu einem der ältesten in Deutschland gehört. Als Militärflugplatz wurde er in beiden Weltkriegen von der Luftwaffe genutzt. Zwischen den Weltkriegen  erlebte er jedoch seinen bis heute größten Besucheransturm, als 120.000 Zuschauer zusahen, wie in den Mittagsstunden des 22. April 1930 das 236 Meter lange Luftschiff LZ 127 Graf Zeppelin landete und nach einem kurzen Aufenthalt am späten Nachmittag wieder ablegte. Der Kapitän auf dieser Fahrt war Ernst Lehmann, der sieben Jahre später beim Unglück des LZ 129 Hindenburg in Lakehurst bei New York ums Leben kam. Heute ist auf dem Flugplatz die Luftfahrttechnik des ADAC mit der Wartung seiner Rettungshubschrauber beschäftigt, und neben kleineren Segelflugvereinen ist auch die Fliegereinheit der benachbarten Bundespolizei hier beheimatet.

Wir wandern an dem Zaun zu unserer Rechten entlang und schwenken hinter einem rot-weißen Absperrpfosten nach links auf einen Trampelpfad. Vor einem Fußballplatz halten wir uns abermals links, gehen an einigen Obstbäumen vorbei und wenden uns erneut nach links, um die Landebahnen des Flugplatzes zu passieren. An einer Parkbank folgen wir rechts der Radwegbeschilderung nach Hangelar und biegen an der ersten Möglichkeit in die Klosterstraße ein. Bei Haus Nummer 5 wenden wir uns nach rechts und nutzen neben diesem Wohnhaus den schmalen Fußgängerweg Am Heitmannsgäßchen. An der Ampelkreuzung in der Arnold-Janssen-Straße trennen sich unsere Wege. Nach rechts führt die Straße zur Haltestelle Sankt Augustin Markt.

Zum Parkplatz der Asta folgen wir dem Weg zu Beginn der Routenbeschreibung.

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


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