Wir wandern auf einem schmalen Pfad durch eine wunderbare und die fast schon unberührte Landschaft eines Naturschutzgebietes. Das Fernglas kann nicht schaden, wenn wir nach Durchquerung des Tals in die Ferne bis nach Koblenz blicken und eine wunderbare Aussicht genießen wollen. Zum Abschluss der Wanderung durchqueren wir wieder einen urwüchsigen Wald und erfreuen uns über den Anblick des pittoresken Städtchens Altwied.
Pkw/Parken: Parkplatz in Altwied, Im Wiedtal (GPS: 50.482811, 7.468373)
ÖPNV: Ab Neuwied Bahnhof mit der Buslinie 137 bis Neuwied, Burg (GPS: 50.482647, 7.468631)
Rundweg: Ca. 10 Kilometer/2,5–3 Stunden
Streckenprofil: Überwiegend schmale Pfade
Einkehr: Das Steakhaus, Wiedtal 62, 56567 Neuwied-Altwied, Tel. (0 26 31) 95 75 95, www.das-steakhaus-altwied.de (GPS: 50.482661, 7.467987)
Am Wegesrand: Altwied mit Burg (GPS: 50.483241, 7.466925); Naturschutzgebiet Auf der Haardt (GPS: 50.47948, 7.471141); Skischanze (GPS: 50.477158, 7.444062); Schloss Monrepos mit Museum für die Archäologie des Eiszeitalters, 56567 Neuwied, Tel. (0 26 31) 9 77 20, http://web.rgzm.de/37.html(GPS: 50.481152, 7.443429); Wied (GPS: 50.482142, 7.470337); Schutzhütte (GPS: 50.47836, 7.470369); Schutzhütte (GPS: 50.471436, 7.461206)
Wichtiger Hinweis: Der Inhalt dieses Artikels stammt aus meinem nicht mehr erhältlichen Reiseführer über Wanderungen in und um Koblenz. Die meisten Informationen werden daher veraltet sein und dieser Artikel kann nur als grobe Richtschnur dienen.
Mit der Burg Altwied, dem Stammsitz der Fürstenfamilie Wied, im Rücken verlassen wir die Haltestelle am Parkplatz und wandern die Hauptstraße ein kurzes Stück hinab. Hinter einer Baumreihe bringt uns eine steinerne Brücke über den schmalen Fluss Wied.
Früher war die Wied ein Grenzfluss zwischen den Bistümern Köln und Trier. Heute fließt sie komplett auf rheinland-pfälzischem Gebiet und legt dabei 102 Kilometer zurück. Ihre Quelle befindet sich am Ortsrand von Linden, einer kleinen Gemeinde im Westerwald, sie durchquert den Naturpark Rhein-Westerwald und mündet bei Neuwied in den Rhein. Lange Abschnitte der Wied sind bei Kanuten und Ruderern eine beliebte Wasserstraße, schiffbar ist sie aber nur auf den letzten 500 Metern. Der Wiedwanderweg folgt der gesamten Flusslänge, berührt mehrmals den Westerwaldsteig und schließt an den Rheinsteig an.
Auf der anderen Flussseite folgen wir dem asphaltierten Weg nach links durch eine Rechtskurve, die uns an den letzten Häusern von Altwied vorbei führt, und wir betreten das Naturschutzgebiet Auf der Haardt.
Das Naturschutzgebiet Auf der Haardt erstreckt sich südlich von Altwied bis zum Moorbach am Ufer der Wied und auf einem breiten Geländesporn. Es ist geprägt von weiten Streuobstwiesen und Halbtrockenrasen, welche in früheren Zeiten als Heuwiesen genutzt wurden. Bei den Obstbäumen überwiegen die Apfelbäume, die zwischen 40 und 80 Jahren alt sind, daneben wachsen Birnbäume und dazwischen ist immer mal wieder ein Walnussbaum zu finden. An den Wegen des 1997 eingerichteten Naturschutzgebietes trifft man auf Holunderbüsche und Haselsträucher. Lediglich die steile Hanglage nach Altwied hin ist mit einem dichten Wald aus Eichen und Hainbuchen bewachsen, und an den feuchten Ufern von Wied und Moorbach gedeihen Erlen und Weiden. Totholz liegt quer im Moorbachtal, Efeu wächst an Stämmen empor und dichtes Buschwerk will den Weg versperren, doch das ist gewollt: Der Wald des Naturschutzgebietes wird nicht „aufgeräumt“ und erhält dadurch vielen bedrohten Tierarten ihren Lebensraum.
Wir schauen in das grüne Wiedtal hinab, wandern sanft bergan und an einer Gabelung nach rechts. Obstbäume säumen unseren Weg, und eine hölzerne Schutzhütte wird zu einem gemütlichen Picknickplatz. Nach einer genussvollen Pause setzen wir unseren Weg an der Schutzhütte vorbei und über ein im Boden eingelassenes Wildgitter hinweg in einem dichten Wald fort. Immer wieder weichen die Bäume Streuobstwiesen, die vor allem Insekten als Nahrungslieferanten dienen. Dann bleiben wir im dichter werdenden Wald und lauschen dem Rauschen des schmalen Moorbachs, der sich zu unserer Linken seinen Weg durch eine enge Schlucht bahnt.
An umgestürzten und der Natur überlassenen Bäumen gehen wir vorbei oder steigen drüber hinweg und folgen dem einsamen Pfad. Das dichte Laub über uns, die hohen Wände der Schlucht sowie die scheinbar undurchdringliche Vegetation erinnern uns an eine Expedition durch unerforschte Urwälder. Doch nach einiger Zeit stoßen wir auf einen breiten Waldweg, wenden uns nach links und folgen seiner weiten Linkskurve bergauf. Der Weg geht zunächst in einen wurzeligen Pfad unter hohen Nadelbäumen über und führt uns wenig später über eine Wiese. Während das Gras an unseren Waden kitzelt, und wir einigen Brennnesseln ausweichen, wandern wir stets aufwärts in ein Wäldchen hinein. Doch schon bald haben wir auf unserem Feldweg zur Linken eine herrliche Aussicht über Niederbieber hinweg bis zum Sendeturm von Koblenz. Wir können nur ahnen, dass sich durch die Senke zwischen dem Fernsehturm und uns der Rhein und die Mosel fließen.
Wir kommen an einem Hochsitz und an Weiden vorbei, und am Wegesrand begleiten uns Obstbäume. In sanften Kurven wandern wir auf einem zweispurigen Feldweg bis zu einer Sitzbank an einer kleinen Straße. Wir beachten die Straße nicht, sondern biegen scharf rechts ab und gewinnen an einem Zaun entlang über mehrere Holzbohlen an Höhe. Ein grasiger Weg führt uns geradeaus zwischen Streuobstwiesen bergauf und wenig später wieder in einen Wald hinein. Schon nach kurzer Zeit erreichen wir eine Schutzhütte, von der aus wir einen herrlichen Ausblick auf Segendorf haben.
Anschließend gehen wir rechts an der Schutzhütte vorbei und wenden uns oberhalb der Hütte in einen schmalen Weg nach rechts. Er führt uns durch einen Eichenwald, wo uns Tafeln über den Lebensraum Wald informieren. Nach einer Sitzbank biegen wir links ab, wandern auf dem aufwärts führenden Weg am Waldrand entlang bis zu einer Straße, wo bereits zwei liebevoll geschnitzte Wanderfiguren auf uns warten. Wir queren die Straße, bleiben geradeaus auf dem Feldweg, der uns in einen lichten Wald bringt. Auf dem kurvigen Weg durch den Forst folgen wir der Ausschilderung zum Schloss Monrepos und genießen die wohltuende Ruhe. Unser Weg durch den naturbelassenen Wald steigt sanft an, und dann stehen wir am Waldrand plötzlich überrascht an einer Skihütte mit einer dazugehörigen Skischanze.
Alpine Skifahrt am Mittelrhein? Warum nicht, der Ski-Club Monrepos macht es möglich. Gegründet wurde er 1958, und schon ein Jahr darauf folgte der Bau der kleinen Skischanze. Später kamen noch die Skihütte sowie eine Flutlichtanlage hinzu. Heute hat der Ski-Club 400 Mitglieder, die sich nicht nur in den Wintermonaten treffen, um auf Skiern über die Schanze zu springen oder in den nahen Wäldern Langlauf zu betreiben, sondern in den schneefreien Monaten sich zu Wanderungen und zahlreichen weiteren Freizeitaktivitäten zusammenfinden.
Wir steigen die Stufen zur Skihütte hinauf und verlassen diese über die Terrasse nach rechts. Nach einer scharfen Rechtskurve überqueren wir den kleinen Parkplatz des Skiclubs und wandern auf einem breiten Waldweg an Häusern entlang zu einer Straße, die uns nach links bergauf zu einer Sitzbank bringt. An einer Gabelung bleiben wir rechts und erreichen nach kurzer Zeit das ehemalige Schloss Monrepos, welches das Museum für die Archäologie des Eiszeitalters beherbergt.
Mitte des 18. Jahrhunderts fand Graf Alexander von Wied-Neuwied hier „seine Ruhe“ und nannte das barocke Fürstenschloss, das er sich als Sommersitz erbauen ließ – vornehm französisch – Monrepos. Sein Enkel Prinz Maximilian Alexander Philipp, Entdecker und berühmt geworden durch wissenschaftliche Reisen nach Amerika, pflanzte im Schlosspark zahlreiche exotische Pflanzen, die er von seinen Reisen mitbrachte; einige von ihnen können wir heute noch bestaunen. Auf Schloss Monrepos wurde 1843 die Ururenkelin von Graf Alexander geboren, welche durch Heirat zur Königin von Rumänien wurde, wo sie auch verstarb und begraben liegt. Heute beherbergt das Schloss das Museum für die Archäologie des Eiszeitalters und nimmt uns mit auf eine interessante Reise durch die Zeit, als Wälder noch nicht bewirtschaftet wurden und Mammuts durch die Landschaft zogen.
Nach einer ausgiebigen Erkundung des Museums bestaunen vor dem Schloss den imponierenden Mammutbaum, der als Naturdenkmal ausgezeichnet ist und uns sehr klein erscheinen lässt. Hinter dem stattlichen Baum gehen wir wieder in den Wald hinein. An einer T-Kreuzung biegen wir nach links ab und bleiben noch eine kurze Zeit im Mischwald. Am Waldrand wenden wir uns an der ersten Möglichkeit nach rechts, und eine Allee von mächtigen Kastanienbäumen bringt uns wieder in einen Wald hinein, wo wir uns an einer Gabelung für den linken Weg entscheiden. Nach rund 400 Metern, in einer Rechtskurve, biegen wir jedoch scharf links auf einen etwas zugewachsenen Weg ab. Auf diesem von der Natur immer stärker bedrängten, aber gut erkennbaren Weg wandern wir durch eine weite Rechtskurve deutlich bergab, bis uns ein Zaun den Weg versperrt. Am Zaun wenden wir uns nach rechts und ein sehr enger Pfad bringt uns zu einem asphaltierten Weg hinab, an dem wir wieder auf die Wied treffen. Geradeaus gehend, erreichen wir nach kurzer Zeit eine Brücke, die uns nach links über den Fluss in den malerischen Neuwieder Ortsteil Altwied führt. An einem historischen Rundturm schwenken wir in die Burgtorstraße ein. Wir spazieren an hübschen Fachwerkhäusern unterhalb der Burgruine Altwied und an der spätgotischen St. Antoniuskapelle im Ortskern vorbei zum steinernen Haupttor, hinter dem wir nicht nur auf unseren Ausgangspunkt, sondern auch auf das Restaurant Das Steakhaus stoßen.
Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.
Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.
Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.
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