Wandern im Koblenzer Stadtwald

Hohe Buchen und Fichten säumen unseren Weg, wenn wir auf einem interessanten geologischen Lehrpfad durch den Koblenzer Stadtwald wandern. Auf ruhigen Wegen passieren wir das höchstgelegene Bauwerk der Stadt, den Sendeturm Koblenz, und erreichen einen Aussichtspunkt, von dem aus wir nicht nur ganz Koblenz, sondern auch das Rheintal überblicken können. Zwei Schutzhütten laden uns zu entspannenden Pausen ein, in denen wir den beruhigenden Tönen des Waldes lauschen können.

Pkw/Parken: Wanderparkplatz am Forsthaus Kühkopf, Römerstraße, Koblenz (GPS: 50.318244, 7.566205)
ÖPNV: Ab Koblenz Brüderhaus mit dem Bus 621 bis Koblenz Kühkopf. (GPS: 50.320323, 7.563137).Dort rund 200 Meter zu Fuß auf dem Waldweg der Beschilderung zum Forsthaus Kühkopf folgen
Rundweg: Ca. 8 Kilometer/2–2,5 Stunden
Streckenprofil: Überwiegend breite Waldwege, stellenweise schmale Schotterpfade
Einkehr: Forsthaus Kühkopf, 56075 Koblenz, Tel. (02 61) 5 41 55, www.forsthaus-kuehkopf.de (GPS:50.317966, 7.565819)
Am Wegesrand: Geologischer Wanderweg; Grabhügelgruppe (GPS: 50.30759, 7.56342);Kühkopf; Fernmeldeturm Koblenz (GPS: 50.309337, 7.569149); Aussichtspunkt (GPS: 50.318662, 7.58462); Aufschluss

Am Parkplatz liebäugeln wir mit der Einkehrmöglichkeit im Forsthaus Kühkopf, wandern aber am Forsthaus und seinen kleinen Schafweiden vorbei und wenden uns nach rechts. Wir folgen der Ausschilderung des Geologischen Wanderwegs halblinks. Auf dem weichen Waldboden wandern wir, bis wir uns an einer Kreuzung nach links wenden. Mit einer leichten Steigung beginnen wir unsere Wanderung durch den Koblenzer Stadtwald zum Kühkopf.

Auf 382 Meter Höhe erhebt sich die Kühkopf genannte Bergkuppe genau zwischen Mosel und Rhein. So werden Koblenzbesucher aus Richtung Süden immer über den Kühkopf in die Stadt gelangen, sofern sie nicht einen der beiden Flüsse überqueren. Dominiert wird die Kuppe von einem dichten Buchenwald, der zugleich Teil des Koblenzer Stadtwaldes ist. Der geologische Unterbau aus Sandsteinsedimenten aus dem Devon ist hier von Quarzit überlagert, das der Erosion trotzte und daher heute als Berg aus dem Umland herausragt. Viele Bergkuppen im Hunsrück sind solche sogenannte Härtlinge.

Wir kommen mitten im Wald mit dem dichten Unterholz an eine Kreuzung und halten uns rechts. An einer T-Kreuzung erfahren wir an einer Informationstafel Interessantes über die Beschaffenheit des Waldbodens und biegen links ab. Unser von Birken, Buchen und Eichen gesäumter Weg bringt uns zu einer Hinweistafel über eine Grabhügelgruppe. Dank dieser Information können nun auch wir Laien die kleinen Hügel erahnen, die vermutlich aus der vorrömischen Eisenzeit stammen.

Nur wenig später wenden wir uns vor einer Sitzbank, welche uns Zeit zum Verschnaufen lässt, nach links und passieren eine rot-weiße Schranke, hinter der wir auf eine schmale Asphaltstraße treffen. Wir folgen der Ausschilderung des Geologischen Wanderwegs und erblicken zwischen den aufragenden Stämmen der Nadelbäume ein ganz anderes Objekt, welches in den Himmel ragt: den imposanten Fernmeldeturm Koblenz.

Wie eine riesige Nadelspitze ragt der Fernmeldeturm Koblenz aus dem dichten Wald mitten auf der flachen Gipfelkuppe des Kühkopfs. Mit 260 Metern Höhe wirkt der Turm nicht nur gigantisch, sondern ist es auch. Nur zwei Bauwerke in Rheinland-Pfalz sind größer als der Koblenzer Sendeturm – ebenfalls Sendemasten. Errichtet wurde der Turm Mitte der 1970er Jahre, damals als Richtfunkantenne für Telefon- und Datenverbindungen sowie für Fernsehübertragungen. Seitdem sind neue Techniken hinzugekommen, und der Turm ist auch Standort für Mobilfunkantennen, überträgt Digitalradio und versorgt die Koblenzer Region via DVB-T mit Fernsehsignalen. Hierfür wurde 2008 eine neue Antenne aufgesetzt, die den Turm um beinahe sechs Meter wachsen ließ.

An der Zufahrt zum Sendeturm wandern wir vorbei und erreichen eine weitere Hinweistafel. Sie informiert uns über die verschiedenen Gesteinsarten des Hunsrücks, wie zum Beispiel den Tonschiefer und den Quarzitsandstein, ein durch Kieselsäure verfestigter Sandstein, der kein echter Quarzit ist. An der Tafel passieren wir die rot-weiße Schranke und wandern auf dem Waldweg im Schatten des hohen Sendeturms. Bei einer Winterwanderung warnen uns Alarmsignale vor Schnee- und Eisschlag, der vom Turm ausgeht.

Wir biegen gleich an der ersten Möglichkeit nach links ab, und lassen den Turm hinter uns. Nun gesellen sich zu den Schildern des Geologischen Wanderwegs noch die des Europäischen Fernwanderwegs Nummer 8, der in Irland beginnt und zurzeit an der polnisch-ukrainischen Grenze endet. Geplant ist seine Ausschilderung bis in das türkische Istanbul, wo der Wanderer dann fast 4.400 Kilometer zurückgelegt haben wird.

So weit wollen wir nicht gehen und bleiben auf unserer kleinen Runde durch den Koblenzer Stadtwald. Wir wandern mit einem großen Linksbogen weiter bis zu einer T-Kreuzung, an der wir rechts abbiegen. Schon nach wenigen Augenblicken tauchen zu unserer Rechten eine kleine Schutzhütte und ein Picknickplatz auf, die uns zu einer kleinen Pause einladen. Eine weitere Tafel informiert uns über das Klima und über die Gewässer der Region. Wir biegen rechts auf eine schmale Asphaltstraße ab, schwenken aber sofort nach links an einer rot-weißen Schranke vorbei. Wir wandern weiter durch den Wald, wo sich über unseren Köpfen die Vögel miteinander unterhalten, und wenden uns an einer Gabelung rechts.

An der folgenden Kreuzung lernen wir einiges über die Geologie zwischen Rhein und Mosel sowie über die unvorstellbar lange Dauer ihrer Entstehung und bleiben auf einem schmalen Pfad noch immer geradeaus. Im leichten Auf und Ab führt uns der Weg über eine Kreuzung hinweg und an einer Gabelung nach rechts. Schon bald erreichen wir eine T-Kreuzung, an der wir nach links abbiegen und einen steilen, aber kurzen Aufstieg bewältigen. Vermutlich ein Grenzstein mit der Aufschrift 1899 und 1926 liegt an unseren Weg zum wunderbaren Aussichtspunkt Dommelberg.

Eine hölzerne Schutzhütte und zwei Sitzbänke bieten sich an, unseren Blick über die Festung Ehrenbreitstein hinweg bis weit in den Westerwald hinein schweifen zu lassen. Am Aussichtspunkt führt uns ein schmaler kurviger Weg leicht bergab und durch den dichten Forst. Einige Zeit genießen wir die entspannende Stille der Natur, bis wir nach einigen Windungen des Wegs an einem geologischen Aufschluss stehen. Wie durch ein Fenster können wir in den Berg hineinschauen und erkennen Gesteinsschichtungen vom Sedimentgestein bis zum harten Quarzit. Bald darauf erreichen wir eine große Kreuzung, an der wir halblinks auf einem schmalen Schotterpfad der Ausschilderung des Geologischen Wanderwegs folgen. Eichen, Fichten und Buchen wechseln sich ab, während uns der wurzelige Weg mit sanften Steigungen und Gefällen durch die frische Waldluft bis zur bekannten Kreuzung am Forsthaus Kühkopf bringt. Wer nicht zu Beginn der Wanderung einkehrte, hat nun die Gelegenheit, bei einer leckeren Speise die Waldwanderung gedanklich Revue passieren zu lassen.

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


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