Wandern bei Düsseldorf – Unterwegs in Neuss

Im Westen von Neuss
Entlang von Spargelfeldern und napoleonischen Bauten

Pkw/Parken: Parkstreifen in der Straße Eselspfad, Neuss (nicht vor dem Haupteingang)
ÖPNV: Buslinie 849 ab Neuss-Hbf. bis zur Haltestelle Neuer Friedhof
Rundweg: Ca. 11 Kilometer/2,5–3 Stunden
Streckenprofil: Überwiegend landwirtschaftliche, asphaltierte Nutzwege. Im Stadtwald auch Schotterwege
Einkehr: leider keine Einkehrmöglichkeit
Am Wegesrand: Kamberger Hof; Nordkanal

Diese ebene Tour durch eine flache Landschaft hat den Vorteil, dass weite Ausblicke bis zum Horizont zu genießen sind, ohne schweißtreibenden Berge zu erklimmen. Wir wandern zwischen weiten Feldern, in denen vorsichtig der Spargel sprießt und später aus der Erde schaut. Sie werden abgelöst von einem Schatten spendenden Wald, der uns mit breiten und angenehmen Wegen empfängt und sich harmonisch am Ufer des ruhigen Nordkanals erhebt.

Der Neusser Eselspfad ist kein einfacher Trampelpfad, wie der Name vermuten lassen könnte, sondern eine ausgewachsene Straße, die zwischen den beiden Bereichen des Hauptfriedhofes verläuft und auch von Nutzern des ÖPNV angesteuert wird. So bietet sich der Eselspfad als idealer Ausgangspunkt für diese Wanderung an. Wir folgen dem gepflasterten Weg, der nach einiger Zeit in einen Schotterweg mündet. Auf diesem von Bäumen und Feldern begleiteten Weg, gehen wir ein gutes Stück und beobachten dabei das gemütliche Treiben in dem Wohnviertel zu unserer Linken und halten Ausschau nach Reihern und Hasen, die sich rechts von uns auf den Feldern tummeln, bis wir auf die 4-spurige, quer verlaufende Hauptstraße treffen. Wir wenden uns nach rechts, passieren das Ortsausgangsschild von Neuss und unterqueren die Autobahn 57. Geradeaus sanft bergan steigend, lassen wir das Rauschen der Autobahn hinter uns, bis wir linker Hand die Mülldeponie sehen. Dort biegen wir rechts ab und befinden uns nun auf einem auch als Wanderweg A 5 gekennzeichneten Weg zwischen den Feldern. Schon nach kurzer Zeit erblicken wir den einsam gelegenen Kamberger Hof.

Der Kamberger Hof wurde in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts erstmalig erwähnt und hat seitdem mehrmals den Besitzer gewechselt. Das schwärzeste Jahr in der Geschichte der Anlage war 1651, als sämtliche Hofgebäude niederbrannten.
Seit 1918 ist der Hof im Besitz der Familie Hoerdemann, die ihn zu einem Pferdezuchtbetrieb ausbaute. Neben der Zucht widmet man sich auch der Ausbildung von Sportpferden.

Wir gehen am Hof und einem Wegekreuz zu unserer Linken vorbei. Wir wandern auf dem landwirtschaftlichen Weg und lassen unsere Blicke über die weiten Felder rund um uns schweifen. An einer T-Kreuzung wenden wir uns nach links und folgen dem Verlauf des Weges. Vor uns am Horizont erkennen wir den Kirchturm von Grefrath und weitaus auffälliger links davon die Neusser Skihalle.

Es ist Mitte August, wir wandern bei 29 °C im kurzärmeligen T-Shirt zwischen den Feldern in der niederrheinischen Region – und nur wenige hundert Meter von uns entfernt wedeln Wintersportfreunde auf Skiern die schneebehangene Piste hinab. Sind dies schon sonnenbedingte Halluzinationen? Nein, die Rede ist von der Neusser Skihalle, die im Januar 2001 eröffnet wurde und damals die erste in Deutschland war. Ob diese Art von Freizeitgestaltung ökologisch sinnvoll ist, kann diskutiert werden. Die Neusser Skihalle indes, bietet neben der Skiabfahrt und dem Rodelvergnügen eine Skischule, Snowboardkurse und natürlich alpenländische Gastronomie, sodass auch die Après-Ski-Kultur nicht zu kurz kommt.

Unser asphaltierter Weg macht eine weite Rechtskurve und führt uns dabei an zahlreichen Spargelfeldern vorbei. Erkennbar sind sie an den kleinen Erdwällen, die je nach Jahreszeit mit schwarzer Folie bedeckt sind oder aus denen das Spargelgrün herausragt. Es dauert nur kurz, bis wir auf dem schattenlosen Weg das Gut Hellenbroich erreichen. Das Gut mit seinen frei stehenden Gebäuden beherbergt einen Weinhandel mit Köstlichkeiten aus Portugal. Nur wenig später durchwandern wir geradeaus eine kleine Wohnsiedlung und stoßen auf die viel befahrene Rheydter Straße. Wir überqueren sie an der Ampel, gehen dann geradeaus den leicht ansteigenden Weg zwischen den Leitplanken hinauf, wo wir auch die Bahngleise überqueren. Es folgt eine Streuobstwiese, an der uns Informationstafeln Interessantes über die Bedeutung verraten und erklären, dass auch die herabgefallenen und verfaulenden Früchte wichtig sind, weil sie zahlreichen Insekten Nahrung bieten. Nur wenige Meter entfernt lebt ein ganzes Volk Insekten hier, wie wir am Bienenstock erkennen können. Linker Hand erkennen wir eine Baumschule eines örtlichen Gartencenters und verlassen an der ersten Gelegenheit, die nach links führt, den Wanderweg A 5. Wir wandern zwischen den jungen Bäumchen, die später im Gartencenter verkauft werden, hindurch, biegen aber schon an der nächsten Möglichkeit nach rechts ab und folgen einem zwar löchrigen, aber breiten Weg zwischen weiteren Anpflanzungen verschiedener Bäumchen bis zur Straße Auf dem Berg.

Wir bleiben geradeaus und zwischen Äckern, um uns am Ende des Wegs nach rechts zu wenden. Unter Hochspannungsmasten führt uns der Weg leicht bergauf und mit einer Brücke über die Autobahn 57 hinweg. Am Ende der Brücke, wenn die Straße eine leichte Rechtskurve macht, biegen wir nach links in ein ruhiges Wohnviertel ein. An der Straße Auf der Heide wenden wir uns nach links und erreichen kurz vor einem Bahnübergang zwei Zugänge zum Neusser Stadtwald. Beide Wege verlaufen beinahe parallel zueinander. Der erste Pfad befindet sich jedoch mehr im Waldinneren und passiert das dortige Wasserwerk, während der zweite Weg direkt am Nordkanal entlang führt.

Rhein und Maas fließen beide nordwärts und treffen sich im Rheindelta auf niederländischem Boden. Bereits in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts begann man mit dem Bau eines schiffbaren Wasserweges, der die beiden Ströme zwischen Venlo und Rheinberg verbinden sollte, doch er wurde nie fertiggestellt. Nachdem Napoleon die Rheingebiete erobert hatte, begann auch er mit dem Bau eines Kanals, um so Einfluss auf die holländischen Häfen zu gewinnen. So wurde im Sommer 1809 in Neuss der Grundstein für einen 16 Meter breiten und 2,60 Meter tiefen Kanal gelegt. Geplant war eine Länge von 53 Kilometern. Doch schon ein Jahr später wurde Holland mit Frankreich vereinigt, Napoleon hatte nun die Kontrolle über die dortigen Seehäfen und die Arbeiten wurden eingestellt, obwohl schon ein Drittel des geplanten Kanals fertig war. Nach Beendigung der französischen Besatzung konnten die bereits verwertbaren Abschnitte von den Preußen genutzt werden. Heute verläuft an der Stelle des Kanals und der nie fertig gestellten Abschnitte ein Fahrradweg, welcher dem ursprünglich geplanten Gesamtverlauf folgt.

Da sich beide Wege nach rund 500 Metern treffen, ist es unerheblich auf welchem man wandert. Doch dort, wo sie sich begegnen, an einer Sitzbank, zweigt unser weiterer Weg in den lauschigen Wald ab und führt uns damit auch vom Kanal weg. In einer weiten Rechtskurve, biegen wir aber an der ersten Möglichkeit nach links ab und gelangen nach einer erneuten Kurve an eine T-Kreuzung. Wir wenden uns auf dem Schotterweg nach links und passieren mehrere Absperrpfosten. Ein Asphaltweg bringt uns nun in südlicher Richtung schon bald aus dem Stadtwald hinaus. Rechter Hand können wir möglicherweise Hunde beim Herumtollen oder beim Training beobachten. Auf dem einen Hundeplatz Schäferhunde, auf dem anderen kräftige Boxer. Immer geradeaus wandernd, grüßen uns die letzten Felder, bevor wir die Bahngleise überschreiten und kurz darauf die Rheydter Straße überqueren. Auch hier gehen wir geradeaus und befinden uns vor dem Haupteingang des Hauptfriedhofes wieder. Nun gehen wir nur noch in den Eselpfad hinein und lassen auf den letzten Metern unsere interessante und schöne Wanderung gedanklich noch einmal Revue passieren.

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


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