Wandern bei Düsseldorf – Uedesheimer Rheinbogen

Das Naturschutzgebiet Uedesheimer Rheinbogen
@Obelix: Und die Römer spinnen doch nicht

Pkw/Parken: Parkplatz an der Endhaltestelle der Buslinie 851 in der Rheinfährstraße, Neuss-Uedesheim
ÖPNV: Ab Neuss-Hbf. mit der Buslinie 851 bis zur Endhaltestelle Deichstraße
Rundweg: Ca. 10,5 Kilometer/2,5–3 Stunden
Streckenprofil: In den Rheinauen schmale, ausgetretene Pfade. Sonst auf asphaltierten, landwirtschaftlichen Nutzwegen
Einkehr: Zurzeit keine Einkehrmöglichkeit. Bei Drucklegung dieses Buches stand noch kein neuer Besitzer für das ehemalige Restaurant Rheinterrasse am Deichtor fest
Am Wegesrand: Rheinfähre; Naturschutzgebiet Uedesheimer Rheinbogen; Römischer Wachturm; Miliarium

Auf schmalen Pfaden wandeln wir durch ein Schutzgebiet innerhalb einer Rheinschlinge, in der sich eine artenreiche Vielfalt an Flora und Fauna entwickelt hat. Schmetterlinge flattern über hohes Gras, während uns Reiher aus sicherer Entfernung bei der Wanderung beobachten. Nach ornithologischen Erkundungen treiben wir durch die Zeit und wandern auf dem berühmten Limes, wo wir auf Wachtürme und Meilensteine der Römer treffen.

Wir wandern vom kleinen Parkplatz an der Bushaltestelle Deichstraße in Richtung Deich. Das vor uns liegende Hochwasserschutztor werden wir erst am Ende unserer Route durchwandern. Zunächst jedoch halten wir uns vor dem Deich links und gehen an dem aufgestellten Anker ein kurzes Stück hinauf auf die Deichkrone. Damit haben wir einen ersten schönen Blick auf den Rhein, der von rechts und damit von Süden kommend vor uns entlang fließt. Am Ufer sehen wir den Fähranleger der Rheinfähre Uedesheim-Himmelgeist.

Die Rheinfähre zwischen Neuss-Uedesheim und Düsseldorf-Himmelgeist verkehrt täglich bis in die frühen Abendstunden, wobei es keine festen Abfahrtszeiten gibt. Wenn die Fährbesatzung jemanden am Ufer sieht, so wird man abgeholt, vorausgesetzt der Verkehr der Berufsschifffahrt lässt das in diesem Augenblick zu. Das Schiff Michaela II wurde 1993 in der Niederlande gebaut und bringt es im stillen Wasser auf eine Geschwindigkeit von rund 8 Knoten, das entspricht 15 km/h.

Wir wandern auf dem gepflasterten Deichweg und können vor uns am Horizont schon die Fleher Rheinbrücke (siehe Route 14, S. XX) ausmachen, die wir noch unterqueren werden. Dafür biegen wir schon an der ersten Kreuzung vor dem Schild Landschaftsschutzgebiet nach rechts ab. Der unbefestigte Weg führt uns mit einer Linkskurve an mehreren Feuchtbiotopen und Nasswiesen vorbei, bis wir in Ufernähe im Naturschutzgebiet Uedesheimer Rheinbogen sind.

Das Naturschutzgebiet Uedesheimer Rheinbogen ist eine Auenlandschaft, überwiegend geprägt von Grünland mit seinen Glatthaferwiesen und herrlichen Weichholzauenwälder am Flussufer. Diese können den häufigen Überflutungen durch den Rhein standhalten. Zwischendurch sind immer wieder kleinere Gebüsche und Kopfweiden, die in früheren Zeiten wirtschaftlich genutzt wurden, zu sehen. Die besondere Flora ist Lebensraum verschiedener selten gewordener Lebewesen. So hat der Feldgrashüpfer hier den einzigen linksrheinischen Standort in Nordrhein-Westfalen, und der Schmetterling Dunkler Wiesenknopf-Ameisenbläuling findet in diesem Landstrich eine ideale Heimstätte. Doch auch der Gartenrotschwanz, welcher 2011 den Titel Vogel des Jahres trug, zieht in der ruhigen und unverbauten Auenlandschaft seine Brut auf.

Wir passieren den Rheinstromkilometer 731, wandern auf einem schmalen Trampelpfad und haben nicht nur die Fleher Brücke halblinks vor uns, sondern auf der anderen Rheinseite auch den Düsseldorfer Fernsehturm fest im Blick. Letzterer scheint aus dem nahe gelegenen Wald herauszuwachsen, doch zwischen uns und ihm liegen rund fünf Kilometer.

Der Düsseldorfer Fernsehturm, auch Rheinturm genannt, ist mit rund 240 Metern das höchste Bauwerk der Stadt und gehört zu den zehn höchsten Fernsehtürmen Deutschlands. Der so genannte Turmkorb besteht aus mehreren Etagen, die zwar überwiegend für den Sendebetrieb genutzt werden, aber auch eine offene Aussichtsplattform, eine Cafeteria und ein Drehrestaurant finden noch Platz. Erwähnenswert ist die Küche, die sich aus Platzgründen rund 170 Meter weiter unten im Keller des Bauwerks befindet. Eine Lichtinstallation an der Außenseite des Turmschaftes zeigt die Uhrzeit an und erlangte somit als größte Digitaluhr der Welt einen Eintrag in das Guinnessbuch der Rekorde. Der im Jahr 1982 eingeweihte Turm stand noch ziemlich alleine am rechten Rheinufer, inzwischen hat sich dort nicht nur der Landtag neu angesiedelt.

Doch wir wandern weiter durch die grünen Rheinauen, spüren die vom Fluss aufsteigende feuchtere Luft auf unserer Haut, bis wir nach kurzer Zeit direkt vor dem ypsilonförmigen Pylon der Fleher Brücke stehen. Wir unterqueren das mächtige Bauwerk und wandern auf dem breiten Schotterweg halblinks geradeaus. Dieser wird zunächst zu einem Feldweg und mündet wenig später in einen quer verlaufenden asphaltierten Weg. Wir folgen ihm nach rechts parallel zum Rheinufer und schauen dabei zu, wie sich das weiche Holz der Weiden und Pappeln im Wind wiegt. Auf der gegenüberliegenden Rheinseite erkennen wir die St. Dionysiuskirche im Düsseldorfer Ortsteil Volmerswerth.

Nach einer leichten Linkskurve erreichen wir eine T-Kreuzung, an der wir links abbiegen und dem leicht ansteigenden Weg hinauf zur Straße folgen. Parallel zur Straße wandern wir dann auf einem geschotterten Pfad vor den Häusern weiter. Das Ortsausgangsschild weist uns darauf hin, dass wir eben den Neusser Stadtteil Grimingshausen verlassen haben,während rechts am Horizont ein Industriegebiet im Neusser Ortsteil Denkum zu sehen ist. Wenig später aber erhebt zu unserer Linken ein römischer Wachturm.

Der römische Wachturm ist selbstverständlich nur ein Nachbau, welcher auf Veranlassung des Historikers Peter Veiser errichtet wurde. Doch nicht weit vom heutigen Standort fand man um das Jahr 1900 Fundamente eines Wachturms. Mit seinem quadratischen Grundriss von 5 mal 5 Meter war er – so wie ein heute nicht mehr vorhandenes nahe gelegenes Kleinkastell – Teil des Niedergermanischen Limes, bei dem es sich um eine Flussgrenze handelte und der nicht mit dem bekannteren Limes-Grenzwall verwechselt werden darf. Der Niedergermanische Limes war Grenzverlauf zwischen den römischen Provinzen Germania Inferior (Niedergermanien, westlich des Rheins) und Magna Germania (Großes Germanien, östlich des Rheins und nördlich der Donau bis zur Elbe).

Unser Weg führt uns entlang weniger Bäume, zwischen denen wir den Blick über die Auenlandschaft am ehemaligen Limes streifen lassen, bis wir auf ein weiteres Relikt aus der Römerzeit treffen, ein Miliarium.

Ein Miliarium ist eine ehemalige Distanzsäule an den Straßen des ehemaligen Römischen Reiches und somit ein Vorläufer der heutigen Kilometersteine. Das hiesige Miliarium war ein relativ kleiner Stein, denn manche von ihnen erreichten ein Höhe von bis zu 3 Meter und waren daher weithin sichtbar. Die Entfernungsangaben auf den Steinen waren in römischen Meilen angegeben, etwas weniger als eineinhalb Kilometer.

Wir passieren das Miliarium und gehen durch das kleine Wäldchen weiter, bis wir rechts vor uns einen Betriebshof sehen. Vor diesem wenden wir uns nach rechts, überqueren die Straße und wandern nun geradeaus zwischen den Feldern. An der zweiten Wegekreuzung, vor einem Wald, wenden wir uns nach links und folgen dem gepflasterten Weg bis zur Brücke, auf der wir die Autobahn 46 überqueren. Wir erkennen am rechten Horizont das Autobahnkreuz Neuss-Süd und schauen den Fahrzeugen hinterher, die in die andere Richtung fahren und in wenigen Augenblicken über die Fleher Brücke Düsseldorf erreichen werden. Nach der Brücke wandern wir zwischen Äckern hinab bis zu einer Kreuzung, an der die Autobahn nur noch ein fernes Rauschen ist und wir erneut nach links abbiegen. Unser Weg führt uns an den hohen Hecken der Kleingartenkolonie Zur Sonnenblume entlang.

Auf der Macherscheider Straße wenden wir uns vor dem Portal zu einem Friedhof nach rechts und wandern an einigen Wohnhäusern von Uedesheim vorbei. An einer Ampelkreuzung bleiben wir geradeaus, die Jugendherberge lassen wir rechts liegen und gehen in die Sackgasse hinein. Vor dem Haus Nummer 140 entscheiden wir uns für den linken Weg und kommen so nach wenigen Metern wieder zum Rhein. Nun folgen wir wieder dem Rheinufer, oder – wie wir erfahren haben – dem Verlauf des Niedergermanischen Limes, winken den Kapitänen auf ihren Frachtschiffen zu. Durch das eingangs erwähnte Deichtor zu unserer Linken verabschieden wir uns vom Rhein und stehen wieder an unserem Ausgangspunkt, dem Parkplatz an der Endhaltestelle.

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


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