Wandern bei Düsseldorf – die Meerbuscher Rheinauen

An den Meerbuscher Rheinauen
Im Landeanflug über Vater Rhein

Pkw/Parken: Großparkplatz am Niederkasseler Deich, Düsseldorf-Lörick
ÖPNV: Ab Düsseldorf-Hbf. mit einer der U-Bahnlinien 70, 74, 75, 76 oder 77 bis Belsenplatz. Von dort mit dem Bus bis zur Haltestelle Strandbad Lörick
Rundweg: Ca. 9 Kilometer/2–2,5 Stunden
Streckenprofil: Ausschließlich befestigte Wege, für Kinderwagen und Fahrräder geeignet
Einkehr: Landhaus Mönchenwerth, Niederlöricker Straße 56, 40667 Meerbusch, Tel. (0 21 32) 75 76 50, www.moenchenwerth.de (Mo. geschl.); Restaurant Landsknecht, Poststraße 70, 40667 Meerbusch-Büderich, Tel.: (0 21 32) 13 78 20, www.landsknecht.de
Am Wegesrand: Rheinkilometer; Joseph-Beuys-Denkmal; Naturschutzgebiet Ilvericher Altrheinschlinge; Skulpturenpark

Nicht nur spannende Geschichten von einer Skulptur am Rheinufer, sondern ganze rätselhaft erscheinende Skulpturenfelder erwarten uns auf dieser linksrheinischen Wanderung zwischen dem Düsseldorfer Stadtteil Lörick und einer Altrheinschlinge. Neben den Kunst- und Naturfreunden kommen auch die Technikbegeisterten auf ihre Kosten, wenn die landenden Flugzeuge nur noch wenige Meter über ihren Köpfen hinwegdüsen, um kurz darauf rechtsrheinisch aufzusetzen.

Wir verlassen den Parkplatz an der Haltestelle Strandbad Lörick und lassen die Hauptstraße hinter uns. Ein Trampelpfad bringt uns auf den Niederkasseler Deich, wo wir uns nach links wenden und als Erstes das Gebäude der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) passieren.

Über eine halbe Million Menschen sind Mitglied in der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG), die 1913 gegründet wurde, nachdem in Binz auf Rügen ein Steg einstürzte und 17 Menschen in der Ostsee ertranken. Der Fokus der Gesellschaft liegt dabei darauf, Menschen vor dem Ertrinkungstod zu bewahren. Die DLRG ist überwiegend an den deutschen Küsten und an Binnengewässern und Schwimmbädern zu finden ist. Sie darf jedoch nicht mit der DGzRS, der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger, auch Seenotretter genannt, verwechselt werden. Die DLRG arbeitet mit Schwimmunterricht und Tauchkursen auch bei der Prävention mit und führt im Rahmen des Katastrophenschutzes Wasserrettungen durch.

Wir wandern am Düsseldorfer Schwimmclub und Yachtclub Lörick vorbei und können zwischen den Gebäuden einen Blick auf die Esprit-Arena und das Düsseldorfer Messegelände werfen, die sich auf der anderen Rheinseite befinden.

Wir folgen der Beschilderung zur ehemaligen Fähre und verlassen den Deich nach rechts. Dabei passieren wir einen Campingplatz in einer weiten Rechtskurve, bis wir an einem einstigen Anlegeplatz der Rheinfähre ankommen. Dabei handelt es sich um eine sogenannte Natorampe, die im Verteidigungsfall als Ersatzübergangsstelle der militärischen Nutzung dienen sollte. Mit ihr erreichen wir den Rheinkilometer 749, wie uns die übergroße Anzeigetafel verrät.

1320 Kilometer ist der Rhein lang – gewesen. Bis Bruno Kremer, Biologe an der Universität Köln nachmaß und feststelle, dass das nicht stimmen kann. Denn bis in die 1960er-Jahre war immer die Rede von 1230 Kilometern zwischen der Quelle in den schweizerischen Alpen und der Mündung in die Nordsee. Kremer kam zum Schluss, dass die größere Kilometerangabe vermutlich nur durch falsches Abschreiben, möglicherweise einen Zahlendreher, entstanden sei. Die Kilometrierung betrifft dies jedoch nicht, denn diese beginnt ohnehin erst ab dem schiffbaren Rhein bei Konstanz am Bodensee. Nach jedem Kilometer befinden sich große Hinweistafeln auf beiden Rheinseiten, die dem Schiffer Auskunft über die zurückgelegte Strecke geben. Die 500-Metermarke wird mit einem schwarzen Kreuz auf weißem Grund dargestellt, dazwischen wurden jeweils im Abstand von einhundert Metern weiße Betonpfähle in das Rheinufer gerammt. Westlich von Hoek van Holland in der Niederlande endet die Zählung bei Kilometer 1036,20, wo der Rhein mit dem Namen Waal in die Nordsee mündet.

Am Anlegeplatz wenden wir uns nach links, wandern nun auf dem asphaltierten Pfad gen Norden und lauschen dabei dem Plätschern des Rheins und dem Kreischen der Möwen, die im Uferbereich auf Nahrungssuche sind. Es dauert nicht lange, bis wir zu unserer Linken einen steinernen Kopf in Übergröße sehen. Der von Anatol Herzfeld geschaffene Kopf blickt auf den Rhein und ist dem Künstler Joseph Beuys gewidmet ist.

So richtig wollte den Beuys-Kopf keiner haben, außer seinem Schöpfer, dem Künstler Anatol Herzfeld. Der Schüler des Krefelder Künstlers Joseph Beuys schuf zu Ehren seines Lehrers einen übergroßen Beton-Kopf. Aufgestellt werden sollte die 3 Meter hohe Skulptur in Düsseldorf, doch der Kunstbeirat der Stadt wollte das Werk schlicht nicht haben. Die Gemeinde Meerbusch auf der anderen Rheinseite zeigte schon ein wenig mehr Interesse. Einig wurde man sich nun mit diesem Grundstück, das der Stadt Düsseldorf gehört, aber Teil von Meerbusch ist. So sind nach dieser Posse alle zufrieden: Der Kopf steht zwar in Meerbusch, aber auf Düsseldorfer Grund, und auch der Künstler Anatol kann nicht klagen, schaut doch seine Figur nun auf die Stelle des Rheins, wo Anatol und Beuys 1973 den Fluss im Rahmen einer künstlerischen Protestaktion auf einem Einbaum überquerten.

Unsere Wanderung führt uns weiter, am Fähranleger Mönchenwerth mit seinem Restaurant Landhaus Mönchenwerth vorbei. Dabei sehen wir an den landenden Flugzeugen vor uns, dass wir der Einflugschneise des Flughafens auf der anderen Rheinseite immer näher kommen. Doch nicht nur der Flugverkehr verdient unsere Aufmerksamkeit, auch auf dem Rhein herrscht reges Treiben, wenn die Frachtschiffe stampfend gegen die Strömung ankämpfen und ihre Last zu ihrem Zielort bringen. Zunächst verläuft der Weg noch durch die Rheinauen, nach einiger Zeit schwenkt er jedoch etwas nach links und führt uns auf den Rheindeich. Hier können wir auf einer der Sitzbänke eine kleine Pause einlegen und das Treiben auf dem Rhein und am Himmel beobachten.

Auf der Deichkrone wandern wir, bis wir zu unserer Linken einen Parkplatz erkennen. Wir verabschieden uns von Vater Rhein und steigen über eine Treppe zum Parkplatz hinab, hinter dem das Naturschutzgebiet Ilvericher Altrheinschlinge.

Der Meerbuscher Ortsteil ist Namensgeber für die Ilvericher Altrheinschlinge, einem verlandeten Altarm des Rheins. Sie ist Brut- und Rastgebiet für zahlreiche Vogelarten, darunter auch seltene oder gefährdete Vögel wie das Braunkehlchen. Die feuchten Brachflächen und die Reste alter Auwälder und Bruchwälder sind als Naturschutzgebiet ausgewiesen, aber einige Abschnitte dürfen trotzdem landwirtschaftlich genutzt werden.

Wir wenden uns noch vor dem Parkplatz nach links und gehen für rund 400 Metern der wenig befahrenen Straße entlang. Auch hier beobachten wir wieder, wie Piloten ihr Arbeitsgerät sicher landen, doch sollten wir auch die natürlichen Flieger beachten: Reiher recken ihre langen Schnäbel in die Höhe, und bunte Buchfinken verlassen eilig den Weg, wenn wir uns nähern. Noch vor dem vor uns liegenden Haus, zweigt rechts ein asphaltierter landwirtschaftlicher Nutzweg ab, dem wir fortan zwischen den Feldern ein gutes Stück folgen. In einer weiten Linkskurve führt er uns zu einer T-Kreuzung, an der wir links abbiegen, um an der nächsten Möglichkeit nach rechts zu wandern. Zu unserer linken sehen wir plötzlich eine eingezäunte Ansammlung Steinen, in unterschiedlichsten Formen bearbeitet. Es handelt sich um den Skulpturenpark des Büdericher Bildhauers Oveis Saheb, der bereits seit vielen Jahren an diesem Projekt arbeitet, welches an die südenglische Steinsetzung Stonehenge erinnert, jedoch nur aus privatem Interesse vom Künstler geschaffen wurde.

Am Meerbuscher Stonehenge vorbei wandernd, erreichen wir nach kurzer Zeit den Ortsteil Büderich und gehen an der dortigen Stadtbahnhaltestelle, die sich gegenüber dem Restaurant Landsknecht befindet (BP mit Route 5), geradeaus. Wir folgen der Niederlöricker Straße auf dem rechtsseitigen Bürgersteig, bis wir auf den wenig befahrenen Lettweg nach rechts abbiegen. Der Lettweg geht in einen Feldweg über, welcher sich unterhalb einer Telefonleitung gabelt. Wir entscheiden uns für den linken Pfad, der uns, fernab von Bebauung und lauten Straßen, an einem Zaun entlang zur Oberlöricker Straße bringt. Dort biegen wir rechts ab und passieren das Ortseingangsschild von Düsseldorf-Lörick. Wir bleiben geradeaus und kommen am Mahnmal zu Ehren gefallener Soldaten vorbei. Kurz darauf erkennen wir linker Hand den Parkplatz, queren ihn und erreichen unseren Ausgangspunkt, die Haltestelle Strandbad Lörick.

Michael Moll

Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.

Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.

Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.


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