Sanft plätschern Bäche neben uns, wenn wir uns auf den geruhsamen Weg machen, den Kuckucksberg und den Pedel zu umrunden. Dem Hillscheider Bach folgt der Hirzbach, der wiederum vom Feisternachtbach abgelöst wird. Diese zarten Wasserläufe haben über Jahrmillionen enge Schluchtentäler geschaffen. Es erwartet uns eine herrliche Wanderung durch die besondere Atmosphäre dieser Waldschluchten. Aber auch ein Blick zurück auf die Zeit der Römer und die Kannenbäcker machen die Tour interessant.
Pkw/Parken: Wanderparkplatz an der Hillscheider Straße zwischen Vallendar und Hillscheid (GPS: 50.40462, 7.645622)
ÖPNV: Mit der Buslinie 465 ab Vallendar Bf. bis Vallendar, Schönstatt Forellenhof (GPS: 50.404182, 7.647983).Von dort rund 100 Meter zurück zum Wanderparkplatz in der Kurve
Rundweg: Ca. 11,5 Kilometer/2–2,5 Stunden
Streckenprofil: Überwiegend breite Waldwege
Einkehr: Restaurant Bembermühle, Bembermühle 3, 56023 Höhr-Grenzhausen, Tel. (0 26 24) 61 10, www.bembermuehle.de (GPS: 50.419251, 7.668647)
Am Wegesrand: Forellenhof (GPS: 50.40235, 7.651395);Hillscheider Bach; Hirzbachtal; Kuckucksberg; Westerwald; Wasserwerk (GPS: 50.413345, 7.667488); Kannenbäckerland; Feisternachtbachtal
Wichtiger Hinweis: Der Inhalt dieses Artikels stammt aus meinem nicht mehr erhältlichen Reiseführer über Wanderungen in und um Koblenz. Die meisten Informationen werden daher veraltet sein und dieser Artikel kann nur als grobe Richtschnur dienen.
Wir beginnen unsere Wanderung am Parkplatz mit der Überquerung der Straße, folgen ihr wenige Meter hinab und biegen sogleich rechts auf einen breiten Waldweg ein. Wir überqueren den Hillscheider Bach und folgen seinem sanften Plätschern durch das Tal. Wir kommen schon bald zum Forellenhof mit seinen Fischteichen und genießen die Idylle der Natur, die uns umgibt, während sich zu unserer Linken die Südflanke des Pedels erhebt. Lange haben wir Zeit, den Alltag hinter uns zu lassen und uns der Natur zu widmen, während wir oberhalb des Baches durch einen schönen Mischwald wandern. Wir erreichen am Ende des kühlen Tals eine Kläranlage, wenden uns vor ihr nach links und überqueren im Talgrund den Hillscheider Bach sowie die Landstraße. Wir folgen nun in Serpentinen dem Hirzbach, der sich hier mit dem Hillscheider Bach vereinigt, in das bewaldete Tal hinein. Entlang der steilen Flanke des Kuckucksbergs tauchen wir tiefer in den Westerwald ein.
„O du schöner Westerwald; über deine Höhen pfeift der Wind so kalt; jedoch der kleinste Sonnenschein; dringt tief ins Herz hinein“. Diesen Refrain des 1936 entstandenen Westerwaldliedes singt man nicht nur in der Region, sondern machte den Westerwald auch über seine Grenzen hinaus bekannter. Doch der Westerwald ist kein reiner Wald, sondern ein Mittelgebirge in Rheinland-Pfalz, das aber auch nach Hessen und Nordrhein-Westfalen hinein reicht. Abgegrenzt wird der Westerwald in Ost-West-Richtung von Dill und Rhein und in Nord-Süd-Ausrichtung von Sieg und Lahn. Naturräumlich wird unterschieden zwischen dem Hohen Westerwald, der mit der 656 Metern hohen Fuchskaute den höchsten Gipfel besitzt, dem Oberwesterwald mit seiner Westerwälder Seenplatte und dem Niederwesterwald, in dem wir uns gerade befinden. Gerade hier in den Waldschluchten des Niederwesterwaldes pfeift jedoch der Wind nicht so kalt und trifft die Sonne nicht immer den Grund.
Mit dem Westerwaldlied auf unseren Lippen wandern wir weiter. Anfangs steigt unser Weg in dem alten Hochwaldes des schmalen Tals sanft an, doch wenn wir nach einiger Zeit in einer Linkskurve das Hirzbachtal verlassen, überwinden wir einen steileren Aufstiegauf 284 Meter und haben damit fast den Gipfel des hohen Kuckucksbergs erreicht. Mächtige Nadelbäume begleiten unseren Weg, bis wir an einer T-Kreuzung nach links abbiegen und uns schon an der nächsten Möglichkeit wieder nach links wenden. Sicher führt uns dann die Ausschilderung des Traumpfades durch die sogenannte Buchenkathedrale. Die uralten Buchen wuchsen im Laufe der Jahre ungehindert, begünstigt durch das besondere Mikroklima und die forstwirtschaftlich unrentable Lage in den Schluchtentälern. Staunend betrachten wir die majestätischen Baumriesen und vergessen dabei nicht, noch zweimal rechts abzubiegen, bevor wir die flachen Hänge des Kuckucksbergs verlassen und mit einer Serpentine in das Feisternachtbachtal hinab steigen. Hinter einem kleinen Wasserwerk begrüßen wir den dritten Bach auf unserer Wanderung, überqueren ihn und halten uns rechts. Im engen Talgrund wandern wir vorerst bachaufwärts bis zur Bembermühle, die uns mit ihrer Gartenterrasse zu einer leckeren Einkehr einlädt.
Frisch gestärkt folgen wir zwischen der Bembermühle und einer kleinen Kapelle weiterhin dem gut ausgeschilderten Traumpfad und tauchen abermals in den Wald ein. Das dichte Blattwerk lässt nur wenige Sonnenstrahlen durch, die aber auf dem Waldboden ein herrliches Lichtspiel bilden. Nach einer weiten Linkskurve treffen wir auf ein Relikt der Römerzeit. Hinweistafeln weisen uns auf den Standort eines Wachturmes des Limes hin. Kurz darauf wenden wir uns nach links auf einen breiten Forstweg, den wir aber schon kurze Zeit später ebenfalls nach links verlassen. Ein wurzeliger Pfad führt uns über eine Straße in das sogenannte Kannenbäckerland.
Das Kannenbäckerland erstreckt sich von der kleinen Westerwaldstadt Wirges bis zum Rhein bei Vallendar. In diesem Raum wurden einst die größten Tonvorkommen Europas gefunden, abgebaut und zu Tonkrügen gebrannt. Diese Vorläufer der heutigen Flaschen, die Kannen, wurden in Öfen „gebacken“. Der Begriff des Kannenbäcker wurde nur sehr regional verwendet, schon im Frankfurter Raum, der von den Kannenbäcker beliefert wurde, hießen sie Dippemacher, im Kölner Raum die Döppesbäcker. Neben der Produktion der später typischen mit blauem Dekor verzierten Krüge und Tonwaren, die meist salzglasiert waren, hat sich auch das Keramikkunsthandwerk in der Region etabliert. Im nahe gelegenen Höhr-Grenzhausen befindet sich nicht nur das Institut für Künstlerische Keramik der Fachhochschule Koblenz, sondern auch das Keramikmuseum Westerwald, welches das Handwerk und Design von Keramik, Glas und Tonprodukten erläutert und darstellt.
Einen weiten Rechtsbogen beschreibt unser Waldweg am Hang des bewaldeten Puschenkopfs hoch über dem Feisternachtbach zum Saustallkopf. Danach führt der Weg nach links steil bergab. Mit mehreren Serpentinen erreichen wir den Talgrund, wo wir zunächst eine kleine Straße und wenig später den Bach überqueren. Wir folgen dem orange leuchtenden Logo des Traumpfades nach einem kurzen sanften Anstieg durch das Tal hinab. An einem kleinen Stausee biegen scharf links ab. Der mittlerweile breite Waldweg führt uns durch den Vallendarer Stadtwald, in dessen Wipfeln der Wind sanft rauscht. Der Westflanke des Pedels entlang wandern wir noch ein gutes Stück durch das sonnenarme, aber dennoch grüne Tal. Denn aufgrund der hohen Luftfeuchtigkeit zeigen die Bäume einen reichen Moos- und Flechtenbewuchs. Der Feisternachtbach fließt beständig etwas unterhalb unseres Wegs entlang, und kurz bevor er dann in den Hillscheider Bach mündet, haben auch wir unseren Ausgangspunkt erreicht.
Hier schreibt Reisejournalist Michael Moll.
Ich bin Autor von mehr als 100 Reiseführern, unter anderem beim National Geographic, und erstelle Artikel in Fachzeitschriften. Außerdem bin ich Betreiber und Besitzer des Wohnmobilstellplatzes am Barockschloss in Nordkirchen im südlichen Münsterland.
Bundesweit halte ich Multimedia-Präsentationen über verschiedene Reisethemen und zu guter Letzt konnte ich einen Fahrradweltrekord für das Guinnessbuch der Rekorde aufstellen.
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